Heimkino-Tipp: „Spring Breakers“ (2012)

Ätsch, reingelegt! Harmony Korines „Spring Breakers“ dürfte wohl zu den Überraschungen des Kinojahres 2013 zählen. Was dem Titel und dem Trailer nach wie eine verfilmte Version des alljährlichen amerikanischen Party-Exzesses erscheint, entpuppt sich als „Kunstwerk“ im besten Sinne, das zunächst die (optischen) Erwartungen befriedigt, diese aber wenig später mit seiner ungewöhnlichen Umsetzung völlig über den Haufen wirft.

Dazu sollte man wissen, dass Regisseur und Autor Korine zwar schon etliche Jahre im Geschäft ist, sein Name jedoch bisher vornehmlich mit Arthouse-Projekten in Verbindung gebracht wurde. Ein Vollblutkünstler, der mit sonderbaren Aktionen, verqueren Ideen und einem breiten Betätigungsfeld bereits einige Spuren hinterlassen hat. Da war es schon eine Überraschung, seinen Namen als kreativen Kopf hinter einem Film namens „Spring Breakers“ zu entdecken, noch dazu besetzt mit einst „braven“ Teeniestars wie Vanessa Hudgens („High School Musical“) oder Selena Gomez (bekannt aus diversen Disney-Kinderserien). Weder Fans von „American Pie“-Kopien noch von den Darstellern dürfte „Spring Breakers“ zugesagt haben, da sich auch dieses neue Korine-Werk bekannten Seh- und Inszenierungsgewohnheiten widersetzt.

Aufhänger seines Films ist der Trip von vier jungen Mädels (Hudgens und Gomez sowie Ashley Benson und Korine-Gattin Rachel), die sich vom Spring Break ein wenig Abwechslung von ihrem tristen, von Armut bestimmten Leben versprechen. Das nötige Kleingeld für ihre Reise besorgen sie sich mit einem Überfall in einem Schnellimbiss, in den sie schreiend und mit Wasserpistolen bewaffnet stürmen. Der Coup gelingt und der Feierei steht somit nichts mehr im Wege. Bis sie eher zufällig der Polizei ins Netz gehen und wegen Drogenkonsums hinter Gitter wandern. Rettung naht in Gestalt des undurchsichtigen Dealers und Möchtegern-Rappers Alien (James Franco), der ihre Kaution aufbringt und zu Partnerinnen für seine Raubzüge macht. Das Leben auf der Überhol- und neben der Gesetzesspur fordert allerdings schon bald seinen Tribut.

Anhand dieser Rahmenhandlung, die Korine als knallbunten Trip mit vielen optischen Spielereien inszeniert, entblättert sich in 90 Minuten eine Art Collage von Einzelszenen, die oftmals nicht chronologisch und scheinbar etwas zusammenhanglos wirken. So braucht der Film eine ganze Stunde, um „richtig in Fahrt zu kommen“ und die eigentliche Handlung voranzutreiben. Doch ist er Plot Nebensache: Korine verweilt vielmehr in einem meditativen Zustand, der zum einen die Feierkultur der amerikanischen Jugend mit all seinen Auswüchsen huldigt, zum anderen aber in seine Einzelteile zerlegt und als inhaltsleere Traumblase entblößt. Um dies zu erreichen, lässt er ausgewählte Passagen zu verschiedenen Zeitpunkten mehrmals ablaufen, nutzt Zeitlupenaufnahmen, versetzt Dialoge, reißt Gesprächsfetzen aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang oder hält minutenlang drauf, wenn Alien in absurd-bedrohlich-lächerlicher Weise seinem Idol Tony Montana, Al Pacinos Rolle im Gangsterklassiker „Scarface“, huldigt. Da es sich bei Montana um eine Fantasiegestalt Hollywoods handelt, sagt diese Szene mehr über James Francos Figur und seine charakterliche Prägung aus als jeder Monolog aus dem Off.

Überhaupt gibt Franco alias Alien dem Affen hier Richtig Zucker, rennt mit übergroßer Sonnenbrille im offenen Hawaiihemd durch die Gegend und hält jedem wahlweise seine vergoldeten Zähne oder seine Knarre ins Gesicht. Eine Karikatur des White-Trash-Gangsters, über die man eigentlich nur lachen möchte, wenn sie in ihrer Arroganz und Unkontrollierbarkeit nicht so gefährlich wäre. Selena Gomez hingegen gibt als Faith(!) das Bravste der vier Mädels und wird am frühesten aus der Achterbahnfahrt zurück in ihr „geregeltes“ Leben entlassen. Auch hier lässt sich ein deutliches Statement des Regisseurs erkennen, der ihr, der tugendhaften Selena G., einen Ausweg aus all dem Irrsinn erlaubt, damit sie weiter den amerikanischen Traum vom lieben Popsternchen leben kann.

Die Dualität vom berauschenden Exzess und der Kritik an eben diesem, die Korine in „Spring Breakers“ präsentiert, spiegelt sich auch im Soundtrack wider, für den ein DJ namens Skrillex und der Komponist Cliff Martinez verantwortlich zeichnen. Zwischen lautem Dub-Step und melancholischem Score pendelnd, wechselt die Atmosphäre im Film wie die Handlung selbst immer wieder zwischen Traum und Realität.

