„Once“ (Kinostart: 17.01.2008)

Harte Konkurrenz für „Control“: Eine Woche nach dem Start der fulminanten JOY-DIVISION-Hommage von Anton Corbijn werben nun ebenso die Iren um die Gunst der Kinogängerohren.
Allerdings bei Weitem optisch nicht so düster, auch wenn die Songs in „Once“ mehrheitlich von den Themen Liebe, Trennung und Herzschmerz handeln. Und in der Tat: Sie sind es, die die Geschichte vom verlassenen Straßenmusiker (Glen Hansard) und der verheirateten Pianistin (Markéta Irglová) nicht nur begleiten, sondern wirklich erzählen – ein imaginärer dritter Hauptdarsteller, dessen gesungene Monologe die an sich profane Schwärmerei der beiden musizierenden Akteure mit Leben füllt.
In den Straßen von Dublin spricht sie ihn eines Tages an, berührt von seinem musikalischen Seelenstriptease, mit dem er über den Verlust seiner Liebe hinwegzukommen versucht. Spontane Sympathie trägt sie beide in ein Instrumentengeschäft, wo sie zusammen zu spielen beginnen. Doch nicht nur musikalisch funkt es: Fortan vergeht kein Tag, den sie nicht gemeinsam verbringen. Bis sich schließlich ihr Ehemann meldet.
Wer nicht auf romantische Singer-Songwriter-Musik steht, sollte diesen Film meiden. Alle anderen werden nicht umhin kommen, spätestens bei der gemeinsamen Aufnahmesession der Protagonisten den Fuß im Takt zu wippen und nach der Vorstellung an der Kinokasse nach dem Soundtrack zu fragen (erscheint am 18. Januar). Die beiden Hauptdarsteller – privat übrigens ein Paar – harmonieren wunderbar, musikalisch gibt es ob der Tatsache, daß Hansard seit nunmehr 15 Jahren Bandleader bei „The Frames“ ist, sowieso nichts zu mäkeln.
Mag „Once“ auch nahe am Kitsch sein, als Wohlfühlfilm und zum ersten Date eignet er sich hervorragend.

Massaker ohne Kettensäge: „Wolf Creek“

Nicht mehr im Kino, aber auf DVD: Ein Schocker namens "Wolf Creek".
Horrorfilme erleben momentan eine Art Wiedergeburt im Kino. „Saw“, „The Descent“ und nun „Wolf Creek“ sollen den Schrecken zurück auf die Leinwand bringen, der ab den 70er Jahren dank „Halloween“ (1978), „Freitag, der 13.“ (1980) oder „Das Kettensägen-Massaker“ (1974) für kollektives Sitzlehnenzerkratzen sorgte.
Während dies Werke wie „Hostel“ weder durch Einfallsreichtum noch Können, sondern ausschließlich über Ekeleffekte erreichen wollen, bedient sich das australische „Wolf Creek“ alter Klassiker und schockt trotz Vorhersehbarkeit bis ins Mark.
Fast identisch zum „Kettensägen-Massaker“ reisen drei Freunde (Cassandra Magrath, Kestie Morassi, Nathan Phillips) durch das Outback, werden nicht übermäßig, aber doch ausreichend vorgestellt und erliegen irgendwo im Niemandsland einer Autopanne. Ein älterer Mann bietet schließlich Hilfe an und läßt die drei bei sich übernachten. Am Morgen danach jedoch ist das Auto völlig zerlegt und das Trio findet sich angekettet in einem schäbigen Schuppen wieder. Was nun folgt, ist der blanke Horror.
Völlig humorlos und ohne ihnen eine Fluchtmöglichkeit aufzuzeigen, läßt Regisseur Greg McLean seine Protagonisten wirklich leiden, ohne sich an Gewalteffekten zu ergötzen. Vielmehr zerren die Ausweglosigkeit und Furcht, überall auf der Welt solch einem Verrückten begegnen zu können, an den Nerven der Zuschauer. Und spätestens beim finalen Auftauchen eines alten VW-Busses hört man die Kettensäge schon wieder rotieren.

„I Am Legend“ (Kinostart: 10.01. 2008)

Da ist er wieder: Will Smith, Mann in Schwarz a.D., Prinz von Bel-Air und (zumindest für mich) seit „Ali“ (2001, Michael Mann sei dank!) auch ernstzunehmender Charakterdarsteller. Und im Gegensatz zur ersten Wahl – ein gewisser Arnold Schwarzenegger vor seiner politischen Karriere – sicherlich die bessere Besetzung für den letzten Menschen auf der Erde.
„I Am Legend“ ist nach „The Last Man on Earth“ (1964) und „The Omega Man“ (1971) die dritte Adaption des 1954 erschienenen Romans von Richard Matheson und kommt für einen Blockbuster erstaunlich differenziert daher. Er erzählt die Geschichte von Robert Neville, einem Wissenschaftler, der als einziger eine Virusepidemie überlebte, die die gesamte Menschheit dahinraffte. Ursprünglich als Krebsheilmittel gefeiert, sind nun nur noch er, sein Hund Sam (unglaublich, was Schäferhündin Abbey hier leistet!) und einige andere Lebewesen (?) übrig, die ums tägliche Überleben kämpfen.
Abgesehen von ein paar ärgerlichen kleinen Filmfehlerchen hier und da (man beachte das blitzblanke Auto am Ende des Films nach mehr als drei Jahren Verfall) und der Tatsache, daß nie ganz geklärt wird, ob die Virenkatastrophe den gesamten Erdball in die Knie zwang, ist „I Am Legend“ ein großartiges SciFi-Drama, welches Will Smith fast völlig allein tragen muß und diese Aufgabe mit Bravour auch meistert. Allein seine zarten Annäherungsversuche an eine Schaufensterpuppe in einem Kaufhaus, wo er sich täglich einen neuen Film „ausleiht“, sind berührend melancholisch und entwaffnend witzig zugleich. Das in romantisches Sonnenlicht getauchte New York als menschenleere Kulisse tut sein übrigens, um die bedrückende Atmosphäre des Alleinseins auf die Zuschauer zu übertragen. Überhaupt merkt man dem Film in jeder Szene an, wie wenig Regisseur Francis Lawrence daran lag, einen beliebigen Gruselfilm zu drehen und stattdessen versucht, eine komplexe Charakterstudie in einem extremen Szenario zu entspinnen. Daß diese zum Ende hin immer weiter in gängige Erzählmuster abzugleiten droht, sei ihm verziehen, denn an Spannung ist das Finale kaum zu übertreffen.
Kurz: „I Am Legend“ ist in der Tat einen Kinobesuch wert. Und für einen ersten Eindruck des Könnens von Regisseur Lawrence sei der nicht minder faszinierende und optisch brillante Film „Constantine“ mit Keanu Reeves in der Hauptrolle empfohlen.

