Heimkino-Tipp: „Mein Name ist Somebody“ (2018)

Zwei Fäuste kehren zurück

Hach, war das schön! Zur Premierentour seines neuen Films besuchte Schauspiel-Legende Terence Hill, der charmante Italiener mit sächsischer Prägung (er lebte von 1943 bis 1945 in Lommatzsch bei Dresden), im Sommer 2018 etliche Städte in Deutschland – und war wohl selbst überrascht, mit wie viel Liebe und Begeisterung er hier empfangen wurde. Daher gleich an dieser Stelle ein ganz großes Lob an den Verleih New KSM Cinema, der diese Tour auf die Beine gestellt und nun für das Heimkino-Release ebenfalls mit viel Herzblut etwas Besonderes erschaffen hat. Denn Hill, der die deutsche Sprache immer noch beherrscht, begrüßt seine Zuschauer gleich beim Einlegen der Discs persönlich. Nur eines von vielen Schmankerln.

Da ist man fast versucht zu behaupten, das Drumherum (also Kinotour und Blu-ray/DVD-Veröffentlichung) ist besser gelungen als der Film. Zweifellos ein warmherziges Werk, aber eben kein Schenkelklopfer wie so viele andere zuvor, mit denen Hill und sein Buddy Bud Spencer einst zu einem der erfolgreichsten Film-Duos der Geschichte avancierten.

In „Mein Name ist Somebody“ verkörpert er den Einzelgänger Thomas, der mit seinem schnieken Motorrad Richtung Wüste unterwegs ist, um seinen inneren Frieden zu finden. Auf der Reise trifft er auf die junge Lucia (Veronica Bitto), der er spontan mit der Zweckentfremdung eines Tiegels aus der Patsche hilft, und die ihm fortan nicht mehr von der Seite weicht. Schon bald wird Thomas klar, dass die Dame selbst emotional ein wenig angeschlagen ist und ebenso wie er einen Neuanfang braucht.

Gespickt mit etlichen Referenzen an seine lange Filmkarriere und seinen Freund Bud, dem er dieses Spätwerk auch gewidmet hat, wirkt „Mein Name ist Somebody“ beinahe schon wie ein Schwanengesang, ein letztes Zurückblicken auf ein Leben voller schöner Momente, an das wir uns alle (Hill + seine Fans) gerne erinnern. Gleichzeitig macht „Somebody“ aber ebenso deutlich, dass diese Zeit unumgänglich vorbei ist, wir Abschied nehmen müssen und auch nicht mehr ganz so agil agieren können wie wir es einst taten. So plätschert der Film vor allem im Mittelteil gemächlich vor sich hin, ist dabei jedoch jederzeit schön anzusehen. Ein wenig mehr Pep hier und da hätten allerdings nicht geschadet.

Aber hey: Hill ist inzwischen 79(!) Jahre alt und immer noch äußerst fit, wie die zwei – vom Publikum im Kino mit Szenenapplaus honorierten – Szenen, bei denen seine Fäuste zum Einsatz kommen, eindrucksvoll beweisen. Insofern ist „Somebody“ trotz einiger Längen ein gelungenes Alterswerk und für aufmerksame Zuschauer ein unterhaltsames Potpourri an Zitaten. Danke, Terence!

Und nun noch ein paar Worte zum Heimkino-Release: Das bringt in seiner „Special Edition“ neben zwei Postkarten (Plakatmotive) noch ein Booklet mit sowie entfallene Szenen, Bildergalerien, Szenen vom Dreh, Trailer sowie eine ausführliche Dokumentation über eben jene KInotour, die Hill durch die ganze Republik führte. Wunderbar!

P.S.: Eine „Ultimate 3 Disc Fan Edition“ ist ebenso erhältlich. Sie enthält neben den genannten Extras ein erweitertes Booklet, Leinenbezug und eine handsignierte Autogrammkarte von Hill.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und italienischer Originalsprachfassung. Deutsche Untertitel sind optional zuschaltbar. „Mein Name ist Somebody – Zwei Fäuste kehren zurück“ erscheint bei New KSM und ist seit 15. November 2018 erhältlich. (Packshot + Filmstills: © KSM GmbH)

... im Nachgang: „Ballon“ (Kinostart: 27. September 2018)

Aktuell noch im Kino und einen Blick wert: der Film „Ballon“. Warum, lest ihr HIER.