„Spring Breakers“ ist wahrlich ein sonderbares Kunstwerk, das sich einem wiederholten Anschauen empfiehlt. Angesiedelt irgendwo zwischen Partymovie und kritischer Gesellschaftsstudie, unterhält, verstört und überrascht der bunte Mix wie bisher kaum ein anderer US-Film dieses Jahr und dürfte auch in Zukunft noch für einige Diskussionen gut sein: Regisseur Harmony Korine kündigte bereits einen „Remix“ seines Films an – also keine verlängerte „Director’s Cut“-Version, sondern eine Fassung, in der er abermals den Film zerlegt, neu zusammensetzt und mit alternativem Bildmaterial ergänzt. Verrückt. Außergewöhnlich. Irgendwie gut.

Die DVD/BluRay bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Das Bonusmaterial ist nicht ganz so üppig wie es klingt: Neben einem Making of, Kurz-Dokus über die Musik und die Drehorte sowie einer zusätzlichen Szene, gibt es auch einzelne Filmsequenzen, die einfach nochmal als Extras angewählt werden können. Warum und weshalb wird nicht erklärt, verlängert das Bonusmaterial aber auf satte 87 Minuten. „Spring Breakers“ erscheint bei Universum Film und ist ab 30. August erhältlich. (Packshot: © Universum Film)

Heimkino-Tipp: „Blood“ (2012)

Applaus, Mr. Nick Murphy, die Zweite! Nachdem der Regisseur bereits mit seinem Vorgängerfilm „The Awakening“ (siehe Rezension HIER) ein erstes Ausrufezeichen gesetzt hat, beweist er mit seinem zweiten Werk in diesem Jahr, dass er auch das Thriller-Genre sehr gut beherrscht.

„Blood“ ist ein auf den ersten Blick klassischer Cop-Krimi, bei dem drei Polizisten an der englischen Nordwest-Küste nach einem Mörder fahnden. Das Opfer, ein junges Mädchen, besuchte zusammen mit der Tochter des ermittelnden Beamten Joe Fairburn (Paul Bettany) die örtliche Schule und wurde erstochen auf einem öffentlichen Platz aufgefunden. Joe, sein Bruder Chrissie (Stephen Graham) sowie ihr schweigsamer Kollege Robert Seymour (Mark Strong) finden zwar ziemlich schnell einen Verdächtigen, müssen ihn jedoch aufgrund mangelnder Beweise ziehen lassen. Überzeugt von dessen Schuld, machen sich die Fairburn-Brüder eines Nachts auf, den potenziellen Täter zu einem Geständnis zu zwingen. Allerdings endet die „Befragung“ anders als erhofft.

Fabelhaft gespielt und mit sicherer Hand inszeniert, durchläuft „Blood“ diese Exposition in den ersten 30 Minuten, um dann sein wahres Anliegen, die eigentliche Geschichte, zu enthüllen. Was folgt, ist ein wahrlich spannendes Familien- und Krimidrama, in dem vor allem Bettany, Graham und Strong ihr schauspielerisches Können in vielen Szenen eindrucksvoll unter Beweis stellen können. Als große Stärke von Bill Gallaghers Drehbuch erweist sich dabei sein unverkrampfter Mix aus Thrillerelementen und persönlichen Schicksalen, die den einzelnen Figuren auch abseits der Haupthandlung Tiefe und Glaubwürdigkeit verleihen. Besonders die anfangs scheinbar nebensächliche Episode mit Fairburn sen. (Brian Cox) wird mit zunehmender Laufzeit zu einem wichtigen Mittel, um den Verlauf später in eine andere Richtung zu führen.

Kurz: Hier stimmt alles: Besetzung, Skript, Umsetzung. Daher gern nochmal: Applaus, Mr. Nick Murphy!

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Bonusmaterial gibt es ein überraschend amüsantes Interview mit Regisseur Murphy und Hauptdarsteller Bettany und den Filmtrailer. „Blood“ erscheint bei Koch Media und ist ab 30. August erhältlich. (Packshot: © Koch Media GmbH)

Heimkino-Tipp: „Area 407“ (2012)

Das klingt jetzt böser als es tatsächlich gemeint ist: Dale Fabrigar und Everette Wallin liefern mit „Area 407“ einen Film ab, der durchschnittlicher nicht sein könnte. Idee, Umsetzung, Plotwendung am Ende, Darsteller: alles schon mal dagewesen, alles schon einmal sehr viel professioneller und engagierter auf Film (oder, wie hier, auf Digitalkameras gebannt) gesehen. Einzig die Chuzpe, dies 86 Minuten lang auch so konsequent durchzuziehen, hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck und verdient ein wenig Respekt.

