... im Nachgang: „Inside Llewyn Davis“ (Kinostart: 5. Dezember 2013)

Allein die Ankündigung eines neuen Films scheint inzwischen zu genügen, um die Geschwister Joel & Ethan Coen mit Oscar-Versprechungen zu überhäufen. In der Redaktion des Kinokalender Dresden ist das weniger eindeutig. Nachzulesen HIER.

(Bild: © Studiocanal Filmverleih)

Heimkino-Tipp: „Frozen Ground“ (2013)

„Haben Sie je einen Fall gehabt, der nur annähernd vergleichbar wäre?“, fragt der von Nicolas Cage gespielte Polizist Jack Halcombe in einer Szene von „Frozen Ground“ einen Kollegen. Ersetzte ‚Fall‘ mit ‚Film‘ und ich muss sagen: Leider ja! Mehrfach sogar.

Dabei macht das Debüt von Regisseur und Autor Scott Walker auf dem Papier eigentlich alles richtig: Eine interessante Prämisse, basierend auf (erschreckenden) wahren Begebenheiten, ein frostig-passender Drehort und zwei versierte Charakterdarsteller, wobei John Cusack als Gegenspieler von Cage als eisig auftretender Killer überzeugt. Er gibt Familienvater Robert Hansen, der eine Bäckerei in einem Ort in Alaska führt, sozial integriert und bei Nachbarn beliebt ist – und gern seinem Hobby, dem Jagen, frönt. Seine liebste Beute sind allerdings keine Tiere, sondern Frauen, die er entführt, misshandelt und vergewaltigt, bevor er sie an einem abgelegenen Ort zu Tode hetzt. Erst als eines seiner potenziellen Opfer entwischt, wird der Cop Halcombe auf Hansen aufmerksam und heftet sich an dessen Fersen.

Schon sehr früh enthüllt der Film die zwei Seiten des Serienmörders und konzentriert sich ausschließlich auf die Detektivarbeit seines Verfolgers. Das ist nichts Ungewöhnliches und erinnert an Genrevertreter wie „Insomnia“ oder „Sieben“, deren Intensität „Frozen Ground“ jedoch nie erreicht. Das liegt vor allem an der von Vanessa Hudgens gespielten Figur der Prostituierten Cindy, die dem Killer zwar zunächst entkommt. Ihre weiteren Handlungen und Entscheidungen gestalten sich jedoch derart naiv und riskant, dass die Glaubwürdigkeit im weiteren Verlauf sehr stark zu leiden hat. Zudem versucht Autor Walker vergeblich (weil zu halbherzig), seinen drei Charakteren Tiefe zu geben: So schwankt die junge Cindy ständig unentschlossen zwischen Rebellion und kindlichem Schutzbedürfnis; Bösewicht Hansen gewährt er eine kurze, substanzlose Szene im Kreise seiner Familie; Protagonist Halcombe hingegen wundert sich am Ende ebenso wie die Zuschauer über die seltsame Wandlung seiner Frau (Radha Mitchell), die pünktlich zum Ende alle ihre (Ehe-)Probleme spontan vergessen zu haben scheint.

Zieht man den manchmal etwas sprunghaften Schnitt hinzu, erscheint „Frozen Ground“ wie eine zurechtgestutzte, auf 100 Minuten getrimmte Kurzversion eines viel umfangreicheren Filmprojekts, das ursprünglich mehr Tiefe, mehr Handlung und mehr Logik besaß. Die nun vorliegende Fassung bietet zwar immer noch ausreichend Thrill und Unterhaltung für ein (abseits vom Thema) angenehmes Filmerlebnis. Die permanente Unterforderung von Cage, Cusack und Mitchell ist allerdings allzu offensichtlich und hindert „Frozen Ground“, mehr als gutes Mittelmaß zu sein. Schade.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie optionale deutsche Untertitel für Hörgeschädigte. Als Bonusmaterial gibt es ein Making of sowie Trailer. „Frozen Ground“ erscheint bei Universum Film und ist ab 13. Dezember erhältlich. (Packshot: © Universum Film)

Heimkinotipp: „Odd Thomas“ (2013)

Manchmal verwundert es schon, welche Filme es nicht in die hiesigen Lichtspielhäuser schaffen, sondern ihre Premiere „nur“ auf dem Heimkinomarkt feiern. Stephen Sommers, immerhin Regisseur der äußerst erfolgreichen Blockbuster „Die Mumie“, „Die Mumie kehrt zurück“ und „Van Helsing“, ist definitiv ein Regisseur, der weiß, wie ein Spektakel inszeniert sein muss, um auf der großen Leinwand Eindruck zu hinterlassen. Vom inhaltlichen Anspruch einmal abgesehen, sind seine Filme meist vollgepackt mit ansehnlichen Effekten, ordentlich knallenden Actionsequenzen und temporeich erzählten Geschichten.

All dies trifft auch auf sein neustes Werk „Odd Thomas“ zu. Basierend auf einer Vorlage des amerikanischen Autors Dean Koontz, schickt Sommers darin Jungstar Anton Yelchin („Star Trek“, „Fright Night“) als titelgebende Figur in ein Abenteuer zwischen Realität und Fantasie, das witzig, sexy und mit allerlei Budenzauber daherkommt: Odd arbeitet in einem Schnellrestaurant, hat eine quirlige Freundin (Addison Timlin) und kommt eigentlich mit allen gut aus. Wären da nur nicht die sogenannten Bodachs – schattenhafte Kreaturen, die immer dann nur für ihn sichtbar sind, wenn Unheil droht. Meist tauchen kurze Zeit später zudem Geister von Gewaltopfern auf, die Odd wortlos um Hilfe bitten. Der Junge hat sich mit seinen Fähigkeiten arrangiert und nutzt sie, um dem Polizeichef (Willem Dafoe) bei der Aufklärung von Verbrechen zu helfen. Die neuerdings ungewohnt hohe Anzahl von Bodachs lässt Odd jedoch vermuten, dass eine sehr viel größere Katastrophe bevorsteht, die es nun gilt zu verhindern. Erste Vorzeichen lassen nicht lange auf sich warten.

„Odd Thomas“ ist flott, amüsant und bietet viele Schauwerte. Auch ist den Darstellern anzusehen, wie viel Freude sie an dem Projekt hatten, das sich aus jedem verfügbaren Genre etwas borgt: Humor und Slapstick treffen auf Action und Spannung treffen auf Fantasie und … realitätsnahe Szenarien. Und genau hier wird es seltsam: Regisseur Sommers streut immer wieder Szenen ein, die ob ihrer unmittelbaren Gewalt ein wenig befremdlich wirken und nicht ganz zum sonst ungezwungenen Ton des Films passen wollen. Besonders der letzte Akt erinnert (wahrscheinlich unbeabsichtigt) an Ereignisse, die vor allem in Amerika immer wieder und leider viel zu häufig geschehen. So fetzt die finale Konfrontation Gut gegen Böse zwar in filmischer Hinsicht, ein etwas bitterer Beigeschmack lässt sich jedoch nicht leugnen. Sommers selbst mache ich aber keinen Vorwurf, gelingt ihm doch im Anschluss daran ein wirklich überraschendes Finale.

Bleibt die Frage, an wen sich „Odd Thomas“ mit seinem erfrischenden Stilmix richtet: Ganz junge Zuschauer könnten aufgrund einiger Gewaltspritzen verschreckt werden, älteren Semestern ist womöglich der manchmal auftretende kindische Humor etwas zu, naja, kindisch eben. Trotzdem ist eigentlich für alle etwas dabei, wenn der clevere und sympathische Nachwuchs-Superheld den Bösen Paroli bietet. Für einen ersten Auftritt gar nicht mal schlecht.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Bonusmaterial gibt es ein Making of (das vornehmlich unkommentierte Impressionen des Drehs präsentiert), seltsam sterile Interviews sowie Trailer. „Odd Thomas“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite) und ist seit 10. Dezember erhältlich. (Packshot: © Ascot Elite)

Heimkino-Tipp: „New World“ (2013)

Filme aus Asien haben mit Beginn der vergangenen Dekade mehrfach für Aufsehen gesorgt: Sei es wegen ihrer ungewöhnlichen Geschichten oder der Tatsache, dass Hollywood mit den Remakes dieser Filme trotz nahezu unbegrenzter finanzieller und technischer Mittel selten die Qualität der Originale erreicht. Positiven Ausnahmen wie „The Departed“, Martin Scorseses Neuversion von „Infernal Affairs“, haftet zudem der Makel an, unverblümte Plagiate mit identischen Szeneneinstellungen zu sein, statt eigene Ideen vorzuweisen. Man darf somit gespannt sein auf die Kritiken zu „Oldboy“, der seit 5. Dezember in den hiesigen Kinos läuft, ebenfalls ein Remake eines südkoreanischen Filmes ist – und ebenso von einem amerikanischen Schwergewicht seines Fachs, Spike Lee, verfilmt wurde.

„Oldboy“ (das Original von 2003) ist auch jener Film, der den südkoreanischen Schauspieler Choi Min-sik außerhalb seiner Heimat bekannt gemacht hat. Seine Tour de Force in Park Chan-wooks Ausnahmewerk ging nicht nur wegen des Verzehrs eines lebendigen Kalmaren und der „Hammerszene“ in die Filmgeschichte ein (Min-sik ist Vegetarier!), sondern vor allem aufgrund der Intensität, mit der der Darsteller die Rolle des bedauernswerten Protagonisten spielte. Ähnliches wiederholte er unter anderem in „I Saw the Devil“ (2010) und nun in „New World“. Der Thriller ist die zweite Regiearbeit von Park Hoon-jeong, dem Autor von „I Saw the Devil“.

Min-sik gibt darin einen verbissenen Kommissar, der seit vielen Jahren das Unternehmen „Goldmoon“ beschatten und unterwandern lässt. Seine wichtigste Schachfigur ist dabei der junge Undercover-Polizist Lee Ja-sung (Lee Jung-jae), der es geschafft hat, zu einem engen Vertrauten der kriminellen Führungsspitze zu werden. Mit dem Tod des Bosses beginnt ein interner Machtkampf um den Chefsessel, bei dem Lees wahre Identität aufzufliegen droht.

Ganze 129 Minuten nimmt sich „New World“ Zeit, um seine Geschichte von Vertrauen, Verrat, Gewalt und Machtgier zu erzählen. Zwar ist es für Genrekenner wahrlich keine neue Story, zumal sich viele andere gute Filme an den moralischen Konflikten der hier präsentierten Charaktere schon abgearbeitet haben. Doch ist es einmal mehr das Wie, welches „New World“ so sehenswert macht: Fabelhaft gespielt, in einer wunderschönen wie gleichsam einfachen Optik eingefangen und von einem gehaltvollen Drehbuch getragen, entwickelt der Film einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Viele ruhige Szenen, die das Machtgefüge und die Funktionsweise der kriminellen Organisation sezieren, wechseln sich mit überraschenden, brutalen Gewaltausbrüchen ab, die ob ihrer Qualität jedem Hollywood-Actionregisseur schlaflose Nächte bereiten dürften. Hierbei ‚sticht’ besonders eine Kampfszene in einem Fahrstuhl hervor, die sicherlich nicht zufällig an oben erwähnte „Hammerszene“ aus „Oldboy“ erinnert. Außergewöhnlich!

