Heimkino-Tipp: „Drecksau“ (2013)

Es gibt Filme, bei denen bietet es sich an, einen Sicherheitsgurt anzulegen. „Drecksau“ von Jon S. Baird ist so ein Exemplar und verspricht mit seiner Plakat-Ankündigung „Es ist Zeit, versaut zu sein“ wahrlich nicht zuviel.

Basierend auf einem Roman von „Trainspotting“-Autor Irvine Welsh folgt der Film 90 rasante Minuten lang dem Polizisten Bruce Robertson in seinem Alltag, der geprägt ist von Alkohol, Drogen, Sex und Intrigen gegen Kollegen. Doch statt dies in ein bedrückendes Drama über einen Mann am Abgrund zu packen, präsentiert „Drecksau“ lieber einen bitterbösen, schwarzhumorigen Abgesang auf sämtliche Moralvorstellungen mit einem wahnsinnig guten James McAvoy als Hauptdarsteller. Egoistisch bis zur Schmerzgrenze, säuft, bumst und flucht der sich als Bruce durch Glasgow und Hamburg, verführt die Frauen seiner Kollegen, setzt schamlose Gerüchte über sie in die Welt und versucht überhaupt alles, um bei seinem Chef als einzig fähiger Kandidat für die anstehende Beförderung dazustehen. Die rückt in greifbare Nähe, als Robertson den Auftrag erhält, einen Mord aufzuklären, der offenbar von Jugendlichen begangen wurde. Dummerweise kommen ihm jedoch bei seinen „Ermittlungen“ seine diversen Psychosen in die Quere und Robertson verliert zunehmend die Kontrolle.

„Drecksau“ gibt von Beginn an Vollgas und schert sich wahrlich nicht die Bohne um Anstand oder Respekt anderen Menschen gegenüber. Mit Robertson gibt es zudem eine mit dem Publikum kommunizierende Hauptfigur, die ganz offenbar ein großes persönliches Problem im Gepäck hat, dieses aber mit seinem ekelhaften Benehmen zu überdecken weiß. So wirkt „Drecksau“ zunächst wie eine (amüsante) Aneinanderreihung von Exzessen, denen man angewidert und gleichzeitig fasziniert zuschaut. McAvoy ist es zu verdanken, dass der von ihm dargestellte Bastard einen gewissen Charme versprüht, dem man trotz seiner Charaktereigenschaften folgen will – stets in der Erwartung, dass ihm doch endlich mal eine gerechte Strafe widerfahre.

Statt sich allerdings vollkommen auf das Charisma von McAvoy zu verlassen, setzt Regisseur Baird formal noch eins drauf und lässt seine „Drecksau“ hin und wieder in Traumwelten abschweifen. So findet sich Robertson plötzlich in einem riesigen Behandlungszimmer wieder, das nicht zufällig an die finalen Szenen in Kubricks „2001“ erinnert. Ein Plakat dazu ist auch im Film zu sehen, während der Vorspann dem aus „A Clockwork Orange“ nachempfunden scheint. Zwar ist „Drecksau“ bei weitem nicht so verkopft wie diese Klassiker, ein wenig Offenheit fürs Surreale sollte beim Betrachter jedoch schon vorhanden sein.

Zur Belohnung gibt es mit „Drecksau“ einen herrlich überdrehten und fiesen Streifen zu sehen, der anstandslos als Vorfilm für „The Wolf of Wall Street“ durchgehen kann. Mit dem „Nachteil“, dass man sich nach diesem Erlebnis nur vom Zuschauen selbst ein wenig verdreckt fühlt, ob der Dinge, deren Zeuge man gerade wurde. Ein Film der nachwirkt sozusagen – auf eine sehr schmutzige Weise.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie optionale deutsche Untertitel. Im Bonusteil finden sich Interviews, ein Blick „hinter die Kulissen“ sowie Trailer. „Drecksau“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite) und ist seit 25. Februar erhältlich. (Packshot: © Ascot Elite)

Heimkino-Tipp: „Das Krokodil und sein Nilpferd“ (1979)

Gut Ding will Weile haben: Nachdem bereits etliche Spencer/Hill-Filme den Weg ins Blu-ray-Universum gefunden haben, blieb eines ihrer bekanntesten Werke bisher außen vor: „Das Krokodil und ein Nilpferd“. Ein Grund hierfür dürfte der Zustand des Ausgangsmaterials gewesen sein. Denn schon beim Kinostart wurde der Film für den deutschen Markt gekürzt und war später auch nur in dieser Form auf Videokassette und DVD erhältlich. Erst 2008 kam die ungeschnittene Version auf den Markt, ehemals fehlende Szenen wurden dabei nicht nachsynchronisiert, sondern lediglich mit Untertiteln versehen.

So war die Firma 3L gezwungen, für den neuen, hier vorliegenden HD-Transfer ebenfalls auf eine gekürzte deutsche Version zurückzugreifen – legt aber als erfreuliches Extra die vollständige DVD-Fassung in Standardauflösung bei. Das ist Dienst am Fan und verdient Lob!

