... im Nachgang: „The Zero Theorem“ (Kinostart: 27. November 2014)

Der letzte Blogeintrag 2014 gebührt Terry Gilliam und seinem wunderbaren Film „The Zero Theorem“. Mein Kollege beim Kinokalender Dresden war davon etwas weniger begeistert. Wer unser Streitgespräch nachlesen möchte, klickt bitte HIER!

(Plakat: © 2014 Concorde Filmverleih GmbH)

Heimkino-Tipp: „Zeit der Kannibalen“ (2014) + Gewinnspiel

Bestie Mensch

Es ist kein unbekanntes Terrain, dem sich Regisseur Johannes Naber und Drehbuchautor Stefan Weigl in ihrem Kammerspiel „Zeit der Kannibalen“ widmen: Schon Hollywood nahm sich zuletzt in „The Wolf of Wall Street“ (Rezension HIER) dem Geschäfts- und Feieralltag der Finanzjongleure an, die weit weg vom Rest der Bevölkerung mit kühler Präzision ihre Geschäfte tätigen, ohne über die Konsequenzen ihres Handelns zu reflektieren. Weniger ausufernd als bei Kollege Scorsese, dafür sehr viel detaillierter und doppelbödiger, folgt Nabers Werk drei Unternehmensberatern bei ihren Geschäften in Afrika und entlarvt dabei im Kleinen die hässliche Fratze des Kapitalismus, verpackt in bitterbösem Sarkasmus.

Öllers (Devid Striesow) und sein Partner Niederländer (Sebastian Blomberg) reisen im Auftrag ihrer Firma um die Welt, um neue Verträge auszuhandeln und Profite zu maximieren. Sie sind ein eingespieltes Team mit jahrelanger Erfahrung, deren einzige Herausforderung inzwischen nur noch darin besteht, viele Flugmeilen zu sammeln und möglichst bald die nächste Karrierestufe zu erklimmen. Zwei Ereignisse bedrohen jedoch plötzlich ihre gefühlte Unantastbarkeit: Der unerwartete Tod eines Kollegen und dessen weiblicher Ersatz, der sofort in Gestalt der jungen Bianca März (Katharina Schüttler) vor ihrer Tür steht. Warum ist sie hier? Was hat sie vor? Kann man ihr trauen? Zwischen eiskalt geführten Kundengesprächen, Mini-Bar-Exzessen und Drogenpartys mit Prostituierten liegen die Nerven – auch bei Bianca – bald blank.

Mit einer lediglich schemenhaft sichtbaren Außenwelt, die sich vornehmlich über Geräusche bemerkbar macht, fokussiert „Zeit der Kannibalen“ ausschließlich die Handlungen, Gesten und Dialoge seiner drei Protagonisten. In wechselnden Luxus-Hotels residierend, spotten sie über „die da draußen“, und geben so Einblicke in eine Welt, die von einer brutalen Sprache, Gewissenlosigkeit und schier grenzenloser Gier beherrscht ist. Das alles präsentiert der Film gleichsam präzise wie unverkrampft, so dass dem Publikum das Lachen buchstäblich im Hals stecken bleibt.

Erschreckend, amüsant, traurig, genial.

Aufgepasst, aufgepasst! Zum Verkaufsstart stellt der farbfilm verleih freundlicherweise drei DVDs des Films zur Verfügung. Wer ein Exemplar gewinnen möchte, schickt bitte eine Mail an cinecsaba@gmx.net. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, die ersten drei Mailschreiber gewinnen.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in mehrsprachiger Originalfassung (deutsch/englisch) sowie mehrsprachige Untertitel in deutsch (nur für nicht-deutsche Passagen), englisch und französisch. Im Bonusmaterial sind gelöschte Szenen sowie ein alternativer Blickwinkel auf das Filmfinale zu finden. „Zeit der Kannibalen“ erscheint bei farbfilm home entertainment / Lighthouse ist ab 12. Dezember erhältlich. (Packshot: © farbfilm home entertainment / Lighthouse)

Heimkino-Tipp: „Der Supercop“ (1980)

Ende der 1970er-Jahre versuchten Bud Spencer und Terence Hill neben ihren erfolgreichen gemeinsamen Projekten verstärkt, auch in Soloabenteuern an den Kinokassen zu bestehen. Nicht immer zum Vorteil der Fans, die wie beispielsweise 1980 damit rechnen mussten, am Ticketschalter vor eine nicht ganz einfache Entscheidung gestellt zu werden: „Plattfuß am Nil“ oder lieber „Der Supercop“? Spencer oder Hill? Beatles oder Rolling Stones? Blur oder Oasis?