Inhaltlich somit auf vertrautem Terrain, weiß „New World“ vor allem in der Form und mit seinem angenehmen Erzählfluss zu begeistern. Wem also die x-malige (aber sehr spannend erzählte) Wiederholung der „Undercover-Cop im moralischen Dilemma“-Erzählung nicht stört, wird hiermit seine Freude haben. Zumindest, bis das amerikanische Remake kommt.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und koreanischer Originalsprachfassung sowie optionale deutsche Untertitel. Als Bonusmaterial gibt es lediglich ein paar Trailer. „New World“ erscheint bei MFA+ Film im Vertrieb von Ascot Elite und ist seit 4. Oktober erhältlich. (Packshot: © MFA+ FilmDistribution e.K.)

Heimkino-Tipp: „The Call“ (2013)

Eine Eigenschaft guter Thriller ist, aus einer möglichst unspektakulären Prämisse etwas Fesselndes zu erschaffen. Brad Anderson („The Machinist“, „Transsiberian“) gelingt dies mit „The Call“ auf großartige Weise.

Es beginnt mit einer Alltagssituation: Teenager Casey (Abigail Breslin, die einst mit „Little Miss Sunshine“ ihre Karriere startete) wird in einem Parkhaus von einem ausparkenden Wagen beinahe angefahren. Noch bevor sie mit ihrer kleinen Schimpftirade auf den Fahrer (Michael Eklund) fertig ist, hievt der sie in seinen Kofferraum und braust mit ihr los. Unfähig, sich allein zu befreien, wählt Casey mit ihrem Handy den Notruf – und landet schließlich bei der Telefonistin Jordan (Halle Berry). Ihr gelingt es, Casey zu kleinen Aktionen zu verhelfen, die das Auto für andere Verkehrsteilnehmer auffällig machen. Das bleibt dem Entführer allerdings nicht lange verborgen.

Anders als hier beschrieben, erzählt „The Call“ seine Geschichte zunächst aus der Sicht der Polizei-Mitarbeiterin Jordan und verpasst ihr zu Beginn ein Trauma, das zwar für den weiteren Verlauf des Films kaum von Bedeutung ist, Halle Berry aber zumindest am Anfang ein paar dramatische Szenen beschert. Denn ab Minute 20 zieht Regisseur Anderson das Tempo erheblich an, ohne bis zum Finale nochmal einen Zwischenstopp einzulegen. Dies schafft er einerseits durch ein ausgiebiges Nutzen des Prinzips „Zufall“, der dafür sorgt, dass die Verfolger dem Entführer stets ein Stück hinterher hecheln. Andererseits dank eines zwar eindimensionalen, aber herrlich unberechenbar auftretenden Bösewichts, der mit zunehmender Laufzeit sämtliche Hemmungen verliert und potenzielle Zeugen ohne zu zögern mitunter sehr gewaltsam aus dem Weg räumt. Dass Berrys Figur Jordan im Schlussakt dann noch eine gesonderte Rolle zufällt, ist Genregesetz, aber akzeptabel.

„The Call“ ist Popcornkino par excellence, das ohne übermäßigen inhaltlichen Überbau schnell zur Sache kommt und 90 Minuten Vollgas gibt. Kein Werk für die Ewigkeit, als Thriller jedoch richtig gut.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung, deutsche Untertitel für Hörgeschädigte, mehrere Making of-Clips, zusätzliche Szenen, ein nur minimal verändertes alternatives Ende sowie Trailer. „The Call – Leg nicht auf!“ erscheint bei universum film und ist ab 6. Dezember erhältlich (Packshot: © Universum Film).

Heimkino-Tipp: „The Grandmaster“ (2013) / „In the Mood for Love“ (2000)

Sechs Jahre nahm sich Wong Kar-Wai nach „My Blueberry Nights“ (2007) Zeit, um seinen nächsten Film, „The Grandmaster“, vorzubereiten. Am Ende wurde es dann aber doch ziemlich knapp: Gerade einmal 72 Stunden vor seiner Premiere stellte der oft als Perfektionist bezeichnete Regisseur sein Werk fertig – nur um es in den folgenden Monaten dann doch noch einmal zu überarbeiten. Die Fassung, welche er schließlich im Februar 2013 als Eröffnungsfilm bei der Berlinale vorstellte (und die nun fürs Heimkino veröffentlicht wird), ist nur geringfügig kürzer als das Original, dafür allerdings mit alternativen Szenen ergänzt. In den USA hingegen fehlen fast 30 Minuten, was angesichts der Komplexität der Erzählweise für das amerikanische Publikum kaum von Vorteil sein dürfte.

Der Film selbst orientiert sich lose am Leben des bekannten Kung-Fu-Künstlers Ip Man (Tony Leung), der später auch über Chinas Grenzen hinaus als Lehrer von Bruce Lee zu internationaler Bekanntheit gelangen sollte. Beginnend in den 1930er-Jahren, blickt „The Grandmaster“ auf drei Lebensjahrzehnte des Kampfkünstlers, seines Landes, seiner Wegbegleiter und seiner Konkurrenten, ohne dabei ein klassisches Biopic zu sein. Was Regisseur Wong Kar-Wai hier vorlegt, ist vielmehr eine cineastische Liebeserklärung an Kung-Fu, an die „Schönheit des Kampfes“ und jahrhundertealte Traditionen, die von ihren Meistern bewahrt und verteidigt werden.

Dafür knüpft Kar-Wai stilistisch an seine früheren Werke an, stellt das Optische vor den Inhalt und durchbricht immer wieder die kohärente Erzählstruktur. Wichtige Ereignisse aus Ip Mans Privatleben, wie beispielsweise der Verlust seiner Familie während des Zweiten Weltkriegs, geschehen quasi fernab der Leinwand, andere Handlungsstränge werden angedeutet, aber nie zu Ende geführt. Dies trägt zwar alles nicht unbedingt zum Verständnis bei, Kar-Wai jedoch ist selbst ein Meister darin, eben diese Lücken mit Bilderwelten unglaublicher Schönheit auszufüllen. Zeitlupen, ungewöhnliche Perspektiven und Szenen, die ganz offensichtlich nicht in der Realität verankert sind, mischt er in „The Grandmaster“ formvollendet miteinander und schert sich herzlich wenig um Logik oder Spannungsbögen. Alles oder nichts scheint die Devise zu sein, denn wer mit diesem eigenwilligen Stil nichts anfangen kann, sollte „The Grandmaster“ meiden und lieber zu den Actionfilmen „Ip Man“ und „Ip Man 2“ greifen, die die Biografie des Kung-Fu-Lehrers sehr viel verständlicher, linearer und temporeicher vorstellen.

Ist „The Grandmaster“ deswegen ein schlechter Film? Mitnichten! Er ist sonderbar, anders, fordernd, bildschön. Im Kontext von Wong Kar-Wais Filmografie hingegen bietet sein bisher letztes Werk nicht viel mehr als eine Variation bekannter Elemente, die er bereits vor vielen Jahren perfektionierte – wie im Liebesdrama „In the Mood for Love“.

Das im Jahr 2000 erschienene und weltweit mehrfach ausgezeichnete Glanzstück war Kar-Wais endgültiger internationaler Durchbruch als Filmemacher und erzählt von zwei verheirateten Menschen, die in ihrem Wohnhaus immer wieder aufeinandertreffen. Als sie erfahren, dass ihre Ehepartner ein Verhältnis miteinander haben, erhält ihre zunächst freundschaftliche Beziehung eine neue Richtung und verändert das Leben aller Beteiligten nachhaltig.

Für seine Darstellung des gehörnten Ehemannes Chow erhielt Tony Leung den Preis als Bester männlicher Darsteller bei den Filmfestspielen in Cannes. Leung ist seit langer Zeit fester Bestandteil von Kar-Wais Arbeit und einer der bedeutendsten Schauspieler Asiens. Seine Karriere begann bereits in den 1980ern, zu seinen bekanntesten Arbeiten abseits Kar-Wai zählen „Hard Boiled“, „Infernal Affairs“ und „Gefahr und Begierde“. Passend zu seiner großartigen Leistung in „The Grandmaster“, die Leungs Wandelbarkeit erneut beweist, folgt nun eine Neuauflage des Klassikers „In the Mood for Love“, die im Vergleich zu früheren Veröffentlichungen zumindest im Bonusmaterial keine Fanwünsche offen lässt (gestrichene Szenen, ein alternatives Ende, umfangreiches Hintergrundmaterial).

Die DVD/Blu-ray von „The Grandmaster“ bietet den Film in deutsch synchronisierter und in der Originalsprachfassung Kantonesisch / Mandarin sowie optionale deutsche Untertitel. Als Bonusmaterial gibt es Making of-Dokumentationen und Trailer, in der blauen Variante zusätzliche Interviews.

„In the Mood for Love“ erscheint nur auf DVD und enthält neben der deutsch synchronisierten auch die Originalsprachfassung in Kantonesisch sowie deutsche Untertitel. Als Extra gibt es Bonusmaterial mit einer Gesamtlaufzeit von 91 Minuten.

„The Grandmaster“ und „In the Mood for Love“ erscheinen bei Universum Film und sind seit 29. November erhältlich. (Packshots: © Universum Film)


Heimkino-Tipp: „A Field in England“ (2013)

Eines muss man Ben Wheatley lassen: Welches Genre der Regisseur von „Kill List“ und „Sightseers“ bevorzugt, ist auch nach Sichtung seines vierten Werkes nicht zu erkennen. Ganz sicher aber ist: „A Field in England“ wird es schwer haben, ein großes Publikum zu finden.

Die Prämisse: Während des englischen Bürgerkriegs im 17. Jahrhundert treffen mehrere Männer abseits eines Schlachtfeldes aufeinander. Unter ihnen befindet sich auch der Diener Whitehead (Reece Shearsmith), der als Einziger der Truppe einen konkreten Auftrag zu haben scheint und eine Person sucht. Ohne Waffen und Kampferfahrung ausgestattet, schließt er sich jedoch zunächst den anderen desertierten Soldaten an und erlebt bald darauf ein äußerst sonderbares Abenteuer.

