Heimkino-Tipp: „Zwei Asse trumpfen auf“ (1981) / „Die Miami Cops“ (1985)

Willkommen zur dritten Runde des HD-Abenteuers von Bud Spencer und Terence Hill: Nachdem bereits „Vier Fäuste für ein Halleluja“ und „Vier Fäuste gegen Rio“ (Rezension dazu HIER) sowie „Zwei bärenstarke Typen“ und „Zwei außer Rand und Band“ in überarbeiteter Qualität den Weg auf eine Blu-ray gefunden haben, legt Rechteinhaber 3L nun nochmals nach. „Zwei Asse trumpfen auf“ und „Die Miami Cops“ konnten zwar nicht ganz den Erfolg ihrer 70er-Jahre-Filme erreichen, zählen aber trotzdem noch zu den bekanntesten Streifen des im wahrsten Sinne des Wortes unschlagbaren Duos.

In „Zwei Asse trumpfen auf“ verschlägt es Charlie (Spencer) und Alan (Hill) auf eine Südseeinsel, die von einem lustig-friedlichen Völkchen bewohnt wird, das ab und an unter plündernden Piraten zu leiden hat. Da helfen Charlie und Alan natürlich gern aus, zumal sie sich davon auch etwas Hilfe beim Finden eines Schatzes erhoffen, der auf der Insel vergraben sein soll.

Die Slapstick-Komödie von Sergio Corbucci („Django“, 1966) zählt für mich persönlich zu den besten Spencer/Hill-Werken. Denn bevor die beiden Quatschköppe auf der Insel landen, lässt Corbucci sie in der ersten Hälfte des Films allein auf einem kleinen Kutter inmitten des Ozeans verbal aufeinander losgehen. Da wird gepöbelt, veräppelt und sich gegenseitig das Steak streitig gemacht, als gebe es kein Morgen mehr. Erst später gesellen sich die üblichen, aber nicht minder amüsanten Prügeleien dazu.

Da im Gegensatz zu sämtlichen früheren Veröffentlichungen die Blu-ray von „Zwei Asse trumpfen auf“ auch über eine italienische und englische Sprachfassung verfügt, wird zudem die kongeniale Arbeit von Synchronsprecher Rainer Brandt deutlich: Seine hinzugefügten, vom Original abweichenden Kommentare haben großen Anteil daran, dass die ohnehin lustigen Abenteuer der Mannen noch witziger daherkommen. Nichts, was ich heute bei einem aktuellen Film erleben möchte, aber für die Spencer/Hill-Filme unersetzlich.

Wer übrigens auch der Meinung ist „Nur Puffin gibt mir die Kraft und Ausdauer, die ich brauche.“, dem sei DIESER LINK empfohlen.

„Die Miami Cops“ war bis zur nicht ganz überzeugenden filmischen Wiedervereinigung „Die Troublemaker“ (1994) das vorerst letzte gemeinsame Werk des beliebten Duos. Mit über 600.000 Kinobesuchern in Deutschland ein passabler Erfolg, war in den Jahren zuvor bereits deutlich geworden, dass das Interesse an den Klamaukgeschichten des Dicken und seines blauäugigen Kumpels immer weiter zurückging. Wie schon bei „Zwei außer Rand und Band“ (1977) verlegte man daher die Handlung ins sonnige Florida, was ganz klar als Zugeständnis an die Serie „Miami Vice“ und das amerikanische Publikum gewertet werden kann. Abermals als Gesetzeshüter unterwegs, prügeln sie sich hier als die FBI-Agenten Steve (Spencer) und Doug (Hill) zurückhaltender denn je durch die Unterwelt des Sonnenstaates, lassen dabei aber natürlich keine Gelegenheit aus, um auf die gewohnt schnoddrige Art einen Kommentar abzulassen. Regie bei „Die Miami Cops“ führte übrigens Sergio Corbuccis Bruder Bruno, der ein Jahr später auch für Bud Spencers Soloerfolg „Aladin“ verantwortlich zeichnete.