„Aliens vs. Predator 2: Requiem“ (Kinostart: 26.12.2007)

Ja, ich habe mir diesen Film angeschaut. Denn ich bin ein großer Fan der Filme „Alien“ (Ridley Scott, 1979), „Aliens“ (James Cameron, 1986), „Predator“ (John McTiernan, 1987) und „Alien 3“ (David Fincher, 1991) und habe trotz der großer Enttäuschung in Form der unsäglichen Fortsetzung „Alien - Die Wiedergeburt“ (immerhin Jean-Pierre Jeunet, 1997) noch immer die naive Hoffnung, eines Tages wieder einmal einen wirklich gelungenen „Alien“-Film auf der Leinwand zu sehen. Okay, dies hinter dem Kürzel „AvP 2“ zu vermuten, grenzt schon fast an einen Akt der Dummheit. Sei´s drum, schlechter als Paul Andersons geistige Diarrhö namens „Alien vs. Predator“ aus dem Jahr 2004 konnte es nicht werden – etwas besser hingegen schon.
Ging es in den ersten drei Teilen der „Alien“-Reihe noch um die Konfrontation mit dem unbekannten Bösen, dem der Mensch in Form eines „perfekten Organismus“ (O-Ton aus Scotts Original) gegenüberstand und dem/n er – je nach Sichtweise – unterlag resp. besiegte (Ripleys Sprung ins Feuer, während sie ein neues Wesen gebar; „Alien 3“), so reduzierte Anderson das Biest in seinem im Alleingang geschriebenen und inszenierten Spin-Off „AvP“ auf ein beliebiges Monsterchen, das weder bedrohlich wirkte noch nachvollziehbar handelte, zudem schlecht animiert war und durch ein billiges Set stapfte, das aus alten Ed-Wood-Filmkulissen zusammengeschustert schien. Eine absolute Nullnummer, die ganz klar auf ein junges/neues Publikum abzielte, ohne auch nur ansatzweise innerhalb der Franchise neue Akzente zu setzen oder Ideen zu liefern.
Immerhin haben die Rechenkünstler der Produktionsfirma Fox trotz passabler Einspielergebnisse bemerkt, wie lächerlich der ganze Mummenschanz war und den Platz auf dem Regiestuhl neu besetzt: Colin und Greg Strause, hauptberuflich für Spezialeffekte in Hollywood tätig („300“, „Constantine“, „Shooter“), ergänzen nun die illustre Runde im Alien-Universum und machen vieles anders als Anderson.
Zum einen legen sie von Beginn an ein hohes Tempo vor, was auf einen kurzweiligen, harten und unterhaltsamen SciFi-Horrorfilm hoffen lässt. Auch der Einsatz digitaler Viecher wird etwas zurückgefahren, das „Stilmittel Wackelkamera“ bleibt leider omnipräsent. Ebenso inhaltliches Nichts:
Ein Raumschiff stürzt mitsamt einiger Alienbabys an Bord ab und entlässt die kleinen schwarzen Tierchen in die Freiheit. Ein Predator soll´s richten, macht sich auf die Jagd und landet mit seinem Waffenarsenal und seiner Beute in einer amerikanischen Kleinstadt. Die ist bevölkert von ausnahmslos dämlich blubbernden jungen Schönheiten beiderlei Geschlechts, die natürlich alle ihre fünf Minuten zur Kurzcharakterisierung kriegen, unsinnigste Handlungen vollführen, prügeln und poppen (wollen), bevor sie äußerst brutal wieder aus dem Szenario entlassen werden.
Kein Verlust, denn glaubt man der sorgfältig zensierten Werbestrategie, punktet dieser Film hauptsächlich mit seinen Gore-Effekten. Aber Pustekuchen! Wer den Trailer gesehen hat, kann sich die Schlachterplatte im Kino getrost sparen, denn mehr gibbet hier auch nicht zu sehen. Wohl auch deshalb, weil fast jede Actionszene abgedunkelt wird – bei zwei schwarzen Hauptdarstellern etwas unpassend.
Nach 86 Minuten ist der Spuk auch schon wieder vorbei, fünf weitere Minuten später ist ebenso der Film schon wieder vergessen. Die 5,50 € Eintritt hingegen tun mir heute noch weh.