„Das Krokodil und sein Nilpferd“ ist die bereits 13. Zusammenarbeit des Dreamteams Spencer/Hill und zählt in Bezug auf ihre „Chemie auf der Leinwand“ zweifellos zu ihren besten Arbeiten. Tom alias Nilpferd (Spencer) arbeitet als Touristenführer in der afrikanischen Savanne und fährt seine Gäste für Jagdausflüge durch die Gegend – Tierliebhaber wie er ist natürlich nur, nachdem er sämtliche Waffen mit Platzpatronen gefüllt hat. Sein Bruder Slim alias Krokodil (Hill) ist da bei seinen Aktionen für den Tierschutz schon etwas direkter und kommt Tom damit regelmäßig in die Quere. Alle Meinungsverschiedenheiten sind allerdings begraben, als der skrupellose Spekulant Mr. Ormond (Joe Bugner) auftaucht und ansässige Bewohner mit Gewalt aus ihren Häusern scheucht, um dort ein Safari-Paradies für reiche Leute errichten zu können. Tom und Slim können das natürlich nicht akzeptieren und nehmen den Kampf gegen den Bösewicht auf.

Inszeniert wurde der mit über fünf Millionen Kinobesuchern außerordentlich erfolgreiche Streifen von Italo Zingarelli, einem alten Weggefährten Spencers, der zuvor eigentlich nur als Produzent tätig war und nach dem plötzlichen Tod des ursprünglichen Regisseurs Guiseppe Colizzi („Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“, 1972) spontan einsprang. Seine Inszenierung ist voll und ganz auf das Helden-Duo zugeschnitten und wirkt bisweilen ein wenig zerfahren und inkohärent – mehr wie eine Nummernrevue, die durch die Rahmenhandlung notdürftig zusammengehalten wird. Das trübt den Spaß jedoch keineswegs, gerade weil die Duo-Szenen selten so witzig daherkamen wie hier: Allein das große Dinner bei Ormond, zu dem das Krokodil und sein Nilpferd eingeladen werden, ist ganz ohne Prügelei eine Sternstunde des Spencer/Hill-Humors.

Abseits davon erstaunt der unorthodoxe Umgang mit diversen tierischen Savannen-Bewohnern: Da bewegen sich (nicht nur) die beiden Stars ungeschützt auf Löwen und anderes Großgetier zu, gehen nur mit einem Ast(!) bewaffnet in deren Käfige oder klopfen einer jungen Elefantenherde mal eben aufs Hinterteil. Glaubt man den Ausführungen von Hill im beigefügten Blu-ray-Booklet, ist ihm selbst erst im Nachhinein bewusst geworden, was da hätte alles passieren können. Andererseits: Auch Doppelnull-Agent Bond ließ es sich schon 1973 nicht nehmen, über (echte) Krokodil-Rücken zu laufen – was für den Stuntman beinahe tödlich endete.

Zum Glück blieb es in beiden Fällen beim „beinahe“ und „Das Krokodil und sein Nilpferd“ hatte außer einigen blauen Flecken für Schauspieler Joe Bugner, den der kurzsichtige Spencer bei einer Prügelei versehentlich niederschlug, keine weiteren schmerzhaften Folgen für alle Beteiligten.

Einzig der Zuschauer könnte Probleme mit seinem Zwerchfell bekommen.

Die Blu-ray präsentiert den Film in deutscher, englischer und italienischer Sprachfassung (mit deutschen Untertiteln). Als Extras gibt es neben der erwähnten ungekürzten SD-Version noch Trailer, Fotogalerien sowie in der Erstauflage ein Booklet mit Hintergrundinfos zur Entstehung. „Das Krokodil und sein Nilpferd“ erscheint bei 3L Vertriebs GmbH & Co. KG und ist seit 20. Februar erhältlich. (Packshot: © 3L)

Heimkino-Tipp: „Lovelace“ (2013)

Das Glück der Spätgeborenen: Bis zur Sichtung der äußerst unterhaltsamen und spannenden Dokumentation „Inside ‚Deep Throat‘“ war mir der Name Linda Lovelace kein Begriff. Der Film thematisiert den erstaunlichen Erfolg eines Pornofilms Anfang der 1970er-Jahre, der die Lovelace kurzzeitig zu einem Star machte – nicht nur im Erotikbusiness. Denn das Original, „Deep Throat“, verhalf dem Porno zu einer Art gesellschaftlicher Akzeptanz, wurde in normalen Kinos gezeigt und im Feuilleton diskutiert. Nebenbei verdiente sich die Mafia an dem Streifen dumm und dämlich, da einige der Produzenten dem organisierten Verbrechen angehörten. Was die Doku „Inside ‚Deep Throat‘“ nur am Rande anspricht, ist das Schicksal der Hauptdarstellerin. Das versucht das Drama „Lovelace“ nun in fiktiver Form nachzuholen.