(Plakat: © 2018 Studiocanal Filmverleih)

Heimkino-Tipp: „Escape Plan 2: Hades“ (2018)

Locked Up

Mit „Escape Plan“ entstand vor fünf Jahren ein passabler Thriller, der vor allem dank seiner Hauptdarsteller punktete: Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger standen darin nach „The Expendables“ (2010) und „The Expendables 2“ (2012) zum dritten Mal gemeinsam vor der Kamera und tauschten im Gegensatz zu den anderen beiden Filmen nicht nur witzige Oneliner, sondern auch Faustschläge aus. Zusätzlich rezitierte Arnie im englischen Original sogar Nietzsche in deutscher Sprache und hob diesen Film mit seiner ironischen Performance gerade noch ins Mittelmaß. Offenbar gefiel der Erstling ein paar asiatischen Investoren derart gut, dass sie nun eine bzw. zwei Fortsetzungen finanzierten. Das erste Sequel „Hades“ gibt es nun zu bestaunen.

Eines muss man Regisseur Steven C. Miller lassen: eine bloße Kopie des ersten Teils hat er definitiv nicht abgeliefert. Sein „Escape Plan 2“ leiht sich zwar einige Charaktere und die Grundidee – der Versuch, aus einem scheinbar ausbruchssicheren Gefängnis zu fliehen – von seinem Vorgänger. Die optische Gestaltung und die Umsetzung jedoch könnten entfernter nicht sein.

Ray Breslin (Stallone) ist immer noch als Sicherheitsexperte tätig, leitet die Einsätze seines Teams inzwischen aber vom stylischen Büro aus. Zumindest bis einer seiner Schützlinge, Shu Ren (Xiaoming Huang), spurlos verschwindet. Schnell ist klar, dass er an einem geheimen Ort gefangen gehalten wird und die Drahtzieher eine alte Rechnung mit Breslin begleichen wollen. Während Ren versucht, dem hochtechnisierten „Hades“-Komplex zu entkommen, begeben sich Breslin und sein Team (u.a. Curtis „50 Cent“ Jackson, Jamie King, Dave Bautista) auf die Suche – und erleben dabei einige Überraschungen.

Überrascht dürften auch die Zuschauer sein: Denn anders als Trailer, Cover und Inhaltsangabe vermuten lassen, ist „EP2: Hades“ kein Sly-/Bautista-Film, sondern lässt beide zumindest in der ersten Hälfte lediglich in Nebenrollen auftreten. Star des Streifens ist zweifellos der Asiate Huang, der die Bühne ausgiebig nutzen darf, um seine beeindruckenden Kampfkünste zu präsentieren. Drumherum gibt es Hightech ohne Ende, sodass die Fortsetzung mehr Science Fiction denn zeitgenössischer Krimi ist.

Für Regisseur Miller ist es die bis dato aufwendigste Arbeit, hat er sich doch bisher mit unbedeutender B-Movie-Ware (z.B. „Arsenal“, Rezi HIER) herumgeschlagen bzw. mit Bruce Willis ein paar cineastische Schlaftabletten produziert, die kaum der Rede wert sind. Hier hingegen gibt Miller von Anfang an Vollgas, lässt die Kamera bis zur Schmerzgrenze wackeln und blendet sein Publikum mit buntem Neonlicht, futuristischen Einrichtungsideen und lauter (im doppelten Sinn!) Action, damit keiner merkt, wie spannungsarm und öde dieses ganze „Escape Plan“-Filmkonzept eigentlich ist. Oder, um es weniger herablassend auszudrücken: „Hades“ ist Junk Food fürs Hirn, auf den ersten Blick cool, in der Nachbetrachtung jedoch nichts, was Mr. Stallone nach seinem Oscar-nominierten Auftritt in „Creed“ noch nötig hätte. Aber hey, besser ein neuer Sly-Film als gar kein neuer Sly-Film! Also her mit Teil 3!

