Die Schöne und das Biest
Manche Namen bleiben im Gedächtnis. Silvio Soldini zum Beispiel. Der italienisch-schweizerische Filmemacher zeichnet für wunderbare Werke wie „Brot & Tulpen“ (2000), „Tage und Wolken“ (2007) und „Was will ich mehr“ (2010) verantwortlich, die bei aller cineastischen Finesse vor allem eines sind: lebensnah. Soldini ist ein Meister der Tragikomödien, und das beweist er auch mit seinem neuen Film „Die verborgenen Farben der Dinge“ wieder eindrucksvoll.
Teo (Adriano Giannini) ist in der Werbebranche tätig, ein agiler Mann mittleren Alters und ein Frauenheld dazu. Seiner Freundin verspricht er ein baldiges Zusammenziehen, während er nebenbei eine Affäre mit einer verheirateten Frau genießt. Und er ist weiterhin ständig auf der Pirsch. Sein nächstes Opfer: die blinde Osteopathin Emma (Valeria Golino), die er unbedingt ins Bett kriegen muss – zumindest, wenn er nicht eine Wette mit seinem Arbeitskollegen verlieren will. Kurzum: Teo ist ein emotionales Arschloch und hat keine Probleme damit, Menschen, die ihm nahestehen, zu belügen. Selbst als sein Stiefvater stirbt, hält er es nicht für nötig, seiner Mutter zumindest am Telefon sein Beileid auszusprechen.
Emma ist jedoch ebenso wenig ein Kind von Traurigkeit: Dass sie mit 16 ihr Augenlicht verlor, hat sie scheinbar verarbeitet und sie geht offen, neugierig und selbstbewusst durchs Leben. Eigentlich ist Teo auch für sie nur ein kurzer Flirt, doch zu ihrer Überraschung kommt er nach der ersten gemeinsamen Nacht zurück. Eine ernsthafte Beziehung bahnt sich an, die Teo bei seinen anderen Frauen zunehmend in Erklärungsnot bringt.
‚Frecher Lebemann trifft auf intelligente Schöne und lernt dank ihr die wahre Liebe kennen.‘ Es ist keine neue (Kino-)Geschichte, die „Die verborgenen Farben der Dinge“ erzählt. Besonders wird sie erst aufgrund der Blindheit der weiblichen Figur, was der Romanze eine melancholische Note gibt. Denn Regisseur Soldini, der auch am Drehbuch mitwirkte, gelingt es meisterhaft, die kleinen und großen Herausforderungen, die eine nicht-sehende Person täglich bewältigen muss, in seine Erzählung einzubinden. Zum Beispiel mithilfe eines jungen, ebenfalls erblindeten Mädchens (Laura Adriani), das von Emma für den selbstständigen Alltag geschult wird. In ihr spiegelt sich Emmas langer Kampf um Emanzipation, für Selbstbestimmung und gegen Depressionen wider, den wahrscheinlich viele Betroffene ausfechten müssen. Und es ist ebenso ein Gleichnis für Teos Gefühlswelt, mit der er lernen muss, umzugehen.
Was allerdings das Filmvergnügen ein wenig trübt, ist tatsächlich die Charakterzeichnung von Teo. Zwar gelingt es Darsteller Giannini, den Egoisten trotz seiner ständigen Fehltritte sympathisch rüberzubringen. Aber ist solch eine Machofigur im Jahre 2018 noch zeitgemäß? Ärgerlich sind vor allem die Reaktionen von Emma auf sein Verhalten: Bei aller Wut, die sie zwischenzeitlich ihm gegenüber auch verspürt, ist sie diesem notorischen Lügner doch verfallen. Das negiert in gewisser Weise ihre gesamte Eigenständigkeit und verstärkt das Vorurteil, Idioten und Betrüger würden letztendlich doch immer kriegen, was sie wollen.
Zum Glück verpackt Soldini diese, nennen wir es ‚zweistündige Männerphantasie‘ in ein charmantes, ungekünsteltes Umfeld. Da war sie also wieder, die anfangs erwähnte Lebensnähe, die Soldinis Arbeiten ausmacht. Ein kleiner Film im besten Sinne des Wortes, dem man sein antikes Männerbild gerne verzeiht.
(Plakat + stills: © 2018 Film Kino Text)
Liebe Filmfreunde!
Ein halbes Dutzend Kinoneustarts wöchentlich und unzählige Heimkino-Veröffentlichungen machen es heutzutage nicht leicht, „cineastische Perlen“ zu entdecken. Ob Rezensionen da helfen? Ich weiß es nicht, trotzdem will ich hier meinen Senf zum Thema Film & Kino dazugeben, möchte es wagen Neues zu loben, Klassiker zu verdammen, Aktuelles zu verteufeln, Altes zu empfehlen.
Und wer weiß: Vielleicht entdecken Sie so Ihren neuen Lieblingsfilm?
Heimkino-Tipp: „The Killing“ (1956)
Die Rechnung ging nicht auf
Eine Premiere: Dieser Text ist meine erste Rezension zu einem Stanley Kubrick-Film. Der 1999 im Alter von 70 Jahren verstorbene Regisseur gilt als einer der einflussreichsten und wichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts und hat in seiner langen Karriere leider ‚lediglich‘ 13 Spielfilme realisieren können. Aber was für welche! „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“, „2001: Odyssee im Weltraum“, „Uhrwerk Orange“, „Shining“ und „Full Metal Jacket“ sind nur einige seiner Arbeiten, die gemeinhin als Meisterwerke gelten. Noch heute bin ich stolz darauf, zumindest seinen letzten Film „Eyes Wide Shut“ damals zum Kinostart auf großer Leinwand gesehen zu haben. Ein neuer Kubrick im Kino? Ein Erlebnis, das sich leider nie mehr wiederholen wird.
Umso größer daher die Freude, dass mit „The Killing“ nun auch eines seiner Frühwerke eine angemessene deutsche Blu-ray-Veröffentlichung erhält. Bisher nur auf DVD in bescheidener Qualität verfügbar, erstrahlt der wegweisende Kriminalfilm endlich in frischem Antlitz.
„‚The Killing‘ war meine erste wirklich professionelle Arbeit. Auch bei diesem Film war die Geschichte nicht besonders vielversprechend, und so habe ich umso mehr Sorgfalt auf die Umsetzung gelegt.“ (Zitat SK, 1957)
Tatsächlich war das Werk bereits Kubricks dritter abendfüllender Spielfilm. Dass er ihn gegenüber den Vorgängern so heraushob, hatte mehrere Gründe: Einerseits stand ihm mit 320000$ erstmalig ein einigermaßen angemessenes Budget zur Verfügung, andererseits mit Schauspielern wie Sterling Hayden, Coleen Gray und Elisha Cook auch eine Darstellerriege, die für einen so jungen Filmemacher – Kubrick war gerade einmal 28 Jahre alt – schon beeindruckend war. Im direkten Vergleich mit „Fear and Desire“ (1953) sowie „Der Tiger von New York – Killer’s Kiss“ (1955) war „The Killing“ somit in vielerlei Hinsicht ein Qualitätssprung, was sich auch in der im Zitat angesprochenen Umsetzung widerspiegelt. Aber dazu später mehr.