Die Teenager Trish (Abigail Schrader) und Jessie (Samantha Lester) befinden sich auf einem Linienflug von New York nach Los Angeles. Als die Maschine abstürzt, bleiben neben den beiden Mädchen nur eine Handvoll Passagiere übrig, die sich in einer offenbar menschenleeren Gegend widerfinden. Aller Kommunikationsmittel beraubt, begeben sie sich auf die Suche nach Hilfe und kreuzen dabei den Weg einer hungrigen Kreatur.

Wenn schon die Handlung eines Films nichts Neues bietet, so sollte es doch zumindest in der Umsetzung ein paar Innovationen geben, die das Werk aus der Masse herausstechen lassen. Allerdings scheint dies nicht das Ziel der Macher gewesen zu sein: Denn auch sie entschieden sich wie so viele vor ihnen schon dafür, ihren in lediglich fünf Tagen abgedrehten Streifen im Stile eines „Found-Footage“-Films umzusetzen – also komplett mithilfe von kleinen Handkameras aus dem Blickwinkel der Protagonisten gedreht. Zu oft ist dieses Stilmittel seit dem Überflieger „Blair Witch Project“ von 1999 vor allem im Horrorfilmbereich schon genutzt worden, als noch zu überraschen. Schlimmer noch: Auch bei der Dramaturgie wagt „Area 407“ keinen Ausbruch aus Schema F und präsentiert einmal mehr den typischen Querschnitt einer Survival-Truppe, bestehend aus hysterischen Teens, überheblichen Egoisten, fürsorglichen Helfern und einer überforderten Stewardess. Dass die Darsteller die Möglichkeit erhielten, ihre Dialoge zu improvisieren, trägt ebenso wenig zum Spannungsaufbau bei, da den passabel agierenden Schauspielern leider nur jene Floskeln einfallen, die es schon zu oft in ähnlichen Genrewerken zu hören gab. Der größte Minuspunkt ist jedoch das verräterische Cover der DVD/Blu-ray, lässt sie doch erahnen, was der Truppe im Dunkeln bevorsteht. Auch wenn er schlussendlich sehr kurz ausfällt, kann der Auftritt des Ungetüms zumindest optisch ein wenig überzeugen.

Es liegt mir fern, diese kleine Fingerübung von Nachwuchsregisseuren aufgrund der Vorhersehbarkeit komplett runterzuputzen. Was aber Kritik verdient ist ihr offensichtlicher Unwille, einen spannenden neuen Blickwinkel für ein bekanntes Szenario zu kreieren, der Fans solcher Streifen am Ende mehr entlockt als ein gelangweiltes „Ach, nicht schon wieder dieser Blödsinn!“.

P.S.: Noch ein Wort zur Freigabe: „Area 407“ selbst erhielt eine FSK 16, die auf der Verpackung zu findende FSK 18 ist einem Trailer zu einem anderen Film zu verdanken, der im Bonusmaterial zu finden ist.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung. Untertitel sind leider nicht vorhanden. Das Bonusmaterial bietet lediglich ein paar Trailer. „Area 407“ erscheint bei Mad Dimension/AL!VE AG und ist ab 30. August erhältlich. (Packshot: © Mad Dimension/AL!VE AG).

Heimkino-Tipp: „Gallowwalkers“ (2012)

Ein wenig erschreckend war es schon, die ehemalige Fugees-Sängerin Lauryn Hill vor einigen Wochen in ein amerikanisches Gefängnis wandern zu sehen. Steuerhinterziehung lautete die Anklage, drei Monate Haft das Urteil. Dass der Staat bei diesem Fehlverhalten seiner Bürger kein Pardon kennt, musste auch der Schauspieler Wesley Snipes erfahren: Er saß fast drei Jahre hinter Gittern, bevor er im April diesen Jahres vorzeitig entlassen wurde. Wer sich nun wundert, wie er denn dann schon wieder einen neuen Film vorweisen kann, dem sei gesagt, dass „Gallowwalkers“ bereits 2006 abgedreht, jedoch erst jetzt fertiggestellt werden konnte.

Snipes ist als der mysteriöse Aman zu sehen, ein schweigsamer Cowboy, der in einer überaus seltsamen Westernwelt auf der Suche nach Rache ist. Einst hatten Banditen seine Stiefschwester geschändet, sie starb kurz darauf bei der Geburt des Kindes. Aman war es schon einmal gelungen, die Täter zu stellen – allerdings kehren sie nun als Untote zurück, um Aman erneut heimzusuchen. Mit dem jungen Sträfling Fabulos (Riley Smith) will Aman den Bestien nun endgültig das Licht ausknipsen.

Mit „Gallowwalkers“ erwartet den Zuschauer ein bunter Genremix mit Anleihen an Italowestern, Horrorfilme und blutiger Action. Eine überaus mutige Kombination, die angesichts der überschaubaren Mittel umso mehr überrascht. Keine Frage, Andrew Goths filmisches Experiment ist ein B-Movie durch und durch. Aber vielleicht ist es genau deshalb so konsequent in seiner inhaltlichen Unvorhersehbarkeit. Es mag hier und da an Tempo fehlen, auch wirken einige Szenen überlang, schlussendlich aber bietet „Gallowwalkers“ mehr Überraschungen als die meisten Filmchen im Videothekenregal daneben. Auch, weil es Goth versteht, die staubigen Endloslandschaften eindrucksvoll einzufangen.