Grotesk, verwirrend, abgefahren, visionär oder einfach nur völlig bescheuert? Wheatley legt mit „A Field in England“ ein Horrorhistorienstück in schwarz-weiß vor, das im positiven Sinne als experimentell, im negativen Sinne als absoluter Unfug bezeichnet werden kann. Das Setting und die Epoche dienen lediglich als Beiwerk für einen Trip, dem man entweder gefesselt folgen oder den Machern kopfschüttelnd, schimpfend und angewidert um die Ohren hauen will.*

Zwar lässt eine frühe Szene, bei der die Protagonisten Pilze zu sich nehmen, erahnen, dass es sich möglicherweise um eine bloße Fantasie handelt. Allerdings entschuldigt diese „Erklärung“ nicht das immer absurder werdende Treiben der Figuren, die beispielsweise in „Die Ritter der Kokosnuss“-Manier einen der ihren als Pferd missbrauchen und an ein Seil gefesselt vor sich her galoppieren lassen. Zwischendurch gibt es eingefrorene Bilder der Herren, die Gemälden nachempfunden scheinen, oder neue Personen, die mittels eines Seils(!) in die Handlung „hineingezogen“ werden. Klingt verrückt? Ist es auch! Wenn der Film dazu noch derart professionell und ansehnlich umgesetzt ist, fällt es schwer, das Gesehene als bloßes „Spaßprojekt für Zwischendurch“ eines respektablen Filmemachers abzustrafen.

Was also soll man davon halten? Ich für meinen Teil habe leider vergeblich versucht, einen Zugang zu diesem Werk zu finden und schließe mich daher bis auf Weiteres den zuvor genannten Grummelern an (* siehe weiter oben) – zumindest bis mir jemand eine plausible Erklärung liefern kann, was zur Hölle „A Field in England“ sein soll.

P.S.: Kleine Besonderheit: „A Field in England“ war der erste Film, der am Tag seines UK-Kinostarts ebenso auf DVD und Video on Demand veröffentlicht wurde und im britischen TV zu sehen war.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie optionale deutsche Untertitel. Als Bonusmaterial gibt es ein ausführliches Interview mit dem Regisseur sowie Trailer. „A Field in England“ erscheint bei MFA+ Film im Vertrieb von Ascot Elite und ist seit 5. November erhältlich. (Packshot: © MFA+ FilmDistribution e.K.)

Heimkino-Tipp: „Redemption – Stunde der Vergeltung“ (2013)

Der Brite Jason Statham macht kein Geheimnis daraus, dass er gern in Actionfilmen auftritt. Und obwohl seine Filmografie etliche B-Movies aufweist, die es erst gar nicht ins Kino schafften, hat „The Stath“ auch unter Filmemachern viele Fans – wie zum Beispiel Regielegende Brian De Palma, der neulich in einem Interview den Wunsch äußerte, mit dem kernigen Briten zusammenarbeiten zu wollen. Zu Recht: Denn im Gegensatz zu anderen Genrespezialisten wie Vin Diesel besitzt Statham Charisma, ein sympathisches Auftreten – und tatsächlich Schauspieltalent, wie „Redemption“ zeigt.

Statham gibt den Ex-Soldaten Joey Jones, der unerlaubt desertierte und seither als Obdachloser auf Londons Straßen sein Dasein fristet. Auf der Flucht vor brutalen Schlägern gelangt er zufällig in eine leerstehende Wohnung eines reichen Künstlers, der gerade mehrere Monate im Ausland weilt. Mit neuem Haarschnitt, neuer Kleidung und neuer EC-Karte wagt Joey einen Neuanfang und versucht, sein Leben wieder in den Griff zu kriegen. Bis er vom Tod seiner Freundin erfährt, mit der er zuvor auf dem Bordstein eine Pappbehausung teilte. Mithilfe der Nonne Cristina (Agata Buzek), die eine Straßenmission leitet, sowie den Kontakten seines neuen Arbeitgebers, der chinesischen Mafia, begibt sich Joey auf die Suche nach den Mördern. Auch, um mit einer aus seiner Sicht „guten Tat“ die Dämonen seiner Soldatenvergangenheit endlich loszuwerden.

Ein Ex-Soldat, eine Nonne und ein Rachfeldzug: Thematisch bietet das Regiedebüt vom Oscar-nominierten Autor Steven Knight („Eastern Promises – Tödliche Versprechen“) leider nicht viel Neues. Für seinen Hauptdarsteller The Stath dafür umso mehr: Verfolgungsjagden, Ballereien und Kloppereien stehen nicht im Vordergrund, stattdessen versucht sich Knight an einem Charakterporträt mit Actionzutaten, das gleichzeitig Milieustudie und Gesellschaftskritik sein will. So ehrenwert diese Ansätze sind, überladen sie die eigentliche Geschichte vom gebrochenen Helden(?) und reißen Themen an, die in einem Ken Loach-Film wahrscheinlich besser aufgehoben wären. Menschenhandel, Zwangsprostitution, organisiertes Verbrechen: Die Dinge, deren Zeuge Joey Jones wird, sind mehr wert als ein kurzes Statement in einem Rachethriller mit Drama-Elementen. Die halbgare Romanze zwischen dem untergetauchten Ex-Soldaten und der scheuen Nonne bremst „Redemption“ zusätzlich aus, obgleich Statham auf diese Weise erfreulich viele Szenen zum darstellerischen Beeindrucken erhält.

Letztendlich aber ist „Redemption“ ein zu unentschlossener Genremix, der mit guten Schauspielern aufwartet, inhaltlich jedoch völlig überfrachtet wirkt. Ein Statham-Vehikel mit Anspruch sozusagen, mit dem sich der Brite für weitere Charakterrollen empfiehlt, ohne seine „alten“ Fans komplett zu vergraulen.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie optionale deutsche Untertitel für Hörgeschädigte. Als Bonusmaterial gibt es Kurzinterviews mit Cast & Crew, unkommentierte Szenen vom Dreh sowie Trailer. „Redemption – Stunde der Vergeltung“ erscheint bei Universum Film und ist seit 29. November erhältlich. (Packshot: © Universum Film)

... im Nachgang: „Venus im Pelz“ (Kinostart: 21.11.2013)

Noch besteht die Möglichkeit, Polanskis neues Werk „Venus im Pelz“ im Kino zu erleben. Eine Einstimmung dazu gibt es HIER.

(Bild: © PROKINO Filmverleih GmbH)

Heimkino-Tipp: „Passion“ (2012)

William Friedkin, Francis Ford Coppola, Brian De Palma: Drei Namen, drei einzigartige Filmemacher, die seit den 1970er-Jahren als Regisseure und Drehbuchautoren unterwegs sind und einige der bedeutendsten Werke des vergangenen Jahrtausends geschaffen haben: „Der Exorzist“, „Der Pate“ und „Scarface“ müssen hier als Beispiele reichen, zu lang wäre eine detaillierte Aufzählung ihrer Filmografien. In den letzten Jahren ist die Anzahl ihrer Kinoproduktionen leider etwas zurückgegangen, bei einem Alter 70+ aber nachvollziehbar. Zumal sich die Herren auch abseits der Kameras mit anderer Kunst zu beschäftigen wissen.

Gemein ist ihnen im hohen Alter ebenso eine gewisse Lässigkeit bezüglich ihrer Arbeit und der Unwille, sich vorgegebenen Zwängen irgendwelcher Produzenten oder Filmstudios zu unterwerfen. Experimentierfreudigkeit und kleine Budgets herrschen vor, trotzdem stets mit unverkennbaren Merkmalen versehen, die beispielsweise einen De Palma-Film immer als einen solchen erkennbar machen. So wie „Passion“ mit Rachel McAdams und Noomi Rapace, den De Palma in Berlin inszenierte.

Christine (McAdams) und Isabelle (Rapace) arbeiten in einer international agierenden Marketingagentur über den Dächern der Stadt. Isabelle unterstützt ihre Vorgesetzte Christine gerade bei einer neuen Kampagne, die bei der Präsentation vor den Chefs derart gut ankommt, dass Christine die Idee hierfür spontan für sich beansprucht – obwohl sie allein Isabelles Kreativität entsprungen ist. „Das ist rein geschäftlich.“, begründet Christine die unfeine Aktion, während sie die naive Isabelle weiter fördert, zu wichtigen Partys schleift und überraschenderweise ebenso ein wenig körperliche Nähe zu ihr sucht. Die Welt scheint wieder in Ordnung, bis Isabelle eigenmächtig eine wichtige Entscheidung fällt und Christine daraufhin um ihre Versetzung fürchten muss. Nach außen gefasst, beginnt sie daraufhin einen Kleinkrieg gegen ihre Untergebene, der in einer öffentlichen Demütigung kulminiert – und Isabelle zu ungewöhnlichen Gegenmaßnahmen greifen lässt.

Lust auf einen Zickenkrieg in der High Society? Dann ist De Palmas kühl-erotischer Thriller „Passion“, der auf dem französischen Film „Liebe und Intrigen“ (2010) basiert, genau das Richtige! Zunächst auf rein verbaler Ebene, später mit fiesen Aktionen zeigt er die langsame Genese eines Konkurrenzkampfes um Macht, Zuneigung und Erfolg bis zum bitteren, überraschenden Ende. Untermalt von großartiger Suspense-Musik seines Stammkomponisten Pino Donaggio, seziert Bilderkünstler De Palma die Beziehung der zwei Furien auf seine unverkennbare Weise mit optischen Spielereien (Split-Screen), unerwarteten Wendungen und messerscharfen Dialogen, die dank ihrer subtilen Untertöne zumindest mir mehrmals ein „Was zum Teufel???“ entlocken konnten.

Das Schöne an den meisten De Palma-Werken ist die clevere Inszenierung, die dem aufmerksamen Zuschauer suggeriert, die ganze Chose durchschaut zu haben – bis De Palma bekannte Szenen noch einmal aus einem anderen Blickwinkel präsentiert und für erfrischende Verwirrung sorgt. Nur eines jener „unverkennbaren Merkmale“ seines Regiestils, die er auch in „Passion“ wieder anwendet – und den Film unbedingt sehenswert machen.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Extras befinden sich Interviews, Trailer und ein Mini-Making of auf den Discs. „Passion“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite) und ist ab 19. November erhältlich. (Packshot: © Ascot Elite)

Heimkino-Tipp: „Müll im Garten Eden“ (2012)

Neulich auf dem Filmfest in Hamburg: Nach der Aufführung des neuen Roman Polanski-Films „Venus im Pelz“ erwischten wir Hauptdarstellerin und Regisseurs-Gattin Emmanuelle Seigner beim Verlassen des Kinosaals und baten sie um ein gemeinsames Foto. Sie willigte ein, wir platzierten uns neben sie – doch keiner der wenigen Anwesenden wollte zunächst den Auslöser für uns betätigen. Bis plötzlich einer ihrer Begleiter hervor preschte und uns aushalf: Fatih Akin!

Zur Erinnerung: Es handelte sich dabei um Fatih Cannes-Preisträger-, Goldener Bär-Gewinner-, Grimme-Preisträger-, Gewinner des Deutschen und Europäischen Filmpreises-, Jury-Spezialpreisbesitzer der Filmfestspiele von Venedig-Akin, der dank Filmen wie „Solino“, „Gegen die Wand“, „Auf der anderen Seite“ und „Soul Kitchen“ zweifellos zu den besten und erfolgreichsten Regisseuren Deutschlands zählt. Und zu den ambitioniertesten.