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung. Deutsche Untertitel sind optional zuschaltbar. Als Extras gibt es ein paar Making of-Clips, eine Bildergalerie sowie Trailer. „Escape Plan 2: Hades“ erscheint bei New KSM und ist seit 15. November 2018 erhältlich. (Packshot + Filmstills: © KSM GmbH)

Heimkino-Tipp: „211 – Cops under Fire“ (2018)

Bank Job

Diverse Verkaufsstellen von DVDs und Blu-rays in Deutschland ordnen ihr Angebot alphabetisch, unterteilt in Musik-, Serien- und Filmabteilungen, was natürlich sinnvoll erscheint. Allerdings stehen Werke des Duos Spencer/Hill meist separat. Kurios, wie ich finde. Und sowas von ungerecht gegenüber Schauspielern wie Nicolas Cage! Der hat nämlich in den bisher fast 40 Jahren seiner Karriere schon derart viele Filme gedreht, dass ihm ein Extra-Regal zusteht! Allein diesen Monat (November 2018) sind es zwei: der Psycho-Action-Horror-irgendwas „Mandy“ sowie „211 – Cops under Fire“. Letzterer fällt in die Kategorie Actionfilm, Unterabteilung B-Movie.

Nun ist es bei Weitem nicht Cages erster Streifen aus diesem Qualitätssegment. Auch will ich ihm gar nicht vorwerfen, vor der Kamera nicht engagiert genug zu agieren. Aber es ist eben doch nicht zu übersehen, wer im Ensemble bereits einen Oscar für seine darstellerischen Fähigkeiten bekommen hat (nämlich Cage, 1995 für „Leaving Las Vegas“) und wer noch ein wenig Praxis benötigt, um überzeugend eine Rolle zu verkörpern.

Cage gibt in „211“ einen Polizisten namens Mike, der mit seinem Partner – und Schwiegersohn – Steve (Dwayne Cameron) zufällig vor einer Bank auftaucht, die gerade überfallen wird. Die schießwütigen Bösewichter fackeln nicht lang und eröffnen das Feuer, was im weiteren Verlauf etlichen Gesetzeshütern und Zivilisten das Leben kostet. Warum ausgerechnet diese Filiale gekapert wird, warum Mike ein schwieriges Verhältnis zu seiner Tochter hat, und was der Schüler Kenny in all dem Zirkus soll, erzählt der Film routiniert und überraschungsarm im Vorfeld des Geballers.

Die Action selbst kommt dabei überaus blutig daher und dient wohl vor allem dazu, die Entschlossenheit der Gangster zu untermauern. Wirklich mitreißend ist das Ganze jedoch nicht. Denn seinen B-Movie-Charakter kann „211“ nie abschütteln – zu sauber die Kulissen, zu unecht die Szenerie, zu oberflächlich die Charaktere, deren Emotionen reine Behauptung bleiben.

Immerhin, der hohe Blutzoll auf der Leinwand weckte Erinnerungen an einen lesenswerten Artikel, auf den ich an dieser Stelle verweisen möchte. Denn ob gewollt oder nicht, „211“ verdeutlicht in gewisser Weise, wie viele Menschen von einer Gewalttat betroffen sein können. Nicht nur jene vor Ort, sondern auch deren Angehörige, deren Leben im schlimmsten Fall ebenso zerstört ist wie das von ‚direkten‘ Opfern. Der HIER verlinkte Artikel von Sebastian Leber schildert dies anhand eines Autounfalls mit Todesfolge. Statistisch gesehen verändert so etwas nämlich das Leben von 113 Personen.

Stichwort Veränderung: „211“ wird die Filmwelt in keinster Weise nachhaltig verändern. Eventuell nur die Geldmenge auf Nicolas Cages Bankkonto. Und natürlich die Anzahl der DVDs im imaginären Cage-Regal der hiesigen Elektromärkte.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und original englischer Sprachfassung. Untertitel sind leider nicht vorhanden. Als Bonus gibt es Interviews sowie Trailer. „211 – Cops under Fire“ erscheint bei EuroVideo und ist seit 23. Oktober 2018 erhältlich. (Packshot + stills: © EuroVideo)

Heimkino-Tipp: „Shock and Awe“ (2017)

Fair Game

Im politischen Kontext meint die Formulierung „Shock and Awe“ eine Art Schockzustand der Bevölkerung nach einem schlimmen Ereignis, infolgedessen eine Regierung unpopuläre Entscheidungen (z.B. Gesetze, Sonderregelungen) durchsetzen kann, ohne auf viel Widerstand zu treffen. So geschehen beispielsweise in den USA nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Die Bush-Administration wollte einen Krieg – und bekam einen Krieg. Dass der Gegner dabei keinerlei bzw. nur geringe Verbindungen zu den Schuldigen der Anschläge hatte, spielte keine Rolle. Eine weitere Folge, die seither sogar weltweit Auswirkungen hat: faktisch jeder Mensch ist inzwischen überwachbar und ‚gläsern‘ – alles im Namen der öffentlichen Sicherheit.