Außer Wesley Snipes – und Patrick Bergin („Der Feind in meinem Bett“, „Die Stunde der Patrioten“) in einer kleinen Nebenrolle als gottesfürchtiger Marshall Gaza – sind kaum bekannte Gesichter zu entdecken, was die Undurchschaubarkeit einiger Figuren nur verstärkt. Ergo: Ein ungewöhnlicher, etwas träger, aber trotzdem unterhaltsamer Streifen – und für Snipes eine gute Übung für den anstehenden „Expendables 3“, der ja, bezogen auf ihr Aussehen, auch einige ‚Untote‘ in der Besetzung aufweisen kann.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Bonusmaterial sind unkommentierte Aufnahmen vom Dreh, Interviews und diverse Trailer enthalten. „Gallowwalkers“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite) und ist ab 27. August erhältlich. (Packshot: © Ascot Elite).

Heimkino-Tipp: „Banana Joe“ (1982)

Obwohl als Duo Anfang der 1980er-Jahre noch erfolgreich, wagten sich Bud Spencer und sein Kollege Terence Hill zunehmend auch an Soloprojekte, ohne den gewohnten Mix aus Klamauk und Action zu vernachlässigen. So war „Banana Joe“ im Premierenjahr 1982 einer von drei Alleingängen von Spencer in nur zwölf Monaten, mit etwa einer Million verkaufter Kinotickets in Westdeutschland leider aber nur ein durchschnittlicher Erfolg.

Dabei bietet der Streifen, dessen Drehbuch Spencer unter seinem realen Namen Carlo Pedersoli mitverfasste, alle nötigen Zutaten, um die Fans zufriedenzustellen: ein tolles Setting (gedreht in Kolumbien), ein paar harmlose Prügeleien und viel Humor. Wobei letzterer einmal mehr vor allem der deutschen Synchronisation zu verdanken ist, die einen blöden Spruch nach dem anderen präsentiert. Blöd ist hier tatsächlich wörtlich gemeint: „Unmöglich? Unmöglich heißt, in einem runden Raum in die Ecke zu pinkeln.“

Unmöglich scheint auch die Mission zu sein, auf die der titelgebende, etwas naive Banana Joe (Spencer) geschickt wird: Um weiterhin seinem kleinen, aber lukrativen Geschäft mit dem Verkauf von Bananen nachgehen zu können, muss er eine offizielle Lizenz für seine Arbeit vorweisen. Leider erhält er die aber erst, wenn er auch einen Personalausweis sein Eigen nennt. Diesen wiederum bekommt er nur nach Abgabe einer Geburtsurkunde. Joes Weg durch den bürokratischen Irrgarten zu folgen, ist großer Spaß und lässt sogar ein wenig Gesellschaftskritik erkennen, auch wenn diese unter der Masse an Nonsens natürlich kaum vertieft wird. Dafür gerät unser Held aber immer wieder in seltsame Situationen, in denen er als relativ einfach gestrickter „Mann aus dem Busch“ mit den modernen Regeln der Großstadt konfrontiert wird.

Spencer legt eine riesige Spielfreude an den Tag und grinst sich durch ein Abenteuer, das kaum Leerlauf bietet. Mit dem in einer Nebenrolle auftretenden Österreicher Gunther Philipp und der ehemaligen Miss Germany Marina Langner (1974) weist sich „Banana Joe“ zudem als deutliches Geschenk an die deutschsprachigen Fans aus, was dank der kongenialen Synchro auch hörbar ist.

Die Blu-ray bietet den Film in guter, restaurierter Fassung und überzeugt einmal mehr mit einem informativen Booklet in der Erstauflage. Wer Spencer allerdings lieber an der Seite von Hill sehen will, darf sich ab 19. September auf die Blu-ray-Veröffentlichung des Klassikers „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ freuen.

Die Blu-ray präsentiert den Film in deutscher, englischer und italienischer Sprachfassung (die letzten beiden mit nicht ausblendbaren deutschen Untertiteln). Als Extras gibt es diverse Trailer, ein Bildvergleich zur alten Version, die deutsche 4:3-Fassung des Films (mit einem leicht veränderten Bildausschnitt) und in der Erstauflage ein Booklet mit Hintergrundinfos zur Entstehung. „Banana Joe“ erscheint bei 3L Vertriebs GmbH & Co. KG und ist seit 14. August erhältlich. (Packshot: © 3L)

Heimkino-Tipp: „Die Jagd“ (2012)

Unumkehrbar

Das Thema ist heikel, ein Film dazu ein Wagnis: Eines der schlimmsten Vergehen, zu denen Menschen fähig sind, ist zweifellos der Missbrauch von Kindern. Thomas Vinterberg („Das Fest“) und sein Co-Autor Tobias Lindholm (Schöpfer der Ausnahmeserie „Borgen – Gefährliche Seilschaften“) wagten es trotzdem und erzählen in „Die Jagd“ von den Auswirkungen, die allein die Behauptung einer solchen Tat nach sich ziehen kann.