Dies beweist unter anderem seine Dokumentation „Müll im Garten Eden“, die er während der vergangenen Jahre, von 2007 bis 2012 in der Türkei drehte. Erstmalig erwähnt hatte Akin sie bereits während seiner Premierentour zu „Auf der anderen Seite“, hatte dieser Spielfilm ihn doch auf etwas aufmerksam gemacht, wovon über die Grenzen des Bergdorfes Çamburnu hinaus wohl sonst niemand Notiz genommen hätte. Akin war damals zu Dreharbeiten in den Heimatort seiner Großeltern gekommen und erfuhr von einem Projekt, das bereits in der Planungsphase für Unruhe und Proteste unter den Dorfbewohnern sorgte: Hier, inmitten von Teeplantagen und direkt am Schwarzen Meer gelegen, sollte eine neue Mülldeponie entstehen. Der Bürgermeister versuchte zunächst, den von der Regierung gefassten Beschluss anzufechten, wurde stattdessen aber selbst vor Gericht geladen und „umgestimmt“.

Was dann folgte, ist eine bis heute andauernde, scheinbar unendliche Reihe von Bauschlamperei, fehlenden Schutzmaßnahmen und Ignoranz für Klima, Standort und Einwohner seitens der Bauherren und ihrer Auftraggeber. So glaubt man zu Beginn, der Geruchsbelästigung mit versprühtem Parfüm begegnen zu können, bessert Risse in der Schutzmembran, die ein Versickern giftiger Stoffe in das Grundwasser verhindern soll, nur halbherzig aus und nennt es schlicht „Gottes Wille“, wenn zuviel Regen die Müllberge Richtung Dorf in Bewegung setzt oder ungeklärte Abwässer über die viel zu niedrigen Beckenränder laufen. Das Erschreckende: In den folgenden Jahren sollte es noch schlimmer kommen.



Es fällt angesichts des offensichtlichen Fehlverhaltens der Behörden schwer, Distanz zu wahren. Akin, der ebenso wie sein Team nur beobachtet und auch verbal nicht in den Film „eingreift“, versucht in „Müll im Garten Eden“ ausgewogen alle Seiten zu repräsentieren, behält dabei aber stets den Alltag der Dorfbewohner im Mittelpunkt. Wohl auch, da die verantwortlichen Bauherren zu keiner Zeit konstruktive Argumente für das Projekt vorbringen können. Ihnen gegenüber stehen Bauern und Familien, die um ihre Ernte, ihre Nahrung und ihre Gesundheit fürchten müssen, da das Grundwasser verschmutzt, ihre Plantagen von Vogelkot übersät und ihr Badestrand dank Abfällen zerstört ist. Streunende Hunde, Wildschweine und anderes Getier, das die offene Mülldeponie ebenso anzieht, machen den Ort nahezu unbewohnbar.

So wird Çamburnu sukzessive zu einer Art Mini-Fukushima, wo stets erst reagiert wird, wenn ein Zwischenfall bereits eine weitere Katastrophe verursacht hat – und davon gibt es hier leider reichlich. Auch langfristig sind die Folgen nicht abzusehen, wie Gespräche mit der Bevölkerung zeigen: Investitionen bleiben aus, Erträge gehen zurück, Einwohner ziehen weg.

Akin inszeniert seine Dokumentation als Kampf einer kleinen Gemeinde gegen offensichtliches Unrecht und nutzt dabei eine ruhige Kameraführung, die den langsamen Zerfall einer einst schönen Siedlung eindrucksvoll einfängt. Auf optische Spielereien wird zugunsten des Informationsgehalts verzichtet, ein Off-Kommentar ist angesichts der sicht- und hörbaren Ereignisse ebenfalls überflüssig. Nur das Fehlen von „Bauchbinden“ mit Namen/Funktion der wichtigsten Akteure verwundert ein wenig, zwingt den Zuschauer andererseits aber dazu, sich nur anhand der Aussagen eine Meinung über die Personen zu bilden. Was bleibt, ist eine nüchterne Bestandsaufnahme einer Katastrophe mit Ansage, der die Betroffenen nichts entgegen setzen können und die Verantwortlichen nichts entgegensetzen wollen.

Ein wichtiger Film, der gerade wegen seiner gezeigten Ausweglosigkeit Mut macht, selbst die Stimme zu erheben, wenn behördlicher Irrsinn auf gelebte Realität trifft.

Die DVD enthält den Film in türkischer Originalsprachfassung mit optionalen deutschen und englischen Untertiteln. Als Extras finden sich ein kurzer Bericht zur Entstehung der Doku sowie ein Kurzfilm auf der Disc, in dem Kinder von ihrem Leben in Çamburnu berichten. Eine umfangreiche Trailersammlung ergänzt die gelungene Umsetzung. „Müll im Garten Eden“ erscheint bei Pandora Film Home / AL!VE AG und ist ab 15. November erhältlich. (Packshot: © Pandora Film GmbH & Co. Verleih KG. Filmstill: © corazón international / Aksam Newspaper)

Gewinnspiel

Aufgepasst, aufgepasst! Eine DVD zum Film „Europa Report“ (Rezension HIER), erschienen im Oktober bei Ascot Elite, wartet auf die erste Mail, die ich unter cinecsaba@gmx.net erhalte.

Viel Glück!

(Packshot: © Ascot Elite)

Heimkino-Tipp: „Sharknado“ (2013)

Wo Licht ist, gibt es Schatten: Das gilt leider auch für die besprochenen Filme auf diesem Blog, weshalb nach der Rezension zum vielleicht besten Film des Jahres („Gravity“, siehe HIER) nun eine Besprechung zum absoluten Gegenteil folgt: „Sharknado“. Das Tragische daran ist die Tatsache, dass die Macher sich über das Brandmal „mieseste Produktion 2013“ auch noch freuen.

Der, ähm, Film stammt aus dem Hause „The Asylum“. Das amerikanische Studio gilt als die Heimat der sogenannten Mockbuster, billige Quasi-Kopien großer Hollywood-Filme mit ähnlichen Titeln, qualitativ allerdings meilenweit von ihren Vorbildern entfernt. Nach Streifen wie „Transmorphers“, „Titanic 2 – Die Rückkehr“ oder „Krieg der Welten 3 – Wie alles begann“ konzentrierte sich The Asylum ab 2009 vornehmlich auf Tierhorrorfilme, in denen wahlweise „Mega Shark“, „Mega Python“ oder „Mega Piranha“ auf Menschen losgelassen wurden. Bewusst billig, bewusst doof sollte das Endprodukt sein, denn Käufer für diesen Quatsch gab es offenbar genug – unter anderem der deutsche TV-Sender Tele 5, der zusammen mit Oliver Kalkofe gleich eine ganze Reihe daraus kreierte und seither in „Die schlechtesten Filme aller Zeiten“ dem TV-Schrott frönt.

Was nach Amüsement und jede Menge Trash klingt, ist im Falle von The Asylum jedoch Wunschdenken. Zwar versprechen die Trailer meist 80 Minuten anspruchslosen Spaß, sind die Monsterkreationen zumindest vom Namen her stets herrlich abstrus und die inhaltlichen Zutaten für einen bierseligen Filmabend somit alle vorhanden – das Ergebnis aber ärgerlicherweise ein ums andere Mal enttäuschend. Warum? Weil „guter“ Trash aus dem Wunsch der Macher entsteht, etwas Ansehnliches, Unterhaltsames und bei allen erzwungenen Beschränkungen auch Qualitatives abzuliefern. The Asylum verzichtet auf diesen Anspruch, arbeitet dilettantisch, ignoriert absichtlich einfachste Regeln des Filmemachens und beansprucht dann die Bezeichnung „Kult“ für sich.

All dies erreichte Anfang 2013 einen unerwarteten Höhepunkt mit der Ankündigung, einen Film mit dem Titel „Sharknado“ in der Mache zu haben. Allein die Plakatveröffentlichung (siehe Cover oben) sorgte für einen Internethype sondergleichen, der diesem fürs amerikanische Fernsehen produzierten Werk letztendlich sogar zu einem limitierten Kinoeinsatz verhalf. Die Vorfreude nützte nix, nach Betrachten von „Sharknado“ ist klar, dass The Asylum die Zuschauer, vornehmlich Trash-Fans, einmal mehr herzlich egal sind.

Die „Story“: Ein Wirbelsturm über dem offenen Meer hat einen Haischwarm in die Luft gerissen und steuert nun auf die kalifornische Küste zu. Dort ahnt der Strandbarbesitzer Fin das Unheil, kann aber nicht verhindern, dass Wind und Getier auf seine Gäste niederprasseln. Zusammen mit Freunden macht er sich auf Richtung Exfrau, um diese samt Kindern in Sicherheit zu bringen. Derweil wüten Sturm und Haie immer weiter.

Neben Ian Ziering (bekannt aus „Beverly Hills 90210“) und Tara Reid („American Pie“) hat sich auch Charakterdarsteller John Heard („Zeit des Erwachens“) überreden lassen, Teil dieses Projekts zu sein. Vielleicht hatte er ebenso wie sein Publikum darauf gehofft, dass „Sharknado“ allein wegen seines Titels und der lachhaften Prämisse satirisch und „over the top“ inszeniert wird. Regisseur Anthony C. Ferrante nimmt diesen Blödsinn aber tatsächlich ernst, lässt jede ironische Distanz vermissen und schafft es sogar, die wenigen Haiszenen derart zu verhunzen, dass außer erbärmlich agierenden Darstellern und schlecht animierten Wassermassen nichts zu erkennen ist. Offenbar auf dem Studioparkplatz nebenan gefilmt, sitzen die Protagonisten die meiste Zeit in einem Auto, während kurze Lichtblitze im Hintergrund Bewegung simulieren sollen. Witz und Tempo sind komplett absent, Schauwerte minimal. Statt unterhaltsamen Trash gibt es Langweile und die zunehmende Gewissheit, mit dem Plakat den Höhepunkt von „Sharknado“ bereits gesehen zu haben. Sogar die verpatzten Szenen („Gag Reel“) im Bonusmaterial wirken einstudiert, steif und vollkommen witzlos, was die Masche von The Asylum, auf Krampf Lacher zu fabrizieren, nur noch einmal verstärkt.

