Heimkino-Tipp: „Die schwarze Windmühle“ (1974)

Get Tarrant!

Michael Caines Beruf ist Schauspieler. Er arbeitet in diesem Job, um Geld zu verdienen und hat seit seinem Leinwanddebüt in den 1950ern in über 160 Filmen mitgewirkt. Dass dabei nicht alle gelungen sind, daraus macht er selbst keinen Hehl. „Der Weiße Hai IV – Die Abrechnung“ (1987) kommentierte er beispielsweise mit „Ich habe ihn nie gesehen, aber er soll schrecklich sein. Dafür habe ich das Haus gesehen, das ich [mir] davon bauen konnte und es ist großartig.“ Vor allem in den 60ern und 70ern des vergangenen Jahrhunderts war Caine in zig Thrillern zu sehen, von denen einige („Ipcress – Streng geheim“, 1965; „Jack rechnet ab/Get Carter“, 1971) inzwischen als Klassiker gelten. Der 1974 unter der Regie von Don Siegel entstandene „Die schwarze Windmühle“ steht denen in nichts nach.

Caine gibt darin Major John Tarrant, einen britischen Agenten, dessen Sohn entführt wird. Die Kidnapper, so wird aus den telefonischen Verhandlungen schnell klar, scheinen Insiderinformationen zu besitzen, die auch Tarrants Chef Harper (Donald Pleasence) in Bedrängnis bringen. Als dieser sich weigert, auf die Forderungen der Kriminellen einzugehen, riskiert Tarrant fortan alles, um seinen Jungen zurückzubekommen.

Was sich liest wie ein Treatment aus einem Hitchcock-Film (Unschuldiger wird in eine Konspiration verwickelt und muss seine Haut retten), entwickelt sich in den Händen von Genre-Experte Siegel zu einem überaus spannenden, realitätsnahen und wendungsreichen Abenteuer, in dem es weder für den Protagonisten noch für die Zuschauer Zeit zum Durchschnaufen gibt. Das Skript ist – und hier sind wir wieder bei Hitch – eine clevere Verknüpfung von vielen packenden Einzelepisoden, die scheinbar mühelos aufeinander aufbauen und Tarrant zügig von einem Schauplatz zum nächsten befördern. Nicht nachdenken und grübeln heißt hier die Devise, sondern handeln – und zwar schnell.

Als i-Tüpfelchen neben einem wie immer superben Caine hat „Die schwarze Windmühle“ einen Pleasence zu bieten, der seine spleenige Figur mit Strenge und Ticks ausstattet und so für den einen oder anderen Lacher sorgt. Als Bösewicht glänzt zudem der fantastische John Vernon („Topas“), dem in seiner langen Karriere leider nie der Sprung vom Neben- zum Hauptdarsteller gelang.

Formal ist der Streifen unübersehbar ein Kind der 70er und reiht sich optisch und inszenatorisch in den rauen, fast schon dokumentarischen Stil von „French Connection“ (1971) sowie „Dirty Harry“ (1971, ebenfalls Siegel) ein. Ein richtig guter Thriller also, der sämtliche Beteiligten – sowohl vor als auch hinter der Kamera – auf der Höhe ihres Schaffens zeigt. Nimm’ dies, Doppelnull 7!

„Die schwarze Windmühle“ erscheint als Neuauflage in zwei Mediabooks (oben: Covervariante 1, unten: Covervariante 2). Die beiliegenden DVDs/Blu-rays bieten den Film in englischer original und deutsch synchronisierter Sprachfassung. Deutsche und englische Untertitel sind optional zuschaltbar. Als Extras gibt es diverse Interviews (davon ein sehr amüsantes mit Caine aus dem Jahr 2013), Trailer, einen (deutschen) Audiokommentar von Filmhistoriker Mike Siegel sowie eine Bildergalerie. „Die schwarze Windmühle“ erscheint bei Koch Films und ist ab 11. Juni 2020 erhältlich (Packshots + stills: © Koch Films)