Dass Rob Reiner ausgerechnet diesen Titel für seinen gelungenen Politthriller wählte, ist somit kein Zufall. „Shock and Awe“ erzählt vom (beinahe) verlorenen Kampf eines Reporter-Teams in Amerika, das sehr früh erkannte, wie die eigene Regierung nach 9/11 einen Kriegseinsatz gegen den Irak vorbereitete, obwohl sämtliche Beweise und Beweggründe jeglicher Wahrheit und Logik widersprachen. Nur hören/lesen wollte dies zu jener Zeit scheinbar niemand, vielmehr glaubte man/frau den anderen Medien, die die offizielle Version der Pressestelle im Weißen Haus dankend – und unreflektiert – übernahmen.

Sicherlich, ein wenig Begeisterung für den journalistischen Beruf zu haben, trägt zum Filmgenuss bei. Reiner, ein ‚alter Hase‘ Hollywoods, der solch unterschiedliche Klassiker wie „Stand by Me“ (1986), „Harry & Sally“ (1989), „Misery“ (1990) und „Eine Frage der Ehre“ (1992) schuf, konzentriert sich vornehmlich auf die Recherchearbeit von Jonathan Landay (Woody Harrelson) und Warren Strobel (James Marsden), zwei sehr sympathischen Reportern, die am Weg der Regierenden zweifeln. Sie forschen nach, zapfen ominöse Quellen an und riskieren mit ihrer konstanten Kritik auch Ruf, Karriere und Sicherheit ihrer Liebsten.

Was den beiden Hauptfiguren (und diversen Nebencharakteren, gespielt u.a. von Reiner selbst, Jessica Biel, Milla Jovovich und Tommy Lee Jones) an Ecken und Kanten fehlt, macht das auf wahren Begebenheiten beruhende Skript von Joey Hartstone mit Tempo und Spannung wett. Gleichzeitig ist es – gerade in Zeiten von Trump & Co. – ein überzeugendes Plädoyer für guten Journalismus und die Bedeutung kritischer Medien, die Widerständen trotzen. Kommen hier und da noch Wortwitz und überzeugende Darsteller hinzu, ist das schlicht ein sehenswerter, unterhaltsamer und zum Nachdenken anregender Film. Top!

Einzig die wehende DDR-Flagge vor einem UNO-Gebäude nehme ich Reiner ein wenig krumm. Da hat wohl jemand beim Raussuchen des sogenannten Stock Footage nicht aufgepasst ...

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und original englischer Sprachfassung. Untertitel sind leider nicht vorhanden. Als Bonus gibt es ein informatives Making of sowie Trailer. „Shock and Awe“ erscheint bei EuroVideo und ist seit 23. Oktober 2018 erhältlich. (Packshot + stills: © EuroVideo)

Heimkino-Tipp: „Rambo“-Trilogie (1982/1985/1988)

Der Einzelgänger
Moment! Rambo-‚Trilogie‘? Waren das nicht vier Filme? Stimmt, und bald kommt ein fünfter dazu! Da aber Teil 4 erst satte 20 Jahre nach seinem Vorgänger das Licht der Kinoleinwand erblickte (und zudem die Rechte bei einem anderen Anbieter liegen), gibt es nun zunächst eine Wiederveröffentlichung der ursprünglichen Trilogie – ein 100%iges Produkt der 80er-Jahre, das Muskelmann Sylvester Stallone neben Rocky Balboa ein zweites Alter Ego schenkte und der (Film-)Welt eine der bekanntesten und vielleicht auch umstrittensten Charaktere des Actiongenres.

Grund der Wiederveröffentlichung ist eine umfangreiche 4K-Restauration, die den drei Streifen sichtlich gutgetan hat. Passenderweise übrigens nun ebenso restauriert erhältlich: Stallones 1993er Actionhit „Cliffhanger“. Aber hier soll es nur um den langhaarigen Sly gehen:

„Rambo – First Blood“ (1982) ist zweifellos das tragischste und – zumindest in meinen Augen – cineastisch beste Kapitel der Saga. Mehr Drama als Actionfilm, erzählt das von Ted Kotcheff inszenierte Werk von der Rückkehr eines amerikanischen Soldaten (Stallone) aus dem Vietnamkrieg, und von dessen Schwierigkeiten bei der Reintegration in die Zivilgesellschaft. Dass diese Probleme weniger von seiner Seite ausgehen, wird mit dem Auftauchen des selbstgefälligen Sheriffs Teasle (immer wieder ein Genuss: Brian Dennehy, der schon 1978 in „F.I.S.T.“ neben Stallone zu sehen war) deutlich. Der will den ungepflegten, schweigsamen Mann so schnell wie möglich aus „seiner“ Stadt scheuchen. Als Rambo sich dem widersetzt, bekommen der Gesetzeshüter und seine Assistenten einen „Krieg, den sie nie begreifen werden“.

