Gruselkabinett
Als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte, waren neue Filme sehr viel mehr auf gute Vorab-Rezensionen, neugierig machende Teaser und Trailer sowie positive Mundpropaganda angewiesen. Der Trick lag darin, das Interesse des Publikums zu wecken, ohne zu viel zu verraten. Heuer ist so etwas leider kaum noch möglich, besteht doch regelrecht ein (Klick-)Wettbewerb darum, wer als erstes den größten Spoiler einer neuen Serie oder eines Films auf seinem Social Media-Account preisgibt. Umso erfreulicher, dass hin und wieder Ausnahmen gelingen – wie im Falle von „Longlegs“, dem aktuellen Thriller von Osgood Perkins.
USA, Mitte der 1990er: Seit über 30 Jahren ist das FBI auf der Suche nach einem Phantom, das sich ‚Longlegs‘ nennt. Ähnlich dem Zodiac-Killer, der Ende der 1960er-Jahre mehrere Morde verübte, hinterlässt Longlegs kryptisch anmutende Schreiben an den Tatorten, die bisher nicht entschlüsselt werden konnten. Nun soll die junge Nachwuchsagentin Lee (Maika Monroe) ihr Glück an dem Fall versuchen – und entdeckt zur Überraschung ihres Vorgesetzten (Blair Underwood) tatsächlich eine neue Spur: Scheinbar gelingt es Longlegs stets, Väter dazu zu bewegen, ihre Familien zu ermorden, ohne selbst tätig zu werden. Nicht weniger verstörend: Offensichtlich weiß er bereits, dass Lee ihm auf den Fersen ist.
Richtig bedrückend sind Thriller oftmals dann, wenn das Publikum die Ereignisse aus der Sicht der Antagonisten miterleben kann. Regisseur und Autor Osgood Perkins weiß dies sicher ganz genau, war doch sein Vater kein Geringerer als Anthony Perkins, der dank seiner Rolle als Norman Bates in Alfred Hitchocks „Psycho“ (1960) weltweit bekannt wurde. Auch „Longlegs“ präsentiert immer wieder Szenen, die in das Innenleben des Gejagten blicken lassen, was per se schon Unbehagen auslöst. In den Händen eines Schauspielers wie Nicolas Cage potenziert sich das dann noch einmal beträchtlich. Obwohl sein Äußeres über die Hälfte des Films nur schemenhaft erkennbar ist, weiß mensch schon von Beginn an, dass dieser Freak(?) nichts Gutes im Schilde führt. Stimme, Körperhaltung, Sprachmelodie, Kleidung, Gang: Cages’ Longlegs ist ein Gesamtkunstwerk – und natürlich der Star des Films.
Doch nicht allein: Die Figur der Nachwuchsermittlerin Lee ist in ihrer verschlossenen und kommunikationsnegierenden Art ein nicht minder interessanter Charakter, deren Eigenheiten nach und nach begründet, entschlüsselt und von Monroe (der Hauptdarstellerin aus dem grandiosen „It Follows“) bemerkenswert dargestellt werden. Apropos: Kamera, Perspektivenwahl und Sounddesign erinnern ebenso immer wieder an den Horrorfilm von 2014 und zeugen vom großen Stilwillen des Regisseurs.
„Longlegs“ ist – nicht nur aufgrund seiner kantigen Figuren – kein ‚Krimi für nebenbei‘, sondern nimmt sich viel Zeit für die Gestaltung seiner Welt, von Atmosphäre und Handlung. Wer sich darauf einlässt, den erwartet ein wunderbar gruseliges Filmerlebnis, das länger nachwirkt als etliche andere Genre-Vertreter. Die Entscheidung des Verleihs, im Vorfeld statt einer eindeutigen eine auf den Inhalt bezogen eher rätselhafte Promotion zu betreiben und darin u.a. Longlegs’ Aussehen nicht preiszugeben (was die diversen Teaser beweisen), unterstreicht dies gelungen. Ich empfehle sehr, dies vor der Erstsichtung auch so zu belassen.
Die 4K Ultra HD/Blu-ray/DVD bietet den Film in englischer Original- sowie deutscher Synchronsprachfassung. Deutsche und englische Untertitel sind optional vorhanden. Als Bonus gibt es einen Audiokommentar des Regisseurs, Interviews, diverse Teaser und Trailer. „Longlegs“ erscheint bei DCM Film Distribution GmbH im Vertrieb von Leonine und ist seit 29. November 2024 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © DCM/C2 Motion Picture Group LLC)
Liebe Filmfreunde!
Ein halbes Dutzend Kinoneustarts wöchentlich und unzählige Heimkino-Veröffentlichungen machen es heutzutage nicht leicht, „cineastische Perlen“ zu entdecken. Ob Rezensionen da helfen? Ich weiß es nicht, trotzdem will ich hier meinen Senf zum Thema Film & Kino dazugeben, möchte es wagen Neues zu loben, Klassiker zu verdammen, Aktuelles zu verteufeln, Altes zu empfehlen.
Und wer weiß: Vielleicht entdecken Sie so Ihren neuen Lieblingsfilm?
Heimkino-Tipp: „Horizon“ (2024)
Eine amerikanische Saga
Der Kevin und sein Western-Faible: Dass Schauspieler, Regisseur und Oscar-Preisträger Kevin Costner eine Vorliebe für das Cowboy-und-Indianer-Genre hat, ist sicherlich kein Geheimnis. Ob Filme wie „Silverado“ (1985), „Der mit dem Wolf tanzt“ (1990), „Wyatt Earp“ (1994) und „Open Range“ (2003) oder zuletzt sein Mitwirken an der Erfolgsserie „Yellowstone“ (2018-2024) – wenn in Hollywood ein Western gedreht wird, ist der inzwischen 69-Jährige nicht weit. Mit „Horizon“ hat er sich nun einem seiner Herzensprojekte gewidmet.
Angeblich geplant seit den 1980ern, investierte der Star nun 38 Mio. Dollar seines Privatvermögens (hui!), um sein mehrteiliges Epos auf die Leinwand zu bringen. Denn obwohl mit drei Stunden Laufzeit schon beachtlich lang, ist dieser Film nur das erste Kapitel eines vierteiligen Werks, welches Costner über die Besiedlung der „Neuen Welt“ plant. Kapitel zwo ist bereits fertig, der geplante diesjährige Veröffentlichungstermin wurde jedoch aufgrund des enttäuschenden Kino-Einspiels vom Erstling erst einmal verschoben. Aus künstlerischer Sicht natürlich schade, aus Sicht dieses Rezensenten jedoch nachvollziehbar.
Erste Teile einer Reihe haben es per se meist nicht leicht, müssen doch Charaktere vorgestellt, Handlungsstränge eingeführt und Konfliktlinien herausgearbeitet werden. Ersteres gelingt Costner und seinen beiden Co-Autoren Jon Baird und Mark Kasdan noch ganz gut, auch wenn die Stringenz durch manch seltsame Filmschnittentscheidung bzw. Szenenabfolge etwas gestört wird. Hinzu kommen parallel verlaufende Geschichten, die zunächst alle für sich und (bisher) in keinerlei Verbindung zueinander stehen. Auch das ist zunächst akzeptabel. Problematisch wird es dann, wenn Figuren ausführlich vorgestellt, im nächsten Moment aber (scheinbar) komplett aus der Handlung getilgt werden – was wiederum die stolze Laufzeit von drei Stunden erklärt, die sich in Nebenschauplätzen und -konflikten verliert, die im späteren Verlauf nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Aber auch das nur eine Vermutung, da es im Kontext des kompletten Werks möglicherweise Sinn ergibt.
Dem Darstellerensemble ist dies kaum anzulasten, denn das ist, ebenso wie Costner, mit Herz und Motivation bei der Sache (und ihren Figuren): Sienna Miller, Sam Worthington, Danny Huston, Michael Rooker und Luke Wilson sind nur einige von unzähligen Stars, die hier für kurz oder lang durchs Bild huschen und deren Charaktere die Besiedlung des sogenannten Wilden Westens miterleben und -gestalten. Ihnen gegenüber stehen die Ureinwohner, die nicht immer freiwillig und friedlich den Neuankömmlingen Platz machen müssen.
Abseits vom Inhaltlichen sorgen jedoch noch zwei künstlerische Entscheidungen für Verwunderung: Zum einen wählten Regisseur Costner und sein Kameramann J. Michael Muro („L.A. Crash“, 2004) nicht das für Western übliche Breitbild-Seitenverhältnis von 2,35:1, sondern ‚lediglich‘ 1,85:1, was gerade wegen der zahlreichen Landschaftsaufnahmen, wie sie auch „Horizon“ zeigt, seltsam anmutet. Zum anderen endet die eigentliche Handlung sehr unerwartet und der Film wechselt in eine überlange Vorschau auf den nächsten Teil. Ein inhaltlicher ‚Cliffhanger‘ wäre hier passender gewesen, zumal die Vorschau Personen und Aktionen zeigt, die auch nach drei Stunden Laufzeit bisher nicht eingeordnet werden können.
„Horizon“ ist ambitioniert, Star-gespickt und in Ansätzen auch recht spannend. Zum ganz großen Epos reicht es aber noch nicht. Kann ja aber noch kommen.
Die 4K-UHD/Blu-ray/DVD bietet den Film in englischer Original- sowie deutscher Synchronsprachfassung. Deutsche und englische Untertitel sind optional vorhanden. Als Bonus gibt es ein Mini-Promo-Making of, eine Bildergalerie und Trailer. „Horizon – Eine amerikanische Saga“ erscheint bei Tobis im Vertrieb von Leonine Studios und ist seit 29. November 2024 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Tobis/LEONINE Studios)
Der Kevin und sein Western-Faible: Dass Schauspieler, Regisseur und Oscar-Preisträger Kevin Costner eine Vorliebe für das Cowboy-und-Indianer-Genre hat, ist sicherlich kein Geheimnis. Ob Filme wie „Silverado“ (1985), „Der mit dem Wolf tanzt“ (1990), „Wyatt Earp“ (1994) und „Open Range“ (2003) oder zuletzt sein Mitwirken an der Erfolgsserie „Yellowstone“ (2018-2024) – wenn in Hollywood ein Western gedreht wird, ist der inzwischen 69-Jährige nicht weit. Mit „Horizon“ hat er sich nun einem seiner Herzensprojekte gewidmet.
Angeblich geplant seit den 1980ern, investierte der Star nun 38 Mio. Dollar seines Privatvermögens (hui!), um sein mehrteiliges Epos auf die Leinwand zu bringen. Denn obwohl mit drei Stunden Laufzeit schon beachtlich lang, ist dieser Film nur das erste Kapitel eines vierteiligen Werks, welches Costner über die Besiedlung der „Neuen Welt“ plant. Kapitel zwo ist bereits fertig, der geplante diesjährige Veröffentlichungstermin wurde jedoch aufgrund des enttäuschenden Kino-Einspiels vom Erstling erst einmal verschoben. Aus künstlerischer Sicht natürlich schade, aus Sicht dieses Rezensenten jedoch nachvollziehbar.
Erste Teile einer Reihe haben es per se meist nicht leicht, müssen doch Charaktere vorgestellt, Handlungsstränge eingeführt und Konfliktlinien herausgearbeitet werden. Ersteres gelingt Costner und seinen beiden Co-Autoren Jon Baird und Mark Kasdan noch ganz gut, auch wenn die Stringenz durch manch seltsame Filmschnittentscheidung bzw. Szenenabfolge etwas gestört wird. Hinzu kommen parallel verlaufende Geschichten, die zunächst alle für sich und (bisher) in keinerlei Verbindung zueinander stehen. Auch das ist zunächst akzeptabel. Problematisch wird es dann, wenn Figuren ausführlich vorgestellt, im nächsten Moment aber (scheinbar) komplett aus der Handlung getilgt werden – was wiederum die stolze Laufzeit von drei Stunden erklärt, die sich in Nebenschauplätzen und -konflikten verliert, die im späteren Verlauf nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Aber auch das nur eine Vermutung, da es im Kontext des kompletten Werks möglicherweise Sinn ergibt.
Dem Darstellerensemble ist dies kaum anzulasten, denn das ist, ebenso wie Costner, mit Herz und Motivation bei der Sache (und ihren Figuren): Sienna Miller, Sam Worthington, Danny Huston, Michael Rooker und Luke Wilson sind nur einige von unzähligen Stars, die hier für kurz oder lang durchs Bild huschen und deren Charaktere die Besiedlung des sogenannten Wilden Westens miterleben und -gestalten. Ihnen gegenüber stehen die Ureinwohner, die nicht immer freiwillig und friedlich den Neuankömmlingen Platz machen müssen.