Die Herausforderung, mit der sich die beiden Regisseure Rob Epstein und Jeffrey Friedman („Howl – Das Gehäul“, 2010) konfrontiert sahen, ist die widersprüchliche Persönlichkeit der Dame, die 2002 an den Folgen eines Autounfalls starb. Aufgewachsen in einem strengen Elternhaus, lernte sie mit etwa 20 Chuck Traynor kennen, der ihr den Weg ins Pornobusiness ebnete. Nach dem gigantischen Erfolg von „Deep Throat“ und einigen wenigen weiteren Hardcore-Produktionen, trennte sich Lovelace von Traynor. Anfang der 1980er-Jahre, mit dem Erscheinen ihrer Autobiografie, gab sie schließlich an, von ihrem damaligen Gatten zu diesen Filmen gezwungen worden zu sein, und engagierte sich fortan in einer Anti-Pornographie-Bewegung. Später widerrief sie auch diese Aussagen und wirkte in den 1990er-Jahren sogar wieder in Softpornos mit.

Ebenso uneindeutig wie Lovelaces Biografie sind die Angaben von ehemaligen Kollegen und Wegbegleitern, was die Frau per se zwar zu einer sehr interessanten Figur macht, Drehbuchautoren jedoch in den Wahnsinn treiben kann. Andy Bellin, der das Skript zu „Lovelace“ verfasste, wählte daher die ungewöhnliche, aber wohl einzig angemessene Form des Biopics: Er erzählt ihre Lebensgeschichte einfach mehrmals aus verschiedenen Blickwinkeln. So wirkt der Film in der ersten Hälfte wie ein schickes, beinahe leichtfüßiges Zeitdokument, in der einer jungen Frau die Abkapselung vom Elternhaus gelingt und die anschließend scheinbar freiwillig die Karriere als Pornostar wählt. Die zweiten 45 Minuten allerdings haben mit dieser femininen Selbstverwirklichung kaum noch etwas zu tun: Gewalt, Eifersucht und physischer wie psychischer Missbrauch sind an der Tagesordnung und lassen Lovelace als tragische Heldin erscheinen, die ihrem Mann und einer unbarmherzigen Industrie ausgeliefert ist.

Welche Version der Wahrheit näher kommt, lässt der Film offen, auch wenn allein schon die gewählte Reihenfolge beider Episoden die Sympathien der Filmemacher erkennen lassen. Da sie ihr Biopic Anfang der 80er enden lassen, verschweigen sie natürlich die abermalige Wandlung des realen Vorbilds ihrer Protagonistin und entziehen sich damit clever einem eigenen Urteil. Nicht minder bedauerlich ist der Verzicht auf Erklärungsansätze, warum Lovelace es trotz der häuslichen Gewalt – so es denn der Wahrheit entspricht – nicht schon früher geschafft hat, ihren Peiniger zu verlassen.

Sieht man von diesen inhaltlichen Mängeln ab, ist „Lovelace“ ein gelungener und innovativer Porträt-Film mit ungemein viel 70er-Jahre-Flair, einem tollen Soundtrack und herausragender Leistungen eines imposanten Casts: Neben Amanda Seyfried als Lovelace und Peter Sarsgaard in der Rolle des Traynor sind unter anderem James Franco, Chris Noth, Sharon Stone und Robert Patrick mit von der Partie und machen „Lovelace“ zu einem Schaulaufen von Hollywood-Stars. Nicht nur deswegen ist das Werk einen Blick wert.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und original englischer Sprachfassung. Untertitel in deutsch sind optional zuschaltbar. Im Bonus finden sich Making of-Clips, Interviews, eine Leseprobe aus „Linda Lovelace – Ich packe aus!“, Trailer sowie die Pressekonferenz zur Vorstellung des Films auf der Berlinale 2013 – ein ungewöhnliches, aber schönes Extra. „Lovelace“ erscheint bei Studiocanal/Planet Media und ist seit 16. Januar erhältlich. (Packshot: Studiocanal/Planet Media)

Heimkino-Tipp: „King of New York“ (1990)

Es gibt Filme der 1980er- und 1990er-Jahre, die vor allem dank der Verbreitung der Videokassette zu regelrechten Kultwerken avancierten: „Scarface“ (1983), „The Terminator“ (1984) und „King of New York“ (1990) beispielsweise hatten bei ihren Kinopremieren mit moderaten Besucherzahlen zu kämpfen oder wurden von der Kritik derart verrissen, dass sie ohne den Heimkinomarkt wahrscheinlich schnell in Vergessenheit geraten wären. Zum Glück kam es anders – und auch wenn manche Huldigung etwas befremdlich wirken mag (vor allem sogenannte Gangsta-Rapper beanspruchen die Charaktere aus „Scarface“ oder „King of New York“ gern für sich), qualitativ sind diese Filme ein Hochgenuss.

Aber es gibt noch eine andere Gemeinsamkeit, die genannte Beispiele aufweisen können: Alle drei landeten bereits kurz nach ihrer Veröffentlichung auf dem Index und durften in ihrer ungekürzten Form lange Zeit nicht ausgeliehen oder verkauft werden. Mag es schlicht der Wohlwollen der FSK-Prüfkommission oder der (traurigen) Verrohung der Gesellschaft geschuldet sein: Nach „Scarface“ und „The Terminator“ ist seit Juni 2013 endlich auch Abel Ferraras Gangsterballade „King of New York“ frei erhältlich und in diversen Formaten in all its uncut glory verfügbar. Nachdem die Blu-ray-Veröffentlichung im vergangenen Jahr ärgerlicherweise keine Untertitel bot, wurde dieser Mangel nun behoben – und einer zufriedenstellenden Neuentdeckung dieses Klassikers steht nichts mehr im Wege.