Nein, „Sharknado“ ist KEIN Kultfilm, besitzt weder Charme noch Unterhaltungswert und ist ein Schlag ins Gesicht jedes Trashfilm-Fans. Und wenn sogar das Machwerk „2-Headed Shark Attack“, ebenfalls von The Asylum und in kompletter Länge als Zugabe auf der Blu-ray, ansehnlicher ist als der Hauptfilm, ist irgendetwas mächtig schief gelaufen.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung. Untertitel sind nicht vorhanden. Das Bonusmaterial enthält den Trailer, ein kurzes Making of sowie verpatzte Szenen. Nur die Blu-ray hat darüber hinaus noch den Film „2-Headed Shark Attack“ samt Extras mit im Gepäck. „Sharknado“ erscheint bei Delta Music & Entertainment GmbH & Co. KG/Great Movies GmbH und ist seit 8. November erhältlich (Packshot: © Delta Music & Entertainment GmbH & Co. KG/Great Movies GmbH).

... im Nachgang: „Gravity“ (Kinostart: 3.10.2013)

Hat das Kinojahr seinen besten Film gefunden? Oder sind die Lobhudeleien für Alfonso Cuaróns neues Werk „Gravity“ doch übertrieben? In der Redaktion des Kinokalender Dresden stellt sich diese Frage nicht. Nachzulesen HIER.

(Bild: © Warner Bros. Entertainment Inc.)

Heimkino-Tipp: „Solitude“ (2003)

Im Heimkinobereich sind nachträgliche Titel- und Coververänderungen von bereits veröffentlichten Filmen (leider) keine Seltenheit mehr. Besonders seit dem Erfolg der „Twilight“- und „Saw“-Reihe ist es inzwischen Standard, auch ohne inhaltliche Verbindung eine ähnliche Formulierung in den Titel aufzunehmen, um so vielleicht noch einmal ein neues Publikum zu erreichen. Ärgerlicher Nebeneffekt: So kann es schon mal vorkommen, dass erst beim Auspacken der DVD/Blu-ray Zuhause auffällt, einen Film aus der eigenen Sammlung nachgekauft zu haben. Wem also folgende Inhaltsangabe bekannt vorkommt, könnte „Solitude“ bereits gesehen haben – unter Titeln wie „State of Mind“, „The United States of Leland“ oder „20 Messerstiche“.

Nun also „Solitude“, übersetzt „Einsamkeit“. Kein Super-GAU wie beispielsweise „96 Hours“ (OT: „Taken“), sondern in der Tat ganz passend für die herausfordernde Geschichte, die Regisseur/Autor Matthew Ryan Hoge hier erzählt.

Der Teenager Leland (Ryan Gosling) hat ohne ersichtlichen Grund den behinderten Bruder seiner Freundin Becky (Jena Malone) erstochen. Während Beckys Familie (u.a. Michelle Williams, Martin Donovan) versucht, mit dem Verlust klarzukommen, rätseln Lelands geschiedene Eltern (Lena Olin, Kevin Spacey) über die Ursachen, die zu dieser Tat geführt haben könnten. Nur dem Gefängnislehrer Pearl (Don Cheadle) gelingt es schließlich, den Jungen zum Reden zu bringen. Dabei wird schnell deutlich, dass der nachdenkliche und stets freundlich auftretende Leland einen ganz besonderen Blick auf die Welt und seine Mitmenschen hat.

Obwohl die Figur des Leland eindeutig im Mittelpunkt steht, ist „Solitude“ ein Ensemblestück. Das zeigt sich allein schon an der prominenten Besetzung und der Art und Weise, wie Hoge seine vielen Figuren scheinbar mühelos in die Geschichte einflechtet. Sie alle stehen in einer Beziehung zu Leland, den Gosling als intelligenten und neugierigen Charakter präsentiert und so mühelos die Sympathie des Publikums auf sich zieht – trotz einiger sonderbarer Verhaltensmerkmale. Beinahe unbemerkt macht Hoge seine Zuschauer somit zu Komplizen des Mörders, zumal dieser als einziger hin und wieder im Off-Kommentar zu hören ist. Das ist mutig und sicherlich auch notwendig, um als Zuschauer die finale Auflösung zumindest ansatzweise nachvollziehen zu können. Gleichzeitig ist die Inszenierung selbst angenehm zurückhaltend, was den vielen Talenten vor der Kamera ausreichend Platz zum Brillieren gibt.

Fazit: Obwohl schon einige Jahre alt, ist die Neuveröffentlichung von „State of Mind“ aufgrund des aktuellen Hypes um Hauptdarsteller Ryan Gosling gerechtfertigt, besonders wenn es sich um solche Independent-Perlen wie diese handelt. Definitiv kein Film, der sich nebenbei „weggucken“ lässt, sondern vielmehr ein anspruchsvolles Drama, das zur Diskussion einlädt und nachwirkt. Egal unter welchem Titel.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung, leider aber keinerlei Untertitel. Im Bonusteil finden sich Trailer zum Hauptfilm und anderen Titeln. „Solitude“ erscheint bei 3L Vertriebs GmbH & Co. KG und ist seit 17. Oktober (unter diesem Titel) erhältlich. (Packshot: © 3L)

Heimkino-Tipp: „The Lords of Salem“ (2012)

Mainstream ist sein Ding nicht: Der amerikanische Künstler Rob Zombie, der schon länger erfolgreich als Musiker, Drehbuchschreiber und Comicautor unterwegs ist, hat auch als Regisseur von Musikclips und Spielfilmen schon für Aufsehen gesorgt. Nach zwei „Nischenproduktionen“ Anfang der 2000er-Jahre („Haus der 1000 Leichen“, „TDR – The Devil’s Rejects“) erhielt er 2007 die ehrenvolle Aufgabe, den Horrorklassiker „Halloween“ neu zu verfilmen. Seine eigenwillige Version war nicht jedermanns Sache, vom künstlerischen Standpunkt aus betrachtet jedoch gelungen. Mit „Halloween II“ (2009) wurde es anschließend noch abstrakter, nun folgt mit „The Lords of Salem“ das nach eigenen Aussagen „metaphorische und spirituelle Prequel zu den ‚Halloween‘-Filmen“.

Die alleinstehende DJane Heidi (Zombies Ehefrau Sheri Moon) arbeitet bei einem lokalen Radiosender des Örtchens Salem. Mit zwei Kollegen moderiert sie nachts eine Sendung, die sich bevorzugt der Metal-Musik widmet. Eines Tages wird im Studio eine Platte für sie hinterlegt, die außer dem Label „The Lords“ keinerlei äußerlich sichtbare Informationen enthält. Wie üblich, legt sie die Vinyl-Scheibe in ihrer Show auf, die prompt rückwärts abläuft. Zu hören ist lediglich eine aus wenigen Noten bestehende Melodie, die Heidi sehr schnell Unbehagen bereitet. Als sich in den kommenden Tagen zudem seltsame Ereignisse in der Etage ihres Wohnhauses zutragen, gerät ihr Leben sukzessive aus den Fugen. Was Realität und was Einbildung ist, kann Heidi bald nicht mehr unterscheiden.

Ähnlich wie im diesjährigen „Evil Dead“-Remake versucht sich die Protagonistin in „The Lords of Salem“ gerade an einem Drogenentzug, als das Unheil über sie hereinbricht. Mit diesem Storykniff gelingt es Regisseur Zombie, sein Publikum ein ums andere Mal aufs Glatteis zu führen. Denn wie Heidi selbst ist so dem Zuschauer nie ganz klar, was nur ihrer Fantasie entsprungen ist und was nicht. Von einer bedrohlichen, herbstlich-düsteren Stimmung getragen, begleitet der Streifen den langsamen Ritt einer Frau in den Wahnsinn (in die Hölle?), wobei das Drehbuch Verweise auf historische Ereignisse gekonnt mit Okkultismus, Satanismus und Hexengeschichten verbindet, um daraus einen optisch ansprechenden, inhaltlich aber teilweise ebenso verwirrenden Mix zu kreieren. Dabei wagt sich Zombie auch an Szenen und Bilder, die den guten Geschmack weit hinter sich lassen, als Grusel - und Ekeleffekte aber gut funktionieren.

Schauspielerisch bewegt sich „The Lords of Salem“ auf ordentlichem Niveau, wobei Zombie seiner Vorliebe für kaputte Charaktere treu bleibt, was ein wirkliches Mitfühlen, oder besser: -leiden eher erschwert. Erfreulich ist auf jeden Fall Zombies zweites Faible für bekannte Altstars, die er gern in Nebenrollen besetzt: Wer ein paar Filme (z.B. „E.T.“ oder „The Running Man“) aus den 1980er-Jahren kennt, wird sich verwundert die Augen reiben.

„The Lords of Salem“ ist weit entfernt von einem „typischen“ Horrorfilm, wie er dieser Tage gewöhnlich aus Hollywood kommt. Kein leicht verdaulicher Streifen, da Zombie seinen eigenen, bekannten Stil konsequent weiterverfolgt und dabei nicht unbedingt Wert darauf legt, dass alle Zuschauer dieser Reise in die Finsternis folgen können. Ein zwiespältiges Werk, das mich zugegebenermaßen etwas ratlos – aber keinesfalls enttäuscht – zurückgelassen hat.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche und englische Untertitel. Als Bonusmaterial gibt es lediglich vier Trailer zu anderen Filmen. „The Lords of Salem“ erscheint bei Universal Pictures Germany GmbH und ist seit 31. Oktober erhältlich. (Packshot: © Universal Pictures)

Heimkino-Tipp: „Enemies – Welcome To The Punch“ (2013)

Oh Boy, was für ein Brett! James McAvoy jagt Mark Strong durch ein nächtlich-bläulich-glitzerndes London und zwischendurch kriegt der Zuschauer ob zum Bersten spannender Mini-Duelle einen Herzinfarkt nach dem anderen. So in etwa lässt sich die erste Seherfahrung von Eran Creevys „Welcome To The Punch“ zusammenfassen.

Der Polizist Max (McAvoy) hat vor Jahren eine Kugel ins Knie bekommen, als er sich in einem Anflug von Übermut dem Profi-Bankräuber Jacob Sternwood (Strong) in den Weg stellte. Innerlich verkrüppelt und seit dem Vorfall „ohne Arsch in der Hose“, wie es seine Kollegin Sarah (Andrea Riseborough) treffend formuliert, macht Max seine Arbeit zwar gut. Der Wunsch nach Rache an seinem Peiniger lässt ihn aber seither nicht ruhen und sorgt immer mal wieder für leichte Überreaktionen im Dienst. Die eher zufällige Verhaftung von Sternwoods verletztem Filius könnte nun seine Chance sein. Denn wenn der Gangster zurückkommen sollte, um seinen im Sterben liegenden Sohn zu besuchen, will Max bereitstehen und das zu Ende bringen, was ihm einst misslang. Es dauert nicht lang, und die Jagd durch London beginnt tatsächlich erneut.