Nach den unzähligen Veröffentlichungen fürs Heimkino, die die Filme von Bud Spencer und Terence Hill in Deutschland bereits hinter sich haben, scheint das Label 3L nun endlich am qualitativen Ziel angekommen sein: Ungekürzt, mit guter Bildqualität ausgestattet und mit mehreren Sprachversionen versehen, liegt den blauen Scheiben zudem ein schön gestaltetes Booklet (leider nur in der Erstauflage) bei, das mit interessanten Hintergrundinfos zur Entstehung, Rezeption und Musik der Filme aufwarten kann.

Die Blu-ray zu „Zwei Asse trumpfen auf“ präsentiert den Film in deutscher, italienischer und englischer Sprachfassung (mit deutschen Untertiteln). Als Extras sind zwei informative Kurzdokus von Beteiligten (leider nicht Spencer und Hill) enthalten sowie diverse Trailer. „Die Miami Cops“ liegt ebenfalls in deutscher, italienischer und englischer Sprachfassung (mit deutschen Untertiteln) vor. Als Extras gibt es ein Interview mit Bud Spencer und die Vollbild-Version des Films mit einem alternativen Bildausschnitt. Beide Blu-rays erscheinen bei 3L Vertriebs GmbH & Co. KG und sind seit 14. März erhältlich. (Packshot: © 3L)

Heimkino-Tipp: „Dead Shadows“ (2012)

Wer es ins Filmbusiness schaffen will, hat im Gegensatz zu den vergangenen Jahrzehnten heutzutage viele Möglichkeiten, um auf sich aufmerksam zu machen. So stellte beispielsweise ein Fan 2011 ein eigenproduziertes Vorspann-Video zur Kinoadaption von „Tim & Struppi“ ins Netz. Regisseur Steven Spielberg fand Gefallen daran – und bot dem Mann einen Job an. Ergo: Mit wenig Equipment, guten Ideen und viel Herzblut ist es dank der modernen Technik mühelos machbar, einen eigenen Film für wenig Geld zu realisieren. Ein solches Projekt ist auch „Dead Shadows“.

In knackigen 74 Minuten Spielzeit präsentiert Regisseur David Cholewa darin eine Apokalypse im Miniformat: Ein Komet streift die Erde und hinterlässt im Vorbeifliegen einige Sporen, die Menschen nach einiger Zeit in zombieartige Wesen verwandeln. Mittendrin der Computernerd Chris (Fabian Wolfrom), der aufgrund schlimmer Erfahrungen in seiner Kindheit schon früh Schlimmes befürchtet und sich nach und nach darin bestätigt fühlt. Während einer Party, die er nur zuliebe seiner attraktiven Nachbarin Claire (Blandine Marmigère) besucht, kommt es schließlich zum Ausbruch eines Virus, der sämtliche Feiernden wahlweise tötet, mutieren oder langsam auseinanderfallen lässt. Mit einem Baseballschläger bewaffnet, nimmt Chris eher unfreiwillig den Kampf auf.

„Dead Shadows“ ist ein ambitionierter Low-Budget-Streifen, der immer wieder erahnen lässt, wo Regisseur Cholewa seine Inspiration gefunden hat. Die Effekte sind zwar jederzeit als solche zu erkennen, aber ansehnlich und mitunter sehr kreativ. Letzteres gilt leider nicht für das Drehbuch von Vincent Julé: Unentschlossen zwischen Hommage, Einzelgänger-Drama und Fun-Horror hin und her pendelnd, kommt der Film leider nie richtig in Fahrt. Der Versuch, Spannung anhand des mitunter seltsamen Verhaltens des Protagonisten aufzubauen, gelingt nur bedingt. Das spiegelt sich auch in der Schlusspointe wider, die – ohne an dieser Stelle zu viel verraten zu wollen – ein wenig unbefriedigend daherkommt. Ist am Ende das Budget doch zu knapp geworden? Dient das Finale lediglich als Appetizer für eine mögliche Fortsetzung? Oder ist dies schlichtweg ein Mittelfinger in Richtung Zuschauer?