Welcher Film letztendlich in Deutschland mehr einspielte, entzieht sich meiner Kenntnis. Allerdings durfte sich Hill in diesem inoffiziellen Wettkampf um die Zuschauergunst im Gegensatz zu seinem Kumpel Spencer über Oscar-gekrönte Unterstützung freuen: Ernest Borgnine („Marty“, 1955) stand ihm in der Komödie von Sergio Corbucci („Django“, 1966; „Zwei Asse trumpfen auf“, 1981) als Sidekick zur Verfügung und half zumindest in Übersee, das amerikanische Publikum für die Komödie zu begeistern.

Hill spielt den Polizisten Dave Speed, der sich während eines geheimen Waffentests des Militärs in einem Sperrgebiet aufhält. Als Folge hat er nun hellseherische Fähigkeiten und verfügt darüber hinaus noch über etliche andere Finessen, die ihm in seinem Job äußerst hilfreich sind. Zwar glaubt ihm sein erfahrener Partner Dunlop (Borgnine) kein Wort, das Lob für die zahlreichen Verhaftungen steckt er sich trotzdem ein. Als Dave mit seinem Können dem Gauner Torpedo (Marc Lawrence) zunehmend in die Quere kommt, setzt der alles daran, seinen Verfolger auszuschalten – denn er kennt dessen Schwäche: Die Farbe rot lässt Daves Superkräfte nämlich binnen Sekunden verschwinden.

„Der Supercop“ ist ein herrlich naiver, perfekt auf seinen Hauptdarsteller Hill zugeschnittener Spaß. So bietet die erste Hälfte des Films eine amüsante Aneinanderreihung von Szenen, in denen Blauauge Hill charmant und mit stetem Fragezeichen im Gesicht sein neues Ich kennenlernt und austestet, während Borgnine meist nur mit offenem Mund staunend daneben steht. Erst nach gut 45 Minuten nimmt die eigentliche Krimihandlung an Fahrt auf, auch wenn das Inszenieren von Spannungsmomenten nicht unbedingt Regisseur Corbuccis Sache ist. Vielmehr bedient er die klassischen Komponenten eines (Spencer- &)Hill-Streifens und lässt seinen Helden auch mal die Fäuste ausfahren. Das Ergebnis ist zwar überraschungsarm, dank der guten Chemie zwischen Hill und Borgnine, wunderbarer „Über“-Synchronisation mit flotten Sprüchen (zumindest in der deutschen Version) sowie den nur mäßig kaschierten Kameratricks jedoch trotzdem sehr unterhaltsam.

Mit Letztgenanntem sind nicht die offensichtlichen Rückprojektionen gemeint, sondern vielmehr die zahlreichen „handgemachten“ Effekte, wie beispielsweise ein sich bewegender Kaffeebecher (mit sichtbarem kleinen Ziehfaden) oder der kurze Zwischenschnitt auf Modellautos, wenn Dave einen Lkw nur mit seinem Blick „einparkt“. Bitte nicht falsch verstehen: Auch wenn es dank der heutigen Sehgewohnheiten etwas altbacken wirkt, bewundere ich solchen Ideenreichtum hinter der Kamera, der zeigt, dass die Filmemacher trotz niedrigem Budget keine Mühen scheuten, um eine glaubhafte Illusion auf der Leinwand zu erzeugen. Die Leidenschaft von Corbucci und seinem Team ist unübersehbar und helfen zudem (unfreiwillig), über Logiklöcher und plötzlich verschwindende Nebenfiguren hinwegzusehen (Stichwort: Silvius).

Fazit: Sicherlich nicht der ganz große Wurf, punktet „Der Supercop“ mit einem gut aufgelegten Duo Hill/Borgnine, herziger Tricktechnik und den üblichen ‚handfesten‘ Zutaten, die den bösen Buben auch ohne Special Effects ordentlich zusetzen.

Die Blu-ray präsentiert den Film in der deutschen und der italienischen Sprachfassung. Untertitel sind lediglich für die ital. Fassung vorhanden und nicht ausblendbar. Als Extras gibt es die Vollbildversion mit einem anderen Bildausschnitt (nur deutsch, keine UT), diverse Trailer, einen Bildvergleich vor und nach der Restauration sowie eine Bildergalerie. Der Erstauflage liegt abermals ein informatives Booklet zur Entstehungsgeschichte des Films bei. „Der Supercop“ erscheint bei 3L Vertriebs GmbH & Co. KG und ist seit 27. November erhältlich. (Packshot: © 3L)

... im Nachgang: „Interstellar“ (Kinostart: 6. November 2014)

Oscar-Preisträger McConaughey fliegt ins All und erlebt sein persönliches „Armageddon“ in zero-„Gravity“. Für mich eines der cineastischen Highlights kurz vor Jahresende. Warum, lest ihr HIER.

(Teaser-Plakat: © 2014 Warner Bros.)