Mehr als diese überschaubare Storyline hätte es nicht gebraucht, um mit der vorhandenen, formidablen Besetzung einen geradlinigen, actionreichen Krimi hinzulegen. Regisseur und Autor Eran Creevy hat es sich jedoch nicht nehmen lassen, seinem Mano-a-Mano-Actionballett noch einige inhaltliche Zutaten hinzuzufügen, wodurch „Welcome To The Punch“ qualitativ nochmal ordentlich zulegt: Die Figuren haben Tiefe, die Handlung Komplexität und das Duell der beiden Protagonisten ist nur eines von vielen Puzzleteilen in einem clever konstruierten (Verschwörungs-)Thriller, der neben allerhand Schauwerten eben auch bemerkenswerte Darstellerleistungen im Gepäck hat.

Großes Lob verdienen vor allem jene großartig inszenierten Szenen, in denen sich einzelne Charaktere in Situationen wiederfinden, die nur Sekundenbruchteile von einer emotionalen oder physischen Explosion entfernt sind. Wie Creevy diese Momente bis zum absoluten Maximum steigert um sie dann nicht minder knallig aufzulösen, ist ganz großes Kino! Wenn dazu noch bekannte Gesichter wie David Morrissey und der wie immer genial-undurchschaubare Peter Mullan die Szenerie veredeln, kann man sicher sein, mit „Welcome To The Punch“ einen wirklich guten Genrevertreter vor Augen zu haben.

Auch wenn der Film letztendlich nicht das „Klassiker-Gen“ in sich trägt, wer seine Action gern stylisch, ein wenig anspruchsvoll und gut gespielt mag, sollte sich dieses Werk nicht entgehen lassen.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung, deutsche Untertitel für Hörgeschädigte (sehr vorbildlich!), Interviews mit Cast & Crew, ein ansprechendes Making of sowie Trailer. „Enemies – Welcome To The Punch“ erscheint bei universum film und ist ab 25. Oktober erhältlich (Packshot: © Universum Film).

Heimkino-Tipp: „Europa Report“ (2013)

Wer bereits das Vergnügen hatte, den momentanen Überfilm „Gravity“ im Kino zu sehen, kennt dieses Gefühl womöglich: Berauscht und begeistert von der Weite, Bedrohlichkeit und Stille des Alls möchte man am liebsten gleich den nächsten Science-Fiction-Film anschauen, der die schwarze Unendlichkeit, die unseren Planeten umgibt, bebildert. Die bittere Erkenntnis: Bis auf wenige Ausnahmen („2001 – Odyssee im Weltraum“, „2010 – Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen“, „Apollo 13“, „Moon“) gibt selbst die beste Videothek dazu nicht viel her. Immerhin: „Europa Report“, realisiert von dem gebürtigen Ecuadorianer Sebastián Cordero, kommt qualitativ sehr nahe an die genannten Genrevertreter heran.

Der in der Jetztzeit angesiedelte Film berichtet von der Mission einer sechsköpfigen Crew Richtung „Europa“, einem der vielen Jupitermonde. Aktuellen (übrigens wahren) wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge, befindet sich ein riesiger Ozean unter seiner kilometerdicken Eiskruste – und wo Wasser ist, sollte Leben nicht weit sein. Die vier Männer und zwei Frauen sind ihrem Ziel schon sehr nahe, als der Funkkontakt zur Erde abbricht. Zwar setzen sie ihre Reise fort, doch weitere technische Probleme und unvorhergesehene Ereignisse bringen die Forscher zunehmend in Teufels Küche.

Besetzt mit einem halben Dutzend herausragender Schauspieler, unter anderem Michael Nyqvist („Millennium“-Trilogie), Anamaria Marinca („4 Monate 3 Wochen 2 Tage“) und Sharlto Copley („District 9“), fällt „Europa Report“ allein schon aufgrund seiner Form aus dem Rahmen: Regisseur Cordero und sein Kameramann Enrique Chediak („127 Hours“) entschieden sich nämlich für das Found Footage-Konzept, also der Reduzierung auf Bilder, die nur von im Film selbst vorhandenen (Video-)Kameras aufgenommen werden. Zum Glück erwartet den Zuschauer aber nicht die x-te Variation des „Blair Witch“-Effekts oder die hektische (wenn auch effektive) „Cloverfield“-Variante, sondern lediglich Filmmaterial, das von im oder am Raumschiff fest installierten Kameras mitgeschnitten wird. Eingebettet in ein Interview mit einer NASA-Mitarbeiterin zeigt der Film somit die letzten existierenden Aufnahmen der Unternehmung – und zwar in angenehmer und, trotz der selbst auferlegten Limitierung, optisch eindrucksvoller Art und Weise.

Der Spannungskurve schadet das damit einhergehende Vorwissen vom unschönen Ende der Mission nicht. Denn Cordero nutzt für seinen Film eine non-lineare Erzählweise. Die steuert zwar unabhängig davon geradlinig zum dramatischen Höhepunkt, der Ankunft auf Europa, zu. Gleichzeitig verdeutlicht diese Vorgehensweise aber auch wunderbar den Gegensatz zwischen wissenschaftlichem Optimismus zu Beginn der Reise mit der Einsamkeit und Ernüchterung, die sich im Laufe der Mission bei den Figuren einstellt. Dass es sich bei allen sechs zudem um sympathische, aber ehrgeizige Charaktere handelt, verstärkt ebenso die Glaubhaftigkeit des ohnehin technisch sehr realistisch dargestellten Trips. Gerade auf dieser Ebene kann „Europa Report“ tatsächlich mit dem oben genannten „Gravity“ mithalten und zeigt eindrucksvoll, dass das Vertrauen auf die Funktionalität aller Geräte sowie die Entfernung zur bewohnten Erde sehr viel nervenzerrender und gruseliger sein kann als jedes unbekannte Weltraummonster.

„Europa Report“ ist ein ruhig erzählter, gut gespielter und spannender Genrevertreter mit Anspruch und Atmosphäre. Wer sich von der ungewöhnlichen Found Footage-Umsetzung nicht abschrecken lässt, wird diesen Weltraumspaziergang sicher nicht bereuen.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Extras befinden sich ein kurzer Clip zu den Special Effects, Fotogalerien, Trailer sowie (in Textform) Informationen zu den Jupitermonden auf den Discs. „Europa Report“ erscheint auch als 3D-Version bei Elite Film AG (Ascot Elite) und ist ab 22. Oktober erhältlich. (Packshot: © Ascot Elite)

Heimkino-Tipp: „Der Dieb der Worte“ (2012)

Schon mal einen Computerabsturz gehabt, bevor die E-Mail fertig geschrieben war? Oder einen Aufsatz versehentlich gelöscht? Wie muss sich dann erst ein Künstler fühlen, wenn sein fertiges Werk verschwindet? Etlichen Musikern, Filmemachern und auch Schriftstellern ist so etwas schon zugestoßen. Einer der bekanntesten Namen in dieser Liste dürfte Ernest Hemingway sein: Seine erste Frau Hadley ließ 1922 während einer Zugreise eine Tasche mit Manuskripten ihres Gatten wenige Sekunden unbeaufsichtigt – und fand sie niemals wieder. Lee Sternthal und Brian Klugman nutzten diese historische Begebenheit als Inspiration für ein Drehbuch, das sie bereits 1999 verfassten und viele Jahre später nun endlich unter dem Titel „The Words“ (dt. Titel „Der Dieb der Worte“) verfilmen konnten.

Rory Jansen (Bradley Cooper) ist ein hochmotivierter und auch talentierter Autor, der auf seinen Durchbruch hofft. Mit seiner Frau Dora (Zoë Saldana) lebt er in New York und sitzt jede Nacht an der Tastatur, in der Hoffnung, endlich den großen Wurf gedichtet zu haben. Zwar loben ihn sämtliche Literaturagenten für seinen außergewöhnlichen Stil, verlegen möchten sie seine Bücher trotzdem nicht.

Eines Tages stößt Rory in einer Tasche, die ihm Dora auf einem Flohmarkt gekauft hat, auf ein fremdes Manuskript. In einem Rausch, den er sich später selbst nicht erklären kann, liest Rory das Werk und tippt es auf seinem Laptop ab – nur, um es kurz darauf als das Seine beim Verlag, bei dem er als Aushilfe tätig ist, einzureichen. Wenige Monate später ist aus dem erfolglosen Nachtschreiber DER neue Star der Literaturszene geworden. Zwar weiß er, dass sein Erfolg auf wackeligen Beinen steht. Doch er genießt den Ruhm. Zumindest, bis ihn beim Spaziergang im Park ein alter Mann (Jeremy Irons) anspricht und Rory sehr schnell klar wird, dass ihm der wahre Autor gegenübersitzt.

Klingt vertraut? Richtig, „Lila, Lila“ (2009) von Alain Gsponer (siehe HIER) mit Daniel Brühl und Hannah Herzsprung in den Hauptrollen hatte eine ähnliche Prämisse zu bieten. Und jener Film basierte wiederum auf einer literarischen Vorlage von Martin Suter. Ging es bei „Lila, Lila“ jedoch mehr in die amüsante Richtung, so bleibt „Der Dieb der Worte“ nicht nur aufgrund seines vollkommen anderen Inhalts mehr in Melancholie und Tragik verhaftet.

Die Regisseure Sternthal/Klugman erzählen in ihrem Film parallel drei Geschichten, die in verschiedenen Zeitebenen eine Verbindung zu den von Rory gefundenen und veröffentlichten Zeilen haben. Sie bilden eine Art Leitmotiv, während die einzelnen Charaktere der kunstvoll ineinander verflochtenen Episoden alle auf ihre Weise an einen Wendepunkt in ihren Leben kommen. Ganz im Sinne der Aussage „Wir alle fällen Entscheidungen in unserem Leben. Das Schwierige ist jedoch nicht der Moment, wo wir sie treffen. Das Schwierige ist, mit ihnen zu leben.“ So folgt der optisch unauffällig, aber reizvoll inszenierte Film Rory und seiner Frau vor, während und nach den Ereignissen seines erschwindelten Erfolgs, dem alten Mann und seiner Erinnerung, als er das Werk geschrieben hat, sowie der Figur des Clay Hammond (Dennis Quaid), die all das Vorangegangene selbst einem Publikum bei einer Lesung präsentiert.

Verzwickt, anspruchsvoll, fordernd? Ja, all dies ist „Der Dieb der Worte“, zumal es der Film seinen Zuschauern am Ende nicht unbedingt einfach macht, die einzelnen Puzzleteile zusammenzusetzen. Aber auch falls dies nicht gelingt, so bietet das Drama eine Fülle an großen Schauspielmomenten, interessante Charaktere mit bewegenden, aufrüttelnden und glaubhaften Schicksalen, und darüberhinaus auch eine Vielzahl an Reminiszenzen und direkten Verweisen auf Hemingways Leben und Schaffen, die es wert sind, entdeckt zu werden.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung, deutsche Untertitel, einen kurzen, aber informativen Blick hinter die Kulissen sowie Trailer. „Der Dieb der Worte“ erscheint bei universum film und ist seit 18. Oktober erhältlich (Packshot: © Universum Film).