Von diesen inhaltlichen Schwächen abgesehen, bietet sich „Dead Shadows“ trotzdem für einen unterhaltsamen (kurzen) Filmabend an. Allein das nicht zu übersehende Engagement aller Beteiligten verdient Anerkennung. „Dead Shadows“ ist ihre kleine filmische „Fingerübung“, mit der sie sich für weitere Projekte empfehlen.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und französischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Bonusmaterial gibt es einen kurzen Making-of-Clip, gelöschte Szenen, ein ausführliches Interview mit Regisseur David Cholewa und Trailer. Zudem ist der Film auch als 3D-Version auf Blu-ray erhältlich. „Dead Shadows“ erscheint bei Mad Dimension/AL!VE AG und ist ab 15. März erhältlich. (Packshot: © Mad Dimension/AL!VE AG)

Heimkino-Tipp: „Was bleibt“ (2012)

Ebenso wie ihre Kollegen Andreas Dresen und Wolfgang Kohlhaase haben Regisseur Hans-Christian Schmid und Autor Bernd Lange in den vergangenen Jahren künstlerisch zueinander gefunden. Ihre gemeinsamen Arbeiten sind stets geprägt von präzisen Beobachtungen alltäglicher Charaktere, die nicht unbedingt Außergewöhnliches erleben – aber doch in für ihren Alltag stets außergewöhnliche Situationen gelangen. Mit „Was bleibt“ legen Schmid und Lange nach „Requiem“ (2006) und „Sturm“ (2009) nun ihr drittes gemeinsames Werk vor.

Der Mittdreißiger Marko (Lars Eidinger) hat gerade sein erstes Buch veröffentlicht und kehrt nun auf Wunsch seiner Mutter Gitte (Corinna Harfouch) für ein Wochenende in den wohlhabenden Vorort zurück, in dem die Eltern wohnen. Seinen kleinen Sohn, von dessen Mutter er getrennt lebt, bringt er mit – vielleicht auch, um sich nicht pausenlos nur mit seinen Eltern Gitte und Günter (Ernst Stötzner) beschäftigen zu müssen. Markos jüngerer Bruder Jakob (Sebastian Zimmler) schaut auch vorbei, wohnt er doch gleich nebenan mit einer eigenen Zahnarztpraxis im Untergeschoss des schicken Eigenheims. Sehr zur Überraschung aller verkündet Gitte, dass sie ihre jahrelange (ungenannte) Krankheit nun scheinbar überwunden hat. Sie wünscht, nun endlich als vollwertiges Mitglied der Familie behandelt zu werden und freut sich auf einen neuen Lebensabschnitt frei von Medikamenten und der stetigen beschämenden Ausgrenzung bei der Diskussion familieninterner Probleme. Die verhaltenen Reaktionen auf diese Ankündigung bringen das vermeintlich gut eingespielte Familiengefüge in den folgenden Tagen schließlich nach und nach aus dem Gleichgewicht.

„Der Wunsch war groß, etwas zu erzählen, was mit uns zu tun hat“, erklärt Regisseur Schmid auf die Frage, was ihn am Thema des Films gereizt hat. Und Lange ergänzt: „[Es geht um den] Umgang mit der eigenen Familie, die Tatsache, dass wir der Generation angehören, die Kinder bekommt, sich aber selbst immer noch in der Rolle des Kindes gegenüber den eigenen Eltern befindet.“ Tatsächlich gelingt es „Was bleibt“ wunderbar, diese seltsame Unentschlossenheit im Leben des „Thirtysomethings“ von heute einzufangen: Hier der Romanautor mit gescheiterter Familienplanung, dort der erfolglose Zahnarzt mit Fernbeziehung, der sich die Insolvenz seiner Praxis dank finanzieller Zuwendungen seines Vaters Schönträumen kann. Ein materielles Idyll – ein seelischer Scherbenhaufen.