Abseits vom Inhaltlichen sorgen jedoch noch zwei künstlerische Entscheidungen für Verwunderung: Zum einen wählten Regisseur Costner und sein Kameramann J. Michael Muro („L.A. Crash“, 2004) nicht das für Western übliche Breitbild-Seitenverhältnis von 2,35:1, sondern ‚lediglich‘ 1,85:1, was gerade wegen der zahlreichen Landschaftsaufnahmen, wie sie auch „Horizon“ zeigt, seltsam anmutet. Zum anderen endet die eigentliche Handlung sehr unerwartet und der Film wechselt in eine überlange Vorschau auf den nächsten Teil. Ein inhaltlicher ‚Cliffhanger‘ wäre hier passender gewesen, zumal die Vorschau Personen und Aktionen zeigt, die auch nach drei Stunden Laufzeit bisher nicht eingeordnet werden können.
„Horizon“ ist ambitioniert, Star-gespickt und in Ansätzen auch recht spannend. Zum ganz großen Epos reicht es aber noch nicht. Kann ja aber noch kommen.
Die 4K-UHD/Blu-ray/DVD bietet den Film in englischer Original- sowie deutscher Synchronsprachfassung. Deutsche und englische Untertitel sind optional vorhanden. Als Bonus gibt es ein Mini-Promo-Making of, eine Bildergalerie und Trailer. „Horizon – Eine amerikanische Saga“ erscheint bei Tobis im Vertrieb von Leonine Studios und ist seit 29. November 2024 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Tobis/LEONINE Studios)
Heimkino-Tipp: „Boneyard“ (2024)
Lethal Boredom
Schauspieler müssen Geld verdienen. Das Agieren vor Publikum resp. der Kamera ist ihr Job und dafür möchten sie entlohnt werden. Deshalb werfe ich keiner/m vor, wenn sie ab und an in B-Movies als Nebendarsteller mitwirken, bei denen sie für wenige Tage Arbeit gut entlohnt werden und vielleicht noch einen Bonus erhalten, wenn sie ihr Gesicht prominent aufs Filmplakat drucken lassen. Pacino tut es, De Niro und Stallone ebenso, Nicolas Cage sowieso. Und auch Oscar-Preisträger Mel Gibson scheint immer mehr Gefallen daran zu finden, wie ein Blick auf seine jüngste Filmografie bestätigt.
Aber puh, manchmal machen es die Stars von einst ihren Fans nicht leicht. „Boneyard“ ist so ein Fall, der seine besten Momente gleich zu Beginn hat – dank eines halbwegs stimmigen Vorspanns, unterlegt mit einem neugierig machenden Song –, kurz danach allerdings die wackelige Handkamera auspackt und mit jeder weiteren Szene tiefer in die Abgründe der semi-professionell inszenierten Langeweile abrutscht. Dass das vorhandene Budget gering war, ist dabei gar nicht problematisch. Es ist vielmehr erschreckend, wie offenkundig Regisseur Asif Akbar schon nach scheinbar fünf Minuten das Interesse an seinem eigenen Film verloren hat und gar nicht erst versucht, auf irgendeine Weise kreativ zu sein. Das zeigt sich auch am Skript, welches er mit zwei weiteren Ideenverweigerern ‚erschaffen‘ hat und das von Klischee-Dialogen nur so strotzt. Ernsthaft: Dieses ‚Werk‘ eignet sich hervorragend für ein Bullshit-Bingo in geselliger Runde, da jeder – wirklich jeder – Satz bereits in hunderten anderen Cop-Thrillern vorkam.
Apropos Cop: Als Polizeichef ist kein geringerer als Curtis „50 Cent“ Jackson zu erleben, was die Casting-Sensation des Jahrzehnts sein dürfte. Nicht nur, dass Mr. Jackson leider immer noch besser rappen als schauspielern kann, nein, mit seiner (realen) Vorgeschichte und seinem öffentlichen ‚Gangster-Image‘ ist er in dieser Rolle maximal unglaubwürdig. Zumal ihm seine Garderobe, eine Uniform, sichtbar zu klein ist. Neben ihm beweist Brian Van Holt in der Hauptrolle eindrucksvoll, wie man 90 Minuten lang in jeder Szene grimmig-nichtssagend dreinschauen kann, während Gibson irgendwo zwischen völlig überzogen und halbseriös seine wenigen Auftritte absolviert.
Aber wovon handelt „Boneyard“ eigentlich? Basierend auf wahren Mordfällen, folgt der Film der Ermittlungsarbeit von Polizei und FBI, während der Täter munter weiter killt. Klingt spannend? Ist es nicht. Vielleicht als ‚guilty pleasure‘ noch erträglich? Nein! Für B-Movie-Fans akzeptabel? Macht euch nicht lächerlich!
Die Blu-ray/DVD bietet den Film in englischer Original- sowie deutscher Synchronsprachfassung. Deutsche Untertitel sind optional verfügbar. Als Bonus gibt es Trailer. „Boneyard“ erscheint bei Leonine Studios und ist seit 8. November 2024 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Leonine/Lionsgate)
Schauspieler müssen Geld verdienen. Das Agieren vor Publikum resp. der Kamera ist ihr Job und dafür möchten sie entlohnt werden. Deshalb werfe ich keiner/m vor, wenn sie ab und an in B-Movies als Nebendarsteller mitwirken, bei denen sie für wenige Tage Arbeit gut entlohnt werden und vielleicht noch einen Bonus erhalten, wenn sie ihr Gesicht prominent aufs Filmplakat drucken lassen. Pacino tut es, De Niro und Stallone ebenso, Nicolas Cage sowieso. Und auch Oscar-Preisträger Mel Gibson scheint immer mehr Gefallen daran zu finden, wie ein Blick auf seine jüngste Filmografie bestätigt.
Aber puh, manchmal machen es die Stars von einst ihren Fans nicht leicht. „Boneyard“ ist so ein Fall, der seine besten Momente gleich zu Beginn hat – dank eines halbwegs stimmigen Vorspanns, unterlegt mit einem neugierig machenden Song –, kurz danach allerdings die wackelige Handkamera auspackt und mit jeder weiteren Szene tiefer in die Abgründe der semi-professionell inszenierten Langeweile abrutscht. Dass das vorhandene Budget gering war, ist dabei gar nicht problematisch. Es ist vielmehr erschreckend, wie offenkundig Regisseur Asif Akbar schon nach scheinbar fünf Minuten das Interesse an seinem eigenen Film verloren hat und gar nicht erst versucht, auf irgendeine Weise kreativ zu sein. Das zeigt sich auch am Skript, welches er mit zwei weiteren Ideenverweigerern ‚erschaffen‘ hat und das von Klischee-Dialogen nur so strotzt. Ernsthaft: Dieses ‚Werk‘ eignet sich hervorragend für ein Bullshit-Bingo in geselliger Runde, da jeder – wirklich jeder – Satz bereits in hunderten anderen Cop-Thrillern vorkam.
Apropos Cop: Als Polizeichef ist kein geringerer als Curtis „50 Cent“ Jackson zu erleben, was die Casting-Sensation des Jahrzehnts sein dürfte. Nicht nur, dass Mr. Jackson leider immer noch besser rappen als schauspielern kann, nein, mit seiner (realen) Vorgeschichte und seinem öffentlichen ‚Gangster-Image‘ ist er in dieser Rolle maximal unglaubwürdig. Zumal ihm seine Garderobe, eine Uniform, sichtbar zu klein ist. Neben ihm beweist Brian Van Holt in der Hauptrolle eindrucksvoll, wie man 90 Minuten lang in jeder Szene grimmig-nichtssagend dreinschauen kann, während Gibson irgendwo zwischen völlig überzogen und halbseriös seine wenigen Auftritte absolviert.
Aber wovon handelt „Boneyard“ eigentlich? Basierend auf wahren Mordfällen, folgt der Film der Ermittlungsarbeit von Polizei und FBI, während der Täter munter weiter killt. Klingt spannend? Ist es nicht. Vielleicht als ‚guilty pleasure‘ noch erträglich? Nein! Für B-Movie-Fans akzeptabel? Macht euch nicht lächerlich!
Die Blu-ray/DVD bietet den Film in englischer Original- sowie deutscher Synchronsprachfassung. Deutsche Untertitel sind optional verfügbar. Als Bonus gibt es Trailer. „Boneyard“ erscheint bei Leonine Studios und ist seit 8. November 2024 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Leonine/Lionsgate)
Heimkino-Tipp: „Kinds of Kindness“ (2024)
Crazy Wild Things
Lust auf Verrücktes? Im Dreierpack? Mit tollen Darstellern, die komische Dinge tun, die wahlweise absurd, schräg, verstörend, beängstigend, amüsant und manchmal sogar berührend sind? Dann dürfte „Kinds of Kindness“, das aktuelle Werk von Yorgos Lanthimos („The Lobster“, „Poor Things“), ein passendes Filmexperiment sein.
In drei Episoden, die auf den ersten Blick inhaltlich nichts miteinander zu tun haben, lässt der bereits fünf Mal für einen Oscar nominierte Regisseur und Co-Drehbuchautor mehrere SchauspielerInnen, u.a. Emma Stone, Jesse Plemons, Willem Dafoe und Margaret Qualley, in verschiedenen Rollen Seltsames mit- und nebeneinander erleben. Was alle drei Geschichten jedoch – neben den Darstellern – gemein haben, ist ihre stets unvorhersehbare Handlung, die an irgendeiner Stelle sexuelle Neigungen thematisiert. Nicht offensichtlich, nicht direkt, sondern beinahe nebensächlich und dabei immer überraschend.
So erzählt die erste Geschichte von einer überaus irritierenden Chef-Angestellten-Beziehung, in der der Vorgesetzte seinem Untergebenen nicht nur den Tagesablauf und das Essen diktiert, sondern ebenso die Häufigkeit des ehelichen Geschlechtsverkehrs. Episode zwei hingegen berichtet von einem Polizisten, dessen Frau nach ihrer Rettung und Rückkehr von einer abgelegenen Insel scheinbar ein komplett anderer Mensch geworden ist, was sich u.a. auch in der Art ihrer Verführungsversuche zeigt. Der finale Teil des mit 164 Minuten nicht unbedingt kurzen Films wiederum gewährt Einblicke in eine Art spiritueller Kommune, deren Mitglieder sich offenbar gern einander hingeben – wenn bestimmte Regeln eingehalten werden.
Um offen zu sein: Ob dieses drei-in-einem-Film-Projekt einer Agenda folgt, etwas über unser (sexuelles) Zusammenleben aussagen soll oder als Fabel für unser gesellschaftliches, ähh, Treiben dient, erschließt sich mir nicht. Wobei ich persönlich ja großer Fan von Werken bin, die sich das Publikum erst selbst erschließen muss. Jedoch ist in „Kinds of Kindness“ das Agieren der Figuren in vielen Situationen zumindest für den Autor dieser Zeilen nicht nachvollziehbar bzw. rational erklärbar, was dem ‚Hineinfühlen‘ mitunter arg im Weg steht. Doch auch das hat seine Fans.
Unbestreitbar hingegen ist die formale Finesse, die Regisseur Lanthimos einmal mehr an den Tag legt: Das Setting ist exquisit, die Kameraperspektiven – oftmals Weitwinkelaufnahmen – eine Augenweide und der Musikeinsatz präzise und atmosphärisch. Optisch und akustisch gibt’s hier also viel zu staunen.
Skurril, fordernd und gleichsam unterhaltend: Wer auf inhaltliche Experimente steht und tollen SchauspielerInnen dabei zusehen möchte, wie sie abstruses Verhalten wie das Normalste der Welt erscheinen lassen, ist bei „Kinds of Kindness“ genau richtig.
Die Blu-ray bietet den Film in englischer Original- sowie deutscher Synchronsprachfassung. Deutsche und englische Untertitel sind (neben anderen) optional vorhanden. Als Bonus gibt es ein Making of und zwei zusätzliche Szenen. „Kinds of Kindness“ erscheint bei Searchlight Pictures/Walt Disney im Vertrieb von Leonine Studios und ist seit 25. Oktober 2024 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Searchlight Pictures/Walt Disney/Leonine)
Lust auf Verrücktes? Im Dreierpack? Mit tollen Darstellern, die komische Dinge tun, die wahlweise absurd, schräg, verstörend, beängstigend, amüsant und manchmal sogar berührend sind? Dann dürfte „Kinds of Kindness“, das aktuelle Werk von Yorgos Lanthimos („The Lobster“, „Poor Things“), ein passendes Filmexperiment sein.