Der Film erzählt von der Rückkehr des gerade aus dem Gefängnis entlassenen Frank White (Christopher Walken) in sein altes Hoheitsgebiet. Gedeckt von korrupten Politikern und ranghohen Gesetzesdienern, war er vor seiner Verhaftung der einflussreichste Gangster von New York und kontrollierte den Drogenhandel mit brutaler Gewalt. Zurück in Freiheit, will er sich diesen Status schnellstmöglich zurückerobern und beginnt, alte Allianzen zu reaktivieren und Konkurrenten auszuschalten. Einziges Hindernis scheint der Cop Roy Bishop (Victor Argo) zu sein, der mit seiner kleinen Truppe unbestechlicher Polizisten nichts unversucht lässt, um White schnellstmöglich wieder hinter Gitter zu bringen.

Blutig, schamlos, direkt: „King of New York“ schert(e) sich herzlich wenig um Konventionen und präsentiert(e) seinem Publikum einen scheinbar ungeschönten Blick auf die dunkle Seite der Mega-City. Und obwohl die Handschrift von Regisseur Abel Ferrara unverkennbar ist, so stellte „King of New York“ doch eine wichtige Zäsur in seinem Schaffen dar: Autorenfilmer Ferrara näherte sich weder zuvor noch danach je wieder so stark dem Massenpublikum an und schafft es trotzdem, einen – zumindest damals – nicht alltäglichen Film abzuliefern. Strenge Bildkompositionen und etliche Steadicam-Aufnahmen dominieren dabei die erste Hälfte und führen die Zuschauer so langsam und beinahe hypnotisch in die Welt der Kriminalität ein. An der Seite des zurückkehrenden White taucht die Kamera hinab in einen zunächst verführerischen, später zunehmend brutalen Mikrokosmos von Sex, Geld und Gewalt. Dies alles weicht in der zweiten Filmhälfte einer zunehmend unruhigeren Bildsprache und transportiert damit optisch wunderbar jenen Machtzerfall, den auch White erfahren muss.

Inhaltlich bewegt sich „King of New York“ zwar auf vertrautem Terrain. Allerdings punktet das Drehbuch mit seiner großartig herausgearbeiteten Gegenüberstellung von Whites luxuriösem Leben und dem Verhalten seiner Bandenmitglieder auf der einen Seite, während Polizist Bishop und seine Jungs das Gegenteil erfahren müssen – bis letztgenannte Heißsporne die Grenzen der Legalität ebenso überschreiten und der Jagd nach White sämtliche moralischen Regeln opfern. Dargestellt werden die schießwütigen Kerle auf beiden Seiten von Schauspielern, die in den folgenden Jahren zu Superstars aufsteigen sollten: Laurence Fishburne, Wesley Snipes, David Caruso, Steve Buscemi und zahlreiche andere bilden den Zuckerguss zu einem ohnehin bemerkenswerten Cast.

Eine weitere Besonderheit, die „King of New York“ von anderen Genrevertretern abhebt, ist die für damalige Verhältnisse leider nicht alltägliche Präsentation von erotischer Interaktion zwischen Schwarzen und Weißen, die Ferrara lediglich einmal in seinen Dialogen aufgreift – mit tödlichem Ausgang für den Rassisten – und ansonsten als angenehme Normalität begreift. Dies zeigt sich ebenso bei der Besetzung der sich gegenüberstehenden Gruppen: Wer Krimineller oder Gesetzeshüter ist, lässt sich an der Hautfarbe nicht erkennen.

Zwei Jahre nach diesem – zumindest künstlerisch – großen Wurf legte Ferrara mit „Bad Lieutenant“ einen nicht minder erinnerungswürdigen Film vor, der sich zwar wieder weiter vom Mainstream entfernte, Harvey Keitel allerdings zu einer Performance animierte, die noch heute ihresgleichen sucht. Wer nach dem fantastischen und zu recht immer noch gefeierten „King of New York“ also noch mehr Lust auf Ferrara hat, dem sei dieser Film ebenso empfohlen.

P.S.: Interessanter „fun fact“ am Rande: Dass Ferrara trotz seines Œuvres 1990 diesen für seine Verhältnisse doch sehr teuren Film realisieren konnte, hat er übrigens einem gewissen Silvio Berlusconi zu verdanken. Er trat als (ungenannter) Geldgeber in Erscheinung und produzierte den Streifen über einen amerikanischen Mittelsmann.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Bonusmaterial gibt es Audiokommentare, ein aktuelles Interview mit Regisseur Ferrara zur Entstehungsgeschichte des Films sowie diverse Teaser und Trailer. „King of New York“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite) und ist in dieser Edition seit 10. Dezember 2013 erhältlich. (Packshot: © Ascot Elite)

Deutscher Hörfilmpreis 2014

Unter den zahlreichen Veröffentlichungen, die auf diesem Blog vorgestellt werden, sind leider nur selten DVDs und Blu-rays, die über eine Hörfilmfassung verfügen. Sogar „einfache“ Untertitel sind ärgerlicherweise heute immer noch kein Standard, speziell bei Produktionen mit Deutsch als Hauptsprache.

