Heimkino-Tipp: „Crocodile Dundee“ / „Crocodile Dundee II“ (1986/1988)

Abenteurer von ‚Down Under‘

Vielleicht muss mensch dabei gewesen sein, um den Impact nachvollziehen zu können, den die Komödie „Crocodile Dundee – Ein Krokodil zum Küssen“ Mitte der 1980er-Jahre weltweit hatte: Laut Wikipedia war und ist der Streifen der bislang erfolgreichste Film in Australien, der bislang erfolgreichste australische Film weltweit, der bislang erfolgreichste nicht-amerikanische in den USA und der zweiterfolgreichste weltweit im Jahr 1986 (nach „Top Gun“). Für Hauptdarsteller/Autor Paul Hogan gab es eine Oscar-Nominierung fürs Drehbuch sowie eine Golden Globe-Auszeichnung als ‚Bester Darsteller‘. Oder anders ausgedrückt: „Crocodile Dundee“ ist ein moderner Klassiker.

Dabei ist der Film, zumindest im Kontext seiner Entstehungszeit, kein typischer Blockbuster: Statt junger Herzensbrecher, fetziger Popmusik, coolen Posen, schnellen Schnitten und reichlich Action (siehe „Top Gun“) kommt der Charmebolzen Mick ‚Crocodile‘ Dundee (Hogan war damals bereits 47 Jahre alt) in dem sehr klassisch inszenierten Streifen lässig angeschlendert, erfreut sein Umfeld mit amüsanten Sprüchen und grüßt selbst Fremde stets mit einem Lächeln. Eine Frohnatur, dessen Optimismus ansteckend ist und mit der mensch gerne Zeit verbringen mag.

So wie die New Yorkerin Sue (Linda Kozlowski, die Hogan ein paar Jahre später auch heiratete), die für ein Porträt des ‚Krokodilbezwingers‘ ins Outback reist, um Mick kennenzulernen. Während einer gemeinsamen Tour fragt sie ihn spontan, ob er nicht mit nach Amerika kommen möchte, um ihm ihre Heimat, die Großstadt, näherzubringen. Mick willigt ein – und erlebt einen Kulturschock.

„Crocodile Dundee“ erzählt im Grunde zweimal eine identische Geschichte: Zunächst das City Girl, welches den australischen ‚Dschungel‘ überleben muss, anschließend der Naturbursche, der den ‚Großstadtdschungel‘ versucht zu verstehen. Während sie in Australien unliebsame Bekanntschaft mit Reptilien macht, muss er sich in New York ein paar Räubern erwehren, die ihn beklauen wollen. Daneben gibt es etliche Culture-Clash-Momente auf beiden Seiten, die die unterschiedlichen Lebensarten mit einem Augenzwinkern auf die Schippe nehmen, aber nie irgendwem wirklich weh tun. Mag dies alles auch harm- und zahnlos wirken, für einen unterhaltsamen Familienfilm ist es genau richtig. Und: Micks unerschütterliche Freundlichkeit gegenüber jedem Menschen wärmt das Herz, sei es eine Putzkraft, ein Wall Street-Broker oder der Hotelpage, dem er aufrichtiges Interesse entgegenbringt.

Die zwei Jahre später entstandene Fortsetzung versucht diese Leichtigkeit zu reproduzieren, was ihr allerdings nicht ganz gelingt. Die Einbettung in eine Story rund um ein Drogenkartell, das mittels Entführung und Mord sein Geschäft schützen will, zündet nicht so wirklich, die behäbige Inszenierung (z.B. viel zu lang laufende Szenen, die problemlos hätten verkürzt werden können) bremst die Geschichte zusätzlich aus. Während hier nun die erste Filmhälfte noch in New York spielt, lockt Mick die bösen Buben im weiteren Verlauf in sein australisches Zuhause, um ihnen dort ein paar Streiche zu spielen. Ein passables Sequel, das jedoch etliche Ideen liegenlässt und noch viel Potenzial gehabt hätte.