Heimkino-Tipp: „Emperor“ (2012)

Im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg (1914-1918) stand der Verursacher des Infernos vom Zweiten Weltkrieg, der von 1939-1945 wütete, von Anfang an außer Frage. Trotzdem war mit der Niederlage Hitlerdeutschlands das Schuldproblem nicht restlos geklärt. Denn mit Japan existierte im pazifischen Raum ein Verbündeter des „Dritten Reiches“, der bezogen auf moralische Grausamkeiten kurz vor und während des Krieges den Nazis beinahe ebenbürtig war (Stichwort: Massaker von Nanking). Aber wer sollte nach der Kapitulation Japans im August 1945 dafür zur Rechenschaft gezogen werden? Peter Webbers Film „Emperor“ widmet sich dieser Frage auf spannende und intelligente Weise.

Der US-General Bonner Fellers (Matthew Fox) wird nach Kriegsende an der Seite von General Douglas MacArthur (Tommy Lee Jones) in das Kaiserreich gesandt, um den Wiederaufbau des Landes zu organisieren. Fellers hat nicht nur aufgrund einer Liebesbeziehung zu einer Japanerin, die vor dem Krieg in den USA studierte, eine besondere Beziehung zu dem Volk: Er ist darüber hinaus mit den Riten, Traditionen und der Geschichte des Landes vertraut und somit für MacArthur bestens geeignet für einen ganz besonderen Auftrag: Fellers soll innerhalb von nur zehn Tagen herausfinden, inwieweit der japanische Kaiser Hirohito (Takatarô Kataoka) bei Kriegsausbruch involviert war. Hat er womöglich persönlich den Befehl zum Angriff auf Pearl Harbor gegeben, der die USA zum Kriegseintritt bewog? Oder ist Hirohito tatsächlich nur eine Marionette des Militärapparats, der lediglich repräsentative Aufgaben wahrnimmt? Während seiner Ermittlungen wird der US-Soldat nicht nur wahlweise mit Skepsis oder Wut der leidenden Bevölkerung konfrontiert, sondern auch mit schweigsamen Politikern und Militärs, die nur sehr zögerlich bereit sind, über ihre und die Verflechtungen ihres „Gottkaisers“ Auskunft zu geben.

Differenziert und ehrfurchtsvoll wenden sich Regisseur Webber und seine beiden Autoren David Klass und Vera Blasi einer historischen Episode zu, die bisher kaum Beachtung fand – zumindest in cineastischer Form. Dabei verwebt Webber ebenso wie in seinem hochgelobten „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ gekonnt wahre Ereignisse mit einer Romanze als Rahmenhandlung, die mehr ist als bloße emotionale Zugabe. Denn sie macht dem Zuschauer von Beginn an klar, warum Fellers kein leichtfertiges Pauschalurteil über ein Land und seinen politischen Führer fällen kann und wird. Anders als viele seiner Kameraden und – so wird es zumindest im Film suggeriert – einer Mehrzahl der amerikanischen Bevölkerung, gilt für ihn in Bezug auf Hirohito die Unschuldsvermutung. Obwohl der Film somit hauptsächlich Dialogszenen präsentiert, die Fellers bei seinen Recherchen zeigen, gelingt es „Emperor“ hervorragend, ein faszinierendes, interessantes und vielschichtiges Bild einer Nation am Scheideweg zu zeigen. Zwar folgt der Film stets dem amerikanischen Protagonisten, allerdings ist dieser dank seines persönlichen Schicksals weit davon entfernt, ein engstirniger Besatzer zu sein, der rücksichtslos seine Ideale und Sichtweisen durchsetzt. Matthew Fox spielt diesen Charakter glaubhaft und überzeugend.

Ihm Gegenüber repräsentiert Tommy Lee Jones’ MacArthur zunächst den typischen(?) US-Kriegshelden, dem mehr an guter Publicity gelegen scheint als an einer Aussöhnung mit dem einstigen Feind. Lange bleibt diese Figur dank Jones’ fabelhaftem Spiel undurchsichtig und unberechenbar, hat aber im Verlauf der Handlung weit mehr zu bieten als Eindimensionalität.

Verbunden mit guter Kameraarbeit und beeindruckenden „production values“, die das Werk sehr viel teurer aussehen lassen als es wahrscheinlich war, ist Peter Webber mit „Emperor“ ein anspruchsvoller und gleichzeitig unterhaltsamer Film zu einer wichtigen historischen Gegebenheit gelungen.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Extras befinden sich gestrichene Szenen, Interviews, ein Making of, Impressionen vom Dreh und Trailer auf den Discs. Zusätzlich gibt es auch ein sogenanntes Mediabook, das neben dem Film auf DVD und Blu-ray noch eine dritte Scheibe mit der Dokumentation „Japan, The Emperor and the Army“ sowie ein umfangreiches Booklet enthält. „Emperor“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite) und ist seit 4. Oktober erhältlich. (Packshot: © Ascot Elite)

... im Nachgang: „Michael Kohlhaas“ (Kinostart: 12.09.2013)

Literaturklassikeralarm im Kino! Diesmal hat es Heinrich von Kleists „Michael Kohlhaas“ erwischt. Meine Meinung dazu findet sich HIER.

(Bild: © Polyband/24 Bilder Filmagentur)

Heimkino-Tipp: „Broken City“ (2013)

Politik ist ein mörderisches Geschäft. Es wird intrigiert, gelogen, geflunkert, kaltgestellt. Ungewöhnliche Koalitionen werden geschlossen, Versprechen ignoriert. Ab und an wird auch etwas für jene getan, die zur Wahlurne gegangen sind, doch im Grunde beginnt am ersten Tag im Amt schon der Wahlkampf für die nächste Runde. Dieses zugegeben sehr pessimistische Bild vom Politikzirkus eignet sich seit jeher wunderbar für spannende Thriller und packende Verschwörungsgeschichten – wie beispielsweise „Broken City“ von Allen Hughes.

Der New Yorker Cop Billy Taggart (Mark Wahlberg) musste einst seine Polizeimarke abgeben, nachdem er nur knapp einer Verurteilung wegen vorsätzlichen Mordes entgangen war. Jahre später arbeitet er als Privatdetektiv, ist dabei allerdings mehr mit Anrufen bei zahlungsunwilligen Ex-Kunden beschäftigt als mit wirklichen Kriminalfällen. Bis er eines Tages vom Bürgermeister der Stadt, Nicolas Hostetler (Russell Crowe), engagiert wird, um dessen Frau Cathleen (Catherine Zeta-Jones) zu beschatten. Hostetler ist überzeugt, sie habe eine Affäre, Taggart soll nun die Beweisfotos liefern. Tatsächlich wird der Schnüffler bald Zeuge eines scheinbar geheimen Treffens der Dame mit einem Mann, der sich als Wahlkampfhelfer von Hostetlers politischem Gegner entpuppt. Als der vermeintliche Rivale kurz darauf stirbt, schwant Taggart, dass sein Auftraggeber keine Skrupel vor drastischen Methoden hat – sowohl im Privatleben wie auch in der Politik. Sein Versuch, den mächtigen Mann ans Messer zu liefern, hat für Taggart lebensgefährliche Folgen.

Ein Mann im Kampf gegen einen übermächtigen Politikapparat: Der Film „Broken City“ bietet inhaltlich zu Beginn ein klassisches, vertrautes Szenario, wenn er dem Außenseiter dabei folgt, wie er die üblen Machenschaften der Unantastbaren nach und nach aufdeckt. Allerdings bietet die Story mit zunehmender Laufzeit sehr viel mehr Twists und Wendungen, als es zunächst den Anschein hat. Zwar sind die Rollen Gut und Böse von Anfang an klar verteilt, wer mit wem was ausheckt um einem anderen zu schaden, bleibt jedoch lange Zeit im Dunkeln und lässt die Spannung gemächlich, aber doch spürbar wachsen. Leider macht sich das Drehbuch dabei keine Mühe, abseits von Wahlbergs Taggart den einzelnen Figuren etwas Tiefe zu verleihen, was angesichts der Stardichte in den Nebenrollen (u.a. Jeffrey Wright, Barry Pepper, Kyle Chandler) schon ein wenig verblüfft. Dafür entschädigen glücklicherweise ein paar amüsante Wortgefechte zwischen Taggart und seiner Assistentin (Alona Tal), die den ansonsten sehr ernst gehaltenen Streifen ein wenig auflockern.

Interessantes gibt es aber auch hinter der Kamera zu entdecken. So ist „Broken City“ der erste Kinofilm, den Allen Hughes ohne seinen Bruder Albert inszenierte, mit dem er schon solch beeindruckende Werke wie „Menace II Society“ (1993), „Dead Presidents“ (1995) oder zuletzt „The Book of Eli“ (2010) schuf. Die Musik zum Film steuerte Atticus Ross bei, dessen Zusammenarbeit mit Trent Reznor ihm 2011 einen Oscar für „The Social Network“ bescherte. Viel Qualität also, die „Broken City“ auch anzumerken ist.

Fazit: Ein unterhaltsamer, gelungener Thriller, dem zwar das Außergewöhnliche fehlt, aber im Vergleich zu anderen Genrevertretern dank der Stars vor und den Profis hinter der Kamera auf jeden Fall einen Blick wert ist.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung, deutsche Untertitel für Hörgeschädigte (sehr vorbildlich!), sechs Making of-Clips, zusätzliche Szenen, ein kurzes (aber interessantes) alternatives Ende sowie Trailer. „Broken City“ erscheint bei universum film und ist seit 4. Oktober erhältlich (Packshot: © Universum Film).

Heimkino-Tipp: „Celeste & Jesse“ (2012)

Wer es filmisch gern romantisch mag, hat es besonders mit Blick auf amerikanische Produktionen nicht leicht: Innovationen sind selten, Plotentwicklungen vorhersehbar und der Witz meist eine Mischung aus verklemmten Sexkalauern und Fäkalhumor. Offenbar hatte auch Multitalent Rashida Jones (Tochter von Produzenten-Legende Quincy Jones und nebenbei noch als Comic-Autorin und Sängerin aktiv) genug davon und setzte sich mit ihrem Ex Will McCormack an den Schreibtisch, um „Celeste & Jesse Forever“ (so der Originaltitel) zu kreieren. Oder um es mit den Worten von Kritiker-Guru Roger Ebert zu formulieren: „Wenn sich eine Schauspielerin heutzutage keine eigene gute Rolle schreibt, wird es auch niemand anderes tun.“

Schon die Prämisse von „Celeste & Jesse“ lässt erahnen, dass es sich nicht um die übliche Schema F-Romanze handelt. Denn der Film beginnt dort, wo andere meist aufhören – mit dem Ende einer Beziehung. Und statt die anschließenden 90 Minuten mit Rückblenden an vergangene, glückliche Tage auszuschmücken, blickt die Tragikomödie nach vorn: Celeste (Jones) und Jesse (Andy Samberg) sind seit sechs Monaten getrennt. Ihrer Freundschaft schadete das allerdings bisher nicht und so verbringen sie auch jetzt noch jede freie Minute miteinander, teilen gemeinsame Erinnerungen und Gesten ebenso wie ihre Freunde, die das alles überaus seltsam finden. Das ungezwungene Mit- und Nebeneinander geht solange gut, bis Jesse seiner besten Freundin eines Tages ein überraschendes Geständnis macht. Der heitere Alltag weicht fortan Eifersucht, Frust und schließlich dem schmerzhaften Eingeständnis, dass weder sie noch er mit ihrer gerade beendeten Ehe wirklich abgeschlossen haben.