Gespickt mit einem sozialkritischen Unterton, unglaublichen Stunts (Stichwort: Klippensprung) und einem hervorragenden Soundtrack von Komponisten-Legende Jerry Goldsmith („Planet der Affen“, „Alien“), ist „Rambo“ ein roher, ungeschliffener und mitreißender Streifen, der auch heute noch eine besondere Atmosphäre transportiert.

Mit der Subtilität war es drei Jahre später bei „Rambo II – Der Auftrag“ vorbei: Rambo wird als Ein-Mann-Kampfmaschine zurück in den vietnamesischen Dschungel geschickt, um vermisste US-GIs aufzuspüren. Dass er dabei nicht nur Fotos knippst, wie ihm aufgetragen wurde, überrascht seinen Ersatz-Papa Colonel Trautman (Richard Crenna) kaum – das Verhalten der amerikanischen Behörden aber umso mehr. Denn die weigern sich, ihren muskelbepackten Spion zurückzuholen. Also macht sich Rambo selbst auf den Weg zurück nach Hause – und pflügt dabei mal eben den halben Dschungel um.

Regie bei diesem zweiten, überaus actionlastigen Teil führte George P. Cosmatos, den Sly ein Jahr später gleich noch für seinen „City-Cobra“-Auftritt buchte. Warum, macht „Rambo II“ deutlich. Denn was hier zerschossen, zerbombt und schlicht platt gemacht wird, ist selbst für das Genre eine Maxi-Version. Wow! Da verzeiht man der deutschen (Kult-)Synchro auch den Fauxpas, Rambos vietnamesischer Kampfgefährtin einen französischen Akzent anzudichten. Oder die völlige Ignoranz von Menschlichkeit beim Kampf Mano-a-Mano.

Aber hey, es geht noch lauter, größer, amüsanter: „Rambo III“ (1988) macht da weiter, wo „Rocky IV“ (1985) aufhört: beim Duell USA vs. UdSSR. Trautman wird in Afghanistan von Russen entführt, Rambo verbrüdert sich mit den Mudshahedin (sinngemäß: Gotteskriegern) und nimmt es auf einem Pferd reitend gegen Panzer, Hubschrauber und unzählige Sowjetsoldaten auf, um ihnen ordentlich den Arsch zu versohlen. Actionszenen sind auch hier die eigentliche Attraktion, die politischen Kommentare eher Beiwerk und halbgare Rechtfertigung für einen durch und durch patriotischen Streifen (Regie: Peter MacDonald). Ein inhaltliches Ärgernis? Mag sein. Im Rahmen seiner Entstehungszeit und angesichts der Schauwerte jedoch immerhin unterhaltsam und mit jenem Zitat gespickt, das inzwischen untrennbar mit John J. Rambo verbunden ist:

Frage an Rambo, der ein Knicklicht in der Hand hält: „Was ist das?“ Antwort: „Das ist blaues Licht.“ – „Und was macht es?“ – „Es leuchtet blau.“

Vielleicht muss man in den 1980er-Jahren aufgewachsen sein, um den Unterhaltungswert dieser drei Filme anerkennen zu können. Sie mögen keine Meisterwerke sein, Klassiker sind sie allemal. Und wer wissen will, warum auch heute noch viele den „guten, alten Zeiten“ nachtrauern, wenn es um „handgemachte Actionfilme ohne CGI“ geht, der sollte diese Box zu Hause stehen haben. Ja, das ist tatsächlich Filmgeschichte.

Die DVDs/Blu-rays/4K UHD Blu-rays bieten die neu remasterten Filme in deutsch und französisch synchronisierter sowie englischer Originalsprachfassung mit optionalen Untertiteln in allen drei Sprachen. Jeder Film enthält zudem umfangreiche, zum Teil neu produzierte Extras. Die Trilogie als auch die einzelnen Movies sind seit 8. November 2018 u.a. als Steelbooks erhältlich. (Packshots: © Studiocanal)