Die Neuveröffentlichung beider Filme erfreut nicht nur wegen der sichtbar besseren Bild- und Tonqualität (Dolby Atmos + Dolby Vision), sondern ebenso wegen der Extras: So ist Teil eins eine knapp 90-minütige Doku beigefügt, die die Entstehung, die Realisierung sowie die Nachwirkung der Figur Dundee beleuchtet. Teil zwei bietet zudem ein paar (kurze) Behind-the-scenes Aufnahmen vom Dreh. Einziger Wermutstropfen: Der Erstling liegt hier lediglich im neuen ‚Encore Cut‘ vor, dem zwei Szenen entfernt wurden. Welche dies sind und wie es dazu kam, darüber gibt die wie immer sehr empfehlenswerte Seite Schnittberichte Auskunft. In meinen Augen eine nachvollziehbare Kürzung, jedoch wäre die Zugabe der Szenen im Bonusmaterial für Fans des Originals wünschenswert gewesen. Denn letztendlich ist auch dies ein Zensureingriff (siehe dazu auch die lesenswerten Anmerkungen von Regisseur Peter Faiman und Hauptdarsteller Hogan unter oben verlinkter Seite).

Die Ultra HD-Blu-ray/Blu-ray/DVD bietet die beiden Filme in deutsch synchronisierter und englischer Originalfassung. Deutsche und englische Untertitel sind optional zuschaltbar. Als Bonus gibt es die oben genannte retrospektive Dokumentation in Spielfilmlänge, eine Featurette über das Wiedersehen der Beteiligten Jahre später sowie Trailer. Teil 2 beinhaltet neben Trailern ein paar kurze Szenen von den Dreharbeiten. „Crocodile Dundee“ und „Crocodile Dundee II“ erscheinen bei Winkler Film im Vertrieb von Alive AG und sind seit 13. November 2025 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Rimfire Films Limited/Paramount/Winkler Film)

Heimkino-Tipp: „Together“ (2025)

My Baby belongs to me

Im Jahre 2010 veröffentlichten die Pet Shop Boys den Song „Together“. Dieser enthielt folgende Textzeilen:

Together’s amazing, together we’re blazing

Together we’ll go all the way

Together, I’ll cry with you

Together, I’ll die with you

Together we’ll go all the way


Dies fasst den hier besprochenen, gleichnamigen Film ziemlich treffend zusammen. Denn was einerseits als Liebeserklärung gedeutet werden kann, klingt in anderen Ohren vielleicht wie das komplette Gegenteil. Hingabe ja, aber wie weit sollte diese gehen, gerade in intimen Beziehungen?

Regiedebütant Michael Shanks, der auch das Drehbuch verfasste, hat da seine ganz eigene Sichtweise. In seinem ‚Liebesfilm‘ schickt er ein junges Paar, sie Lehrerin, er ein verpasster Rockstar, in ein schniekes Haus aufs Land, wo sie einen Neuanfang abseits der Großstadt wagen wollen. Zumindest Millie (Alison Brie) möchte das, während ihr Partner Tim (Dave Franco) arg damit hadert, ohne Führerschein fernab seiner Freunde und seiner möglichen Musikerkarriere täglich allein Zuhause in irgendeinem kleinen Kaff sitzen zu müssen, während seine Liebste ziemlich schnell Anschluss unter den KollegInnen ihrer neuen Schule findet. Während eines Wanderausflugs, bei dem sie von sintflutartigem Regen überrascht werden, stürzen Millie und Tim in ein Erdloch. Als sie dem am nächsten Morgen wieder entsteigen können, beginnt Tim sich mehr und mehr zu verändern.

„Together“ ist einer jener Filme, bei denen eine Inhaltsbeschreibung schnell zu viel verraten kann – und somit das wunderbare Erlebnis bei der Erstsichtung zerstört. Daher sei hiermit genug geschrieben zum Verlauf, der etliche überraschende Wendungen bereithält, die jede/r selbst entdecken sollte.