Lucas (Mads Mikkelsen) arbeitet in einem Kindergarten und ist sowohl bei seinen Kollegen, als auch bei den Eltern und vor allem den Kindern beliebt. Besonders die kleine Klara (Annika Wedderkopp), Tochter von Lucas bestem Freund, hat einen Narren an Lucas gefressen und verbringt oft viel Zeit mit ihm – auch, um den lauten Streitereien ihrer Eltern Zuhause zu entgehen. Allerdings erhält ihre kindliche Zuneigung einen Dämpfer, als Lucas sie bittet, ihn nicht noch einmal spontan auf den Mund zu küssen oder ihm feuerrote Herzchen zu schenken. Verunsichert und gekränkt erzählt sie daraufhin der Erzieherin Grethe (Susse Wold), Lucas habe ihr sein Geschlechtsteil gezeigt. Überfordert, aber auch bestrebt, der Sache angemessen auf den Grund zu gehen, setzt Grethe eine Kettenreaktion in Gang, die schließlich in einer ortsweiten Hexenjagd kulminiert, der Lucas nichts entgegensetzen kann.

„Die Jagd“ zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie eine Lüge, ein Verdacht und Angst gepaart mit Wut das Leben eines Menschen innerhalb kürzester Zeit zerstören können. Dieser leider menschliche Reflex wirkt umso erschütternder, da sich der Zuschauer von Anfang an der Unschuld von Lucas bewusst ist. Mit dieser Umkehrung der Täter-Opfer-Perspektive gelang Vinterberg ein unglaublich intensives Drama über Paranoia und die Unmöglichkeit, solcherlei Anschuldigungen rational und vorurteilslos zu bewerten. „Die Jagd“ ist ein fein beobachteter und behutsam inszenierter Film über das Wesen Mensch – und dank Hauptdarsteller Mads Mikkelsen („Bester Darsteller“) zu Recht Cannes-gekrönt.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und dänischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Bonusmaterial gibt es Interviews, zusätzliche Szenen sowie Trailer. „Die Jagd“ erscheint bei Universum Film und ist ab 23. August erhältlich. (Packshot: © Universum Film)

„Elysium“ (Kinostart: 15. August 2013)

Es gibt Artikel, die sind zu gut, um „nur“ in einer Zeitung zu erscheinen. Daher freue ich mich sehr, an dieser Stelle einen ersten Gastbeitrag von meiner sehr geschätzten „Meißner Tageblatt“-Kollegin Franziska Schröter präsentieren zu dürfen:

Himmelfahrtskommando

Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich immer weiter – in Deutschland, in Europa, auf der ganzen Welt. Um das zu realisieren, braucht es keine Bundestagswahl. Wo führt das Ganze nur hin, mögen sich manche fragen? Überbevölkerung, Umweltverschmutzung, Kriege um Ressourcen – all das sind mögliche Konsequenzen einer sich weiter verschärfenden Diskrepanz von Lebensstandards, darüber sind sich Wissenschaftler und Filmemacher scheinbar einig. Oder ist es Zufall, dass sich im Moment so viele Endzeitstreifen im Kino tummeln, die sich mit dem Zerfall der zivilen Gesellschaft auseinandersetzen, von „After Earth“ über „Oblivion“ bis hin zu „World War Z“?

Neill Blomkamp, gefeierter Regie-Shooting-Star, nimmt sich nach „District 9“ erneut der Aufgabe an, das Leben in einer solchen neuen, kaputten Welt zu zeigen. Waren es 2009 noch südafrikanische Townships, die mit Hilfe von Robotern die Armen von den Wohlhabenden fernhielten, ist es nun eine neue, schicke Welt im Weltraum, die die Trennung der gesellschaftlichen Kasten auf die Spitze treibt.

Wir schreiben das Jahr 2154, wer es sich leisten kann, wohnt in einer aalglatten, sauberen und grünen Welt namens Elysium ein paar Kilometer rechts neben dem Mond. Der einfache Rest, Milliarden von „normalen“ Menschen, haust auf der Erde, die mittlerweile komplett wie ein Slum in Mexico City oder Brasilien aussieht (Blomkamp drehte auch genau da und nutze die ausufernde Armut in Mexiko für seine Erdenszenen). Hier Medibänke, die für ewiges, gesundes und gutaussehendes Leben sorgen. Da Dreck, Tagelöhnerei, Kriminalität und Armut. Hier computergenerierte Präsidenten, die nur zum Wohl der gutbetuchten Elysianer agieren, da brutale Robocops und handpuppenartige Beamtenmaschinen, die über das Schicksal der Menschen anhand einer Risikoanalyse entscheiden.