In drei Episoden, die auf den ersten Blick inhaltlich nichts miteinander zu tun haben, lässt der bereits fünf Mal für einen Oscar nominierte Regisseur und Co-Drehbuchautor mehrere SchauspielerInnen, u.a. Emma Stone, Jesse Plemons, Willem Dafoe und Margaret Qualley, in verschiedenen Rollen Seltsames mit- und nebeneinander erleben. Was alle drei Geschichten jedoch – neben den Darstellern – gemein haben, ist ihre stets unvorhersehbare Handlung, die an irgendeiner Stelle sexuelle Neigungen thematisiert. Nicht offensichtlich, nicht direkt, sondern beinahe nebensächlich und dabei immer überraschend.
So erzählt die erste Geschichte von einer überaus irritierenden Chef-Angestellten-Beziehung, in der der Vorgesetzte seinem Untergebenen nicht nur den Tagesablauf und das Essen diktiert, sondern ebenso die Häufigkeit des ehelichen Geschlechtsverkehrs. Episode zwei hingegen berichtet von einem Polizisten, dessen Frau nach ihrer Rettung und Rückkehr von einer abgelegenen Insel scheinbar ein komplett anderer Mensch geworden ist, was sich u.a. auch in der Art ihrer Verführungsversuche zeigt. Der finale Teil des mit 164 Minuten nicht unbedingt kurzen Films wiederum gewährt Einblicke in eine Art spiritueller Kommune, deren Mitglieder sich offenbar gern einander hingeben – wenn bestimmte Regeln eingehalten werden.
Um offen zu sein: Ob dieses drei-in-einem-Film-Projekt einer Agenda folgt, etwas über unser (sexuelles) Zusammenleben aussagen soll oder als Fabel für unser gesellschaftliches, ähh, Treiben dient, erschließt sich mir nicht. Wobei ich persönlich ja großer Fan von Werken bin, die sich das Publikum erst selbst erschließen muss. Jedoch ist in „Kinds of Kindness“ das Agieren der Figuren in vielen Situationen zumindest für den Autor dieser Zeilen nicht nachvollziehbar bzw. rational erklärbar, was dem ‚Hineinfühlen‘ mitunter arg im Weg steht. Doch auch das hat seine Fans.
Unbestreitbar hingegen ist die formale Finesse, die Regisseur Lanthimos einmal mehr an den Tag legt: Das Setting ist exquisit, die Kameraperspektiven – oftmals Weitwinkelaufnahmen – eine Augenweide und der Musikeinsatz präzise und atmosphärisch. Optisch und akustisch gibt’s hier also viel zu staunen.
Skurril, fordernd und gleichsam unterhaltend: Wer auf inhaltliche Experimente steht und tollen SchauspielerInnen dabei zusehen möchte, wie sie abstruses Verhalten wie das Normalste der Welt erscheinen lassen, ist bei „Kinds of Kindness“ genau richtig.
Die Blu-ray bietet den Film in englischer Original- sowie deutscher Synchronsprachfassung. Deutsche und englische Untertitel sind (neben anderen) optional vorhanden. Als Bonus gibt es ein Making of und zwei zusätzliche Szenen. „Kinds of Kindness“ erscheint bei Searchlight Pictures/Walt Disney im Vertrieb von Leonine Studios und ist seit 25. Oktober 2024 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Searchlight Pictures/Walt Disney/Leonine)
Heimkino-Tipp: „Vincent must die“ (2023)
Der Gejagte
Nicht die beste Art, sich einander vorzustellen: Als der Büroangestellte Vincent (Karim Leklou) den neuen Firmenpraktikanten kennenlernt, fordert er ihn auf, einen Kaffee zu bringen. Zwar ist sein Kommentar nicht ganz ernst gemeint, doch er bleibt nicht folgenlos. Denn kurze Zeit später drischt der Praktikant mit seinem Laptop auf Vincent ein und verletzt ihn damit ordentlich. Ein Missverständnis? Eine übertriebene Retour für Vincents bescheuerten Kommentar zuvor? Dass dem nicht so ist, muss er bald darauf schmerzhaft feststellen – es bleibt nämlich nicht der einzige Angriff auf Vincent. Aus irgendeinem Grund beginnen fremde Menschen plötzlich auf ihn einzuschlagen, ihn zu würgen und versuchen nichts weniger, als ihn zu töten.
In seiner Not flüchtet Vincent ins abgelegene Landhaus seiner Eltern und versucht, etwas über dieses Verhalten herauszufinden. Dabei stößt er auf ein Online-Netzwerk, in dem sich andere Opfer gegenseitig Tipps und Infos geben. Ist es ein Virus? Steht eine Zombie-Apokalypse bevor? Oder rasten die Menschen gerade schlicht und grundlos aus? Bei der Suche nach Antworten erhält er Unterstützung von seiner Zufallsbekanntschaft Margaux (Vimala Pons). Aber wer garantiert ihm, dass sie nicht irgendwann auch auf ihn losgeht?
Es ist eine einfache und doch sehr bedrohliche Prämisse: Was tust du, wenn du nirgends mehr sicher bist, weil dir plötzlich (fast) jeder Böses will? „Vincent must die“ von Stéphan Castang beginnt als fiese Komödie, nur um sich im Verlauf der Handlung sukzessive zu einem Szenario zu entwickeln, das erschreckend real wirkt. Denn was Castang und sein Drehbuchautor Mathieu Naert hier präsentieren, ist nichts weiter als die Definition von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in ihrer einfachsten, auf niederste Instinkte reduzierten Form: Es gibt – zumindest im ersten Teil des Films – keinerlei nachvollziehbare, rational erklärbare Ursache für den Hass, der der Hauptfigur entgegenschlägt. Es geschieht spontan, ohne Vorwarnung, brutal und kommentarlos. Deutlicher kann mensch diese widerlichen Krebsgeschwüre Rassismus und Fremdenfeindlichkeit nicht zeigen.
Auch die damit einhergehende Einsamkeit der Opfer und welche Folgen dies für deren Sozialleben hat, arbeitet der Film gut heraus. Wenn Annäherung nur noch möglich ist, wenn dein Gegenüber (mit seinem/ihrem Einverständnis) gefesselt ist, um dich beim Liebesspiel nicht zu verletzen, dann ist die Welt gehörig aus den Fugen geraten. Trotzdem eine Beziehung einzugehen und schlussendlich auf alle ‚Sicherheitsnetze‘ zu verzichten, ist andererseits ebenso eine schöne Allegorie auf das Vertrauen, ohne das keine zwischenmenschliche Beziehung auskommt.
Mag der zweite Teil des Films sowohl inhaltlich als auch atmosphärisch nicht ganz so packend sein wie die 50 Minuten zuvor, so ist „Vincent must die“ trotzdem einen Blick wert, da er in meinem Augen ziemlich gelungen den Zustand unserer Gesellschaft zunächst amüsant, später konsequent kaltschnäuzig kommentiert.
Die Blu-ray/DVD bietet den Film in französischer Original- und deutsch synchronisierter Sprachfassung. Deutsche Untertitel sind optional vorhanden. Als Bonus gibt es mehrere ausführliche Interviews mit Cast & Crew sowie Trailer. „Vincent must die“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite Entertainment) und ist seit 24. Oktober 2024 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Ascot Elite Ent.)
Nicht die beste Art, sich einander vorzustellen: Als der Büroangestellte Vincent (Karim Leklou) den neuen Firmenpraktikanten kennenlernt, fordert er ihn auf, einen Kaffee zu bringen. Zwar ist sein Kommentar nicht ganz ernst gemeint, doch er bleibt nicht folgenlos. Denn kurze Zeit später drischt der Praktikant mit seinem Laptop auf Vincent ein und verletzt ihn damit ordentlich. Ein Missverständnis? Eine übertriebene Retour für Vincents bescheuerten Kommentar zuvor? Dass dem nicht so ist, muss er bald darauf schmerzhaft feststellen – es bleibt nämlich nicht der einzige Angriff auf Vincent. Aus irgendeinem Grund beginnen fremde Menschen plötzlich auf ihn einzuschlagen, ihn zu würgen und versuchen nichts weniger, als ihn zu töten.
In seiner Not flüchtet Vincent ins abgelegene Landhaus seiner Eltern und versucht, etwas über dieses Verhalten herauszufinden. Dabei stößt er auf ein Online-Netzwerk, in dem sich andere Opfer gegenseitig Tipps und Infos geben. Ist es ein Virus? Steht eine Zombie-Apokalypse bevor? Oder rasten die Menschen gerade schlicht und grundlos aus? Bei der Suche nach Antworten erhält er Unterstützung von seiner Zufallsbekanntschaft Margaux (Vimala Pons). Aber wer garantiert ihm, dass sie nicht irgendwann auch auf ihn losgeht?
Es ist eine einfache und doch sehr bedrohliche Prämisse: Was tust du, wenn du nirgends mehr sicher bist, weil dir plötzlich (fast) jeder Böses will? „Vincent must die“ von Stéphan Castang beginnt als fiese Komödie, nur um sich im Verlauf der Handlung sukzessive zu einem Szenario zu entwickeln, das erschreckend real wirkt. Denn was Castang und sein Drehbuchautor Mathieu Naert hier präsentieren, ist nichts weiter als die Definition von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in ihrer einfachsten, auf niederste Instinkte reduzierten Form: Es gibt – zumindest im ersten Teil des Films – keinerlei nachvollziehbare, rational erklärbare Ursache für den Hass, der der Hauptfigur entgegenschlägt. Es geschieht spontan, ohne Vorwarnung, brutal und kommentarlos. Deutlicher kann mensch diese widerlichen Krebsgeschwüre Rassismus und Fremdenfeindlichkeit nicht zeigen.
Auch die damit einhergehende Einsamkeit der Opfer und welche Folgen dies für deren Sozialleben hat, arbeitet der Film gut heraus. Wenn Annäherung nur noch möglich ist, wenn dein Gegenüber (mit seinem/ihrem Einverständnis) gefesselt ist, um dich beim Liebesspiel nicht zu verletzen, dann ist die Welt gehörig aus den Fugen geraten. Trotzdem eine Beziehung einzugehen und schlussendlich auf alle ‚Sicherheitsnetze‘ zu verzichten, ist andererseits ebenso eine schöne Allegorie auf das Vertrauen, ohne das keine zwischenmenschliche Beziehung auskommt.
Mag der zweite Teil des Films sowohl inhaltlich als auch atmosphärisch nicht ganz so packend sein wie die 50 Minuten zuvor, so ist „Vincent must die“ trotzdem einen Blick wert, da er in meinem Augen ziemlich gelungen den Zustand unserer Gesellschaft zunächst amüsant, später konsequent kaltschnäuzig kommentiert.
Die Blu-ray/DVD bietet den Film in französischer Original- und deutsch synchronisierter Sprachfassung. Deutsche Untertitel sind optional vorhanden. Als Bonus gibt es mehrere ausführliche Interviews mit Cast & Crew sowie Trailer. „Vincent must die“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite Entertainment) und ist seit 24. Oktober 2024 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Ascot Elite Ent.)
Heimkino-Tipp: „King’s Land“ (2023)
Der Unbeugsame
Überhebliches Gelächter, abwertende Kommentare und unhöfliches Benehmen: All das erträgt der stolze Ex-Offizier Ludvig (Mads Mikkelsen) mit Ruhe und Beharrlichkeit, als er 1755 am Hofe des Königs vorspricht, um eine Erlaubnis zum Bewirtschaften der kargen dänischen Heide zu erhalten. Zwar wird ihm der Wunsch gewährt, doch an einen Erfolg glaubt keiner – außer Ludvig selbst, der erst allein, später mit Unterstützung Ausgestoßener, den toten Boden zum Leben erwecken will. Doch die oftmals gnadenlose Natur ist dabei nicht sein einziger Gegner: Der junge Gutsherr De Schinkel (Simon Bennebjerg) will was vom Kuchen abhaben – und nutzt fortan jedes Mittel, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, auch wenn er damit geltendes Recht ignoriert.