Doch der Streifen punktet nicht nur mit seiner ideenreichen Story: Denn Regisseur/Autor Shanks gelingt es ebenso, seiner Geschichte einen doppelten Boden zu geben, die auf mehreren Leveln bzw. in mehreren Genrearten funktioniert: Als bloßes, überaus spannendes Seherlebnis (Genre: Horror), als darstellerische Tour de Force zum Thema Abhängigkeiten (Genre: Drama) sowie als satirischer Kommentar zu Beziehungen (Genre: Komödie). Mittendrin die – im wahren Leben ebenso liierten – Alison Brie und Dave Franco, von denen ich sehr gern gewusst hätte, wieviele eigene Erfahrungen sie haben einfließen lassen.

„Together“ ist kreativ, überraschend, hervorragend umgesetzt und ein bemerkenswert gelungener Genre-Wanderer. Ob er auch als ‚erstes-Date-Film“ taugt, muss jede/r selbst entscheiden.

Die Blu-ray/DVD bietet den Film in englischer Original- sowie deutscher Synchronsprachfassung. Deutsche Untertitel sind optional vorhanden. Als Bonus gibt es Interviews mit dem Regisseur und den beiden Hauptdarstellern, die jedoch auch einige Making of-Sequenzen enthalten. Zudem sind Trailer vorhanden. „Together – Unzertrennlich“ erscheint bei Leonine Studios und ist seit 14. November 2025 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Leonine Studios)

Heimkino-Tipp: „Dead Bang – Kurzer Prozess“ (1989)

Colorado Burning

Vor allem die 1980er- und frühen 1990er-Jahre waren reich an amerikanischen Actionthrillern, in denen einsam agierende, geschiedene Cops Bösewichte jagen und dabei so ziemlich jede Regel brechen, die es im Polizeidienst zu beachten gilt (u.a. „Die City-Cobra“, „Murphys Gesetz“, „Last Boy Scout“). Im Hollywood der Reagan-Ära waren ‚law and order‘-Typen, die sich eben nicht an Gesetze hielten und ihre Ermittlungen gerne mit Gewalt durchsetzten, die perfekte Prämisse für ordentlich Geballer auf der Leinwand. „Dead Bang“ von John Frankenheimer („French Connection 2“, „Ronin“) ist auf den ersten Blick sicherlich auch diesen Produktionen zuzuordnen. Doch hat der Streifen mehr zu bieten.

Der alkoholkranke, geschiedene L.A.-Ermittler Jerry Beck (Don Johnson) wird am Weihnachtsabend auf den Fall eines Doppelmordes angesetzt: Ein kleiner Laden wurde ausgeraubt, dessen Besitzer erschossen, und kurz darauf ist auch ein Streifenpolizist tot, der den Tatverdächtigen zufällig angetroffen hatte. Bei seinen Recherchen stößt Beck auf eine ganze Reihe von tödlich verlaufenden Überfällen in mehreren Bundesstaaten, die allesamt einem ähnlichen Muster folgen. Trotz einiger bürokratischer Hindernisse, die Beck zunehmend in den Weg gestellt werden, kommt er einer vernetzten Organisation von Rassisten auf die Spur, die offenbar sehr viel Größeres und Weitreichenderes planen, als es selbst das hinzugezogene FBI bisher vermutet.

Anders als der ein Jahr zuvor entstandene und mehrfach Oscar-nominierte (und für die ‚Beste Kamera‘ sogar ausgezeichnete) „Mississippi Burning“, der sich – in anderem zeitlichen Kontext – ebenfalls mit polizeilichen Ermittlungen in einem von Rassenhass geprägten Land beschäftigt, legt „Dead Bang“ den Fokus zunächst sehr viel näher auf den Protagonisten und dessen persönliche Konflikte. Zwar gibt es im gesamten Verlauf immer wieder wohldosierte – und bezogen auf die Stunts beeindruckende – Actionszenen, jedoch entfaltet sich die Story an sich angenehm ruhig. Zudem bleiben einzelne Charaktere lange undurchsichtig, was die Spannungskurve konstant hochhält. Dass „Dead Bang“ mehr sein will, als bloße Unterhaltung, schimmert immer dann durch, wenn sich das Skript von Robert Forster und (dem realen) Jerry Beck den Rechtsextremen widmet, die ihren Schwachsinn sogar religiös zu untermauern versuchen. Leider kratzt „Dead Bang“ jedoch nur an der Oberfläche, sodass die Nazi-Spackos im weiteren Verlauf mehr und mehr zu austauschbaren Bösewichtern werden – und der Film dann doch etwas Potenzial verschenkt.

