Heimkino-Tipp: „Road House“ (1989)

The dancing’s over. Now it gets dirty.

Habe lange Zeit nicht verstanden, warum Patrick Swayze scheinbar ausschließlich für seine Rolle in „Dirty Dancing“ (1987) angehimmelt wurde. Als (männlicher) Teenager mit einem Faible für die Actionfilme der 1980er/frühen ‘90er, kannte ich ihn vornehmlich aus Streifen wie „Red Dawn“ (1984) und „Gefährliche Brandung“ (1991), in denen er überzeugend taffe Dudes verkörperte. „Road House“ schlug in dieselbe Kerbe, insofern waren seine Ausflüge ins Genre der Romanzen (siehe auch „Ghost – Nachricht von Sam“, 1990) für mich eher die Ausnahmen. Erst viel später wurde mir bewusst, welches Risiko der Schauspieler damals kurz nach dem Welterfolg „Dirty Dancing“ einging, als er sich für diesen Klopper entschied: Würden ihm seine (weiblichen) Fans folgen? Wie glaubhaft wäre sein Auftreten gegenüber muskelbepackten bad guys? Würde überhaupt jemand einen Film über den Alltag eines Bar-Rausschmeißers sehen wollen?

Auf dem Papier klingt das auch alles erst mal sehr cheesy: Ein wortkarger Türsteher mit Hochschulabschluss in Philosophie, der von Job zu Job tingelt und eine Affäre mit einer – natürlich alleinlebenden – hübschen Ärztin beginnt, auf die ein alter, geiler, reicher Sack mit Allmachtsfantasien ebenfalls ein Auge geworfen hat, was zwangsläufig zu einer Konfrontation führt? Oh boy ...

Doch der Spaß funktioniert – eben weil er sich nicht allzu ernst nimmt: Swayzes Charakter James Dalton wird regelmäßig wegen seiner geringen Körpergröße aufgezogen, Ben Gazzara als sein Gegenspieler gibt den Bösewicht kongenial irgendwo zwischen Psycho und Witzfigur, und die Actionszenen überzeugen dank ordentlichem Budget. Zudem gibt es abseits der Prügeleien dank love interest Kelly Lynch und einem meist oberkörperfrei rumlaufenden Swayze ausreichend Eye Candy und Romantik für all jene im Publikum, die sich erst nach „Dirty Dancing“ für Swayze begannen zu interessieren.

„Road House“ hebt sich jedoch noch durch eine andere Eigenschaft von den ‚lauten‘ Werken seiner Kollegen Stallone, Schwarzenegger & Co. jener Zeit ab: Statt seine gewaltbereiten und provozierenden Gegner direkt zu konfrontieren, wählt Swayzes Dalton in Konfliktsituationen zunächst entspannte Zurückhaltung. Gewalt wird – zumindest bis zum Finale – stets als Ultima Ratio genutzt. Schusswaffen lässt Dalton gänzlich links liegen und auch jegliches Rumschreien während des Kampfes ist ihm fremd. Mag dies anfangs vielleicht noch verstörend wirken, ist es am Ende vor allem Eines: Cool.

Das fasst Rowdy Herringtons Film eigentlich ganz gut zusammen: Ein cooler Streifen mit wenig Tiefgang, aber doch mehr Substanz als andere Genrevertreter aus jener Ära. In die Kneipe geh ich gerne noch einmal.

Noch ein Satz zur Neuveröffentlichung: Einmal mehr ist dem Anbieter Capelight Pictures eine wunderbare Edition gelungen. Die Extras sind üppig, die Aufmachung der Discmenüs gut umgesetzt und das Mediabook schön gestaltet. Vom Text des Autors Wieland Schwanebeck ganz zu schweigen, der den Film gehaltvoll und informativ betrachtet und das Set toll veredelt.

Die 4K Ultra HD/Blu-ray/DVD-Disc bietet den Film in englischer Original- und deutsch synchronisierter Sprachfassung. Deutsche und englische Untertitel sind optional vorhanden. Als Bonus gibt es ein umfangreiches Making of, Featurettes zu den Stunts, der Musik und Swayzes Vermächtnis, Interviews, Audiokommentare und Trailer. „Road House“ erscheint bei capelight pictures im Vertrieb von Alive AG und ist seit 01. August 2024 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc./capelight pictures)