Zunächst zur Handlung: Der Ex-Häftling Johnny Clay will ans große Geld. Aber nicht eine Bank hat er ins Visier genommen, sondern die örtliche Pferderennbahn. Dort sind an Wettkampftagen die Kassen und Tresore voll und warten nur darauf, geplündert zu werden. Um sein Ziel zu erreichen, hat Clay einige Komplizen um sich geschart, die am Tag des Überfalls ganz bestimmte Aufgaben erfüllen sollen – ein von Clay minutiös ausgearbeiteter Plan, bei dem jeder einzelne ein Rädchen im Getriebe ist und nichts schiefgehen darf und soll. Zunächst verläuft alles formidabel – wäre da nur nicht die frustrierte Ehefrau eines der Beteiligten, die den Überfall für ihre Zwecke nutzen will.
Angesichts des unglücklichen deutschen (original) Verleihtitels („Die Rechnung ging nicht auf“) kann der Zuschauer erahnen, wie diese Geschichte endet. Insofern an dieser Stelle zunächst ein Lob an Koch Media, die für die hier vorliegende Neuveröffentlichung den Originaltitel gewählt haben, der sehr viel grimmiger daherkommt und sich nur auf eine Szene des Films konzentriert.
Doch selbst wer die Schlusspointe kennt, hat hier viel zu entdecken. Denn was „The Killing“ so besonders macht, ist die Form des Films: Kubrick erzählt die Vorbereitungen sowie die Umsetzung des Raubs aus den verschiedenen Perspektiven der Beteiligten. Stück für Stück öffnet sich dem Zuschauer dadurch das ganze Ausmaß der Unternehmung, in der es unzählige Fallstricke gibt. Zusätzlich garniert Kubrick das Geschehen mit einem Off-Kommentar, der zwar wenig neue Infos preisgibt, dafür aber mitunter (absichtlich) verwirrt und die Szenerie alles andere als objektiv beschreibt. Dazu nochmal Kubrick himself: „Jim Harris [der Produzent] und ich waren damals wohl die Einzigen, die die Aufhebung der chronologischen Ordnung der Szenen und die Überschneidung und Wiederholung von Ereignissen für ebenso unproblematisch hielten wie die Tatsache, dass wir das Geschehen mehrmals zeigten, und zwar jeweils aus der Sicht einer anderen Figur ... Es war der Umgang mit der Zeit, der aus diesem Film vielleicht mehr machte als nur einen guten Kriminalfilm.“ (Zitat SK, 1971)
Wie sehr diese Form das Kino von heute noch immer beeinflusst, zeigte sich zuletzt beispielsweise in Christopher Nolans „Dunkirk“ (Rezension HIER), in dem mehrere Figuren auf mehreren Zeitebenen parallel porträtiert und später in einem ganz bestimmten Moment miteinander in Verbindung gebracht werden.
Ein weiteres Qualitätsmerkmal von „The Killing“: Entstanden in der Endphase der sogenannten Schwarzen Serie, in der das Genre des Film noir in Hollywood vorherrschend war, ist der Thriller von einer rauen Atmosphäre und pessimistischen Stimmung geprägt, wodurch das realitätsnahe Spiel der Darsteller noch verstärkt wird. Oder anders formuliert: Wer bisher von ‚älteren‘ Filmen Abstand hielt, weil er das Auftreten und Sprechen der Figuren für zu gekünstelt empfindet, wird hier mit einer Szenerie belohnt, in der die Grenzen zwischen Dokumentar- und Spielfilm ebenso unsichtbar sind wie die zwischen den Schauspielern und deren Rollen.
Kurzum: Auch über 60 Jahre nach seiner Entstehung ist „The Killing“ sein Alter nicht anzusehen und an Tempo, filmischem Ideenreichtum und Schnitttechnik dem zeitgenössischen Kino ebenbürtig. Kaum zu glauben, dass Stanley Kubrick diesen cineastischen Volltreffer in den Jahrzehnten danach noch mehrmals toppen sollte.
Die DVD/Blu-ray bietet den s/w-Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Bonus gibt es überaus interessantes Werbematerial aus den 1950ern in Form einer Foto-Slideshow sowie Trailer. „The Killing – Die Rechnung ging nicht auf“ erscheint bei Koch Media und ist seit 12. Juli 2018 erhältlich. (Packshot + stills: © Koch Media GmbH)
Eine Premiere: Dieser Text ist meine erste Rezension zu einem Stanley Kubrick-Film. Der 1999 im Alter von 70 Jahren verstorbene Regisseur gilt als einer der einflussreichsten und wichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts und hat in seiner langen Karriere leider ‚lediglich‘ 13 Spielfilme realisieren können. Aber was für welche! „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“, „2001: Odyssee im Weltraum“, „Uhrwerk Orange“, „Shining“ und „Full Metal Jacket“ sind nur einige seiner Arbeiten, die gemeinhin als Meisterwerke gelten. Noch heute bin ich stolz darauf, zumindest seinen letzten Film „Eyes Wide Shut“ damals zum Kinostart auf großer Leinwand gesehen zu haben. Ein neuer Kubrick im Kino? Ein Erlebnis, das sich leider nie mehr wiederholen wird.
Umso größer daher die Freude, dass mit „The Killing“ nun auch eines seiner Frühwerke eine angemessene deutsche Blu-ray-Veröffentlichung erhält. Bisher nur auf DVD in bescheidener Qualität verfügbar, erstrahlt der wegweisende Kriminalfilm endlich in frischem Antlitz.
„‚The Killing‘ war meine erste wirklich professionelle Arbeit. Auch bei diesem Film war die Geschichte nicht besonders vielversprechend, und so habe ich umso mehr Sorgfalt auf die Umsetzung gelegt.“ (Zitat SK, 1957)
Tatsächlich war das Werk bereits Kubricks dritter abendfüllender Spielfilm. Dass er ihn gegenüber den Vorgängern so heraushob, hatte mehrere Gründe: Einerseits stand ihm mit 320000$ erstmalig ein einigermaßen angemessenes Budget zur Verfügung, andererseits mit Schauspielern wie Sterling Hayden, Coleen Gray und Elisha Cook auch eine Darstellerriege, die für einen so jungen Filmemacher – Kubrick war gerade einmal 28 Jahre alt – schon beeindruckend war. Im direkten Vergleich mit „Fear and Desire“ (1953) sowie „Der Tiger von New York – Killer’s Kiss“ (1955) war „The Killing“ somit in vielerlei Hinsicht ein Qualitätssprung, was sich auch in der im Zitat angesprochenen Umsetzung widerspiegelt. Aber dazu später mehr.
Zunächst zur Handlung: Der Ex-Häftling Johnny Clay will ans große Geld. Aber nicht eine Bank hat er ins Visier genommen, sondern die örtliche Pferderennbahn. Dort sind an Wettkampftagen die Kassen und Tresore voll und warten nur darauf, geplündert zu werden. Um sein Ziel zu erreichen, hat Clay einige Komplizen um sich geschart, die am Tag des Überfalls ganz bestimmte Aufgaben erfüllen sollen – ein von Clay minutiös ausgearbeiteter Plan, bei dem jeder einzelne ein Rädchen im Getriebe ist und nichts schiefgehen darf und soll. Zunächst verläuft alles formidabel – wäre da nur nicht die frustrierte Ehefrau eines der Beteiligten, die den Überfall für ihre Zwecke nutzen will.