Darstellerisch gibt’s hingegen nichts zu mäkeln: Don Johnson gelingt es, trotz ähnlichem ‚Berufs‘, seine Figur nicht zur bloßen Kopie von Sonny Crockett zu machen (sein Charakter, den er von 1984 bis 1989 in der Serie „Miami Vice“ verkörperte), Penelope Ann Miller bezaubert in einer kleinen, aber interessanten Nebenrolle, und William Forsythe ist entgegen seiner sonstigen Rollen als (guter?) FBI-Mann besetzt, was seinen Handlungen eine wunderbare Ambivalenz verleiht.

„Dead Bang“ ist ein gelungener, ‚altmodischer‘ Thriller, der zwar ein paar seiner Ansätze ungenutzt lässt, jedoch mehr bietet, als tumbe Ballerei von zeitgleich entstandenen Genre-Vertretern.

P.S.: Das Szenenbild entwarf der legendäre Ken Adams, der für seine wegweisenden Arbeiten u.a. in den James-Bond-Filmen sowie Kubricks „Dr. Strangelove“ und „Barry Lyndon“ bekannt wurde.

Das Mediabook enthält den Film als Blu-ray- und DVD-Version in englischer Original- und deutsch synchronisierter Sprachfassung. Untertitel sind auf deutsch und englisch optional verfügbar. „Dead Bang – Kurzer Prozess“ erscheint bei Plaion Pictures und ist seit 23. Oktober 2025 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Plaion Pictures GmbH)

Heimkino-Tipp: „Ballerina“ (2025)

Girl on Fire

Als 2014 „John Wick“ erstmals über die Kinoleinwände rannte und dabei unzählige Bösewichte zerpflügte, kicherte ich noch über die lächerliche Prämisse, dass ein Mann aufgrund des Todes seines kleinen Hundes derart Amok läuft. Doch da die Geschichte ohnehin nur als Vorwand für großartig inszenierte Konfrontationen diente, um Genre-Fans zu begeistern, war dieses Manko schnell vergessen. Zumal auch die drei Fortsetzungen die Ernsthaftigkeit und – zumindest teilweise – beeindruckende Gestaltung der Actionsequenzen fortführten. Inhaltlich war da zwar spätestens nach Teil zwo nix mehr zu holen, aber der Erfolg ließ nicht nach und bereitete so die Bühne für einen Serienableger („The Continental“, u.a. mit Mel Gibson) und nun „Ballerina“, eine Art halb-Prequel, das eine weitere Killerin in den Mittelpunkt stellt, die im John-Wick-Universum ihrem blutigen Handwerk nachgeht.

Verkörpert wird diese Ein-Frau-Armee von Ana de Armas, die sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich sowohl im Programmkino- („Blond“, „Eden“) als auch Blockbuster-Bereich („Blade Runner 2049“, „Knives Out“, „James Bond: Keine Zeit zu sterben“) an die Spitze von Hollywood gespielt hat und zu Recht als eines der momentan größten Talente gilt.

Eve (de Armas) wächst nach der Ermordung ihres Vaters unter der Obhut der Verbrecherorganisation ‚Ruska Roma‘ auf, wo sie zu einer Killerin ausgebildet wird. Obwohl es ihr untersagt wird, nutzt sie ihre dort erlernten Fähigkeiten später dafür, die Mörder ihres Papas zu jagen, die scheinbar im Auftrag eines konkurrierenden Syndikats und dessen Boss (Gabriel Byrne) handelten. Dass dieser Alleingang ihrer Chefin (Anjelica Huston) einen ungewollten Bandenkrieg beschert, juckt Eve zunächst wenig – bis ihr selbst ein Kollege auf den Hals gehetzt wird: John Wick (Keanu Reeves).