Umso wichtiger sind Aktionen wie die Wahl des „Beliebtesten Hörfilm des Jahres“, ein Publikumspreis, der die diesbezüglich besten Beiträge der vergangenen zwölf Monate ehren soll. Dazu ein kurzer Ausschnitt aus der Pressemitteilung:

„Hörfilme ermöglichen es blinden und sehbehinderten Menschen, Filme als Ganzes wahrzunehmen und zu genießen. Diese Filme sind mit einer Audiodeskription (AD) versehen, die in knappen Worten zentrale Elemente der Handlung sowie Gestik, Mimik und Dekors beschreibt. Diese Bildbeschreibungen werden in den Dialogpausen eingesprochen.

Und so funktioniert die Abstimmung: Unter www.deutscher-hoerfilmpreis.de werden die neun nominierten Beiträge jeweils mit einem kurzen Hörausschnitt vorgestellt. Das Votum kann bis zum 15. März 2014 abgegeben werden – online, per E-Mail oder Postkarte. Unter den Einsendern wird ein Smart VIERA TX-L50DTW60 von Panasonic verlost. Neben vielen Extras verfügt dieser LED-TV auch über die für blinde und sehbehinderte Menschen wichtige Sprachführung und Sprachsteuerung.


Auch ohne den zusätzlichen Anreiz des Gewinns würde ich mich über eine rege Teilnahme freuen!

Heimkino-Tipp: „Metallica – Through The Never“ (2013)

Eine komplette Live-Show auf DVD? Nichts Neues. Ein Konzertfilm mit Backstage-Aufnahmen? Ein alter Hut. Wie wäre es dann mit einem 3D-Spektakel, dem wir eine fiktionale Rahmenhandlung verpassen?

Willkommen im Universum von Metallica, einer der einflussreichsten und mit über 30 Jahren Existenz auch ältesten Rockbands dieses Planeten! Die trotz ihres anhaltenden Erfolgs keine Lust auf Mainstream verspüren und nach dem Metal-meets-Classic-Meilenstein „S&M“ (1999) und der sehr persönlichen Doku „Some Kind of Monster“ (2004) mit „Metallica – Through the Never“ nun ein weiteres Werk in Spielfilmform vorlegen, das ihren Sonderstatus abermals unterstreicht. Realisiert von Nimród Antal („Kontroll“, „Predators“), präsentiert der 90-Minüter nicht nur ein bombastisches Konzert der Metal-Rocker, sondern versteht sich vielmehr als ein apokalyptisch angehauchter Actionfilm, dessen Essenz eine Metallica-Performance bildet, die in eine Erzählung eingebunden ist.

Der Roadie Trip (Dane DeHaan, „The Place Beyond the Pines“, siehe HIER) erhält die undankbare Aufgabe, während eines Gigs seiner Helden einen Benzinkanister zu einem liegengebliebenen Fahrzeug zu bringen, das ursprünglich ein wichtiges Utensil zur Konzertlocation bringen sollte. Bei seiner Suche nach dem Truck wird Trip selbst in einen Unfall verwickelt und findet sich bald darauf in einem albtraumhaften Szenario wieder, in dem sich Polizei und Randalierer gegenüberstehen, während ein mysteriöser Reiter Jagd auf Unruhestifter macht – und sie anschließend gut sichtbar in einer ansonsten menschenleeren Stadt aufhängt.

Nun kann man trefflich darüber streiten, wie sinnvoll und/oder nötig diese Rahmenhandlung ist, wenn das Hauptaugenmerk ohnehin auf dem Live-Spektakel liegt, das Metallica hier abfeiern. Dient sie der Illustration der Songs? Ist es eine Metapher für den Verlauf von Metallicas Karriere? Oder doch nur ein überlanger Videoclip, der cool aussieht, ansonsten aber keinen Sinn ergibt? Die Antwort darauf muss jeder Zuschauer selbst finden, für mich persönlich waren diese Szenen außerhalb der Konzertarena eine nicht notwendige, aber doch unterhaltsame Zugabe. Zumal Regisseur Antal und sein Cutter Joe Hutshing („JFK“) akribisch darauf achten, beide Sets fließend ineinander übergehen zu lassen. Das gelingt ihnen mit Bravour, auch weil die Spielszenen wenig Dialoge enthalten, die die konstante Beschallung durch feinste Gitarrenmusik nicht stören.