Angesichts des unglücklichen deutschen (original) Verleihtitels („Die Rechnung ging nicht auf“) kann der Zuschauer erahnen, wie diese Geschichte endet. Insofern an dieser Stelle zunächst ein Lob an Koch Media, die für die hier vorliegende Neuveröffentlichung den Originaltitel gewählt haben, der sehr viel grimmiger daherkommt und sich nur auf eine Szene des Films konzentriert.
Doch selbst wer die Schlusspointe kennt, hat hier viel zu entdecken. Denn was „The Killing“ so besonders macht, ist die Form des Films: Kubrick erzählt die Vorbereitungen sowie die Umsetzung des Raubs aus den verschiedenen Perspektiven der Beteiligten. Stück für Stück öffnet sich dem Zuschauer dadurch das ganze Ausmaß der Unternehmung, in der es unzählige Fallstricke gibt. Zusätzlich garniert Kubrick das Geschehen mit einem Off-Kommentar, der zwar wenig neue Infos preisgibt, dafür aber mitunter (absichtlich) verwirrt und die Szenerie alles andere als objektiv beschreibt. Dazu nochmal Kubrick himself: „Jim Harris [der Produzent] und ich waren damals wohl die Einzigen, die die Aufhebung der chronologischen Ordnung der Szenen und die Überschneidung und Wiederholung von Ereignissen für ebenso unproblematisch hielten wie die Tatsache, dass wir das Geschehen mehrmals zeigten, und zwar jeweils aus der Sicht einer anderen Figur ... Es war der Umgang mit der Zeit, der aus diesem Film vielleicht mehr machte als nur einen guten Kriminalfilm.“ (Zitat SK, 1971)
Wie sehr diese Form das Kino von heute noch immer beeinflusst, zeigte sich zuletzt beispielsweise in Christopher Nolans „Dunkirk“ (Rezension HIER), in dem mehrere Figuren auf mehreren Zeitebenen parallel porträtiert und später in einem ganz bestimmten Moment miteinander in Verbindung gebracht werden.
Ein weiteres Qualitätsmerkmal von „The Killing“: Entstanden in der Endphase der sogenannten Schwarzen Serie, in der das Genre des Film noir in Hollywood vorherrschend war, ist der Thriller von einer rauen Atmosphäre und pessimistischen Stimmung geprägt, wodurch das realitätsnahe Spiel der Darsteller noch verstärkt wird. Oder anders formuliert: Wer bisher von ‚älteren‘ Filmen Abstand hielt, weil er das Auftreten und Sprechen der Figuren für zu gekünstelt empfindet, wird hier mit einer Szenerie belohnt, in der die Grenzen zwischen Dokumentar- und Spielfilm ebenso unsichtbar sind wie die zwischen den Schauspielern und deren Rollen.
Kurzum: Auch über 60 Jahre nach seiner Entstehung ist „The Killing“ sein Alter nicht anzusehen und an Tempo, filmischem Ideenreichtum und Schnitttechnik dem zeitgenössischen Kino ebenbürtig. Kaum zu glauben, dass Stanley Kubrick diesen cineastischen Volltreffer in den Jahrzehnten danach noch mehrmals toppen sollte.
Die DVD/Blu-ray bietet den s/w-Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Bonus gibt es überaus interessantes Werbematerial aus den 1950ern in Form einer Foto-Slideshow sowie Trailer. „The Killing – Die Rechnung ging nicht auf“ erscheint bei Koch Media und ist seit 12. Juli 2018 erhältlich. (Packshot + stills: © Koch Media GmbH)
Heimkino-Tipp: „Criminal Squad“ (2018)
The Heat is on
Woran sind Filmklassiker zu erkennen? Unter anderem an der Häufigkeit, mit der sie in anderen Werken zitiert werden. Im Genre des Thrillers, insbesondere wenn die Handlung clever agierende Bankräuber auf der einen und deren verbissene, gesetzestreue(?) Jäger auf der anderen Seite beinhaltet, ist Michael Manns „Heat“ (1995) zweifellos das Nonplusultra. Sowohl technisch als auch inhaltlich und vor allem darstellerisch legte dieses fast dreistündige Epos die Messlatte derart hoch, dass es bisher keinem (zumindest mir bekannten) Film gelang, qualitativ daran anzuknüpfen. Ben Affleck versuchte es 2010 mit „The Town“, kratzte aber in weiten Teilen ebenso nur an der (Figuren-) Oberfläche, wie es nun auch in „Criminal Squad“ (im Original „Den of Thieves“) von Christian Gudegast zu sehen ist. Das ist keinesfalls als Kritik gemeint, denn genauso wie „The Town“ ist „Criminal Squad“ für Genre-Fans eine absolute Empfehlung.
Einmal mehr geht es um eine Diebesbande, die nicht dem schnellen Erfolg nachjagt, sondern längerfristige Pläne verfolgt, um ganz groß abzukassieren. Ihnen gegenüber steht ein Cop-Team, das in der Wahl seiner Mittel ebenso wenig zimperlich ist und geltendes Recht auf seine Art interpretiert, um die ‚bösen‘ Buben dingfest zu machen. Soweit das Grundgerüst. Doch wer mit „Heat“ mithalten will, muss schon mehr bieten – besonders Tiefgang. Und dies gelingt Regiedebütant Gudegast, der zuvor u.a. die Drehbücher zu „Extreme Rage“ und „London Has Fallen“ verfasste, ganz gut – wenn auch nur bei der von Gerard Butler verkörperten Hauptfigur, dem Polizisten ‚Big‘ Nick O’Brian. Dessen meist zeitaufwendige berufliche Einsätze zerstören zunächst seine Familie, sein provokantes Auftreten später auch noch seinen Freundeskreis. Ja, wirklich neu sind solche Charakterzeichnungen nicht, aber hier passen sie ganz gut ins Gesamtkonzept. O’Brians Gegenspieler ist Ray Merrimen (Pablo Schreiber), der zusammen mit anderen Ex-Soldaten äußerst raffinierte Überfälle plant und umsetzt, und dabei auch vor exzessivem Waffengebrauch nicht zurückschreckt. Bei Ermittlungen zu einem scheinbar misslungenen Raub setzen O’Brian und seine Gang schließlich Merrimens rechte Hand Donnie (O’Shea Jackson Jr.) fest – und ziehen mit dessen Informationen die Schlinge um die schießwütigen Gangster immer enger.
Schießwütig ist das Schlüsselwort: Bei aller Konzentration auf die ruhigen Szenen, die einen Großteil der Handlung einnehmen und detailliert das Zusammenspiel der Crewmitglieder auf beiden Seiten zwischen Training, Planung und Posen zeigen, sind die beiden großen Actionszenen, die den Film einrahmen, das Herzstück von Gudegasts Werk: Umfang, Kameraperspektiven, Sound und Härte können ihre Inspiration, „Heat“, nicht verbergen und zeigen, dass der Regisseur seine Hausaufgaben gemacht hat. Respekt, so etwas auf die Beine zu stellen!