Glaubt mensch den diversen Berichten zu den Dreharbeiten, war die Geburt von „Ballerina“ keine einfache: Die von Regisseur Len Wiseman („Stirb langsam 4.0“) eingereichte Schnittfassung fand zunächst keinen guten Anklang, sodass Chad Stahelski, Regisseur und Produzent der vorherigen vier „John Wick“-Filme mit Reeves in der Hauptrolle, einen Großteil der Actionszenen noch einmal selbst nachdrehte und der Film schließlich erst ein Jahr später als ursprünglich geplant fertiggestellt wurde.

Das Ergebnis: „Ballerina“ fügt sich qualitativ nahtlos in die etablierte Filmreihe ein, präsentiert eine charismatische Hauptdarstellerin, eine blattdünne Story, eine coole Optik – und viel viel Action. Im Gegensatz zu „John Wick 4“ diesmal auch wieder ideenreicher was die Locations und vor allem die ‚Hilfsmittel‘ angeht, die die miteinander Kämpfenden nutzen. Höhepunkt: ein Duell, bei dem nicht mit Pistolen, Gewehren, Schwertern oder Messern aufeinander losgegangen wird, sondern mit Flammenwerfern! Trotz des Wissens um digitale Hilfsmittel, die in der heutigen Zeit inzwischen Standard sind, ist dieser Kampf unübersehbar hauptsächlich mit Stuntleuten realisiert worden und nichts weniger als spektakulär.

Ohne „Ballerina“ nur darauf reduzieren zu wollen: Wenn es – neben der Umbesetzung des Hauptcharakters von Mann zu Frau – einen Grund gibt, diesen Film zu schauen, dann ist es dieses Finale. Alles drumherum ist „John Wick“ as usual, von hoher Qualität und unterhaltsam, aber inhaltlich substanzlos. Doch genau das ist es, was die Filmreihe zwar schlicht, aber doch so reizvoll macht: Die Konzentration auf (größtenteils) handgemachte Action, tolle Stunts und einem angenehmen ‚old school‘-Gefühl bei den Zuschauern, die mit übertriebenen, wenig glaubhaften Actionproduktionen wie „Fast & Furious“ oder zuletzt „The Gray Man“ nicht viel anfangen können.

Die 4K UHD/Blu-ray/DVD bietet den Film in englischer Original- sowie deutscher Synchronsprachfassung. Deutsche Untertitel sind optional verfügbar. Als Bonus gibt es diverse Minidokus zu verschiedenen Aspekten der Produktion, gelöschte Szenen und Trailer. „Ballerina: From the World of John Wick“ erscheint bei Leonine Studios und ist seit 26. September 2025 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Leonine)

Heimkino-Tipp: „Islands“ (2025)

Oh Man(n)

Keine eigenen Kinder, keine fordernde Beziehung, keine Verpflichtungen; dazu ein Job auf der immersonnigen Insel Fuerteventura und hin und wieder ein zwangloser One-Night-Stand – der Tennislehrer Tom (Sam Riley) lebt im Paradies. Auch wenn die Hotelanlage, in der er tätig ist, schon etwas heruntergekommen ist und die ewig gleichen inhaltsleeren Gespräche langweilen, die er mit den Touristen führen muss, die ihn für ein paar Tennisstunden buchen: Tom kann machen, was er will und muss sich um nichts sorgen.

Ein wenig unerwartete Abwechslung kehrt jedoch ein, als ihn die hübsche Anne (Stacy Martin) bittet, ihrem siebenjährigen Sohn (Dylan Torrell) ein paar Trainingseinheiten zu geben. Dessen Vater Dave (Jack Farthing) entpuppt sich schnell als ständig nörgelnder Ehemann ohne Feingefühl, der Toms Lebensstil beneidet. Eines Abends überredet Dave seinen neuen ‚besten Kumpel‛, ihn mit in eine Diskothek zu nehmen, wo er sich sogleich an die weiblichen Gäste ranmacht. Am nächsten Morgen aber ist Dave unauffindbar. Die Polizei sorgt sich zunächst wenig, kommt es doch immer wieder vor, dass betrunkene Touristen nach einer durchzechten Nacht erst einmal verschwunden bleiben, nur um später wieder reumütig zu ihren Familien zurückzukehren. Bei Dave geschieht dies allerdings nicht – und Anne verstrickt sich beim polizeilichen Verhör zunehmend in Widersprüche.