Mittelloser Bauer vs. allmächtiger Adel: „King’s Land“ greift die biblische Geschichte vom Kampf David gegen Goliath auf und verlegt sie ins Dänemark des 18. Jahrhunderts, um daraus einen fesselnden ‚skandinavischen Western‘ zu kreieren. Und wie sich das für einen dänischen Film gehört, vor allem wenn Profis wie Nikolaj Arcel (Skript/Regie) und Anders Thomas Jensen (Skript) am Werk sind (u.a. „Adams Äpfel“, „Nach der Hochzeit“, „Helden der Wahrscheinlichkeit“), ergibt das einen ungemein packenden, unvorhersehbar verlaufenden und wenig zimperlichen Historienfilm, der sich wie ein moderner Thriller anfühlt.
Dabei präsentiert sich die Hauptfigur wunderbar ambivalent, tritt einerseits mit Vehemenz für Gerechtigkeit ein, nimmt andererseits (zunächst) aber wenig Rücksicht auf ihr Umfeld, wenn es dem Ziel, den trockenen Acker zum Blühen zu bringen, scheinbar entgegensteht. Wie Mikkelsen es einmal mehr gelingt, aus einem störrischen Egoisten eine Figur rauszuschälen, der man als Zuschauer bei jeder neuen Hürde motivierend auf die Schulter klopfen will, ist eine schauspielerische Klasse für sich. Das Setting fügt sich wunderbar in diese Charakterstudie ein, wenn aus dem harten, undurchdringlichen Boden sukzessive eine lebendige Oase wird, die jedoch immer wieder zu verwelken droht, wenn Ludvig und seine UnterstützerInnen die nächste Hiobsbotschaft ereilt. ‚Argumentieren‘ einzelne zudem mit rassistischen Vorurteilen, während andere willkürlich und von männlichen Allmachtsfantasien geblendet Gewalt als scheinbar einziges probates Mittel immer und immer wieder einsetzen, so sind die Bezüge zur aktuellen Weltpolitik leicht auszumachen.
Ja, der Kampf des ‚kleinen Mannes‘ gegen einen übermächtigen, an Ressourcen niemals ermüdenden Gegner war im 18. Jahrhundert ebenso ungerecht wie heute: Gesetze und Vereinbarungen werden bewusst gebrochen, Kollateralschäden bereitwillig akzeptiert, Folgen hat es für die im Unrecht Handelnden selten. Ernüchternd, gewiss, aber der Kampf lohnt. Ebenso wie dieser großartige Film.
Die 4K Ultra HD/Blu-ray/DVD-Disc bietet den Film in dänischer Original- und deutsch synchronisierter Sprachfassung. Deutsche Untertitel sind optional vorhanden. Als Bonus gibt es diverse Interviews, ein Making of der Visual Effects sowie Trailer. „King’s Land“ erscheint bei Plaion Pictures und ist seit 24. Oktober 2024 auch im Mediabook (mit einem Text von Stefan Jung) und digital erhältlich. (Packshot + stills: © Henrik Ohsten/Zentropa/Plaion Pictures GmbH)
Überhebliches Gelächter, abwertende Kommentare und unhöfliches Benehmen: All das erträgt der stolze Ex-Offizier Ludvig (Mads Mikkelsen) mit Ruhe und Beharrlichkeit, als er 1755 am Hofe des Königs vorspricht, um eine Erlaubnis zum Bewirtschaften der kargen dänischen Heide zu erhalten. Zwar wird ihm der Wunsch gewährt, doch an einen Erfolg glaubt keiner – außer Ludvig selbst, der erst allein, später mit Unterstützung Ausgestoßener, den toten Boden zum Leben erwecken will. Doch die oftmals gnadenlose Natur ist dabei nicht sein einziger Gegner: Der junge Gutsherr De Schinkel (Simon Bennebjerg) will was vom Kuchen abhaben – und nutzt fortan jedes Mittel, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, auch wenn er damit geltendes Recht ignoriert.
Mittelloser Bauer vs. allmächtiger Adel: „King’s Land“ greift die biblische Geschichte vom Kampf David gegen Goliath auf und verlegt sie ins Dänemark des 18. Jahrhunderts, um daraus einen fesselnden ‚skandinavischen Western‘ zu kreieren. Und wie sich das für einen dänischen Film gehört, vor allem wenn Profis wie Nikolaj Arcel (Skript/Regie) und Anders Thomas Jensen (Skript) am Werk sind (u.a. „Adams Äpfel“, „Nach der Hochzeit“, „Helden der Wahrscheinlichkeit“), ergibt das einen ungemein packenden, unvorhersehbar verlaufenden und wenig zimperlichen Historienfilm, der sich wie ein moderner Thriller anfühlt.
Dabei präsentiert sich die Hauptfigur wunderbar ambivalent, tritt einerseits mit Vehemenz für Gerechtigkeit ein, nimmt andererseits (zunächst) aber wenig Rücksicht auf ihr Umfeld, wenn es dem Ziel, den trockenen Acker zum Blühen zu bringen, scheinbar entgegensteht. Wie Mikkelsen es einmal mehr gelingt, aus einem störrischen Egoisten eine Figur rauszuschälen, der man als Zuschauer bei jeder neuen Hürde motivierend auf die Schulter klopfen will, ist eine schauspielerische Klasse für sich. Das Setting fügt sich wunderbar in diese Charakterstudie ein, wenn aus dem harten, undurchdringlichen Boden sukzessive eine lebendige Oase wird, die jedoch immer wieder zu verwelken droht, wenn Ludvig und seine UnterstützerInnen die nächste Hiobsbotschaft ereilt. ‚Argumentieren‘ einzelne zudem mit rassistischen Vorurteilen, während andere willkürlich und von männlichen Allmachtsfantasien geblendet Gewalt als scheinbar einziges probates Mittel immer und immer wieder einsetzen, so sind die Bezüge zur aktuellen Weltpolitik leicht auszumachen.
Ja, der Kampf des ‚kleinen Mannes‘ gegen einen übermächtigen, an Ressourcen niemals ermüdenden Gegner war im 18. Jahrhundert ebenso ungerecht wie heute: Gesetze und Vereinbarungen werden bewusst gebrochen, Kollateralschäden bereitwillig akzeptiert, Folgen hat es für die im Unrecht Handelnden selten. Ernüchternd, gewiss, aber der Kampf lohnt. Ebenso wie dieser großartige Film.
Die 4K Ultra HD/Blu-ray/DVD-Disc bietet den Film in dänischer Original- und deutsch synchronisierter Sprachfassung. Deutsche Untertitel sind optional vorhanden. Als Bonus gibt es diverse Interviews, ein Making of der Visual Effects sowie Trailer. „King’s Land“ erscheint bei Plaion Pictures und ist seit 24. Oktober 2024 auch im Mediabook (mit einem Text von Stefan Jung) und digital erhältlich. (Packshot + stills: © Henrik Ohsten/Zentropa/Plaion Pictures GmbH)
Heimkino-Tipp: „A Killer Romance“ (2023)
Bad Teacher
Das muss der Traum für jeden Schauspieler sein: In einem Film nicht nur eine, sondern gleich mehrere Rollen verkörpern zu können. Alle mit seltsamen Eigenheiten, witzigen Ticks und wechselndem Äußeren. Peter Sellers hat das einst in den 1960er- und 1970er-Jahren in diversen Komödien auf die Spitze getrieben, der großartige James McAvoy hingegen im Psychothriller „Spilt“ (2016, Rezi HIER) die dunkle Seite einer mehrfachen Persönlichkeitsspaltung präsentiert. Was diese Filme aus verschiedenen Genres alle gemeinsam haben (müssen): Einen talentierten Hauptdarsteller, der zwischen all diesen Rollen mühelos hin- und herwechseln kann und dabei stets glaubhaft agiert. Glen Powell zählt zweifellos dazu.
In „A Killer Romance“, an dessen Drehbuch er selbst mitgewirkt hat, lernen wir ihn zunächst als ziemlich unscheinbaren Lehrer Gary kennen, der zwar viel über Philosophie und Psychologie weiß, aber ansonsten bis zwei Katzen nicht viel zu bieten hat. Seine Freizeit vertreibt er sich u.a. als Techniker bei polizeilichen Abhöraktionen. Das macht Spaß, bringt etwas Nervenkitzel in sein Leben, birgt aber keinerlei Gefahr. Das ändert sich, als er kurzfristig für seinen Kollegen Jasper (Austin Amelio) einspringen muss. Dessen Spezialität: Sich als Killer ausgeben und Menschen überführen, die jemanden gegen Bezahlung umbringen lassen wollen.
Und siehe da: Als ‚bestellter Auftragsmörder Ron‘ entdecken Gary und seine Undercover-KollegInnen plötzlich ganz neue Seiten an ihm. Ob cool, knallhart, mitfühlend oder psychotisch, Ron füllt jede Rolle perfekt aus und sorgt für einen Verhaftungsrekord, der Jasper ziemlich schnell anpisst. Kompliziert wird es für Gary/Ron erst, als ihn die hübsche Madison (Adria Arjona) um seine Dienste bittet. Ihr cholerischer und kontrollsüchtiger Ehemann, der ihr das Leben zur Hölle macht, soll weg. Statt sie jedoch auflaufen zu lassen, gibt er ihr wertvolle Ratschläge – und beginnt bald darauf als Ron eine Affäre mit ihr. Sexy ja, clever nein. Definitiv nein.
Klingt alles ein wenig konstruiert? Tja, basiert aber – zumindest bis etwa hierhin – auf der Lebensgeschichte einer realen Person. Und ist nebenbei bemerkt – nicht nur bis hierhin – so ungemein charmant und leichtfüßig erzählt, dass es eine wahre Freude ist zuzusehen. Irgendwo zwischen Verwechslungskomödie, Krimi, Romanze und Satire findet Co-Autor und Regisseur Richard Linklater genau die richtige Balance und lässt die sichtbar gutgelaunten Darsteller in einer herrlich abstrus-verrückten (halb-)wahren Handlung aufeinander los. Hier zeigt sich auch das ganze Können von Linklater, der ja eher aus der Independent-Ecke stammt und dort seit vielen Jahren wunderbare Filme kreiert („School of Rock“, Boyhood“, die „Before“-Trilogie). Inszenatorisch eher unauffällig, verzichtet er auf optische Sperenzchen oder stylische ‚money shots‘ und vertraut lieber ganz auf die Aura, das Spiel und das Feuer zwischen seinen Protagonisten. Mag „A Killer Romance“ an manchen Stellen auch etwas dialoglastig sein, langweilig wird es nie.
Nebenbei ist „A Killer Romance“, der im Original schlicht den Titel „Hit Man“ trägt, eine überaus interessante Abhandlung und Lehrstunde darüber, wie Rollenspiele das eigene Leben bereichern, aber eben auch belasten und uns und/oder andere in Gefahr bringen können. Arthur Fleck alias ‚Joker‘ kann davon – Achtung, schlechter Kalauer – sicher mehr als nur ein Lied singen.
Die DVD/Blu-ray bietet den Film in englischer Original- sowie deutscher Synchronsprachfassung. Deutsche Untertitel sind optional vorhanden. Als Bonus gibt es Interviews, ein paar Making of-Clips und Trailer. „A Killer Romance“ erscheint bei Leonine und ist seit 18. Oktober 2024 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Leonine)
Das muss der Traum für jeden Schauspieler sein: In einem Film nicht nur eine, sondern gleich mehrere Rollen verkörpern zu können. Alle mit seltsamen Eigenheiten, witzigen Ticks und wechselndem Äußeren. Peter Sellers hat das einst in den 1960er- und 1970er-Jahren in diversen Komödien auf die Spitze getrieben, der großartige James McAvoy hingegen im Psychothriller „Spilt“ (2016, Rezi HIER) die dunkle Seite einer mehrfachen Persönlichkeitsspaltung präsentiert. Was diese Filme aus verschiedenen Genres alle gemeinsam haben (müssen): Einen talentierten Hauptdarsteller, der zwischen all diesen Rollen mühelos hin- und herwechseln kann und dabei stets glaubhaft agiert. Glen Powell zählt zweifellos dazu.