Was letztlich fehlt, sind sympathische Figuren. „Criminal Squad“ stellt zwei Banden vor, die sich in Auftreten, Handeln und Einsatz von Gewalt nichts nehmen und trotz familiärer Szenen hier und da nicht wirklich ‚gute‘ Menschen sind. Akzeptiert man dies jedoch, kann man mit den aufgepumpten, testosterongesteuerten und verbal ständig Gift und Galle spuckenden Großmäulern eine Menge Spaß haben.
Noch eine Anmerkung zu den verschiedenen Fassungen: In Deutschland existieren drei Versionen des Films: (dt.) Kinofassung, US-Kinofassung und US-Unrated-Fassung. Die erstgenannte wurde vom hiesigen Verleih erstellt, der eigenständig inhaltliche Kürzungen von etwa 20 Minuten vornahm (nicht zu empfehlen, da sie viele Szenen vermissen lässt, die den Figuren zumindest teilweise Tiefe geben). Die US-Fassung ist die offizielle Version mit einer Länge von ca. 141 Minuten, die Unrated hingegen eine exklusiv für den Heimkinomarkt noch einmal verlängerte Version (ca. 149 Minuten). Diese Rezension basiert auf der Unrated-Fassung.
Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie optionale deutsche Untertitel für Hörgeschädigte. Die Single-DVD enthält lediglich die dt. Kinofassung, die Doppel-DVD/Single-Blu-ray die dt. und US-Kinofassung. Lediglich die Doppel-Blu-ray hat zudem noch die verlängerte Unrated-Fassung mit an Bord (nur OmU). Als Extras befinden sich Kurzdokumentationen, ein alternatives Ende sowie Trailer auf den Discs. „Criminal Squad“ erscheint bei Concorde Home Entertainment und ist seit 7. Juni 2018 erhältlich. (Packshot + stills: © Concorde)
Woran sind Filmklassiker zu erkennen? Unter anderem an der Häufigkeit, mit der sie in anderen Werken zitiert werden. Im Genre des Thrillers, insbesondere wenn die Handlung clever agierende Bankräuber auf der einen und deren verbissene, gesetzestreue(?) Jäger auf der anderen Seite beinhaltet, ist Michael Manns „Heat“ (1995) zweifellos das Nonplusultra. Sowohl technisch als auch inhaltlich und vor allem darstellerisch legte dieses fast dreistündige Epos die Messlatte derart hoch, dass es bisher keinem (zumindest mir bekannten) Film gelang, qualitativ daran anzuknüpfen. Ben Affleck versuchte es 2010 mit „The Town“, kratzte aber in weiten Teilen ebenso nur an der (Figuren-) Oberfläche, wie es nun auch in „Criminal Squad“ (im Original „Den of Thieves“) von Christian Gudegast zu sehen ist. Das ist keinesfalls als Kritik gemeint, denn genauso wie „The Town“ ist „Criminal Squad“ für Genre-Fans eine absolute Empfehlung.
Einmal mehr geht es um eine Diebesbande, die nicht dem schnellen Erfolg nachjagt, sondern längerfristige Pläne verfolgt, um ganz groß abzukassieren. Ihnen gegenüber steht ein Cop-Team, das in der Wahl seiner Mittel ebenso wenig zimperlich ist und geltendes Recht auf seine Art interpretiert, um die ‚bösen‘ Buben dingfest zu machen. Soweit das Grundgerüst. Doch wer mit „Heat“ mithalten will, muss schon mehr bieten – besonders Tiefgang. Und dies gelingt Regiedebütant Gudegast, der zuvor u.a. die Drehbücher zu „Extreme Rage“ und „London Has Fallen“ verfasste, ganz gut – wenn auch nur bei der von Gerard Butler verkörperten Hauptfigur, dem Polizisten ‚Big‘ Nick O’Brian. Dessen meist zeitaufwendige berufliche Einsätze zerstören zunächst seine Familie, sein provokantes Auftreten später auch noch seinen Freundeskreis. Ja, wirklich neu sind solche Charakterzeichnungen nicht, aber hier passen sie ganz gut ins Gesamtkonzept. O’Brians Gegenspieler ist Ray Merrimen (Pablo Schreiber), der zusammen mit anderen Ex-Soldaten äußerst raffinierte Überfälle plant und umsetzt, und dabei auch vor exzessivem Waffengebrauch nicht zurückschreckt. Bei Ermittlungen zu einem scheinbar misslungenen Raub setzen O’Brian und seine Gang schließlich Merrimens rechte Hand Donnie (O’Shea Jackson Jr.) fest – und ziehen mit dessen Informationen die Schlinge um die schießwütigen Gangster immer enger.
Schießwütig ist das Schlüsselwort: Bei aller Konzentration auf die ruhigen Szenen, die einen Großteil der Handlung einnehmen und detailliert das Zusammenspiel der Crewmitglieder auf beiden Seiten zwischen Training, Planung und Posen zeigen, sind die beiden großen Actionszenen, die den Film einrahmen, das Herzstück von Gudegasts Werk: Umfang, Kameraperspektiven, Sound und Härte können ihre Inspiration, „Heat“, nicht verbergen und zeigen, dass der Regisseur seine Hausaufgaben gemacht hat. Respekt, so etwas auf die Beine zu stellen!
Was letztlich fehlt, sind sympathische Figuren. „Criminal Squad“ stellt zwei Banden vor, die sich in Auftreten, Handeln und Einsatz von Gewalt nichts nehmen und trotz familiärer Szenen hier und da nicht wirklich ‚gute‘ Menschen sind. Akzeptiert man dies jedoch, kann man mit den aufgepumpten, testosterongesteuerten und verbal ständig Gift und Galle spuckenden Großmäulern eine Menge Spaß haben.
Noch eine Anmerkung zu den verschiedenen Fassungen: In Deutschland existieren drei Versionen des Films: (dt.) Kinofassung, US-Kinofassung und US-Unrated-Fassung. Die erstgenannte wurde vom hiesigen Verleih erstellt, der eigenständig inhaltliche Kürzungen von etwa 20 Minuten vornahm (nicht zu empfehlen, da sie viele Szenen vermissen lässt, die den Figuren zumindest teilweise Tiefe geben). Die US-Fassung ist die offizielle Version mit einer Länge von ca. 141 Minuten, die Unrated hingegen eine exklusiv für den Heimkinomarkt noch einmal verlängerte Version (ca. 149 Minuten). Diese Rezension basiert auf der Unrated-Fassung.
Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie optionale deutsche Untertitel für Hörgeschädigte. Die Single-DVD enthält lediglich die dt. Kinofassung, die Doppel-DVD/Single-Blu-ray die dt. und US-Kinofassung. Lediglich die Doppel-Blu-ray hat zudem noch die verlängerte Unrated-Fassung mit an Bord (nur OmU). Als Extras befinden sich Kurzdokumentationen, ein alternatives Ende sowie Trailer auf den Discs. „Criminal Squad“ erscheint bei Concorde Home Entertainment und ist seit 7. Juni 2018 erhältlich. (Packshot + stills: © Concorde)
Heimkino-Tipp: „Brimstone“ (2016)
Erbarmungslos
Ein Western aus den Niederlanden? Das gibt es nicht so oft. Kann sogar sein, dass Martin Koolhovens „Brimstone“ der erste seiner Art ist. Erinnert ein wenig an „The Salvation – Spur der Vergeltung“ aus dem Jahr 2014 – ebenso ein Western und ebenso entstanden in einem Land, das solcherlei Genrefilme eher selten produziert: Dänemark. Qualitativ ist das aber (in beiden Fällen) kein Manko, sondern eher Pluspunkt. Denn so konsequent wie in „Brimstone“ geht es in US-Werken eher selten zu.