Der 1978 im westfälischen Hagen geborene Regisseur und Drehbuchautor Jan-Ole Gerster hat ein talentiertes Händchen dafür, in seinen meist ruhig gehaltenen Filmen („Oh Boy“, „Lara“) mittels Atmosphäre und Unausgesprochenem einen immensen Sog zu erzeugen, mit dem er sein Publikum zu fesseln vermag. Angesiedelt irgendwo zwischen Familiendrama und Thriller, ist „Islands“ gleichzeitig das Porträt eines einsamen Mannes, der in einer (scheinbar) perfekten Welt durch Interaktion mit einer dysfunktionalen Familie nicht nur aus seiner Lethargie hinaus, sondern ebenso in einen Kriminalfall hineingezogen wird, der ihn sukzessive in Schwierigkeiten bringt.

Mit Anleihen bei Hitchcock und immer wieder angedeuteten falschen Fährten verweigert sich „Islands“ jedoch einer konkreten Genre-Zuordnung und ‚plätschert‘ (im positiven Sinne!) dahin, stets mit der Frage spielend: Hat die mysteriöse Schönheit ihren Gatten ermordet? Oder deuten wir, das Publikum, ebenso wie Tom und die Ermittler nur ihr Verhalten falsch? An einem so schönen Ort kann doch nicht ein so hässliches Verbrechen geschehen!

Denn ja, Gerster und sein Kameramann Juan Sarmiento G. nutzen Fuerteventuras Schönheit maximal aus und lullen ihre Zuschauer damit regelrecht ein. Agieren dann auch noch zwei so ansehnliche und wunderbar nuanciert spielende Darsteller vor der Kamera wie Sam Riley und Stacy Martin, ist es schlicht ein Genuss, dieser alle Sinne verführenden Geschichte zu folgen.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in englischer Original- sowie deutscher Synchronsprachfassung. Deutsche Untertitel sind optional zuschaltbar. Als Bonus gibt es Interviews, unkommentierte Aufnahmen vom Dreh und Trailer. „Islands“ erscheint bei Leonine Studios und ist seit 19. September 2025 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Leonine)

Heimkino-Tipp: „Clown in a Cornfield“ (2025)

Blutroter Sirup

Gewöhnlich ist ein Clown im Zirkus anzutreffen, wo er mit Slapstick-Einlagen vor allem junges Publikum zum Lachen bringen soll. Nach den erfolgreichen Horrorfilm-Auftritten von Pennywise („Es“, 1990, 2017, 2019) und Art („Terrifier“, seit 2016) sind die Maskenmänner inzwischen jedoch auch immer häufiger außerhalb ihrer gewohnten Zelt-Umgebung unterwegs und scheinen dabei eine Vorliebe für die blutige Menschenjagd entwickelt zu haben. Nun also in einem Kornfeld.

Dass ein Film mit einer solchen Prämisse, noch dazu mit einem Titel wie diesem, der wenig Raum für Zwischentöne lässt, nicht dazu bestimmt ist, neue Anhänger für ein bereits (scheinbar) totgerittenes Genre zu gewinnen, sollte wenig überraschen. Vielmehr stehen Regisseure von Horrorfilmen, die das ‚Slasher‘-Motiv aufgreifen, vor der Herausforderung, Fans Altes in neuem Gewand unterhaltsam zu präsentieren – und zwar nicht nur in Bezug auf Brutalität.