In „A Killer Romance“, an dessen Drehbuch er selbst mitgewirkt hat, lernen wir ihn zunächst als ziemlich unscheinbaren Lehrer Gary kennen, der zwar viel über Philosophie und Psychologie weiß, aber ansonsten bis zwei Katzen nicht viel zu bieten hat. Seine Freizeit vertreibt er sich u.a. als Techniker bei polizeilichen Abhöraktionen. Das macht Spaß, bringt etwas Nervenkitzel in sein Leben, birgt aber keinerlei Gefahr. Das ändert sich, als er kurzfristig für seinen Kollegen Jasper (Austin Amelio) einspringen muss. Dessen Spezialität: Sich als Killer ausgeben und Menschen überführen, die jemanden gegen Bezahlung umbringen lassen wollen.
Und siehe da: Als ‚bestellter Auftragsmörder Ron‘ entdecken Gary und seine Undercover-KollegInnen plötzlich ganz neue Seiten an ihm. Ob cool, knallhart, mitfühlend oder psychotisch, Ron füllt jede Rolle perfekt aus und sorgt für einen Verhaftungsrekord, der Jasper ziemlich schnell anpisst. Kompliziert wird es für Gary/Ron erst, als ihn die hübsche Madison (Adria Arjona) um seine Dienste bittet. Ihr cholerischer und kontrollsüchtiger Ehemann, der ihr das Leben zur Hölle macht, soll weg. Statt sie jedoch auflaufen zu lassen, gibt er ihr wertvolle Ratschläge – und beginnt bald darauf als Ron eine Affäre mit ihr. Sexy ja, clever nein. Definitiv nein.
Klingt alles ein wenig konstruiert? Tja, basiert aber – zumindest bis etwa hierhin – auf der Lebensgeschichte einer realen Person. Und ist nebenbei bemerkt – nicht nur bis hierhin – so ungemein charmant und leichtfüßig erzählt, dass es eine wahre Freude ist zuzusehen. Irgendwo zwischen Verwechslungskomödie, Krimi, Romanze und Satire findet Co-Autor und Regisseur Richard Linklater genau die richtige Balance und lässt die sichtbar gutgelaunten Darsteller in einer herrlich abstrus-verrückten (halb-)wahren Handlung aufeinander los. Hier zeigt sich auch das ganze Können von Linklater, der ja eher aus der Independent-Ecke stammt und dort seit vielen Jahren wunderbare Filme kreiert („School of Rock“, Boyhood“, die „Before“-Trilogie). Inszenatorisch eher unauffällig, verzichtet er auf optische Sperenzchen oder stylische ‚money shots‘ und vertraut lieber ganz auf die Aura, das Spiel und das Feuer zwischen seinen Protagonisten. Mag „A Killer Romance“ an manchen Stellen auch etwas dialoglastig sein, langweilig wird es nie.
Nebenbei ist „A Killer Romance“, der im Original schlicht den Titel „Hit Man“ trägt, eine überaus interessante Abhandlung und Lehrstunde darüber, wie Rollenspiele das eigene Leben bereichern, aber eben auch belasten und uns und/oder andere in Gefahr bringen können. Arthur Fleck alias ‚Joker‘ kann davon – Achtung, schlechter Kalauer – sicher mehr als nur ein Lied singen.
Die DVD/Blu-ray bietet den Film in englischer Original- sowie deutscher Synchronsprachfassung. Deutsche Untertitel sind optional vorhanden. Als Bonus gibt es Interviews, ein paar Making of-Clips und Trailer. „A Killer Romance“ erscheint bei Leonine und ist seit 18. Oktober 2024 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Leonine)
Heimkino-Tipp: „Robot Dreams“ (2023)
Dancin’ in September
Schon mal einen Hund einen Hot Dog essen sehen? Einen Hirsch mit einer Kuh kuscheln? Oder einen Oktopus, der in einer U-Bahn-Station mit seinem Trommelspiel begeistert? Dies alles gibt es tatsächlich – im bunten New York der 1980er-Jahre, wie es Regisseur Pablo Berger in seinem herzerwärmenden „Robot Dreams“ präsentiert. Bei so vielen menschlichen Eigenschaften, die seine tierischen Bewohner besitzen, braucht es die Zweibeiner gar nicht mehr. Stattdessen leben Tiere aller Art harmonisch neben- und miteinander und genießen den warmen Herbst.
Außer Dog, ein alleinlebender Hund, der sich sehr nach einer Begleitung sehnt. Die kommt in Form eines selbst zusammenschraubbaren Roboters in sein Leben, den er sich eines Abends beim Teleshopping-Kanal bestellt. Kaum erwacht, lächelt der große Blechmann unentwegt, verbreitet gute Laune und beschert Dog endlich den Freund fürs Leben, den er sich schon immer gewünscht hat. Doch das Glück ist endlich: Als der Roboter nach einem Ausflug an den Strand unbeweglich im Sand liegen bleibt, muss Dog ihn nach diversen Rettungsversuchen zurücklassen – zumindest bis zum nächsten Sommer, wenn er wieder an den Strand darf. Doch wie weiterleben, wenn der beste Freund plötzlich nicht mehr da ist?
Basierend auf einer Comicvorlage von Sara Varon und komplett auf Dialoge verzichtend, könnte mensch „Robot Dreams“ ob seiner tierischen Hauptdarsteller als Fabel bezeichnen – über das Überwinden von Einsamkeit, das Glück von Freundschaften und Abnabelungsprozesse, vor denen (fast) keine Beziehung gefeit ist. Erzählt ist dies stets zart und gefühlvoll, niemals bösartig und doch ehrlich. Diese Balance macht den Film sowohl für ein junges als auch erwachsenes Publikum interessant, wobei Letzteres sich zudem noch über einige Filmzitate freuen kann, die immer wieder durchs Bild huschen.
„Robot Dreams“ ist kein ‚lauter‘ Action- und Slapstickspaß wie beispielsweise „Pets“ oder „Zoomania“, in denen Tiere ganz eindeutig bestimmte menschliche Charaktere und Eigenarten darstellen. Welche Tierart hier gerade mit wem über die Straße spaziert, ist völlig irrelevant. Regisseur Berger konzentriert sich nur auf die zu erzählende Geschichte – und die ist universell. Genauso wie Musik, jene universelle Sprache, die trösten, begeistern und mitreißen kann. Im Falle von „Robot Dreams“ ist das vor allem der groovige 70er-Jahre-Hit „September“ der Band Earth, Wind & Fire, der das Leitmotiv dieses filmischen Kleinods darstellt, das zu Recht 2024 eine Oscar-Nominierung als Bester Animationsfilm erhielt.
Die Blu-ray/DVD-Disc bietet den Film, der ohne Dialoge auskommt, mit optionalen deutschen Untertiteln für die Übersetzung von Schildern u.a., welche englisch erscheinen. Als Bonus gibt es mehrere Kurzdokumentation, die sich mit der Entstehung des Films befassen. Zudem gibt es noch eine ‚Special Edition‘, die zusätzlich noch eine Soundtrack-CD enthält. „Robot Dreams“ erscheint bei Plaion Pictures und ist ab 17. Oktober 2024 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Plaion Pictures GmbH)
Schon mal einen Hund einen Hot Dog essen sehen? Einen Hirsch mit einer Kuh kuscheln? Oder einen Oktopus, der in einer U-Bahn-Station mit seinem Trommelspiel begeistert? Dies alles gibt es tatsächlich – im bunten New York der 1980er-Jahre, wie es Regisseur Pablo Berger in seinem herzerwärmenden „Robot Dreams“ präsentiert. Bei so vielen menschlichen Eigenschaften, die seine tierischen Bewohner besitzen, braucht es die Zweibeiner gar nicht mehr. Stattdessen leben Tiere aller Art harmonisch neben- und miteinander und genießen den warmen Herbst.
Außer Dog, ein alleinlebender Hund, der sich sehr nach einer Begleitung sehnt. Die kommt in Form eines selbst zusammenschraubbaren Roboters in sein Leben, den er sich eines Abends beim Teleshopping-Kanal bestellt. Kaum erwacht, lächelt der große Blechmann unentwegt, verbreitet gute Laune und beschert Dog endlich den Freund fürs Leben, den er sich schon immer gewünscht hat. Doch das Glück ist endlich: Als der Roboter nach einem Ausflug an den Strand unbeweglich im Sand liegen bleibt, muss Dog ihn nach diversen Rettungsversuchen zurücklassen – zumindest bis zum nächsten Sommer, wenn er wieder an den Strand darf. Doch wie weiterleben, wenn der beste Freund plötzlich nicht mehr da ist?
Basierend auf einer Comicvorlage von Sara Varon und komplett auf Dialoge verzichtend, könnte mensch „Robot Dreams“ ob seiner tierischen Hauptdarsteller als Fabel bezeichnen – über das Überwinden von Einsamkeit, das Glück von Freundschaften und Abnabelungsprozesse, vor denen (fast) keine Beziehung gefeit ist. Erzählt ist dies stets zart und gefühlvoll, niemals bösartig und doch ehrlich. Diese Balance macht den Film sowohl für ein junges als auch erwachsenes Publikum interessant, wobei Letzteres sich zudem noch über einige Filmzitate freuen kann, die immer wieder durchs Bild huschen.
„Robot Dreams“ ist kein ‚lauter‘ Action- und Slapstickspaß wie beispielsweise „Pets“ oder „Zoomania“, in denen Tiere ganz eindeutig bestimmte menschliche Charaktere und Eigenarten darstellen. Welche Tierart hier gerade mit wem über die Straße spaziert, ist völlig irrelevant. Regisseur Berger konzentriert sich nur auf die zu erzählende Geschichte – und die ist universell. Genauso wie Musik, jene universelle Sprache, die trösten, begeistern und mitreißen kann. Im Falle von „Robot Dreams“ ist das vor allem der groovige 70er-Jahre-Hit „September“ der Band Earth, Wind & Fire, der das Leitmotiv dieses filmischen Kleinods darstellt, das zu Recht 2024 eine Oscar-Nominierung als Bester Animationsfilm erhielt.
Die Blu-ray/DVD-Disc bietet den Film, der ohne Dialoge auskommt, mit optionalen deutschen Untertiteln für die Übersetzung von Schildern u.a., welche englisch erscheinen. Als Bonus gibt es mehrere Kurzdokumentation, die sich mit der Entstehung des Films befassen. Zudem gibt es noch eine ‚Special Edition‘, die zusätzlich noch eine Soundtrack-CD enthält. „Robot Dreams“ erscheint bei Plaion Pictures und ist ab 17. Oktober 2024 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Plaion Pictures GmbH)
Heimkino-Tipp: „Der Untergang“ (2004)
Der Wahn(sinnige) und seine Anhänger
Schon bevor „Der Untergang“ im September 2004 in den hiesigen Kinos anlief, hatte er dank seiner Marketingstrategen (und ganz sicher auch dank Produzent Bernd Eichinger) für Furore gesorgt. Ein deutscher(!) Spielfilm, der ausschließlich die letzten Tage im „Führerbunker“ zeigt und Adolf Hitler im Alltag begleitet? Basierend auf authentischen Dokumenten, Gesprächsprotokollen und Situationen? Die Fallhöhe war immens – der (ebenso internationale) Erfolg im Anschluss jedoch nicht minder beachtlich.
Dabei haben es speziell deutsche Produktionen, die sich dem ‚Dritten Reich‘ widmen, bei Publikum und Kritikern noch nie leicht gehabt. Nur ein paar Beispiele, die das belegen sollen (und z.T. vor und nach „Der Untergang“ entstanden sind): „Nichts als die Wahrheit“ (1999) erzählt die – fiktive – Geschichte eines am Leben gebliebenen Josef Mengele (dargestellt von Götz George), der mithilfe eines Anwalts (Kai Wiesinger) im Rentenalter an die Öffentlichkeit tritt, um sich und seine Taten zu rechtfertigen. Ein faszinierendes Filmexperiment, das seine Story dafür nutzt, um vor der latenten Gefahr der Verführung und Relativierung von rechts zu warnen. Oder Dani Levys Parodie „Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler“ (2007), in der ausgerechnet ein deutscher Jude (Ulrich Mühe) Hitler (Helge Schneider) die Redekunst beibringen soll. Nicht zu vergessen Oskar Roehlers umstrittener Skandalstreifen „Jud Süß – Film ohne Gewissen“ (2010), der zwar Fakten nutzte, diese aber sehr eigenwillig interpretierte. Seltsamerweise erhalten ausländische Produktionen zu Hitler-Deutschland und den damit verbundenen Ereignissen selten solch harsche Kritik wie die eben genannten, ganz gleich wie freigeistig sie sich dem Stoff nähern (siehe u.a. „Jojo Rabbit“, 2019).