Auf der Bühne lassen die „Master of Puppets“ selbige inzwischen ordentlich tanzen. Mit einer Spielwiese inmitten der Arena, Mikrofonen an allen Enden, allerlei technischen Spielereien, beeindruckenden Bauten und natürlich einem fetten Sound, zu dem die zahlreichen Fans ausgiebigst abrocken, gibt es hier Augen- und Ohrenfutter par excellence. Mit über einem Dutzend Kameras fabelhaft und glücklicherweise ohne Schnittstakkato eingefangen, konzentriert sich dieser Teil des Films auf zwei Dinge: Zum einen auf die bemerkenswerten Fähigkeiten aller vier Musiker in Nahaufnahmen (allein Lars Ulrichs Drum-Performance lässt in Ehrfurcht erstarren), zum anderen auf das Bühnenbild, welches in seiner immensen Größe der Bedeutung dieser Band gerecht wird. Hin und wieder folgt auch eine inhaltliche Verknüpfung zu Trip, doch bleiben diese marginal und hindern Hetfield & Co. nicht daran, ihr Konzert zuende zu spielen – egal, welche Ereignisse um und auf der Bühne vonstattengehen.

Mag sein, dass der fiktive Anteil von „Metallica – Through the Never“ ob seiner kryptischen Form mit dem Rest des Films nicht ganz mithalten kann. Das Konzept an sich jedoch verdient Anerkennung und beweist einmal mehr, dass die Band aus Los Angeles künstlerisch noch immer hungrig ist und keine Angst vor Experimenten hat. Weiter so! Und für dieses dritte filmische Kapitel der Kerle gilt: Aufdrehen, staunen, genießen!

„Metallica – Through the Never“ ist in verschiedenen Editionen erhältlich: Als Doppel-DVD, Einzel-Blu-ray, Einzel-3D-Blu-ray, Doppel-Blu-ray 2D-/3D-Version, sowie limitierte 3D-Blu-ray-Sonderversion mit exklusiver Bonusdisc.

Der Film liegt in englischer Sprache vor mit optionalen deutschen, italienischen und französischen Untertiteln. Die einzelnen Songs sind nicht untertitelt.

Die Standardextras aller Versionen beinhalten ein 70-minütiges Making of, ein Blick hinter die Kulissen (10 Min.), ein Feature über den Soundmix (9 Min.), Fragerunden mit der Band auf zwei Festivals (insg. 80 Min.) und einen Extraclip zum Song „Master of Puppets“ (8 Min.). Diverse Teaser und Trailer runden das üppige Paket ab.

„Metallica – Through the Never“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite) und seit 28. Januar erhältlich. (Packshot + Filmstills: © Ascot Elite)


Heimkino-Tipp: „Drei Stunden“ (2012)

Skepsis ist angebracht, wenn ein Film – mal wieder – die schon oft erzählte Geschichte von Freunden, die zu Liebenden werden, präsentieren will. Regisseur Boris Kunz, der auch das Drehbuch verfasste, würzt seine romantische Komödie „Drei Stunden“ allerdings mit einem angenehmen Story-Kniff, der heraussticht: Seine beiden Helden, Isabel (Claudia Eisinger, „13 Semester“) und Martin (Nicholas Reinke, „Requiem“), erhalten nämlich nur 180 Minuten Zeit, um vom Liebesgeständnis zur Lebensentscheidung zu kommen.

Bis es soweit ist, zeigt „Drei Stunden“ auf amüsante, aber niemals alberne Weise das Kennenlernen der beiden grundverschiedenen Eigenbrötler. Vom ersten Anfauchen auf dem Gehweg über eine peinliche Partybegegnung bis hin zu den gemeinsamen platonischen Unternehmungen ist alles dabei und dank der sympathischen und erfrischend ‚normalen‘ Charaktere kurzweilig und schön. Beide stehen gefestigt im Leben, haben ihre berufliche Bestimmung gefunden und sind glücklicherweise auch nicht mit zu viel seelischem Ballast bestückt, um sie als Nerds zu bezeichnen. Kurz: Isabel und Martin sind zwei ganz normale Exemplare der Spezies „Großstadtmensch Ende 20“.

Gelegenheiten gab es zwar schon einige, doch bisher haben es die beiden bei einer freundschaftlichen Beziehung belassen. Bis Isabel sich aufmacht, um drei Jahre lang in Afrika Gutes zu tun. Endlich wird Martin – dank göttlicher Intervention, was Dietrich Hollinderbäumer (bekannt aus „Die heute-Show“ und „Pastewka“) herrliche Auftritte beschert – bewusst, dass er seine beste Freundin nicht so einfach gehen lassen kann und will. Am Flughafen gesteht er ihr in der Abflughalle seine Gefühle – und muss sie trotzdem ziehen lassen. Was er nicht weiß: Kurz darauf wird Isabels Flug verschoben und sie macht sich auf, um in den verbleibenden drei Stunden Martin ihre Liebe zu beichten. Dummerweise befindet der sich jedoch auf einer Odyssee quer durch die Stadt, um seinen Verlust zu verarbeiten.