„Clown in a Cornfield“ von Eli Craig („Tucker & Dale vs Evil“, 2010) gelingt dies zumindest ansatzweise und besser weil temporeicher als zuletzt seinem Namensvetter Eli Roth mit „Thanksgiving“ (2023, Rezi HIER). Craig hält die Exposition seiner Protagonistin Quinn (Katie Douglas) und ihres Umfelds (u.a. Aaron Abrams, Carson MacCormac, Kevin Durand) kurz, etabliert das Setting ausreichend (Neuanfang in Kleinstadt mit traditionsliebenden Einwohnern) und lässt dann den fiesen Clown von der Kette – oder zumindest erweckt er den Anschein. Denn Quinns neue Schulfreunde sind zunächst selbst die Strippenzieher hinter einigen Schreckmomenten, mit denen sie ‚die Neue‘ begrüßen und ihren YouTube-Kanal füllen. Aber wer ist dann der zweite Clown, den Quinn beim Anschauen des gelungenen Videos im Hintergrund stehen sieht?

Es ist nun genau diese Doppeldeutigkeit, aus der „Clown in a Cornfield“ seinen Spaß/seine Spannung zieht: Ist es nur wieder ein Prank oder doch der echte Killer, der da gerade angerannt kommt? Mit diesem Unwissen auch für die ZuschauerInnen schafft es Craig, seinem Film eben jenen neuen Twist zu geben, um aus bekannten Szenen in wahrsten Sinne frisches Blut zu zapfen.

Apropos: Mag es auch blutig hergehen, übertrieben explizit wird es erfreulicherweise nicht. Gleichzeitig macht sich der Film einen Spaß daraus, Generationen-typische Sprache und Macken in schönen kleinen Momenten aufeinander prallen zu lassen, dabei aber keine Seite der Lächerlichkeit preiszugeben. Schön zu sehen, dass es eben auch ohne dümmlich daherredende Dumpfbacken funktioniert, einen zwar nicht anspruchsvollen, aber keinesfalls dämlichen Slasher-Film zu machen.

Die Blu-ray/DVD-Disc bietet den Film in deutscher Synchron- und englischer Originalsprachfassung. Deutsche Untertitel für Hörgeschädigte sind optional vorhanden. Als Extras gibt es Trailer. „Clown in a Cornfield“ ist seit 22. August 2025 auch digital bei Constantin Film im Vertrieb von Highlight/Universal erhältlich. (Packshot + stills: © Constantin Film)

Heimkino-Tipp: „Warfare“ (2025)

No Way Out

Der Brite Alex Garland scheint ein Händchen dafür zu haben, aktuelle Themen stets ein wenig im Voraus erahnen zu können, um dann pünktlich inmitten gesellschaftlicher Diskussionen darüber seine Werke quasi als Argumentationshilfe beisteuern zu können. So geschehen bei „Ex-Machina“ (2014, zum Thema KI), „Men“ (2022, männliches Dominanzdenken) oder zuletzt „Civil War“ (2024) über einen Bürgerkrieg in den USA, ausgelöst von einem Präsidenten, der seine Amtszeit eigenwillig verlängert.

Bei „Warfare“ nun verhält es sich ein wenig anders: Der Film greift ein Ereignis aus dem Jahre 2006 auf, bei dem U.S. Navy SEALS, eine militärische Spezialeinheit der US-Streitkräfte, in einen erbitterten Häuserkampf im Irak verwickelt wurden und nur unter Verlusten teilweise gerettet werden konnten. In Echtzeit erzählt, verweilt die Handlung/Kamera komplett an der Seite der westlichen Soldaten, während ihre Gegner lediglich aus der Entfernung gezeigt werden.

Unabhängig von der Qualität der filmischen Umsetzung bewegen sich solche Werke oftmals auf dem schmalen Grat zwischen Kriegsverherrlichung und dumpfem Patriotismus einerseits und schmerzhafter Abrechnung mit Waffengewalt und Entmenschlichung andererseits. „Warfare“ ist da keine Ausnahme und kann je nach ,Gesinnung’ seines Publikums auf beide Arten gelesen werden: Als Loblied auf Kameradschaft und gegenseitige Unterstützung in lebensgefährlichen Situationen oder als flammender Appell gegen die Überheblichkeit amerikanischer Besatzer, die für ihre Taten bestraft werden. Ganz gleich jedoch, für welche Interpretation mensch sich entscheidet: So nah an der Kriegsrealität waren bisher nur wenige Filme.

