Heimkino-Tipp: „Smile“ (2022)

Unfinished Business

Welch interessanter Zufall: Schon der zuletzt hier auf dieser Seite besprochene Film, „Men“ von Alex Garland, beschäftigte sich in Form eines Horrorfilms mit der Frage, wie sich traumatische Ereignisse auf die Psyche eines Menschen auswirken können. Garland nutzte diesen Hintergrund für eine entlarvende, überspitzte Darstellung der leider noch immer vorherrschenden, männlichen Dominanz in der Gesellschaft. „Smile“-Regisseur Parker Finn hat zwar Anderes im Sinn, aber trotzdem ein Anliegen, was sein Werk ebenso zu mehr macht, als einen bloßen Grusel-Streifen.

Die überarbeitete Psychiaterin Rose (Sosie Bacon, Tochter des Schauspielerpaars Kevin Bacon und Kyra Sedgwick) muss erleben, wie eine Patientin vor ihren Augen Suizid begeht. Fortan hat die Ärztin zunehmend Probleme, ihren Alltag zu bewältigen, ist schreckhaft, unkonzentriert und wird schließlich von ihrem Chef in den Urlaub geschickt. Doch statt Entspannung zu finden, entgleist Roses’ Leben immer mehr. Schließlich entdeckt sie Hinweise darauf, dass auch anderen Ähnliches widerfahren ist – jedoch mit tödlichem Ausgang.

Schon gleich zu Beginn macht Regisseur und Autor Finn ziemlich deutlich, welche Filme ihn inszenatorisch inspiriert haben: Neben einem Vorspann, der auch musikalisch an den Anfang von „Insidious“ erinnert, scheinen die langsamen Kameraschwenks und das gruselige Platzieren von stillen Beobachtern in weiter Entfernung von „It follows“ entlehnt zu sein. Auch inhaltlich lassen sich zu Letzterem einige Parallelen finden, wie der spätere Storyverlauf zeigt (der jedoch an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden soll, weshalb die „Inhaltsangabe“ hier schon endet).

Bei aller Sorgsamkeit seitens des Spannungsaufbaus und einigen optischen Raffinessen (so steht das Bild hier und da plötzlich kopf), fehlt es „Smile“ allerdings an dem bestimmten Etwas, was beispielsweise „It follows“ so beunruhigend machte. Einige Twists – Stichwort Katze – lassen sich schnell erahnen, Dialoge bieten zu viele Allgemeinplätze, einige Gruselszenen werden mittendrin beendet. Hinzu kommt ein, nennen wir es ‚Gefälle‘, bei den Schauspielern: Während Bacon alias Rose ebenso überzeugt wie die Nebendarsteller in der Eröffnungsszene, die maßgeblich zur Atmosphäre des Films beitragen, so wirken sowohl Kyle Gallner als Polizist und Ex-Freund als auch Jessie T. Usher als Rose’ Verlobter etwas zu explizit in ihren Emotionen.

Nichtsdestotrotz ist „Smile“ zweifellos ein guter Film, der redlich versucht, Grusel und Anspruch unterhaltsam miteinander zu kombinieren. Dafür großen Respekt an Regisseur Finn und seine Mannschaft, auch wenn es zum ganz großen Wurf noch nicht reicht. Aber das kann ja noch kommen.

Die 4K Ultra HD/Blu-ray/DVD-Disc bietet den Film in englischer Original- und deutsch synchronisierter Sprachfassung. Untertitel sind ebenso optional vorhanden. Als Bonus gibt es einen Audiokommentar, ein ausführliches Making of, entfallene Szenen sowie einen Kurzfilm von Regisseur Finn. „Smile – Siehst du es auch?“ erscheint bei Paramount Pictures / Universal und ist seit 15. Dezember 2022 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Paramount Pictures)