Dies hat dem Film, der u.a. 2016 im Rennen um den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig lief, durchwachsene Kritiken eingebracht: Gelobt für Schauspiel und Geschichte, stießen sich viele an der expliziten Darstellung von Gewalt, die im Film vor allem von männlichen Figuren ausgeht und fast ausschließlich Frauen trifft. Doch Moment! Sie deswegen als Opfer zu bezeichnen, greift zu kurz. Denn im Kern ist „Brimstone“ die Geschichte eines Emanzipationsversuchs einer jungen Frau, deren männliche Nemesis immer wieder aufs Neue vor ihr steht. Gespielt wird diese starke, weil kämpferische Dame von Dakota Fanning („Mann unter Feuer“, „Krieg der Welten“), der älteren Schwester von Elle Fanning („Super 8“, „The Neon Demon“), die seit einigen Jahren ebenso als Schauspielerin unterwegs ist. Ihr Gegenpart: der nicht minder herausragende Guy Pearce („Memento“, „The King’s Speech“). Ergo: Ring frei für ein Darsteller-Duell der Extraklasse!
Die stumme Liz lebt zur Zeit des sogenannten Wilden Westens zusammen mit ihrem Mann und zwei Kindern nahe einer kleinen Stadt. Als Hebamme ist sie gut in die Gesellschaft integriert, ihr kleines ‚Manko‘, das Nicht-Sprechen-Können, kein Thema. Bis ein neuer Reverend im Ort erscheint, der Liz sogleich erzittern lässt. Warum, ist zunächst unklar. Als es kurz darauf unter Liz’ Aufsicht eine Totgeburt gibt, ändert sich die Meinung der Bevölkerung ihr gegenüber merklich. Angefeindet und als Hexe beschimpft, bittet sie ihren Gatten schließlich, gemeinsam wegzuziehen. Doch bevor sie die Reise antreten können, stirbt ihr Mann. Fortan versucht Liz alles, um dem Reverend, den sie für all die schlimmen Dinge in ihrem Umfeld verantwortlich macht, zu entkommen.
Regisseur und Autor Koolhoven unterteilt sein episch anmutendes Werk in mehrere Kapitel, deren Titel (z.B. Offenbarung) nicht zufällig einen religiösen Ursprung haben. Zudem erzählt er die Geschichte, bis auf den finalen Teil, nicht chronologisch, sondern in umgekehrter Reihenfolge. Auf diese Weise erfährt sein Publikum erst sukzessive von den Geschehnissen, die in der Vergangenheit zwischen Liz und dem Reverend vorgefallen sind. Eine clevere künstlerische Entscheidung, die nach und nach immer mehr Facetten der Charaktere freilegt, sodass diese immer wieder in einem anderen Licht erscheinen.
Dass es dabei nicht zu verwirrend wird, liegt u.a. auch daran, dass jedes dieser Kapitel quasi eine abgeschlossene Episode aus dem Leben von Liz erzählt – und von einem Martyrium sondergleichen. Dies alles fügt sich erst vor den letzten 30 Minuten zu einem großen Ganzen zusammen. Was darauf folgt, ist eine Konfrontation, die sich gewaschen hat.
Getragen wird diese fesselnde Geschichte von zwei Darstellern, deren intensives Spiel den Film noch einmal auf ein höheres Level hebt. Ohne deren Qualitäten würden etliche Anspielungen und Deutungshinweise der Handlung wahrscheinlich ungesehen vorbeiziehen. „Brimstone“ kann nämlich nicht nur als Rache- und Fluchtgeschichte im Gewand eines Westerns gelesen werden, sondern ebenso als Metapher, beispielsweise für die Rolle der Frau im 19. Jahrhundert, oder als Kommentar zu religiösem Fanatismus. Oder geht es hier etwa um den Kampf zwischen Himmel und Hölle? Dann wäre es ein Western ganz in der Tradition von Clint Eastwoods „Ein Fremder ohne Namen“ (OT: „High Plains Drifter“, 1973), der sich einst ebenso zwischen alle Genrestühle setzte und inzwischen als Klassiker gilt. Das würde ich mir auch für „Brimstone“ wünschen.
Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Bonusmaterial gibt es Interviews und Trailer. „Brimstone“ erscheint bei Koch Media und ist seit 7. Juni 2018 erhältlich. (Packshot: © Koch Media GmbH)
Ein Western aus den Niederlanden? Das gibt es nicht so oft. Kann sogar sein, dass Martin Koolhovens „Brimstone“ der erste seiner Art ist. Erinnert ein wenig an „The Salvation – Spur der Vergeltung“ aus dem Jahr 2014 – ebenso ein Western und ebenso entstanden in einem Land, das solcherlei Genrefilme eher selten produziert: Dänemark. Qualitativ ist das aber (in beiden Fällen) kein Manko, sondern eher Pluspunkt. Denn so konsequent wie in „Brimstone“ geht es in US-Werken eher selten zu.
Dies hat dem Film, der u.a. 2016 im Rennen um den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig lief, durchwachsene Kritiken eingebracht: Gelobt für Schauspiel und Geschichte, stießen sich viele an der expliziten Darstellung von Gewalt, die im Film vor allem von männlichen Figuren ausgeht und fast ausschließlich Frauen trifft. Doch Moment! Sie deswegen als Opfer zu bezeichnen, greift zu kurz. Denn im Kern ist „Brimstone“ die Geschichte eines Emanzipationsversuchs einer jungen Frau, deren männliche Nemesis immer wieder aufs Neue vor ihr steht. Gespielt wird diese starke, weil kämpferische Dame von Dakota Fanning („Mann unter Feuer“, „Krieg der Welten“), der älteren Schwester von Elle Fanning („Super 8“, „The Neon Demon“), die seit einigen Jahren ebenso als Schauspielerin unterwegs ist. Ihr Gegenpart: der nicht minder herausragende Guy Pearce („Memento“, „The King’s Speech“). Ergo: Ring frei für ein Darsteller-Duell der Extraklasse!
Die stumme Liz lebt zur Zeit des sogenannten Wilden Westens zusammen mit ihrem Mann und zwei Kindern nahe einer kleinen Stadt. Als Hebamme ist sie gut in die Gesellschaft integriert, ihr kleines ‚Manko‘, das Nicht-Sprechen-Können, kein Thema. Bis ein neuer Reverend im Ort erscheint, der Liz sogleich erzittern lässt. Warum, ist zunächst unklar. Als es kurz darauf unter Liz’ Aufsicht eine Totgeburt gibt, ändert sich die Meinung der Bevölkerung ihr gegenüber merklich. Angefeindet und als Hexe beschimpft, bittet sie ihren Gatten schließlich, gemeinsam wegzuziehen. Doch bevor sie die Reise antreten können, stirbt ihr Mann. Fortan versucht Liz alles, um dem Reverend, den sie für all die schlimmen Dinge in ihrem Umfeld verantwortlich macht, zu entkommen.
