Heimkino-Tipp: „In voller Blüte“ (2023)

The Great Escaper

Ein Hauch von Melancholie durchzieht das Werk „In voller Blüte“ von Regisseur Oliver Parker („Das Bildnis des Dorian Gray“, „Johnny English – Jetzt erst recht“). Dies hat nicht nur inhaltliche Gründe, sondern vor allem eine Ankündigung seitens des Hauptdarstellers: Sir Michael Caine, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung stolze 90 Jahre alt, erklärte während der Pressetour, dass dies sein letzter Filmauftritt sei. Seufz! Der ‚King of Cool‘, zweifacher Oscar-Preisträger, britisches Kulturgut sowie Standardbestückung (fast) jeder Christopher-Nolan-Produktion. Ein Mann, der gefühlt in mehr Klassikern mitgewirkt hat als Taylor Swift jemals Hits haben wird. Und doch ist es ein passender Moment für sein darstellerisches Finale, wie er selbst anmerkt: „I am bloody 90 now, and I can't walk properly and all that. I sort of am retired now.“ (Quelle: imdb) Dazu die guten Kritiken zum Film in seinem Heimatland (und natürlich diese hier) und nochmal eine Hauptrolle – was könnte schöner sein? Einzig der Tod seiner Schauspielkollegin Glenda Jackson – ebenfalls mit zwei Oscars gewürdigt – , die hier seine Ehefrau spielt und kurz nach Ende der Dreharbeiten im Alter von 87 Jahren verstarb, hätte jetzt nicht unbedingt sein müssen.

Der Film selbst ist nicht minder wehmütig: Erzählt wird die (wahre) Geschichte des britischen Kriegsveteranen Bernie Jordan, der 2014 mit 89 Jahren aus seinem Pflegeheim ‚ausbüxte‘, um an den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Landung alliierter Streitkräfte in der Normandie teilzunehmen. Die Heimleitung erfuhr von der Reise erst aus den Medien, nachdem diese davon Wind bekommen hatten. Zwar kehrte Jordan wohlbehalten zurück, doch – so erzählt es zumindest Regisseur Parker in seinem Film – verlief der Trip nicht ganz ohne Komplikationen.

Inszeniert in einem angenehm leichten Tonfall, lässt „In voller Blüte“ hier und da nämlich seelische Blessuren durchschimmern, die nicht nur Bernie, sondern auch seine einstigen Kameraden und Gegner sowie jüngere SoldatInnen mit sich herumtragen, seit sie auf dem Schlachtfeld mit- und gegeneinander gekämpft haben. Wenn parallel Gattin Irene Zuhause alte Platten auflegt und in Erinnerungen an frühere Zeiten schwelgt, so verschwimmen die Grenzen zwischen Kunst und Realität fast schon ein wenig und treffen tief ins Herz – sicherlich umso mehr, wenn mensch beim Zuschauen eigene Erfahrungen mit Alter und Verlust wiedererkennt.

„In voller Blüte“ lebt von seiner herzerwärmenden Geschichte und von seinen beiden wunderbaren Hauptdarstellern, die vor allem ihren gemeinsamen Szenen viel Gravitas verleihen und deren Spielfreude unübersehbar ist. Ein wirklich schöner Schlusspunkt zweier außergewöhnlicher Karrieren.

Die DVD (bisher ist keine Blu-ray angekündigt) bietet den Film in englischer Original- sowie deutscher Synchronsprachfassung. Deutsche Untertitel sind optional zuschaltbar. Als Bonus gibt es drei kurze Hinter-den-Kulissen-Clips und Trailer. „In voller Blüte“ erscheint bei Leonine Studios und ist seit 8. März 2024 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Leonine)