Was in vielen Romanzen oftmals aufgesetzt und konstruiert wirkt, erweist sich bei „Drei Stunden“ dank der zuvor präsentierten ausführlichen Exposition als glaubhaft und ehrlich: Isabels langes Suchen nach Martin, ihr gleichzeitiges Hadern mit ihren eigenen Lebensplänen und ihr späteres Wiedersehen, das die Probleme einer solchen Liebe thematisiert statt sie zugunsten einer feschen Sexszene einfach wegzuschieben – all diese Dinge erden den Film in der Realität und erhöhen so ebenso (im positiven Sinne) das Mitleiden.

Flott inszeniert und von der Singer-Songwriterin „Rosalie & Wanda“ musikalisch gefühlvoll begleitet, empfiehlt sich „Drei Stunden“ für alle mit romantischer Ader, die es aber trotzdem gern ernsthaft und realitätsnah mögen. Schön, das!

Die DVD bietet neben dem Film (mit optional englischen, leider aber nicht deutschen Untertiteln für Hörgeschädigte) zusätzliche Szenen mit Audiokommentar des Regisseurs sowie Impressionen vom Dreh, ein Making of und Trailer. „Drei Stunden“ erscheint bei NFP marketing & distribution im Vertrieb von EuroVideo und ist seit 14. Februar erhältlich. (Packshot: NFP/EuroVideo)

Heimkino-Tipp: „McCanick“ (2013)

David Morse ist einer jener Schauspieler, die man im positiven Sinne als ‚bekannt aber nicht berühmt‘ bezeichnen kann. Ob in TV-Serien („St. Elsewhere“/„Chefarzt Dr. Westphall“, „Dr. House“), Blockbustern („The Rock“, „The Green Mile“, „Disturbia“) oder Independent-Perlen („Crossing Guard“, „12 Monkeys“, „Dancer in the Dark“): Morse hat in den vergangenen Jahren auf vielfältige Weise sein Talent bewiesen und zählt für mich fest zum Inventar des amerikanischen Kinos. Nach seinem Auftritt in „World War Z“ folgt mit „McCanick“ nun wieder ein Nischenfilm, in dem Morse als Hauptdarsteller einmal mehr großartig agiert. Als Cop-Thriller getarnt (und im Trailer auch als solcher beworben), ist Josh C. Wallers Drama eine bemerkenswerte und mutige Charakterstudie eines Polizisten, die man als Genre-Fan in dieser Form sicherlich nicht erwartet hätte.

Der alleinstehende Eugene McCanick (Morse) erfährt zufällig, dass der einst von ihm verhaftete Simon Weeks (Cory Monteith) nach sieben Jahren vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wurde. Obwohl von seinem Vorgesetzten Quinn (Ciarán Hinds) angehalten, den Ex-Sträfling ziehen zu lassen, heftet sich McCanick zusammen mit seinem unwissenden Partner an dessen Fersen. Nicht ohne Grund: Denn Weeks saß für einen Mord ein, den er nicht begangen hat – und McCanick weiß das. Als der Cop kurz darauf versehentlich seinen eigenen Kollegen lebensgefährlich verletzt, sieht er nur noch einen Ausweg: Er hängt Weeks auch diese Tat an und pfeift bei seiner Jagd fortan auf jede Regel, um den jungen Mann aufzuspüren.

Schon in den ersten Minuten des Films wird klar, dass es sich nicht um einen typischen Vertreter des Genres handelt: Mit einer langsamen Kamerafahrt, gerichtet auf die Silhouette McCanicks, die sich hinter einem Fenster versteckt, kreiert Regisseur Waller eine Grundstimmung, die er ebenso bei den etwas knackigeren, temporeichen Szenen nie aus dem Blick verliert. Wenn dazu ein scheinbar belangloser Dialog von McCanicks Partner mit seiner Frau zudem früh erahnen lässt, dass der alte Bulle offenbar ein wenig neben der Spur steht, ist die Exposition gelungen und die Neugier geweckt.

Morse legt seine Rolle zunächst sympathisch an und präsentiert McCanick als beherrschten und grübelnden Profi, der ganz genau weiß, was er tut. Doch schon beim ersten Aufeinandertreffen mit einigen Dealern, die ihm Informationen liefern sollen, wird deutlich, dass dieser Protagonist noch eine sehr viel dunklere Seite in sich trägt. Mit zunehmender Laufzeit entgleitet ihm die Kontrolle sukzessive, was Darsteller Morse wirklich fabelhaft zu transportieren vermag. So entpuppt sich „McCanick“ als weitgehend actionfrei gehaltenes Drama, in dem sich immer mehr der wahre Charakter des Protagonisten herausschält – und für den der Film im letzten Drittel eine interessante und wie oben bereits erwähnt wie ich finde auch mutige Begründung liefert.

Als sein quasi unschuldiger Gegenspieler ist übrigens Cory Monteith in seiner letzten Rolle zu sehen. Der „Glee“-Darsteller verstarb im Juli des vergangenen Jahres im Alter von 31 Jahren an einer Überdosis. Trotz seines soliden und glaubhaften Auftritts bleibt der Film fast vollständig auf Morse alias McCanick fokussiert, was der Film durch clever eingefügte Rückblenden ein wenig aufzupeppen versucht. Das gelingt nicht immer, und mitunter stellt sich ein wenig Leerlauf ein. Nichtsdestotrotz punktet der 90-Minüter mit einer angenehmen Optik und einem unaufgeregten, passenden Score.