Regisseur und Autor Koolhoven unterteilt sein episch anmutendes Werk in mehrere Kapitel, deren Titel (z.B. Offenbarung) nicht zufällig einen religiösen Ursprung haben. Zudem erzählt er die Geschichte, bis auf den finalen Teil, nicht chronologisch, sondern in umgekehrter Reihenfolge. Auf diese Weise erfährt sein Publikum erst sukzessive von den Geschehnissen, die in der Vergangenheit zwischen Liz und dem Reverend vorgefallen sind. Eine clevere künstlerische Entscheidung, die nach und nach immer mehr Facetten der Charaktere freilegt, sodass diese immer wieder in einem anderen Licht erscheinen.
Dass es dabei nicht zu verwirrend wird, liegt u.a. auch daran, dass jedes dieser Kapitel quasi eine abgeschlossene Episode aus dem Leben von Liz erzählt – und von einem Martyrium sondergleichen. Dies alles fügt sich erst vor den letzten 30 Minuten zu einem großen Ganzen zusammen. Was darauf folgt, ist eine Konfrontation, die sich gewaschen hat.
Getragen wird diese fesselnde Geschichte von zwei Darstellern, deren intensives Spiel den Film noch einmal auf ein höheres Level hebt. Ohne deren Qualitäten würden etliche Anspielungen und Deutungshinweise der Handlung wahrscheinlich ungesehen vorbeiziehen. „Brimstone“ kann nämlich nicht nur als Rache- und Fluchtgeschichte im Gewand eines Westerns gelesen werden, sondern ebenso als Metapher, beispielsweise für die Rolle der Frau im 19. Jahrhundert, oder als Kommentar zu religiösem Fanatismus. Oder geht es hier etwa um den Kampf zwischen Himmel und Hölle? Dann wäre es ein Western ganz in der Tradition von Clint Eastwoods „Ein Fremder ohne Namen“ (OT: „High Plains Drifter“, 1973), der sich einst ebenso zwischen alle Genrestühle setzte und inzwischen als Klassiker gilt. Das würde ich mir auch für „Brimstone“ wünschen.
Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Bonusmaterial gibt es Interviews und Trailer. „Brimstone“ erscheint bei Koch Media und ist seit 7. Juni 2018 erhältlich. (Packshot: © Koch Media GmbH)
... im Nachgang: „In den Gängen“ (Kinostart: 24. Mai 2018)
Clemens Meyer tippt, Thomas Stuber filmt, Peter Kurth spielt: keine schlechte Kombination findet die Redaktion des Kinokalender Dresden. Und auch wenn ich nur den semi-Contra-Teil zu DIESER Rezension beigetragen habe, möchte ich diesen Film wärmstens empfehlen.
(Plakat: © 2018 Zorro Film GmbH)
(Plakat: © 2018 Zorro Film GmbH)
Heimkino-Tipp: „Die Macht des Bösen“ (2017)
The Man with the Iron Heart
Schon viele Regisseure haben sich an der Thematik des Nazi-Regimes abgearbeitet. Neben Filmen, die dies lediglich als Hintergrund nutzen, um spannende Spionage-und/oder Actionabenteuer zu erzählen (z.B. der Klassiker „Agenten sterben einsam“, 1968), gibt es unzählige ‚ernste‘ Auseinandersetzungen mit dem Dritten Reich bzw. den Ereignissen jener dunklen Zeit. Da erstaunt es schon, dass es auch ca. 80 Jahre später noch immer historisch bedeutsame Personen gibt, die noch nicht im Mittelpunkt eines Films standen. Um falsche Interpretationen auszuschließen: Mit „bedeutsam“ ist in diesem Fall lediglich deren Tun gemeint, das einen traurigen aber wichtigen Wendepunkt der Geschichte darstellt.
Bei dem Nationalsozialisten Reinhard Heydrich war dies vor allem ein Ereignis im Januar 1942: Die von ihm einberufene Wannseekonferenz konkretisierte die „Endlösung der europäischen Judenfrage“ und organisierte den bereits begonnenen Holocaust an den Juden. Was folgte, war die Ermordung von über sechs Millionen Menschen.
Der Film „Die Macht des Bösen“ des französischen Regisseurs Cédric Jimenez („Der Unbestechliche“, 2014) basiert auf dem historischen Roman „HHhH“ seines Landsmanns Laurent Binet aus dem Jahre 2010. Der seltsame Titel des Buchs zitiert eine Formulierung, die angeblich von den Nazis selbst gebraucht wurde: „Himmlers Hirn heißt Heydrich“, was darauf anspielt, dass Heydrich die treibende Kraft hinter Heinrich Himmler, nach Hitler einer der einflussreichsten Nazi-Funktionäre während der braunen Terrorherrschaft, war. Ein Strippenzieher sozusagen, der für das Funktionieren der Diktatur eminent war.
Nun ist der Film jedoch nicht nur ein Porträt des Verbrechers. Der Film ist ebenso die Geschichte seiner Attentäter, den tschechischen Widerstandskämpfern Jozef Gabčik und Jan Kubiš. Während die erste Hälfte des 120-Minüters Heydrichs Aufstieg und Machtausübung beschreibt, fokussiert die Handlung anschließend die Vorbereitung, Durchführung und die Folgen des zunächst scheinbar misslungenen Attentats. Heydrich erlag acht Tage später seinen Verletzungen.
Wenn Jimenez’ Film eines nicht ist, dann zurückhaltend. Ohne Beschönigung und mit nur schwer zu ertragender Deutlichkeit zeigt er das emotionslose Denken, Foltern und Töten von Heydrich und seinen Mitläufern/Untergebenen/Nazi-Schergen. Der Streifen wirkt dabei fast schon wie geschmackloser Torture-Porn, der sich daran labt, eine Scheußlichkeit auf die nächste zu stapeln. Ein wenig Recherche im Internet hat jedoch ergeben, dass einzelne Verhörszenen, die real stattgefunden haben, für den Film sogar noch abgeschwächt wurden, da die von den Nazis verübte Grausamkeit schlicht nicht abbildbar ist. Inhaltlich interessant ist während des ersten Teils die Rolle von Heydrichs Frau Lina: Sie – und auch das ist historisch belegt – brachte ihrem Gatten den Nationalsozialismus erst nahe und war maßgeblich an seiner „Karriere“ beteiligt.
Die dann an späterer Stelle zu sehenden Vorbereitungen von Heyrichs Gegnern sind hingegen geprägt vom spannenden Zusammenspiel von ständiger Bedrohung, dem Wunsch nach Beendigung der deutschen Besatzung und vom Überlebenswillen der Verschwörer, denen sehr wohl die Tragweite ihrer Aktion bewusst ist. Ein Aspekt, den der Film erfreulicherweise angemessen anspricht. Dass die Rache der Nazis an vermeintlichen Mittätern die Befürchtungen noch übertroffen hat, ist ein trauriger historischer Fakt.