„Was bleibt“ seziert die Lebensentwürfe einer typischen bürgerlichen Familie, die den Geist der 68er-Bewegung noch in sich trägt und sich über finanzielle Nöte keinerlei Gedanken machen muss. Glücklich sind ihre einzelnen Mitglieder trotzdem nicht, akzeptieren aber den Status quo und mummeln sich jeder auf seine Weise darin ein. Die plötzliche Veränderung, die mit dem „Erwachen“ der Mutter einsetzt, zwingt sie alle jedoch dazu, ihre Situation zu überdenken und ihre Fassaden – übrigens sehr schön dargestellt anhand des maskentragenden Sohnes – zu durchbrechen. Für die Kinder heißt das auch: Auf eigenen Beinen stehen und die Dinge endlich beim Namen zu nennen.

Das herausragend gespielte Drama verzichtet auf satirische Überspitzungen, klagt nicht an und ist auch sonst weit davon entfernt, eine Karikatur von wohlsituierten Menschen mit „Luxusproblemen“ zu zeichnen. „Was bleibt“ ist vielmehr eine ernste Auseinandersetzung mit dem emotionalen Stillstand einer Generation, die alles haben kann und doch an vielem scheitert. Eine Zeitdiagnose voller intimer Beobachtungen und hohem Wiedererkennungswert: Fesselnd, ungeschönt und qualitativ auf höchstem Niveau.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutscher Originalfassung mit optionalen deutschen und englischen Untertiteln sowie eine Audiodeskription für Sehbehinderte. Als Bonus gibt es ein informatives Making of, einen Audiokommentar, mehrere Trailer und ein Postkartenset. „Was bleibt“ erscheint bei Pandora Film und ist ab 15. März erhältlich. (Packshot: © Pandora Filmverleih)

Heimkino-Tipp: „96 Hours – Taken 2“ (2012)

Gewöhnlich dient ein Alternativtitel für ausländische Filme dazu, dem einheimischen Publikum eine leicht verständliche, sprachlich vereinfachte Variation anzubieten, die im besten Fall sogar schon erahnen lässt, welches Genre das Werk bedient. Hin und wieder aber gibt es auch Marketingstrategen, die nicht nur ihre beruflichen Fähigkeiten, sondern offenbar auch ihre Fremdsprachenkenntnisse überschätzen. So wurde 2008 aus „Taken“ im deutschsprachigen Raum „96 Hours“, was wiederum zu amüsanten Situationen am Kinoticketschalter führte: „Eine Karte für ‚Sechsundneunzig Auas‘, bitte!“ Diesen Totalausfall des Filmmarketings zu toppen, ist nun vier Jahre später gelungen: „‘Sechsundneunzig Auas – Taken zwei‘, bitte!“ Ein Trauerspiel.

Viel schwerer wiegt jedoch, dass der Film von Olivier Megaton („Colombiana“) diesen Irrsinn auch inhaltlich widerspiegelt. Mag Teil eins auch kein ausgefuchstes, anspruchsvolles Werk gewesen sein, überzeugen konnte der Actionthriller jedoch vollends. Liam Neesons (in der Rolle des Bryan Mills) Persönlichkeit und schauspielerische Fähigkeiten gepaart mit inszenatorischem Tempo sowie der Verzicht auf störendes emotionales Beiwerk verhalfen „Taken“ zu dem Kultstatus, den der Film von Pierre Morel bereits heute genießt. Mit dem Feingefühl eines Vorschlaghammers nahm sich Neesons Mills die Entführer seiner Tochter zur Brust und halbierte dabei offenbar die halbe Sippschaft des Albaners Murad Krasniqi (Rade Sherbedgia). Der macht sich nun in Teil zwei auf Richtung Istanbul, um seine Vendetta an Mills’ Familie zu nehmen, die sich dort gerade zum entspannten Urlaub eingefunden hat.