Die Häme für „Der Untergang“ kam derweil erst mit einigen Jahren Verzögerung und dann auch eher aus Respekt für die Schauspielkunst von Bruno Ganz statt als Veräppelung. Ganz spielte Hitler nämlich so beeindruckend nah am Original, dass er seither aufgrund seiner Mimik, Gestik und Sprachmelodie für unzählige Persiflagen auf YouTube herhalten muss, in denen ‚Hitler‘ die unsinnigsten Dinge sagt.
Lässt man die inzwischen bekannten inhaltlichen Fehler und ärgerlichen Ereignisse während der Produktion außen vor (wer es genauer wissen will, kann dies u.a. auf der Wikipedia-Seite zum Film nachlesen), so muss man Regisseur Hirschbiegel zweifellos großes Talent attestieren, diese Menge an Personen und Storyschnipseln, die ihm Eichingers Drehbuch vorgegeben hat, zu einer in großen Teilen kohärenten, spannenden Geschichte verknüpft zu haben. Vorausgesetzt das Publikum ist dazu bereit, den hier präsentierten Menschen ihre Zeit zu widmen und sich ihrer Konflikte anzunehmen. Keine moralischen Konflikte wohlgemerkt, denn ihre Rollen im großen Ganzen, ihre Verantwortung und ja, Schuld, für das Leid, welches ihre Taten bewirkt haben, egal ob als Sekretärin, Fußsoldat oder Handlanger, werden in keiner Szene thematisiert. Ist dies problematisch? Auf jeden Fall. Doch aus Sicht eines Drehbuchautors, der sich ganz auf seine Figuren konzentriert, um aus ihren Handlungen einen Spannungsbogen zu erschaffen, in gewisser Weise nachvollziehbar.
Zumal dieser Film bei allen Nebenschauplätzen von Anfang an nur einen Mittelpunkt hat: Bruno Ganz’ Hitler-Darstellung. Dies sind die money shots, das ist der unique selling point, dafür ström(t)en die Menschen ins Kino. Und Ganz liefert: im Lauten, im Stillen, im Übertriebenen, im Subtilen. Es ist die Rolle, die mit ihm – damals 63 Jahre alt – bis an sein Lebensende verbunden bleiben sollte, obwohl er davor schon und danach noch unzählige weitere großartige Rollen verkörpert hatte.
Was aber ist der Mehrwert von einem Film wie „Der Untergang“: Bebilderung historischer Ereignisse zum besseren Verständnis und als Warnung vor Wiederholung? Normalisierung von einst einflussreichen Unmenschen, um ihre Fehlbarkeit zu unterstreichen (und somit eine Relativierung ihrer Taten)? Oder doch nur cleverer Schachzug eines Produzenten, der die Faszination mit Personen wie Hitler zu nutzen wusste, um mit viel Herzblut, Geld, Talent und geschichtlichen Quellen einfach einen guten, erfolgreichen Film kreieren wollte? Das Urteil liegt wie so oft im Auge der Betrachter.
Die nun neu erschienene 4K Ultra HD/Blu-ray-Edition bietet den Film in deutscher Originalsprachfassung. Englische Untertitel sowie deutsche Untertitel für Hörgeschädigte sind optional vorhanden. Zudem gibt es eine deutsche Hörfilmfassung für Sehgeschädigte (sehr lobenswert!). Die Blu-ray enthält umfangreiches Bonusmaterial zur Entstehungsgeschichte, etliche Interviews und auch einen Audiokommentar. Einziges Manko: Leider ist die Extended-TV-Version des Films nicht mit auf den Discs enthalten. „Der Untergang“ ist seit 26. September 2024 bei Constantin Film im Vertrieb von Highlight/Universal erhältlich. (Packshot + stills: © Constantin Film)
Schon bevor „Der Untergang“ im September 2004 in den hiesigen Kinos anlief, hatte er dank seiner Marketingstrategen (und ganz sicher auch dank Produzent Bernd Eichinger) für Furore gesorgt. Ein deutscher(!) Spielfilm, der ausschließlich die letzten Tage im „Führerbunker“ zeigt und Adolf Hitler im Alltag begleitet? Basierend auf authentischen Dokumenten, Gesprächsprotokollen und Situationen? Die Fallhöhe war immens – der (ebenso internationale) Erfolg im Anschluss jedoch nicht minder beachtlich.
Dabei haben es speziell deutsche Produktionen, die sich dem ‚Dritten Reich‘ widmen, bei Publikum und Kritikern noch nie leicht gehabt. Nur ein paar Beispiele, die das belegen sollen (und z.T. vor und nach „Der Untergang“ entstanden sind): „Nichts als die Wahrheit“ (1999) erzählt die – fiktive – Geschichte eines am Leben gebliebenen Josef Mengele (dargestellt von Götz George), der mithilfe eines Anwalts (Kai Wiesinger) im Rentenalter an die Öffentlichkeit tritt, um sich und seine Taten zu rechtfertigen. Ein faszinierendes Filmexperiment, das seine Story dafür nutzt, um vor der latenten Gefahr der Verführung und Relativierung von rechts zu warnen. Oder Dani Levys Parodie „Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler“ (2007), in der ausgerechnet ein deutscher Jude (Ulrich Mühe) Hitler (Helge Schneider) die Redekunst beibringen soll. Nicht zu vergessen Oskar Roehlers umstrittener Skandalstreifen „Jud Süß – Film ohne Gewissen“ (2010), der zwar Fakten nutzte, diese aber sehr eigenwillig interpretierte. Seltsamerweise erhalten ausländische Produktionen zu Hitler-Deutschland und den damit verbundenen Ereignissen selten solch harsche Kritik wie die eben genannten, ganz gleich wie freigeistig sie sich dem Stoff nähern (siehe u.a. „Jojo Rabbit“, 2019).
Die Häme für „Der Untergang“ kam derweil erst mit einigen Jahren Verzögerung und dann auch eher aus Respekt für die Schauspielkunst von Bruno Ganz statt als Veräppelung. Ganz spielte Hitler nämlich so beeindruckend nah am Original, dass er seither aufgrund seiner Mimik, Gestik und Sprachmelodie für unzählige Persiflagen auf YouTube herhalten muss, in denen ‚Hitler‘ die unsinnigsten Dinge sagt.
Lässt man die inzwischen bekannten inhaltlichen Fehler und ärgerlichen Ereignisse während der Produktion außen vor (wer es genauer wissen will, kann dies u.a. auf der Wikipedia-Seite zum Film nachlesen), so muss man Regisseur Hirschbiegel zweifellos großes Talent attestieren, diese Menge an Personen und Storyschnipseln, die ihm Eichingers Drehbuch vorgegeben hat, zu einer in großen Teilen kohärenten, spannenden Geschichte verknüpft zu haben. Vorausgesetzt das Publikum ist dazu bereit, den hier präsentierten Menschen ihre Zeit zu widmen und sich ihrer Konflikte anzunehmen. Keine moralischen Konflikte wohlgemerkt, denn ihre Rollen im großen Ganzen, ihre Verantwortung und ja, Schuld, für das Leid, welches ihre Taten bewirkt haben, egal ob als Sekretärin, Fußsoldat oder Handlanger, werden in keiner Szene thematisiert. Ist dies problematisch? Auf jeden Fall. Doch aus Sicht eines Drehbuchautors, der sich ganz auf seine Figuren konzentriert, um aus ihren Handlungen einen Spannungsbogen zu erschaffen, in gewisser Weise nachvollziehbar.
Zumal dieser Film bei allen Nebenschauplätzen von Anfang an nur einen Mittelpunkt hat: Bruno Ganz’ Hitler-Darstellung. Dies sind die money shots, das ist der unique selling point, dafür ström(t)en die Menschen ins Kino. Und Ganz liefert: im Lauten, im Stillen, im Übertriebenen, im Subtilen. Es ist die Rolle, die mit ihm – damals 63 Jahre alt – bis an sein Lebensende verbunden bleiben sollte, obwohl er davor schon und danach noch unzählige weitere großartige Rollen verkörpert hatte.
Was aber ist der Mehrwert von einem Film wie „Der Untergang“: Bebilderung historischer Ereignisse zum besseren Verständnis und als Warnung vor Wiederholung? Normalisierung von einst einflussreichen Unmenschen, um ihre Fehlbarkeit zu unterstreichen (und somit eine Relativierung ihrer Taten)? Oder doch nur cleverer Schachzug eines Produzenten, der die Faszination mit Personen wie Hitler zu nutzen wusste, um mit viel Herzblut, Geld, Talent und geschichtlichen Quellen einfach einen guten, erfolgreichen Film kreieren wollte? Das Urteil liegt wie so oft im Auge der Betrachter.
Die nun neu erschienene 4K Ultra HD/Blu-ray-Edition bietet den Film in deutscher Originalsprachfassung. Englische Untertitel sowie deutsche Untertitel für Hörgeschädigte sind optional vorhanden. Zudem gibt es eine deutsche Hörfilmfassung für Sehgeschädigte (sehr lobenswert!). Die Blu-ray enthält umfangreiches Bonusmaterial zur Entstehungsgeschichte, etliche Interviews und auch einen Audiokommentar. Einziges Manko: Leider ist die Extended-TV-Version des Films nicht mit auf den Discs enthalten. „Der Untergang“ ist seit 26. September 2024 bei Constantin Film im Vertrieb von Highlight/Universal erhältlich. (Packshot + stills: © Constantin Film)
Heimkino-Tipp: „Boy kills World“ (2023)
Ready Player Fight
Es ist nicht der erste und definitiv auch nicht der letzte Streifen, der dies unterstreicht, aber: Entwickeln sich Sehgewohnheiten und Erwartungen in diese Richtung weiter, werden Filme wie „Boy kills World” zumindest im Action-Genre wohl Standard. Meint: Sehr hohes Tempo, eine entfesselte Kameraführung, die jeder Physik trotzt, und eine von Videospielen inspirierte Optik. Dazu blutige Konfrontationen im Minutentakt, untermalt von leichtfüßiger Musik und mit einem Augenzwinkern präsentiert, damit dies alles nicht so brutal wirkt. „Deadpool“ hat es vorgemacht, nun ziehen andere nach.
Einziges Manko - und das ist nicht despektierlich gemeint: Es hat mit der Kunstform „Film“ nicht mehr viel zu tun. Vielmehr gleichen Werke wie „Boy kills World“, „Free Guy“ (2021) oder „Ready Player One“ (2018, immerhin von Regielegende Steven Spielberg inszeniert) einem Videospiel, in dem die Protagonisten Level für Level ihre Kämpfe be- und überstehen müssen, dabei auf seltsame Sidekicks treffen und Realität, Schwerkraft sowie körperliche Wunden ihre Bedeutung verlieren bzw. folgenlos bleiben.
Der gebürtige Hesse Moritz Mohr, der mit „Boy kills World“ sein Langfilmdebüt gibt, ist laut eigener Aussage selbst begeisterter Gamer. Die Marschrichtung ist somit klar – und Mohr liefert ab: mit simpler Story, coolem Helden, Geballer und Gekloppe ohne Ende. Was fehlt, ist Seele.
Der taubstumme Boy (Bill Skarsgård) verlor als Kind seine Eltern und wurde daraufhin von einem Schamanen (Yayan Ruhian) in diversen Kampftechniken trainiert und fernab der Großstadt großgezogen. Dort herrscht die skrupellose van der Koy-Familie (Famke Janssen, Sharlto Copley, Brett Gelman, Michelle Dockery), die jedes Jahr aufs Neue vermeintliche Regimegegner in einem live übertragenen, blutigen Gladiatorenspiel tötet. Doch diesmal stellt sich ihnen Boy entgegen.
Fehlenden Tiefgang oder inhaltliche Schwächen zu kritisieren, ist bei einem Film, der sein Hauptanliegen bereits im Titel trägt, müßig und nicht wirklich zielführend. Denn „Boy kills World“ möchte unterhalten, kurzweilig sein, über die Stränge schlagen. Wer sich für so etwas begeistern kann, wird nicht enttäuscht. Dass die Gags kindisch, der Verlauf vorhersehbar und die Figuren allesamt eindimensional sind, ärgert aber schon ein wenig. Selbst die Fights erinnern stark an Besseres (z.B. The Raid, 2011), wenngleich ich großen Respekt für alle beteiligten Stuntfrauen und Stuntmänner sowie Darsteller hege, digitale Unterstützung hin oder her.