„Elysium“ erzählt die Geschichte von Max (ein muskelbepackter Matt Damon), der sich mehr schlecht als recht durchs Leben auf der Erde schlägt und sich soweit wie möglich aus allem raushält. Eines Tages zwingen ihn die Umstände jedoch dazu, Position zu beziehen und Max startet eine Mission, die Elysium für alle Erdenbürger öffnen könnte. Mit von der Partie sind seine Jugendliebe Frey (Alice Braga, die schon in „I am Legend“ und „Die Stadt der Blinden“ Endzeiterfahrungen sammelte) samt todkranker Tochter (ein Motiv). Max’ Kumpel Julio (Diego Luna) und der umtriebige Spider (Wagner Moura) komplettieren das Himmelfahrtskommando. Das Gegenteam bilden Elysiums Verteidigungsministerin Delacourt (eine frostig-böse Jodie Foster) und ein fieser Söldner namens Kruger (Sharlto Copley, der in „District 9“ schon einen bleibenden Eindruck hinterließ).

Mehr ist dann aber auch nicht zu sagen zur Geschichte. Optisch ansprechend, durchweg spannend und unterhaltsam und sich auf die wichtigen Dinge konzentrierend, kreiert Blomkamp einen klasse Actioner, der leider hinter seinem inhaltlichen Anspruch zurückbleibt. Was die Stärke von „District 9“ war, nämlich neben all der Spannung eine Gesellschaft zu zeichnen, die mehr als nur Kulisse ist, gelingt dem Südafrikaner nur zum Teil. Wie Elysium funktioniert, wie die Gesellschaft tickt oder wie es zu dessen Installation kam, blendet Blomkamp leider aus und beschränkt sich auf den Spannungsbogen. Tolle Unterhaltung, die nicht für die Ewigkeit bleibt. Zurücklehnen und genießen – solange wir uns das noch leisten können…

Franziska Schröter

Eine gekürzte Fassung des Artikels erscheint im „Meißner Tageblatt“ vom 22. August 2013 (Bild: Sony Pictures Releasing GmbH).

Heimkino-Tipp: „Stand Up Guys“ (2012)

Einst zählte der Schauspieler Al Pacino zu den außergewöhnlichsten Charakterdarstellern Hollywoods. Über viele Jahre hinweg schuf er Rollen, die noch heute in aller Munde sind, sei es Michael Corleone in den „Der Pate“-Filmen, Tony Montana in „Scarface“ oder Vincent Hanna in „Heat“. Ebenso wie bei seinem Kollegen Robert de Niro, dem ein ähnlicher Status wie Pacino zugeschrieben wurde, sind Pacinos „große Tage“ inzwischen jedoch vorbei – zumindest lässt das ein Blick auf seine Rollenauswahl während der vergangenen Jahre vermuten. Einige Filme („Ocean’s 13“) mögen finanzielle Erfolge gewesen sein, ins Staunen versetzen Pacino und De Niro ihr Publikum allerdings nur noch selten. Ersterer gab das bei einem Interviewabend im vergangenen Juni in London sogar offen zu, als er diesbezüglich sagte: „Ich kann nicht gut beurteilen, ob etwas gut oder schlecht ist.“ Nun also die nächste – erfreulichere – Direct-to-Video-Veröffentlichung des Oscar-Preisträgers, „Stand Up Guys“.

Val (Pacino) wird nach langer Haft aus dem Gefängnis entlassen. Vor den Toren wartet schon sein bester Freund Doc (Christopher Walken), um ihn in Empfang zu nehmen. Allerdings weiß Val, dass sein Kumpel nicht unbedingt aus freien Stücken erschienen ist, arbeite(te)n doch beide für einen Gangster, der als sehr gründlich gilt, wenn es darum geht, Spuren zu verwischen. Tatsächlich hat Doc die undankbare Aufgabe, Val bis zum nächsten Morgen ins Jenseits zu befördern. Bis es soweit ist, wollen die beiden alten Herren aber noch einmal so richtig auf den Putz hauen. Mit ihrem Ex-Kollegen Hirsch (Alan Arkin), der sein Dasein inzwischen in einem Altenheim fristet, beginnt für sie eine aufregende Nacht.

Nein, „Stand Up Guys“ ist keine Rentnerversion von „Hangover“ (die präsentiert nämlich De Niro ab November in „Last Vegas“ an der Seite von Kevin Kline, Morgan Freeman und Michael Douglas). Auch trifft die Bezeichnung Komödie nicht ganz den Ton des amüsant-melancholischen Streifens von Fisher Stevens (Oscar 2010 für die herausragende Doku „Die Bucht“). Vielmehr entpuppt sich die nächtliche Herrentour als Tragikomödie, in der zwei der drei Protagonisten noch einmal ihr Leben und ihre gemeinsame Zeit reflektieren. Quasi nebenbei vollbringen sie dabei ein paar gute Taten, für die sich ihre „Fähigkeiten“ als Einbruchskünstler, Verhörspezialisten und Waffenprofis als ziemlich nützlich erweisen.