Die Truppe um den befehlshabenden Erik (Will Poulter) dringt nachts in ein Wohnhaus zweier irakischer Familien ein und besetzt dieses mit dem Auftrag, Gebäude der Umgebung zu observieren und mögliche Al-Qaida-Kämpfer zu identifizieren. Ihre Anwesenheit bleibt jedoch nicht unbemerkt und schon bald darauf wird das Haus angegriffen. Eine Flucht scheint unmöglich, eine Rettung von Außen ebenso. Während sich die Kämpfe intensivieren, versuchen die Soldaten einen kühlen Kopf zu bewahren – und schlicht zu überleben.

Psychologischer Druck, schmerzhafte Verletzungen, konstanter Gefechtslärm und Schreie, die bis ins Mark gehen: „Warfare“ katapultiert sein Publikum inmitten eines Albtraums. Routinierte Handgriffe der Soldaten geraten aus dem Tritt, die anfängliche Langeweile während der Observierung weicht beständiger Angst, in der nächsten Sekunde zu sterben. Was im Horror- oder Thrillergenre perfekte Zutaten für ein gelungenes Filmerlebnis wären, erweist sich beim quasi-dokumentarischen „Warfare“ als Geschmäckle – denn was hier präsentiert wird, geschieht mit hoher Wahrscheinlichkeit genau in diesem Moment (nicht nur) an den Außengrenzen Europas. Dass der Film zudem die zivile Bevölkerung nur in wenigen Szenen integriert und sich komplett auf das Schicksal der Soldaten fokussiert, hilft ebenso wenig dabei, das klare Anliegen dieses Streifens zu deuten. Denn letztendlich sind die Amerikaner die Besatzer eines fremden Landes, wählen sich gewaltsam ein Mehrfamilienhaus als Operationszentrale aus und nehmen die Gefahr für die irakischen Zivilisten ohne weiteres in Kauf. Dass von deren Besitz und Unterkunft nach 90 Minuten nichts mehr übrig ist, spielt keine Rolle.

Nun halte ich Regisseur Garland für zu intelligent, um lediglich eine Lobhudelei für die Navy SEALS präsentieren zu wollen. Tatsächlich gelingt es durch den begrenzten Handlungsort und das beeindruckende Sounddesign, die Hölle Krieg fühlbar zu machen. Doch wozu? Nichts, was „Warfare“ als Aussage zurücklässt, ist neu. Nichts, was die Kämpfer auf beiden Seiten des Schlachtfelds tun, erweckt Mitgefühl oder Bewunderung. „Das erste Opfer des Krieges ist die Unschuld.“, lautete schon 1986 die Tagline des vierfach mit dem Oscar ausgezeichneten Vietnam-Kriegsfilms „Platoon“. Dem hat auch Garland (und Co-Regisseur Ray Mendoza, auf dessen Erinnerungen der Film basiert) nichts hinzuzufügen. „Das zweite Opfer des Krieges sind die Zivilisten.“, wäre meine Ergänzung. Doch das ist in „Warfare“ nicht von Belang.

So bleibt ein Film zurück, der gleichsam Mutmacher wie Kritiker sein will (oder soll?), technisch herausragend daherkommt und doch keinerlei neue Erkenntnis bringt. Aber das trifft ja auch auf jeden neuen bewaffneten Konflikt zu, den die Bestie Mensch von Zaun bricht.

Die DVD/Blu-ray/4K Ultra HD bietet den Film in englischer Original- sowie deutscher Synchronsprachfassung. Deutsche Untertitel sind optional zuschaltbar. Als Bonus gibt es eine kurze Werbe-Featurette und Trailer. „Warfare“ erscheint bei Leonine und ist seit 1. August 2025 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Leonine)