Wie sehr die Grenzen zwischen Film und Videospiel-Ästhetik inzwischen verschwommen sind, wird in „Boy kills World“ eindrucksvoll zur Schau gestellt. Wie mensch das beurteilt, steht auf einem anderen Blatt.
Die Blu-ray/DVD-Disc bietet den Film in englischer Original- und deutsch synchronisierter Sprachfassung. Untertitel für Hörgeschädigte sind optional vorhanden. Als Bonus gibt es ein Making of, kurze Featurette-Clips und Trailer. „Boy kills World“ erscheint am 26. September 2024 bei Constantin Film im Vertrieb von Universal Pictures und ist auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Constantin Film)
Es ist nicht der erste und definitiv auch nicht der letzte Streifen, der dies unterstreicht, aber: Entwickeln sich Sehgewohnheiten und Erwartungen in diese Richtung weiter, werden Filme wie „Boy kills World” zumindest im Action-Genre wohl Standard. Meint: Sehr hohes Tempo, eine entfesselte Kameraführung, die jeder Physik trotzt, und eine von Videospielen inspirierte Optik. Dazu blutige Konfrontationen im Minutentakt, untermalt von leichtfüßiger Musik und mit einem Augenzwinkern präsentiert, damit dies alles nicht so brutal wirkt. „Deadpool“ hat es vorgemacht, nun ziehen andere nach.
Einziges Manko - und das ist nicht despektierlich gemeint: Es hat mit der Kunstform „Film“ nicht mehr viel zu tun. Vielmehr gleichen Werke wie „Boy kills World“, „Free Guy“ (2021) oder „Ready Player One“ (2018, immerhin von Regielegende Steven Spielberg inszeniert) einem Videospiel, in dem die Protagonisten Level für Level ihre Kämpfe be- und überstehen müssen, dabei auf seltsame Sidekicks treffen und Realität, Schwerkraft sowie körperliche Wunden ihre Bedeutung verlieren bzw. folgenlos bleiben.
Der gebürtige Hesse Moritz Mohr, der mit „Boy kills World“ sein Langfilmdebüt gibt, ist laut eigener Aussage selbst begeisterter Gamer. Die Marschrichtung ist somit klar – und Mohr liefert ab: mit simpler Story, coolem Helden, Geballer und Gekloppe ohne Ende. Was fehlt, ist Seele.
Der taubstumme Boy (Bill Skarsgård) verlor als Kind seine Eltern und wurde daraufhin von einem Schamanen (Yayan Ruhian) in diversen Kampftechniken trainiert und fernab der Großstadt großgezogen. Dort herrscht die skrupellose van der Koy-Familie (Famke Janssen, Sharlto Copley, Brett Gelman, Michelle Dockery), die jedes Jahr aufs Neue vermeintliche Regimegegner in einem live übertragenen, blutigen Gladiatorenspiel tötet. Doch diesmal stellt sich ihnen Boy entgegen.
Fehlenden Tiefgang oder inhaltliche Schwächen zu kritisieren, ist bei einem Film, der sein Hauptanliegen bereits im Titel trägt, müßig und nicht wirklich zielführend. Denn „Boy kills World“ möchte unterhalten, kurzweilig sein, über die Stränge schlagen. Wer sich für so etwas begeistern kann, wird nicht enttäuscht. Dass die Gags kindisch, der Verlauf vorhersehbar und die Figuren allesamt eindimensional sind, ärgert aber schon ein wenig. Selbst die Fights erinnern stark an Besseres (z.B. The Raid, 2011), wenngleich ich großen Respekt für alle beteiligten Stuntfrauen und Stuntmänner sowie Darsteller hege, digitale Unterstützung hin oder her.
Wie sehr die Grenzen zwischen Film und Videospiel-Ästhetik inzwischen verschwommen sind, wird in „Boy kills World“ eindrucksvoll zur Schau gestellt. Wie mensch das beurteilt, steht auf einem anderen Blatt.
Die Blu-ray/DVD-Disc bietet den Film in englischer Original- und deutsch synchronisierter Sprachfassung. Untertitel für Hörgeschädigte sind optional vorhanden. Als Bonus gibt es ein Making of, kurze Featurette-Clips und Trailer. „Boy kills World“ erscheint am 26. September 2024 bei Constantin Film im Vertrieb von Universal Pictures und ist auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Constantin Film)
Heimkino-Tipp: „Mississippi Burning“ (1988)
In der Hitze des Südens
Mit einem gewonnenen Oscar (für „Beste Kamera“) und sechs weiteren Nominierungen (u.a. „Bester Film“) zählt Alan Parkers Drama „Mississippi Burning“ über den 1964 verübten Mord an drei Bürgerrechtlern zweifellos zu den wichtigsten Werken der Dekade. Über 30 Jahre nach seiner Veröffentlichung wirken manche Statements der darin porträtierten Rassisten traurigerweise aktueller denn je, andere Aspekte wiederum sind nicht mehr zeitgemäß. Beispielsweise die Tatsache, dass es im ganzen Film keine people of colour gibt, die mehr als nur eine Nebenrolle innehaben.
Doch Moment! Wäre dies 1988, in der Zeit seiner Entstehung, überhaupt möglich gewesen? Ich persönlich bezweifle stark, dass eine Hollywood-Großproduktion wie diese eine Finanzierung erhalten hätte, wäre sie nicht mit so vielen bekannten und gefeierten (weißen) SchauspielerInnen besetzt gewesen. Zumal die Story – sogar für das als liberal geltende Hollywood – einige Risiken barg. Traurige Ironie der Geschichte: Auch im Film selbst stellt eine Figur süffisant fest, dass die ermittelnden FBI-Beamten gar nicht vor Ort wären, würde unter den Opfern des zu untersuchenden Mordes nicht auch ein weißes sein.
Macht dies „Mississippi Burning“ weniger relevant? Keinesfalls! Denn wie aktuelle Berichte und Nachrichten zeigen, sind Rassismus, Gewalt und Antisemitismus leider längst wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen, wenn oftmals auch in weniger offensichtlicher Form wie es der Film zeigt. Regisseur Parker gibt einzelnen Figuren zwar hier und da Raum für ein wenig charakterliche Tiefe, doch sein Hauptaugenmerk liegt eindeutig woanders: In immer kleiner werdenden Abständen attackieren Anhänger des Ku-Klux-Klans alles und jeden, der sich ihnen entgegenstellt – verbal, gewaltsam und später nicht einmal mehr im Verborgenen, wohlwissend, dass die Mehrheit in ihrem Umfeld ihre verquere Weltsicht teilt und eine Bestrafung, wenn überhaupt, milde ausfallen wird.
Inspiriert von wahren Ereignissen, greift „Mississippi Burning“ diese Tatsachen auf. Ja, das bedeutet auch, dass diese Ereignisse möglicherweise nicht alle in exakt dieser Weise geschehen sind. Doch ein wenig Recherche genügt um zu erfahren, dass zum Beispiel die im Film verkürzt dargestellte Gerichtsverhandlung dreier angeklagter Brandstifter synonym steht für die damals in einigen Landstrichen laxe Rechtsprechung gegenüber Klan-Mitgliedern. Auf der anderen Seite verzichtete Regisseur Parker sogar auf die Nennung weiterer offensichtlich rassistisch motivierter Morde, die in diesem Zeitraum vor Ort geschahen. Vielleicht auch, um seinem Publikum nicht noch mehr zuzumuten von der hässlichen Fratze des Rassismus.
Bei aller inhaltlichen Bitternis ist „Mississippi Burning“ aber vor allem eines: großartiges Schauspielkino! In den Hauptrollen begeistern dabei Willem Dafoe und Gene Hackman als ungleiches Ermittlerduo, die mit ihren sehr unterschiedlichen Methoden immer wieder aneinander geraten. Wie oben bereits erwähnt, hält das Skript nicht allzu viele ‚stille‘ Szenen für sie bereit, doch wie sie diese nutzen (ein Augenzwinkern hier, ein kleiner Seufzer dort), ist ein Genuss zu erleben. Frances McDormand erhielt für ihre Leistung die erste von unzähligen Oscar-Nominierungen (inzwischen nennt sie vier(!) der Goldjungen ihr eigen), während Profis wie Brad Dourif, R. Lee Ermey, Michael Rooker, Pruitt Taylor Vince oder auch Jigsaw in spe, Tobin Bell, in Nebenrollen glänzen.
Angenommen, „Mississippi Burning“ würde wie so viele andere 80er-Jahre-Filme ein Remake erhalten. Ja, es würde heute anders besetzt sein, sich mehr den Opfern als den Ermittlern zuwenden und das FBI sicherlich auch nicht so kritiklos agieren lassen wie hier noch zu sehen. Trotzdem: Als Zeitdokument mit ernstem Ansinnen und der nötigen Wut im Bauch ist und bleibt Alan Parkers Thriller ein wuchtiges, wichtiges Werk.
Die 4K Ultra HD/Blu-ray/DVD-Disc bietet den Film in englischer Original- und deutsch synchronisierter Sprachfassung. Deutsche und englische Untertitel sind optional vorhanden. Nur im Mediabook gibt es als Bonus diverse Interviews und Featurettes sowie ein informatives Booklet, verfasst von Tobias Hohmann. „Mississippi Burning“ erscheint bei capelight pictures im Vertrieb von Alive AG und ist seit 19. September 2024 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc./capelight pictures)
Mit einem gewonnenen Oscar (für „Beste Kamera“) und sechs weiteren Nominierungen (u.a. „Bester Film“) zählt Alan Parkers Drama „Mississippi Burning“ über den 1964 verübten Mord an drei Bürgerrechtlern zweifellos zu den wichtigsten Werken der Dekade. Über 30 Jahre nach seiner Veröffentlichung wirken manche Statements der darin porträtierten Rassisten traurigerweise aktueller denn je, andere Aspekte wiederum sind nicht mehr zeitgemäß. Beispielsweise die Tatsache, dass es im ganzen Film keine people of colour gibt, die mehr als nur eine Nebenrolle innehaben.
Doch Moment! Wäre dies 1988, in der Zeit seiner Entstehung, überhaupt möglich gewesen? Ich persönlich bezweifle stark, dass eine Hollywood-Großproduktion wie diese eine Finanzierung erhalten hätte, wäre sie nicht mit so vielen bekannten und gefeierten (weißen) SchauspielerInnen besetzt gewesen. Zumal die Story – sogar für das als liberal geltende Hollywood – einige Risiken barg. Traurige Ironie der Geschichte: Auch im Film selbst stellt eine Figur süffisant fest, dass die ermittelnden FBI-Beamten gar nicht vor Ort wären, würde unter den Opfern des zu untersuchenden Mordes nicht auch ein weißes sein.
Macht dies „Mississippi Burning“ weniger relevant? Keinesfalls! Denn wie aktuelle Berichte und Nachrichten zeigen, sind Rassismus, Gewalt und Antisemitismus leider längst wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen, wenn oftmals auch in weniger offensichtlicher Form wie es der Film zeigt. Regisseur Parker gibt einzelnen Figuren zwar hier und da Raum für ein wenig charakterliche Tiefe, doch sein Hauptaugenmerk liegt eindeutig woanders: In immer kleiner werdenden Abständen attackieren Anhänger des Ku-Klux-Klans alles und jeden, der sich ihnen entgegenstellt – verbal, gewaltsam und später nicht einmal mehr im Verborgenen, wohlwissend, dass die Mehrheit in ihrem Umfeld ihre verquere Weltsicht teilt und eine Bestrafung, wenn überhaupt, milde ausfallen wird.
Inspiriert von wahren Ereignissen, greift „Mississippi Burning“ diese Tatsachen auf. Ja, das bedeutet auch, dass diese Ereignisse möglicherweise nicht alle in exakt dieser Weise geschehen sind. Doch ein wenig Recherche genügt um zu erfahren, dass zum Beispiel die im Film verkürzt dargestellte Gerichtsverhandlung dreier angeklagter Brandstifter synonym steht für die damals in einigen Landstrichen laxe Rechtsprechung gegenüber Klan-Mitgliedern. Auf der anderen Seite verzichtete Regisseur Parker sogar auf die Nennung weiterer offensichtlich rassistisch motivierter Morde, die in diesem Zeitraum vor Ort geschahen. Vielleicht auch, um seinem Publikum nicht noch mehr zuzumuten von der hässlichen Fratze des Rassismus.