In gemächlichem Tempo aufbereitet und nicht ohne Spielfreude präsentiert, unterhält „Stand Up Guys“ ganz wunderbar, auch wenn inhaltliche Überraschungen weitestgehend ausbleiben. Gerade das Trio Pacino/Walken/Arkin, alles Oscar-Preisträger, alles Urgesteine Hollywoods, hätte viel Potenzial auch für Selbstreflexion, Ironie und Seitenhiebe auf verpasste (Karriere-)Chancen im Leben geboten, was das Drehbuch allerdings ungenutzt lässt. Mit ein wenig mehr Biss wäre „Stand Up Guys“ so vielleicht zu mehr geworden als nur ein weiterer Eintrag in Pacinos immer länger werdender Liste an Filmen, die zwar „gut“, aber leider nicht mehr „herausragend“ sind. Vielleicht ändert sich das ja bei den nächsten drei Projekten, in die er bereits wieder involviert ist.

Die DVD bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Sprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Extras sind Interviews mit den Darstellern, Aufnahmen vom Set, Trailer und ein Musikvideo von Jon Bon Jovi enthalten, der einige Songs zum Soundtrack beigesteuert hat. „Stand Up Guys“ erscheint bei universum film und ist ab 23. August erhältlich. (Packshot: © Universum Film).

Heimkino-Tipp: „The Crime“ (2012)

Mit Serienadaptionen ist das so eine Sache: Entweder sie gehen völlig in die Hose („Mit Schirm, Charme und Melone“) oder enden als Parodie ihrer selbst („A-Team“, „21 Jump Street“): unterhaltsam, aber nichts für die Ewigkeit. Mit „The Crime“ erhält nun auch die britische Erfolgsserie „The Sweeney“ (in Deutschland unter dem Titel „Die Füchse“ Anfang der 1980er ausgestrahlt) ein modernisiertes Remake – und weiß zu gefallen.

Jack Regan (Ray Winstone) und George Carter (Ben Drew alias Plan B) sind die beiden Alphamännchen der „Flying Squad“, einer Sondereinheit der Londoner Polizei, die wenig zimperlich und gern auch unter Missachtung der Regeln Bösewichter aus dem Verkehr zieht. Nun sollen sie einen bewaffneten Raubüberfall aufklären, bei dem eine Zivilistin von den Tätern offenbar gezielt erschossen wurde. Zwar kommen Regan und sein Team schnell einem Wiederholungstäter auf die Spur, die stichhaltigen Beweise für dessen Beteiligung bleiben sie jedoch schuldig. Schlecht für Regan, der ohnehin im Visier des internen Ermittlers Lewis steht und zudem ein Verhältnis mit dessen Noch-Ehefrau hat.

Die Zutaten, aus denen Regisseur Nick Love („Outlaw“) und sein Co-Autor John Hodge (u.a. „Trainspotting“, „The Beach“) ihren Thriller zusammensetzen, sind schon häufig in Genrewerken um böse Cops und noch bösere Gangster verwurstet worden. Und auch wenn überraschende Wendungen weitgehend abstinent sind, braucht sich „The Crime“ trotz seines bescheidenen Budgets von gerade einmal £2 Millionen nicht verstecken. Temporeich, mit ordentlicher Härte und fabelhaft choreographierten, handgemachten Actionsequenzen versehen, zeigt der Film den Kampf gegen Londons Unterwelt als dreckigen, brutalen und erbarmungslosen Knochenjob, bei dem sich die Jäger in ihren Methoden kaum noch von denen ihrer Beute unterscheiden. Ein Höhepunkt der Konfrontation ist dabei zweifellos eine minutenlange Schießerei am Trafalgar Square, die sich ohne Scham als kleines Geschwisterchen der epischen „Heat“-Ballerei bezeichnen darf. Dazu halsbrecherische Verfolgungsjagden und ein dauermiesgelaunter Protagonist, der sich gar nicht erst die Mühe gibt, sympathisch rüberzukommen – das lässt Erinnerungen an die glorreiche Zeit des Cop-Thrillers der 1970er-Jahren aufkommen.

Winstone erweist sich hierbei als Idealbesetzung für den zynischen Regan, der sich mit herrlicher „Don’t fuck with me“-Attitüde und einigen (absichtlichen) Kilos zuviel seinen Weg bis zum Ziel freiballert. Als sein Partner Carter zeigt der Musiker Plan B („She said“) nach „Harry Brown“ (Hauptdarsteller: Michael Caine) einmal mehr, dass er neben großen Charakterdarstellern bestehen kann. Auch wenn die stillen Momente in „The Crime“ eher selten sind, glaubhaft ist das Duo allemal.

Leider hatte ich persönlich bisher keine Gelegenheit, die Originalserie aus den 1970ern, in der Winstone übrigens selbst einmal einen kurzen Gastauftritt absolvierte, zu begutachten. Glaubt man diversen Online-Quellen, stach „The Sweeney“ vor allem aufgrund seiner realistischen Umsetzung und einer bis dahin nie gezeigten polizeilichen Rüpelhaftigkeit aus dem TV-Programm heraus. Gemessen an diesen Vorgaben, ist „The Crime“ eine gelungene Adaption und für jeden einen Blick wert, der geradlinige, ernsthafte und ordentlich zupackende Cop-Thriller mag.

