Heimkino-Tipp: „Point Break“ (2015)

Surfer Dudes

Obwohl es beispielsweise im Theater, in Opernhäusern oder in der Musikwelt ständig erfolgreich geschieht, sind Neuauflagen beliebter Filme noch immer keine Selbstläufer. Einerseits sollen Fans des Originals begeistert, andererseits neue hinzugewonnen werden. Also werden in modernen Remakes im besten Fall sanfte stilistische und inhaltliche Anpassungen vorgenommen, neue technische Möglichkeiten genutzt sowie hier und da augenzwinkernde Verweise eingebaut. Ein Blick auf die unzähligen Neuverfilmungen im Horror-Genre, die in den vergangenen Jahren auf die Zuschauer einprasselten, zeigt, dass dieses Konzept selten Großartiges hervorbringt. Zu lang ist der „Schatten“ des Originals, zu beliebig meist die Neuauflage.

Groß war somit auch die Skepsis, als „Point Break“ angekündigt wurde. 1991 unter dem Titel „Gefährliche Brandung“ in Deutschland erschienen, gilt der Actionstreifen von Oscar-Preisträgerin Kathryn Bigelow („Strange Days“, „The Hurt Locker“) nicht nur bei vielen Patrick Swayze-, und Keanu Reeves-Fans als heilig, sondern beeindruckte ebenso mit außergewöhnlicher Stuntarbeit und einem philosophischen Unterbau, der den Handlungen der Antagonisten etwas Mystisches verlieh. Für seine neue Version versuchte Regisseur Ericson Core („Unbesiegbar – Der Traum seines Lebens“), diesen Spirit noch einmal aufleben zu lassen.

Gelungen ist ihm das vor allem in der ersten Hälfte seines Adrenalin-Thrillers, der zwar die Grundidee vom Original stibitzt, sonst aber einen anderen inhaltlichen Weg einschlägt. Utah (Luke Bracey, „The November Man“) ist neu beim FBI und bekommt von seinem Chef (endlich wieder auf der großen Leinwand: Delroy Lindo) eine einmalige Chance zur Profilierung: Er soll herausfinden, wer hinter den spektakulären Überfällen steckt, die weltweit amerikanischen Firmen schaden. Diese werden von einer Gruppe Extremsportlern ausgeraubt, anschließend verteilen diese ihre Beute an die Armen. Schnell ist Utah sich sicher, dass der charismatische Bodhi (Édgar Ramírez, „Carlos – Der Schakal“) und dessen Bande dafür verantwortlich sind, und schleust sich bei ihnen ein. Es dauert nicht lang bis auch Utah die Sucht nach dem ultimativen Kick übermannt. Wird er seinen neuen Kumpel tatsächlich ans Messer liefern?

Mehr noch als im ’91er Original betont „Point Break 2015“ das – scheinbar – selbstlose Ansinnen der Verbrecher, die mit ihren Taten der Zerstörungswut an der Natur, dem Egoismus und der fehlenden Demut seitens der Menschen etwas entgegensetzen wollen. Sie sprengen Goldminen, verteilen Diamanten und lassen Dollars vom Himmel regnen, ohne sich dabei selbst zu bereichern. Stattdessen versuchen sie parallel, acht legendäre (Sport-)Prüfungen zu bestehen, von denen sie sich Erleuchtung versprechen. Was der Film stunttechnisch dazu auffährt, ist beeindruckend. Zwar wurde hier und da mit visuellen Effekten nachgeholfen, ein Großteil der Stunts entstand angeblich jedoch vor Ort – und diese sind einmalig! Respekt vor diesen Leistungen.

Was trotz der gut agierenden Schauspieler weniger gelingt, ist die Annäherung zwischen Utah und Bodhi. Sie bleibt mehr eine Behauptung und endet just dann, wenn sie beginnt, an Tiefe zu gewinnen. Ohnehin ist Vieles von dem, was Bodhi und seine Mitstreiter von sich geben, erschreckend oberflächlich und klingt manchmal ein wenig nach einem Spruch aus einem Glückskeks.

Schiebt man dieses Manko beiseite, bietet „Point Break“ aber immer noch genug Augenfutter (auch bezogen auf die durchtrainierten Körper der Darsteller), um prächtig zu unterhalten. Der Versuch der Filmemacher, ihrem Remake Eigenständigkeit zu verleihen, ist erkennbar und hebt den Streifen von anderen Neuverfilmungen wohltuend ab. Oder anders formuliert: nichts, was seinem älteren Namensvetter peinlich sein muss.

Die Blu-ray/DVD bietet den Film in deutsch synchronisierter und original englischer Sprachversion, eine Hörfilmfassung sowie deutsche Untertitel für Hörgeschädigte. Als Extras gibt es entfallene Szenen, Making of-Clips, Szenen vom Dreh, Interviews und diverse Trailer. „Point Break“ erscheint bei Concorde Home Entertainment und ist seit 28. Juli 2016 erhältlich. (Packshot + stills: © Concorde Home Entertainment)

Heimkino-Tipp: „Zoolander No. 2“ (2016)

Drama, Baby!