Und genau hier findet sich dann doch noch ein Kritikpunkt an diesem ansonsten mit großem Können, großen Budget und großer Schauspielkunst (Jason Clarke, Rosamund Pike, Jack O’Connell, Jack Reynor, Mia Wasikowska) gut umgesetzten Drama: „Die Macht des Bösen“ gibt sich mit einer nüchternen Nacherzählung der Ereignisse zufrieden, lässt das Handeln auf beiden Seiten unkommentiert und bleibt neutral. Das mag im ‚Normalfall‘ lobenswert sein, angesichts der hier noch einmal dokumentierten unmenschlichen Dinge, die weit weit weg vom Normalen sind, wäre eine klarere Haltung gegen den Nationalsozialismus und seinen Unterstützern aber gerngesehen gewesen. Denn die Macht des Bösen, der dunklen Seite, ist verführerisch und – wie der Film über weite Strecken verdeutlicht – leider oftmals von Erfolg gekrönt.
Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung. Deutsche Untertitel sind optional zuschaltbar. Als Extras gibt es ein Making of, eine Bildergalerie, Interviews sowie Trailer. „Die Macht des Bösen – The Man With The Iron Heart“ erscheint bei New KSM Cinema und ist seit 17. Mai 2018 erhältlich. (Packshot + Filmstills: © KSM GmbH)
Schon viele Regisseure haben sich an der Thematik des Nazi-Regimes abgearbeitet. Neben Filmen, die dies lediglich als Hintergrund nutzen, um spannende Spionage-und/oder Actionabenteuer zu erzählen (z.B. der Klassiker „Agenten sterben einsam“, 1968), gibt es unzählige ‚ernste‘ Auseinandersetzungen mit dem Dritten Reich bzw. den Ereignissen jener dunklen Zeit. Da erstaunt es schon, dass es auch ca. 80 Jahre später noch immer historisch bedeutsame Personen gibt, die noch nicht im Mittelpunkt eines Films standen. Um falsche Interpretationen auszuschließen: Mit „bedeutsam“ ist in diesem Fall lediglich deren Tun gemeint, das einen traurigen aber wichtigen Wendepunkt der Geschichte darstellt.
Bei dem Nationalsozialisten Reinhard Heydrich war dies vor allem ein Ereignis im Januar 1942: Die von ihm einberufene Wannseekonferenz konkretisierte die „Endlösung der europäischen Judenfrage“ und organisierte den bereits begonnenen Holocaust an den Juden. Was folgte, war die Ermordung von über sechs Millionen Menschen.
Der Film „Die Macht des Bösen“ des französischen Regisseurs Cédric Jimenez („Der Unbestechliche“, 2014) basiert auf dem historischen Roman „HHhH“ seines Landsmanns Laurent Binet aus dem Jahre 2010. Der seltsame Titel des Buchs zitiert eine Formulierung, die angeblich von den Nazis selbst gebraucht wurde: „Himmlers Hirn heißt Heydrich“, was darauf anspielt, dass Heydrich die treibende Kraft hinter Heinrich Himmler, nach Hitler einer der einflussreichsten Nazi-Funktionäre während der braunen Terrorherrschaft, war. Ein Strippenzieher sozusagen, der für das Funktionieren der Diktatur eminent war.
Nun ist der Film jedoch nicht nur ein Porträt des Verbrechers. Der Film ist ebenso die Geschichte seiner Attentäter, den tschechischen Widerstandskämpfern Jozef Gabčik und Jan Kubiš. Während die erste Hälfte des 120-Minüters Heydrichs Aufstieg und Machtausübung beschreibt, fokussiert die Handlung anschließend die Vorbereitung, Durchführung und die Folgen des zunächst scheinbar misslungenen Attentats. Heydrich erlag acht Tage später seinen Verletzungen.
Wenn Jimenez’ Film eines nicht ist, dann zurückhaltend. Ohne Beschönigung und mit nur schwer zu ertragender Deutlichkeit zeigt er das emotionslose Denken, Foltern und Töten von Heydrich und seinen Mitläufern/Untergebenen/Nazi-Schergen. Der Streifen wirkt dabei fast schon wie geschmackloser Torture-Porn, der sich daran labt, eine Scheußlichkeit auf die nächste zu stapeln. Ein wenig Recherche im Internet hat jedoch ergeben, dass einzelne Verhörszenen, die real stattgefunden haben, für den Film sogar noch abgeschwächt wurden, da die von den Nazis verübte Grausamkeit schlicht nicht abbildbar ist. Inhaltlich interessant ist während des ersten Teils die Rolle von Heydrichs Frau Lina: Sie – und auch das ist historisch belegt – brachte ihrem Gatten den Nationalsozialismus erst nahe und war maßgeblich an seiner „Karriere“ beteiligt.
Die dann an späterer Stelle zu sehenden Vorbereitungen von Heyrichs Gegnern sind hingegen geprägt vom spannenden Zusammenspiel von ständiger Bedrohung, dem Wunsch nach Beendigung der deutschen Besatzung und vom Überlebenswillen der Verschwörer, denen sehr wohl die Tragweite ihrer Aktion bewusst ist. Ein Aspekt, den der Film erfreulicherweise angemessen anspricht. Dass die Rache der Nazis an vermeintlichen Mittätern die Befürchtungen noch übertroffen hat, ist ein trauriger historischer Fakt.
Und genau hier findet sich dann doch noch ein Kritikpunkt an diesem ansonsten mit großem Können, großen Budget und großer Schauspielkunst (Jason Clarke, Rosamund Pike, Jack O’Connell, Jack Reynor, Mia Wasikowska) gut umgesetzten Drama: „Die Macht des Bösen“ gibt sich mit einer nüchternen Nacherzählung der Ereignisse zufrieden, lässt das Handeln auf beiden Seiten unkommentiert und bleibt neutral. Das mag im ‚Normalfall‘ lobenswert sein, angesichts der hier noch einmal dokumentierten unmenschlichen Dinge, die weit weit weg vom Normalen sind, wäre eine klarere Haltung gegen den Nationalsozialismus und seinen Unterstützern aber gerngesehen gewesen. Denn die Macht des Bösen, der dunklen Seite, ist verführerisch und – wie der Film über weite Strecken verdeutlicht – leider oftmals von Erfolg gekrönt.
Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung. Deutsche Untertitel sind optional zuschaltbar. Als Extras gibt es ein Making of, eine Bildergalerie, Interviews sowie Trailer. „Die Macht des Bösen – The Man With The Iron Heart“ erscheint bei New KSM Cinema und ist seit 17. Mai 2018 erhältlich. (Packshot + Filmstills: © KSM GmbH)
Heimkino-Tipp: „Der Kurier“ (2018)
Abgestürzt
Das Konzept ist einfach aber effektiv: In Filmen wie „Nicht auflegen!“ (2002), „No turning back“ (2013) und „All is lost“ (2013, Rezi HIER) fokussiert die Handlung jeweils nur eine Figur, die während der gesamten Laufzeit an nur einem Ort ‚gefangen‘ ist und mit Situationen konfrontiert wird, die ihr Leben nachhaltig beeinflussen. „Der Kurier“ nutzt dieses räumlich begrenzte Szenario ebenso, kann aber zu keinem Moment mit den Vorbildern mithalten.