Bei aller inhaltlichen Bitternis ist „Mississippi Burning“ aber vor allem eines: großartiges Schauspielkino! In den Hauptrollen begeistern dabei Willem Dafoe und Gene Hackman als ungleiches Ermittlerduo, die mit ihren sehr unterschiedlichen Methoden immer wieder aneinander geraten. Wie oben bereits erwähnt, hält das Skript nicht allzu viele ‚stille‘ Szenen für sie bereit, doch wie sie diese nutzen (ein Augenzwinkern hier, ein kleiner Seufzer dort), ist ein Genuss zu erleben. Frances McDormand erhielt für ihre Leistung die erste von unzähligen Oscar-Nominierungen (inzwischen nennt sie vier(!) der Goldjungen ihr eigen), während Profis wie Brad Dourif, R. Lee Ermey, Michael Rooker, Pruitt Taylor Vince oder auch Jigsaw in spe, Tobin Bell, in Nebenrollen glänzen.
Angenommen, „Mississippi Burning“ würde wie so viele andere 80er-Jahre-Filme ein Remake erhalten. Ja, es würde heute anders besetzt sein, sich mehr den Opfern als den Ermittlern zuwenden und das FBI sicherlich auch nicht so kritiklos agieren lassen wie hier noch zu sehen. Trotzdem: Als Zeitdokument mit ernstem Ansinnen und der nötigen Wut im Bauch ist und bleibt Alan Parkers Thriller ein wuchtiges, wichtiges Werk.
Die 4K Ultra HD/Blu-ray/DVD-Disc bietet den Film in englischer Original- und deutsch synchronisierter Sprachfassung. Deutsche und englische Untertitel sind optional vorhanden. Nur im Mediabook gibt es als Bonus diverse Interviews und Featurettes sowie ein informatives Booklet, verfasst von Tobias Hohmann. „Mississippi Burning“ erscheint bei capelight pictures im Vertrieb von Alive AG und ist seit 19. September 2024 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc./capelight pictures)
Heimkino-Tipp: „Late Night with the Devil“ (2023)
Endlich: Bislang geheime TV-Aufzeichnung enthüllt!
Liebe Leute, ihr glaubt nicht, was ich entdeckt habe! Lange wollte es mir niemand glauben, nun endlich, nach vielen Jahren, gibt es den Videobeweis!
Aber der Reihe nach: Im Herbst 1977 war ich als Austauschschüler in den USA und hatte das große Glück, Eintrittskarten für die Late-Night-Show „Night Owls“ zu ergattern, über die ich zuvor schon viel gelesen und Spannendes gehört hatte. Es hieß, dass dort immer ganz besondere Gäste vorbeischauen würden und das war an jenem Abend nicht anders. Moderiert wurde das Ganze von David Dastmalchian alias Jack Delroy, dem ewigen Konkurrenten – und meiner Meinung nach besseren Moderator – von US-Talkshow-Ikone Johnny Carson.
Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie groß meine Freude war, als ich erfuhr, dass ich ausgerechnet für die legendäre Halloween-Ausgabe der Show Karten bekommen würde. Ich also vorher in den örtlichen Kostümverleih, wo ich mir einen schwarzen Ganzkörperanzug mit weißer Skelettbemalung besorgte und dann schon auf dem Weg zum Sendestudio einige Kinder auf der Straße ordentlich erschreckte.
Das Tolle, wenn man bei einer Live-Aufzeichnung fürs TV mit dabei sein kann: Zu beobachten, was vor Beginn der Show und während der Werbepausen so alles auf und neben der Bühne geschieht: Die Kameramänner werden instruiert, die Schweinwerfer in die richtige Position gebracht und der Moderator wird ständig gepudert. Als es dann endlich losging, wurde ich derart ‚prominent‘ platziert, dass ich im Verlauf der Sendung sogar mehrmals frontal von der Kamera gefilmt wurde! Es gab sogar einen Moment, in dem mich Jack direkt ansprach, nur war ich so verdattert, dass ich kein Wort über die Lippen brachte. Das sollte sich für den Rest der Nacht dann auch nicht mehr ändern. Denn was dann geschah, war ... unbeschreiblich.
Ich will es trotzdem probieren: Zu Gast waren ein sogenanntes Medium, also ein Mann (Fayssal Bazzi), der behauptete, Tote wahrnehmen zu können (der musste dann im Verlauf der Sendung sogar medizinisch betreut werden). Dann war da noch ein Magier (Ian Bliss), der jedoch ständig dazwischen quatschte und alles und jeden kritisierte – ein fürchterlich nervender Kerl! Und schließlich die Ärztin Dr. Ross-Mitchell (Laura Gordon) mit ihrer Patientin Lilly (Ingrid Torelli) – ein sehr seltsames junges Mädchen. Die bekamen dann noch einen Extra-Auftritt – und ab da wurde es kurios.
Aber ich will hier gar nicht zu viel erzählen, da ihr mir wahrscheinlich ohnehin (wieder) nicht glauben werdet. Daher schaut es euch selbst an! Nicht irritieren lassen: Vielleicht wirkt diese Aufnahme auf den ersten Blick etwas antiquiert, aber es ist halt eine Fernsehaufzeichnung aus dem Jahre 1977 – da hatte das alles noch einen anderen Look. Ich persönlich mochte den jedenfalls sehr, wie ohnehin die gesamte Ausstattung des Studios.
Auch bin ich beeindruckt, wie die Kameramänner das alles eingefangen haben. Die wussten ganz genau, in welche Richtung sie filmen müssen, um alles auf Band zu kriegen. Die haben sogar Dinge aufgenommen, die ich gar nicht mitbekommen hatte – obwohl ich live dabei war! Falls jemand von euch nun behauptet, dies sei alles Fake und der Moderator hätte all das, was passiert ist, vorher gewusst, denen möchte ich sagen: So gut kann man nicht schauspielern! Der war genau so schockiert wie wir im Publikum. Dass der danach nie wieder eine Show gemacht hat, wundert mich keineswegs!
Ich hoffe sehr, dass ich nun endlich mein Trauma von dieser Nacht überwinden kann, jetzt, wo ich es nochmal sehen konnte und die Welt mir endlich glauben wird, dass mein Abend bei „Night Owls“ und damit verbunden nun auch das Filmdokument „Late Night with the Devil“ etwas ist, was man nicht so schnell vergessen wird.
Die 4K Ultra HD/Blu-ray/DVD-Disc bietet den Film in englischer Original- und deutsch synchronisierter Sprachfassung. Deutsche Untertitel sind optional vorhanden. Als Bonus auf der Blu-ray gibt es ein kurzes Making of, einen Blick hinter die Kulissen beim Dreh, Trailer sowie – als besonderes Schmankerl – die komplette „Halloween“-Folge der Late-Night-Show als ungekürzten Videotape-Mitschnitt, ohne die Filmhandlung drumherum. Großartig!
Gleiches gilt auch für die Aufmachung es Mediabooks: Statt wie üblich ‚nur‘ etwas Hintergrundinformationen zu bieten, ist dieses Büchlein wie eine amerikanische TV-Zeitschrift anno 1977 gestaltet, inklusive Werbeanzeigen und Filmtipps der Woche. Ganz ganz großes Kino!
„Late Night with the Devil“ erscheint bei capelight pictures im Vertrieb von Alive AG und ist seit 19. September 2024 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © 74 Future Pictures & Spooky Pictures / capelight pictures)
Liebe Leute, ihr glaubt nicht, was ich entdeckt habe! Lange wollte es mir niemand glauben, nun endlich, nach vielen Jahren, gibt es den Videobeweis!
Aber der Reihe nach: Im Herbst 1977 war ich als Austauschschüler in den USA und hatte das große Glück, Eintrittskarten für die Late-Night-Show „Night Owls“ zu ergattern, über die ich zuvor schon viel gelesen und Spannendes gehört hatte. Es hieß, dass dort immer ganz besondere Gäste vorbeischauen würden und das war an jenem Abend nicht anders. Moderiert wurde das Ganze von David Dastmalchian alias Jack Delroy, dem ewigen Konkurrenten – und meiner Meinung nach besseren Moderator – von US-Talkshow-Ikone Johnny Carson.
Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie groß meine Freude war, als ich erfuhr, dass ich ausgerechnet für die legendäre Halloween-Ausgabe der Show Karten bekommen würde. Ich also vorher in den örtlichen Kostümverleih, wo ich mir einen schwarzen Ganzkörperanzug mit weißer Skelettbemalung besorgte und dann schon auf dem Weg zum Sendestudio einige Kinder auf der Straße ordentlich erschreckte.
Das Tolle, wenn man bei einer Live-Aufzeichnung fürs TV mit dabei sein kann: Zu beobachten, was vor Beginn der Show und während der Werbepausen so alles auf und neben der Bühne geschieht: Die Kameramänner werden instruiert, die Schweinwerfer in die richtige Position gebracht und der Moderator wird ständig gepudert. Als es dann endlich losging, wurde ich derart ‚prominent‘ platziert, dass ich im Verlauf der Sendung sogar mehrmals frontal von der Kamera gefilmt wurde! Es gab sogar einen Moment, in dem mich Jack direkt ansprach, nur war ich so verdattert, dass ich kein Wort über die Lippen brachte. Das sollte sich für den Rest der Nacht dann auch nicht mehr ändern. Denn was dann geschah, war ... unbeschreiblich.
Ich will es trotzdem probieren: Zu Gast waren ein sogenanntes Medium, also ein Mann (Fayssal Bazzi), der behauptete, Tote wahrnehmen zu können (der musste dann im Verlauf der Sendung sogar medizinisch betreut werden). Dann war da noch ein Magier (Ian Bliss), der jedoch ständig dazwischen quatschte und alles und jeden kritisierte – ein fürchterlich nervender Kerl! Und schließlich die Ärztin Dr. Ross-Mitchell (Laura Gordon) mit ihrer Patientin Lilly (Ingrid Torelli) – ein sehr seltsames junges Mädchen. Die bekamen dann noch einen Extra-Auftritt – und ab da wurde es kurios.
Aber ich will hier gar nicht zu viel erzählen, da ihr mir wahrscheinlich ohnehin (wieder) nicht glauben werdet. Daher schaut es euch selbst an! Nicht irritieren lassen: Vielleicht wirkt diese Aufnahme auf den ersten Blick etwas antiquiert, aber es ist halt eine Fernsehaufzeichnung aus dem Jahre 1977 – da hatte das alles noch einen anderen Look. Ich persönlich mochte den jedenfalls sehr, wie ohnehin die gesamte Ausstattung des Studios.
Auch bin ich beeindruckt, wie die Kameramänner das alles eingefangen haben. Die wussten ganz genau, in welche Richtung sie filmen müssen, um alles auf Band zu kriegen. Die haben sogar Dinge aufgenommen, die ich gar nicht mitbekommen hatte – obwohl ich live dabei war! Falls jemand von euch nun behauptet, dies sei alles Fake und der Moderator hätte all das, was passiert ist, vorher gewusst, denen möchte ich sagen: So gut kann man nicht schauspielern! Der war genau so schockiert wie wir im Publikum. Dass der danach nie wieder eine Show gemacht hat, wundert mich keineswegs!
Ich hoffe sehr, dass ich nun endlich mein Trauma von dieser Nacht überwinden kann, jetzt, wo ich es nochmal sehen konnte und die Welt mir endlich glauben wird, dass mein Abend bei „Night Owls“ und damit verbunden nun auch das Filmdokument „Late Night with the Devil“ etwas ist, was man nicht so schnell vergessen wird.
Die 4K Ultra HD/Blu-ray/DVD-Disc bietet den Film in englischer Original- und deutsch synchronisierter Sprachfassung. Deutsche Untertitel sind optional vorhanden. Als Bonus auf der Blu-ray gibt es ein kurzes Making of, einen Blick hinter die Kulissen beim Dreh, Trailer sowie – als besonderes Schmankerl – die komplette „Halloween“-Folge der Late-Night-Show als ungekürzten Videotape-Mitschnitt, ohne die Filmhandlung drumherum. Großartig!
Gleiches gilt auch für die Aufmachung es Mediabooks: Statt wie üblich ‚nur‘ etwas Hintergrundinformationen zu bieten, ist dieses Büchlein wie eine amerikanische TV-Zeitschrift anno 1977 gestaltet, inklusive Werbeanzeigen und Filmtipps der Woche. Ganz ganz großes Kino!
„Late Night with the Devil“ erscheint bei capelight pictures im Vertrieb von Alive AG und ist seit 19. September 2024 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © 74 Future Pictures & Spooky Pictures / capelight pictures)
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