Diese Prämisse für „Taken 2“, übrigens wie schon der Vorgänger aus der Feder von Luc Besson und Robert Mark Kamen, bietet tatsächlich viel Potenzial. Dass eine Aktion, wie Mills sie kurz zuvor in Paris vollführt hat, nicht ohne Reaktion bleiben kann, ist nachvollziehbar und mit wenigen Szenen auch glaubhaft skizziert. Überraschend ist wohl auch, dass nun Mills selbst das Opfer einer Entführung wird, während seine Tochter Kim (Maggie Grace) diejenige ist, die ihren Eltern – Mama Lenore (Famke Janssen) sackten die Kidnapper gleich mit ein – nun helfen muss. Wie sie dies jedoch anstellt bzw. von den Drehbuchautoren auferlegt bekommt, verlangt dem Zuschauenden viel Vorstellungskraft ab. Papa Mills macht es nach seiner gelungenen Flucht aus dem Verlies allerdings nicht besser und kommt viel zu schnell viel zu leicht an sein geographisches Ziel, um auch Lenore zu befreien.

Man muss Regisseur Megaton zugute halten, dass er Neesons Präsenz in jeder Szene gut einzusetzen weiß. Sogar Verweise auf die aktuelle Popkultur finden Platz, wenn beispielsweise die Tochter in einem Auto auf ihren Vater wartend auf die tickende Uhr starrt, während im Hintergrund das musikalische Thema von „Drive“ zu hören ist. Solche Momente sind leider viel zu selten und werden vom hektischen Schnitt sowie übertriebenen und unnötigen Handlungskapriolen erstickt. War „Taken“ ein als B-Movie konzipierter Kracher, der es dank vieler kleiner Qualitäten auf die große Leinwand schaffte, so ist „Taken 2“ ein missglücktes Sequel, das seine eigentliche Bestimmung als Direct-to-DVD-Veröffentlichung nicht wahrhaben will.

Und doch: Zu sehen, wie Neeson zum zweiten Mal den Mann mit „ganz speziellen Fähigkeiten“ gibt, unterhält ob des Härtegrads prächtig und ist dank der zahlreichen Unglaubwürdigkeiten sehr viel amüsanter anzusehen als der – glücklicherweise – bierernste Vorgänger. Kann man gucken, muss man aber nicht.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche und englische Untertitel. Als Bonusmaterial gibt es gelöschte und verpatzte Szenen, Trailer, kurze Making of-Clips und Interviews mit Regisseur Megaton und Hauptdarsteller Neeson. „96 Hours – Taken 2“ erscheint bei Universum Film und ist ab 15. März erhältlich. (Packshot: © Universum Film)

Heimkino-Tipp: „Weissensee“ – Staffel zwei (2013)

DDR-Geschichte, Ministerium für Staatssicherheit, tragische Liebesbeziehung(en): Ideengeberin und Co-Autorin Annette Hess hat sich wahrlich keine leichten Themen für ihre Serie ausgewählt. Zusammen mit ihrem Regisseur Friedemann Fromm und bemerkenswerter Darsteller ist ihr mit „Weissensee“ allerdings ein formidables Stück TV-Kino gelungen.

Es ist bereits die zweite Staffel, die nun noch vor der TV-Ausstrahlung im Herbst 2013 auf DVD erscheint. Die Ansprüche waren hoch, schließlich wurden die ersten sechs Folgen von 2010 mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet und konnten beeindruckende Quoten einfahren. Selbiges ist den neuen Folgen ebenso zu wünschen, auch weil die politischen Veränderungen in der DDR Ende der 1980er-Jahre die in der Serie dargestellten dramatischen Familienkonflikte wunderbar ergänzen.