Das ist in diesem Fall aber keineswegs dem Hauptdarsteller anzukreiden: Daniel Radcliffe versucht nach besten Kräften, der simplen Story und weitgehend höhepunktlosen Inszenierung ein paar Momente abzugewinnen, doch wo nichts ist, kann auch nichts erblühen. Er spielt den titelgebenden „Kurier“ Sean, der in einem undankbaren Deal verwickelt ist, bei dem er der Drogenbekämpfungsbehörde (DEA) beim Hochnehmen eines Drogenkartells helfen soll. Dazu muss er eine Kokainlieferung via Flugzeug über die mexikanisch-amerikanische Grenze ‚schmuggeln‘ und so der DEA den Standort der Bösewichte verraten. Den Landeplatz für seine Maschine erfährt Sean erst während des Fluges. Um ihn unter Druck zu setzen, entführen die Bösewichte seine Frau Jen (Grace Gummer, Tochter von Meryl Streep) – und natürlich verläuft nichts nach Plan.
Mag die Idee eines unfreiwilligen Drogenkuriers, der sich aus persönlichen Gründen zu solch einer gefährlichen Aufgabe überreden lässt – in diesem Fall ist es die kostenintensive Krebsbehandlung seiner Liebsten – nachvollziehbar sein, Spannung kann Regisseur Jesper Ganslandt daraus leider nicht generieren. Auch wenn das Budget ganz offensichtlich begrenzt war, hätte dem Film ein wenig mehr Kreativität bei der Umsetzung gutgetan. Ganslandt verfrachtet sein Publikum von Minute eins an in den Flieger an die Seite seines Protagonisten, lässt ihn mit unterschiedlichen Personen telefonieren und zwischendrin immer wieder verzweifelt auf seine Armaturen schauen. Als nichts wissender Zuschauer verwirrt und langweilt das alles schnell, zumal den ganzen Film über sogar während einer Unterhaltung unangenehm lange Gesprächspausen zwischen den Kommunizierenden herrschen. Absicht? Stilmittel? Oder der amateurhafte Versuch, Suspense zu erschaffen?
Erst nach und nach, zunächst mit Rückblenden, später mit einer parallel stattfindenden Handlung, bricht der Film aus dem Cockpit aus, um auf einen unvermeidlichen Showdown hinzuarbeiten, der dann aber leider ebenso unspektakulär ist wie der Rest zuvor.
Im Nachhinein betrachtet hätte Ganslandt vielleicht einfach auf eine chronologische Szenenabfolge vertrauen sollen. Mit dem (Vor-)Wissen, was für Sean auf dem Spiel steht, wenn er das Flugzeug besteigt, wäre das Interesse an seiner Person und seiner Mission zumindest von meiner Seite aus sehr viel größer gewesen. Ein etwas zackigerer Schnitt und etwa 20 Minuten weniger Laufzeit, und „Der Kurier“ wäre als ordentlicher 70Minüter in Daniel Radcliffes bisher ordentliche Filmografie eingegangen. So aber ist es ein cineastischer Totalausfall.
Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Extras gibt es Interviews und Trailer. „Der Kurier – In den Fängen des Kartells“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite Entertainment) und ist seit 11. Mai 2018 erhältlich. (Packshot + Filmstills: © Ascot Elite)
Das Konzept ist einfach aber effektiv: In Filmen wie „Nicht auflegen!“ (2002), „No turning back“ (2013) und „All is lost“ (2013, Rezi HIER) fokussiert die Handlung jeweils nur eine Figur, die während der gesamten Laufzeit an nur einem Ort ‚gefangen‘ ist und mit Situationen konfrontiert wird, die ihr Leben nachhaltig beeinflussen. „Der Kurier“ nutzt dieses räumlich begrenzte Szenario ebenso, kann aber zu keinem Moment mit den Vorbildern mithalten.
Das ist in diesem Fall aber keineswegs dem Hauptdarsteller anzukreiden: Daniel Radcliffe versucht nach besten Kräften, der simplen Story und weitgehend höhepunktlosen Inszenierung ein paar Momente abzugewinnen, doch wo nichts ist, kann auch nichts erblühen. Er spielt den titelgebenden „Kurier“ Sean, der in einem undankbaren Deal verwickelt ist, bei dem er der Drogenbekämpfungsbehörde (DEA) beim Hochnehmen eines Drogenkartells helfen soll. Dazu muss er eine Kokainlieferung via Flugzeug über die mexikanisch-amerikanische Grenze ‚schmuggeln‘ und so der DEA den Standort der Bösewichte verraten. Den Landeplatz für seine Maschine erfährt Sean erst während des Fluges. Um ihn unter Druck zu setzen, entführen die Bösewichte seine Frau Jen (Grace Gummer, Tochter von Meryl Streep) – und natürlich verläuft nichts nach Plan.
Mag die Idee eines unfreiwilligen Drogenkuriers, der sich aus persönlichen Gründen zu solch einer gefährlichen Aufgabe überreden lässt – in diesem Fall ist es die kostenintensive Krebsbehandlung seiner Liebsten – nachvollziehbar sein, Spannung kann Regisseur Jesper Ganslandt daraus leider nicht generieren. Auch wenn das Budget ganz offensichtlich begrenzt war, hätte dem Film ein wenig mehr Kreativität bei der Umsetzung gutgetan. Ganslandt verfrachtet sein Publikum von Minute eins an in den Flieger an die Seite seines Protagonisten, lässt ihn mit unterschiedlichen Personen telefonieren und zwischendrin immer wieder verzweifelt auf seine Armaturen schauen. Als nichts wissender Zuschauer verwirrt und langweilt das alles schnell, zumal den ganzen Film über sogar während einer Unterhaltung unangenehm lange Gesprächspausen zwischen den Kommunizierenden herrschen. Absicht? Stilmittel? Oder der amateurhafte Versuch, Suspense zu erschaffen?
Erst nach und nach, zunächst mit Rückblenden, später mit einer parallel stattfindenden Handlung, bricht der Film aus dem Cockpit aus, um auf einen unvermeidlichen Showdown hinzuarbeiten, der dann aber leider ebenso unspektakulär ist wie der Rest zuvor.
Im Nachhinein betrachtet hätte Ganslandt vielleicht einfach auf eine chronologische Szenenabfolge vertrauen sollen. Mit dem (Vor-)Wissen, was für Sean auf dem Spiel steht, wenn er das Flugzeug besteigt, wäre das Interesse an seiner Person und seiner Mission zumindest von meiner Seite aus sehr viel größer gewesen. Ein etwas zackigerer Schnitt und etwa 20 Minuten weniger Laufzeit, und „Der Kurier“ wäre als ordentlicher 70Minüter in Daniel Radcliffes bisher ordentliche Filmografie eingegangen. So aber ist es ein cineastischer Totalausfall.
Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Extras gibt es Interviews und Trailer. „Der Kurier – In den Fängen des Kartells“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite Entertainment) und ist seit 11. Mai 2018 erhältlich. (Packshot + Filmstills: © Ascot Elite)
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