Dass ich das noch erleben darf: eine amerikanische Komödie ganz ohne Fäkalienspäße! Stattdessen harmlos-infantiler Humor, herrlicher Wortwitz und fiese Seitenhieb(ch)e(n) auf Stars & Sternchen und deren Verhaltensweisen. Danke, Ben Stiller! Der steckt nämlich hinter „Zoolander 2“ und hat, trotz aktuell katastrophaler Wertung auf der allwissenden IMDB (Stand 20.07.2016: 4,8), einen wunderbaren Blödel-Film fabriziert, der Keinem wehtut und scheinbar nur Eines im Sinn hat: gute Laune zu verbreiten.

Hauptzutat dafür: Unzählige Promis aus der Film-, Musik- und Modewelt, die das alles ebenso wenig ernst nehmen und aus Spaß an der Freude durchs Bild huschen. Mal als bloßer Cameo-Auftritt, an anderer Stelle gar als elementarer Teil der Handlung. Apropos: Der Plot ist dabei eher Alibi und taugt lediglich als Bindeglied zwischen all den verrückten Momenten, die Derek Zoolander (Ben Stiller) und sein ehemals-bester-dann-gehasster-nun-doch-wieder-liebster Kumpel Hansel (Owen Wilson) in 100 Filmminuten durchzustehen haben. Das funktioniert erfreulicherweise problemlos ohne den Vorgänger-Film zu kennen, was auch daran liegen mag, dass etliche Figuren daraus einfach übernommen wurden – inklusive deren Motivationen, Ziele und Eigenheiten.

Der Vollständigkeit halber hier aber doch noch eine kurze Inhaltsangabe: Nach dem Einsturz einer von Supermodel Zoolander errichteten Schule, bei der unter anderem seine Frau ums Leben kam und Hansel verletzt wurde, gingen beide Freunde getrennte Wege. Nun werden sie überraschend von Mode-Zarin Alexanya Atoz (Kristen Wiig) gebeten, wieder auf die Laufstege zurückzukehren. Ein Glücksfall für das Ex-Bademode-Model Valentina Valencia (Penélope Cruz), die inzwischen in der Modeverbrechens-Abteilung(!) von Interpol tätig ist und schon lange nach dem Duo suchte. Denn seit einiger Zeit werden weltweit Prominente von Unbekannten umgebracht. Gemeinsam ist den Opfern der Gesichtsausdruck kurz vor ihrem Ableben, der eindeutig von Zoolander inspiriert ist. Kann das Trio die Täter überführen?

Ein von Kugeln durchsiebter Justin Bieber in der Eröffnungsszene, Songs von „The Police“ und Sting als verbindendes Element bei der Spurensuche oder Benedict Cumberbatch als androgynes Wesen: Stiller und sein Co-Autor Justin Theroux, mit dem er auch schon die Kriegsfilm-Persiflage „Tropic Thunder“ (2008) kreierte, gehen bei Teil 2 ihrer Modewelt-Satire in die Vollen. Zwar sind mir als Fachfremder wahrscheinlich 80 Prozent der Gags entgangen, doch selbst die verbliebenen 20% haben schon genügt, um maximalen Frohsinn zu garantieren. Wer sich nur ein wenig in der aktuellen Celebrity-Welt auskennt, ein paar Gesichter zuordnen kann und weiß, von wem Lieder wie „Message in a Bottle“ oder „Every Breath You Take“ stammen, wird viel zu lachen haben. Dazu empfiehlt es sich jedoch, die englische Sprachversion zu wählen.

Den inhaltlichen Blödsinn – und das ist an dieser Stelle tatsächlich als Kompliment gemeint – ergänzt Regisseur Stiller mit einer wirklich beeindruckenden Inszenierung. „Zoolander 2“ ist bereits seine sechste Regiearbeit, in der er einmal mehr sein Können für Actionszenen und tolle Sets beweist. Haperte es in „Tropic Thunder“ noch am richtigen Timing, war sein wunderbares Kinomärchen „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ (2013, Rezension siehe HIER) schon nahezu perfekt und ganz offensichtlich eine gute Fingerübung für „Z. No. 2“.

Kindisch, fetzig, Star-gespickt: „Zoolander 2“ ist eine inhaltlich anspruchslose, optisch sehr gut umgesetzte und mit großer Spielfreude präsentierte Komödie mit nur einer einzigen Herausforderung fürs Publikum: alle darin versteckten Promis zu entdecken. Auf geht’s …

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter sowie englischer Original-Sprachfassung. Diverse Untertitel in mehreren Sprachen sind vorhanden. Als Extras gibt es mehrere Kurz-Making ofs (auf der Blu-ray zwei mehr), die sich mit verschiedenen Aspekten des Filmdrehs befassen. „Zoolander 2“ erscheint bei Paramount/Universal Pictures Germany GmbH und ist seit 16. Juni 2016 erhältlich. (Packshot + Filmstills: © Paramount/Universal Pictures)