Im Mittelpunkt von „Weissensee“ stehen die Familien Kupfer und Hausmann, die durch die „unmögliche“ Liebe von Volkspolizist Martin Kupfer (Florian Lukas) und Freidenkerin Julia Hausmann (Hannah Herzsprung) miteinander verbunden sind. Während Papa Kupfer (Uwe Kockisch) und sein zweiter Sohn Falk (Jörg Hartmann) für die Stasi tätig sind, ist Julias Mutter Dunja (Katrin Sass) eine regimekritische Künstlerin, die vor vielen Jahren ihre eigenen Erfahrungen mit Kupfer sen. machen musste. Am Ende der ersten Staffel wurde die schwangere Julia inhaftiert, während Martin in dem Glauben gelassen wurde, seine große Liebe sei in den Westen abgeschoben worden. Staffel zwei setzt 1987, sechs Jahre später ein. Julia darf das Gefängnis verlassen und wagt einen zarten Neuanfang mit Martin. Ihre Mutter, inzwischen dank unpolitischer Gute-Laune-Musik zum Star avanciert, ertränkt ihre Wut im Alkohol, während Falk vor den Trümmern seiner Ehe mit Vera (Anna Loos) steht. Als die sich in den kritischen Pfarrer Robert (Ronald Zehrfeld) verliebt, sieht Falk seine Chance gekommen, mithilfe ihrer Spitzeldienste im MfS die Karriereleiter weiter nach oben zu erklimmen.

Viel Dramatik, viele Figuren und ja, viel Gefühl: Dass die Serie trotz einiger weniger Untiefen nicht im Kitsch versinkt, ist vor allem dem fabelhaften Darsteller-Ensemble zu verdanken. Ob alte oder junge Garde, die Schauspieler präsentieren ihre Figuren als mehrdimensionale, vom System getriebene Charaktere, deren Entscheidungen und Handlungen kaum vorhersehbar sind. Der langsame Zerfall der sozialistischen Republik geht dabei einher mit den Ereignissen innerhalb der Familie Kupfer, deren ideologische Überzeugungen von Glasnost und Perestroika mehr und mehr in Frage gestellt werden. Spannend und mitreißend inszeniert, gelingt es „Weissensee“ auf diese Weise, die letzten Jahre der DDR von unterschiedlichen (fiktiven) Standpunkten aus zu betrachten. Gewagt, aber in diesem Falle tatsächlich gelungen.

Da ist es schon ein wenig traurig, dass die Macher wie schon in der ersten DVD-Box auf Zusatzmaterial verzichteten. Wie gelang es beispielsweise, die zahlreichen Sets mit DDR-typischen Waren, Autos, Kleidungsstücken und Wohnungseinrichtungen herzurichten? Wie verlief der Entstehungsprozess? Welche Erfahrungen haben die Darsteller in der DDR oder möglicherweise mit der Staatsicherheit gemacht? Die generationen- und länderübergreifende Besetzung böte sicherlich viele interessante Ansichten und Anekdoten, die dem Zuschauer jedoch vorenthalten bleiben. Hier wäre ein wenig mehr Mühe und Sorgfalt wünschenswert gewesen. Immerhin: Die Beigabe einer Hörfilmfassung für alle Episoden (heutzutage leider immer noch kein Standard im Heimkinobereich) verdient Lob.

Die DVD-Box „Weissensee“ (Die 2. Staffel) bietet alle sechs Folgen in deutscher Originalsprachfassung und als Hörfilmfassung. Untertitel in deutsch und englisch sind optional zuschaltbar. „Weissensee“ erscheint bei Telepool und ist ab 15. März erhältlich. Ebenfalls im Handel: Eine Doppelbox mit Staffel eins.

... im Nachgang: „Gangster Squad“ (Kinostart: 24.01.2013)

Neben dem Ensemblestück „Movie 43“ lockte Ende Januar auch „Gangster Squad“ mit einer beinahe kriminell hohen Anzahl von Hollywoodstars das Publikum. Mein „Pro“ zum Film findet sich HIER.