P.S.: Noch ein Satz zur deutschen Titelvergabe: Ähnlich wie „96 Hours“ (O-Titel: „Taken“) entschloss sich der Verleih, den Originaltitel „The Sweeney“ mit einem anderen englischen Titel („The Crime“) zu ersetzen. Überflüssig, ärgerlich und inhaltlich keinesfalls gerechtfertigt.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung, deutsche sowie englische Untertitel, ein ausführliches, mehrteiliges Making of und Trailer. „The Crime“ erscheint bei universum film und ist ab 9. August erhältlich (Packshot: © Universum Film).

Heimkino-Tipp: „Hunting Season“ (2013)

Die Kleinen werden erwachsen: Ob Haley Joel Osment („The Sixth Sense“), Dakota Fanning („Krieg der Welten“) oder Abigail Breslin („Little Miss Sunshine“), sie alle haben schon in jungen Jahren bewiesen, dass Kinderdarsteller sehr viel mehr sein können als schickes Beiwerk zu Hollywoodstars. Und doch müssen sie sich nun mit Anfang 20 erneut in der Traumfabrik behaupten, sich ihren Platz ganz oben erneut erkämpfen und tun dies momentan vor allem über Nebenrollen. Auch Spencer Treat Clark, geboren 1987, spielte als Kind unter anderem in „Gladiator“, „Unbreakable“ und „Mystic River“ tragende Rollen. In „Hunting Season“ zeigt er, dass er auch mit 25 nichts von seiner Schauspielkunst verlernt hat.

Die Brüder Nate (Clark) und Skylar (Nick Eversman) sind in den Wäldern auf einem Jagdausflug. Dabei verwechseln sie dummerweise ein Beutetier mit einem Menschen und töten ausgerechnet den Bürgermeister ihres Städtchens, Dick Cavanaugh. Nicht nur für ihren Vater Bloom (Ted Levine) eine Tragödie, muss er doch als Sheriff den vermeintlichen Schützen, Skylar, in Untersuchungshaft nehmen. Aus Angst um seinen Bruder, wagt Nate während Skylars Transport zum Gericht eine halsbrecherische Aktion und befreit ihn – dabei kommen jedoch zwei weitere Polizisten ums Leben. Während die Kids in die Wälder flüchten, formiert sich in der Stadt ein Lynchmob, der eine gnadenlose Jagd auf die Mörder beginnt. Dem inzwischen suspendierten Bloom bleibt nichts anderes übrig, als selbst nach seinen Söhnen zu suchen, in der Hoffnung, sie vor der schießgeilen Meute zu finden.

Gewürzt mit einigen wenigen Actionszenen, entwickelt sich „Hunting Season“ mit zunehmender Laufzeit zu einem bitteren Kommentar über die amerikanische Cowboy-Mentalität, in der offenbar erschreckend unreflektiert jeder mit seiner Waffe auf (Menschen-)Jagd gehen kann, wenn er es für moralisch gerechtfertigt hält. Nüchtern und ohne eine Überdramatisierung schildern die Autoren/Regisseure Silver Tree und Abe Levy, wie schnell sich Gerüchte und falsch verstandene Familienehre zu einer gefährlichen Mischung zusammenbrauen können, bei der Gewalt als einzig wirksame Konsequenz akzeptiert wird. Da ballern Kids mit den M16-Gewehren ihrer Eltern wie selbstverständlich auf ihre flüchtenden Schulkameraden, feixen dümmlich und sind sich nicht zu blöd, selbst in größter Gefahr Sätze wie „Ich wollte doch nur ‘nen coolen Spruch machen!“ von sich zu geben. An anderer Stelle schießen sich die Assistenten von Randy (Michael Bowen), der den Mob anführt, aus Langeweile Bierdosen vom Kopf, auch wenn sie vom Zielen nicht viel verstehen. Das alles unterlegen die Filmemacher mit einem teilweise verstörend positiv klingenden, heiteren Soundtrack, was den gezeigten Irrsinn dieser Einzeller gleichsam verstärkt wie auch ins Lächerliche zieht.

Einzig die während des Filmverlaufs zu vielen geglückten Fluchtversuche der beiden Brüder wirken etwas konstruiert. Abgesehen davon ist „Hunting Season“ ein überaus spannender Thriller, der unter seiner Oberfläche (und dem schrecklich übertriebenen DVD-Cover) eine traurige Bestandsaufnahme eines Landes bereithält, in dem Vernunft scheinbar nur noch selten zu finden ist. Das Bild, mit dem der Zuschauer am Ende in den Abspann entlassen wird, könnte passender nicht sein.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung. Untertitel sind leider keine vorhanden. Das Bonusmaterial beschränkt sich auf diverse Trailer. „Hunting Season“ (OT: „Deep Dark Canyon“) erscheint bei Mad Dimension/AL!VE AG und ist ab 9. August erhältlich. (Packshot: © Mad Dimension/AL!VE AG).

.. im Nachgang: „The Place Beyond The Pines“ (Kinostart: 13.06.2013)

Einer meiner ganz großen Favoriten für die persönlichen TOP 3 dieses Jahr. Warum, steht HIER.

(Bild: StudioCanal Filmverleih)