„McCanick“ ist sicherlich nicht außergewöhnlich genug, um länger im Gedächtnis zu bleiben. Für David Morse allerdings ist es ein weiteres, bemerkenswertes Kapitel in seiner Filmografie. Ein guter Film, der ein Anschauen lohnt.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Bonusmaterial gibt es ein paar Impressionen vom Dreh, eine Bildergalerie sowie Trailer. „McCanick“ erscheint bei NewKSM GmbH und ist seit 17. Februar erhältlich. (Packshot: © AD PR)

... im Nachgang: „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ (Kinostart: 1. Januar 2014)

Schön, wenn ein Kinojahr gleich am ersten Tag solch eine Perle bereithält. Meine komplette Lobhudelei dazu gibt es HIER.

(Bild: © 2013 Twentieth Century Fox)

... im Nachgang: „Fack ju Göhte“ (Kinostart: 7. November 2013)

Eine deutsche Erfolgsgeschichte oder: Wie ich lernte, „Fack ju Göhte“ zu lieben. Alles weitere HIER.

(Bild: © 2013 Constantin Film Verleih GmbH)

Heimkino-Tipp: „Zwei wie Pech und Schwefel“ (1974)

Im Jahr 1974 waren Bud Spencer und Terence Hill längst keine Unbekannten mehr: Nach relativ ernst gehaltenen filmischen Anfängen erkannte man zunehmend das komödiantische Potenzial des Duos und würzte ihre gemeinsamen Abenteuer sukzessive mit überlangen, völlig übertriebenen und dabei jedoch stets witzigen Prügelszenen, die neben den (vor allem in den deutschen Synchronisationen vorhandenen) flotten Sprüchen ihr Markenzeichen werden sollten.

„Zwei wie Pech und Schwefel“ entstand nach den phänomenalen Erfolgen „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ (1970), dessen Fortsetzung „Vier Fäuste für ein Halleluja“ (1971) sowie „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ (1972) und wagte sich noch viel weiter als seine Vorgänger auf albernes Terrain. Überzeichnete Figuren, eine absurde Prämisse und Bösewichter, die aufgrund ihrer Dämlichkeit diesen Titel gar nicht verdient hätten, machen Marcello Fondatos Komödie zu einem unterhaltsamen Fan-Spaß.

Ben (Spencer) und Kid (Hill) fahren bei einem Crash Car-Rennen im selben Moment über die Ziellinie. Folglich müssen sie sich den Gewinn, einen Strandbuggy, teilen. Da das beiden erwartungsgemäß nicht gefällt, soll ein Wettessen die Entscheidung bringen. Der Schlägertrupp eines örtlichen Gangsters, genannt „The Boss“, unterbricht die Chose allerdings und zerstört bei der Gelegenheit gleich noch den Buggy. Die Folge: Ben und Kid suchen den „Boss“ auf und fordern Ersatz. Als dieser sich weigert, knöpfen sich Ben und Kid die Truppe auf ihre Art vor.

Das beigefügte Booklet zur Blu-ray verrät, dass „Zwei wie Pech und Schwefel“ ca. vier Millionen Besucher in die (west-)deutschen Kinos locken konnte – Zahlen, von denen viele Verleihe bis auf wenige Ausnahmen heute nur noch träumen können. Damit zählt der Streifen zwar nicht zu den erfolgreichsten Spencer/Hill-Produktionen, schnitt dafür aber sehr viel besser ab als beispielsweise „Aladin“, den Spencer 1986 ebenfalls mit Regisseur Fondato realisierte – und mit 150.000 Zuschauern im Kino völlig unterging.

Das Booklet ist übrigens auch der einzige Kritikpunkt in einer ansonsten wieder gelungenen Neuveröffentlichung eines Spencer/Hill-Films auf Blu-ray: So sehr ich die zahlreichen darin enthaltenen Informationen schätze, die den Autor selbst als Fan entlarven (so beschreibt er Spencer an einer Stelle als „unser hünenhafter Held“, an anderer Stelle nennt er ihn nur bei seinem Klarnamen Carlo) – Kommasetzung und Sprachduktus holpern an einigen Stellen und sollten im nächsten Booklet noch einmal gegengelesen werden.

Ansonsten ist das Bild – obwohl etwas gezoomt im Gegensatz zur DVD-Fassung – für die blaue Scheibe qualitativ noch einmal verbessert worden und bietet den Film erstmalig auch in der originalen italienischen Sprachfassung. Sehr löblich!

Die Blu-ray präsentiert den Film in deutscher, englischer und italienischer Sprachfassung (mit deutschen Untertiteln). Als Extras gibt es Trailer, Fotogalerien sowie in der Erstauflage ein Booklet mit Hintergrundinfos zur Entstehung. „Zwei wie Pech und Schwefel“ erscheint bei 3L Vertriebs GmbH & Co. KG und ist seit 23. Januar erhältlich. (Packshot: © 3L)