Das Schöne an Regisseur Lee Toland Kriegers Buddy-Movie ist das Gefühl, mit Celeste und Jesse tatsächlich einmal zwei reife Figuren in einer Liebeskomödie erleben zu dürfen. Rashida Jones und ihrem Kollegen Andy Samberg gelingt es, ihre Figuren als sympathische Mitt-Dreißiger darzustellen, die zwar ab und an ihre kindische Seite ausleben müssen, aber bei den Fragen des (Liebes-)Lebens erfreulich erwachsen daherkommen. Zugegeben, mit der Verwendung einzelner bekannter Versatzstücke des Genres erfindet „Celeste & Jesse“ die „romantic comedy“ nicht neu. Die melancholisch-heitere Atmosphäre jedoch, ein leicht satirischer Unterton gegenüber dem Genre (Stichwort: Elijah Wood als Möchtegern-schwuler Beziehungsratgeber) sowie ein wunderbarer Soundtrack machen „Celeste & Jesse“ zu einem besonderen Kleinod – speziell für jene, die die rosarote Brille bereits abgelegt haben.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und original englischer Sprachfassung. Untertitel in deutsch sind optional zuschaltbar. Interviews (u.a. ein sehr witziges mit den beiden Autoren) sowie Trailer runden das Bonusmaterial ab. „Celeste & Jesse“ erscheint bei DCM Filmdistribution GmbH/EuroVideo und ist seit 26. September erhältlich. (Packshot: FilmPressKit online/DCM)

Heimkino-Tipp: „Das Leben ist nichts für Feiglinge“ (2012)

Gleich zu Beginn gibt es Regisseur André Erkau („Arschkalt“, 2011) seinem Publikum knüppeldick: Die Ehefrau tot, die Mutter (Christine Schorn) an Krebs erkrankt, die Tochter (Helen Woigk) ein schweigsamer Teenager mit einem Faible für schwarze Kleidung und morbide Statistiken. Für Familienvater Markus Färber (Wotan Wilke Möhring) nicht gerade die besten Voraussetzungen, um fröhlich seinem Job als Caterer nachzugehen – und für einen Filmemacher eine selbstbewusste Entscheidung, einen 90-Minüter derart schwer zu eröffnen.

Aber „Das Leben ist nichts für Feiglinge“ ist – passend zum Titel – zum Glück kein Werk, das sich in seinem präsentierten Unglück suhlt, sondern optimistisch, temporeich und wahrlich ungewöhnlich das Beste aus den Schicksalen seiner Protagonisten macht. Und, man muss es so deutlich formulieren, einer der gelungensten „Trauerfilme“ der jüngeren Zeit ist. Regisseur Erkau und sein Drehbuchautor Gernot Gricksch (gleichzeitig Verfasser der Romanvorlage) zeigen mit Mut und Ideenreichtum, wie eine kleine Familie gegen ein ihr geballt auferlegtes trauriges Schicksal ankämpft, sich dabei der Absurditäten des Alltags erwehrt und auf höchst unterschiedliche Weise den Verlust eines geliebten Menschen versucht zu verarbeiten. Dass es dabei immer wieder zu (Gefühls-)Kollisionen kommt, überrascht nicht, die Art und Weise, wie „Das Leben ist nichts für Feiglinge“ diese umsetzt, umso mehr. Mit Frederick Lau als rebellischen Außenseiter und Schwarm der Tochter sowie Rosalie Thomass als daueroptimistische Krankenpflegerin würzen sie ihr melancholisch-lakonisches Familiendrama zudem mit zwei spannenden Nebenfiguren, die jede auf ihre Art das Miteinander der Färbers beeinflussen.

Eine derart leichtfüßige, dem Thema trotzdem angemessene Herangehensweise gab es zuletzt 2003 in Robert Schwentkes („R.E.D.“) Tragikomödie „Eierdiebe“, ebenfalls mit Möhring in der Hauptrolle. Darin machten sich die Patienten einer Krebsstation auf die Suche nach ihren amputierten Hoden, um so „um ihre Männlichkeit zu kämpfen“. Ein Film, der sich bei Gefallen von „Das Leben ist nichts für Feiglinge“ wunderbar zum Weiterschauen empfiehlt. Denn letztendlich bleibt uns wahrscheinlich sowieso nichts anderes übrig, als dem Unvermeidlichen, dem Tod, mit einem Grinsen entgegen zu gehen – in der Gewissheit, ein erfülltes Leben gelebt zu haben. Dazu zählen für mich auch jene 90 Minuten, in denen ich „Das Leben ist nichts für Feiglinge“ genießen durfte.

Die DVD/Blu-ray bietet neben dem Film (leider ohne Untertitel für Hörgeschädigte) einen Audiokommentar von Regisseur und Drehbuchautor, ein ausführliches Making of (48 Minuten), Interviews mit Cast & Crew sowie die komplette Sammlung an Trailern und Teasern, die zum Kinostart des Films produziert wurden. „Das Leben ist nichts für Feiglinge“ erscheint bei NFP marketing & distribution/boxfish films/Warner Home Video und ist seit 4. Oktober erhältlich. (Packshot: FilmPressKit online/NFP)

Heimkino-Tipp: „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ (1970)

Es ist wahrlich nicht leicht, bei den zahlreichen Filmen, die das Duo Spencer/Hill gemeinsam produziert hat, den Überblick zu behalten. Erschwerend kommt hinzu, dass einige ihrer größten Erfolge in mehreren Versionen, teilweise unter verschiedenen Titeln existieren – inklusive veränderter Synchronisation. Ging es in ihren ersten Werken noch relativ ernst zu, so änderte sich das Mitte der 1970er-Jahre dank der Beteiligung von Synchronmeister Rainer Brandt (für die Dialogregie) sowie Thomas Danneberg (als neue feste Stimme von Terence Hill): die absichtlich flapsige Übersetzung bzw. die Verwendung des „Schnodderdeutsch“, das den Akteuren witzige Kommentare in den Mund legte, hatte maßgeblichen Anteil am Erfolg der Spencer/Hill-Filme in Deutschland. So wurden anschließend ältere Werke des Duos nachvertont und noch einmal im Kino gezeigt. Aus „„Gott vergibt … Django nie!“ wurde „Zwei vom Affen gebissen“, aus „Hügel der blutigen Stiefel“ nun „Zwei hau'n auf den Putz“.

„Die rechte und die linke Hand des Teufels“ allerdings ist eine Besonderheit: Entstanden 1970, kurz nachdem die „Italowestern“-Welle bereits abgeklungen war und kaum noch Interesse an den brutalen Konfrontationen zweitklassiger „Django“-Imitate bestand, wagte dieser Film erstmals die Vermischung des „Italowestern“-Stils mit Humor, setzte der Gewaltdarstellung amüsante, harmlose Prügeleien entgegen und ließ die sympathischen(!) Protagonisten verbal aufeinander losgehen. Das alles war zwar noch weit entfernt von den Blödeleien späterer Spencer/Hill-Werke, ihr komödiantisches Potenzial jedoch schon unübersehbar.

Die Geschichte: Der müde Joe (Hill) landet in einem kleinen Städtchen im Wilden Westen, in dem sein Bruder, genannt „der Kleine“ (Spencer), den Sheriff mimt. Was keiner der Bewohner weiß: Ihr Sheriff ist in Wahrheit ein Dieb, der hier auf seine Mitstreiter wartet, um das „nächste große Ding“ vorzubereiten. Den echten Gesetzeshüter hat er unterwegs außer Gefecht gesetzt und lässt es sich nun an dessen Stelle gutgehen. Eher unfreiwillig legt er sich daher mit einem ansässigen Major an, der ein paar friedlichen Siedlern das Leben schwer macht. Mit Joe an seiner Seite nimmt er sich den hochnäsigen Gockel und seine Bande schließlich zur Brust.

Realisiert mit Langzeitpartner Enzo Barboni (= E.B. Clucher) als Regisseur und Drehbuchautor, vereint „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ bereits alle Zutaten, die die Spencer/Hill-Späße in den folgenden Jahren so erfolgreich machen sollten. Allerdings hält der Film während seiner gesamten Laufzeit (immerhin fast zwei Stunden) stets die Balance zwischen klassischem Humor und satirischen Überzeichnungen des Western-Genres. Dazu trägt auch die weniger auf laute Lacher ausgerichtete (Original-)Synchronisation bei, die den Inhalt ohne die Brandt’schen Ausschmückungen wiedergibt. Wie unterschiedlich sich das auf die Wirkung des gesamten Streifens auswirken kann, zeigt ein Trailer im Bonusmaterial der Blu-ray, der erst nachträglich von Thomas Danneberg synchronisiert wurde.

Der große Erfolg des Films zog ein Jahr später die nicht minder gelungene Fortsetzung „Vier Fäuste für ein Halleluja“ (siehe Rezension HIER) nach sich, die Spencer und Hill endgültig zu Superstars machte. „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ jedoch bleibt künstlerisch betrachtet der wichtigere Teil von beiden, da hierbei noch die Genresatire im Vordergrund steht, die Action sich der Geschichte unterordnet und auch die Gegner charakterlich mehr sind, als ‚nur‘ bedauernswerte Prügelknaben.

Die Blu-ray überzeugt mit drei verschiedenen Sprachfassungen (deutsch – Hill wird von Hartmut Reck gesprochen –, englisch, italienisch), deutschen Untertiteln sowie erfreulichen Extras: Einer alternativen Schlusssequenz, zahlreichen Trailern zum Film, einer umfangreichen Artworkgalerie und einem Bildvergleich vor/nach der Restauration. Wer schnell ist, erhält zudem in der Erstauflage ein wie immer informatives Booklet mit Hintergrundinformationen zur Entstehung. Ein gelungenes Paket!

Die Blu-ray „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ erscheint bei 3L Vertriebs GmbH & Co. KG und ist ab 19. September erhältlich. (Packshot: © 3L)

TV-Tipp: „Weissensee“ – Staffel zwei (2013)

Bereits seit März auf DVD erhältlich, strahlt Das Erste ab Dienstag (17.09., 20.15 Uhr) nun endlich auch die zweite Staffel der sehenswerten Serie im Fernsehen aus. Eine ausführliche Besprechung dazu findet sich HIER.

Kinokurzkritik: „R.E.D. 2“ (Kinostart: 12. September 2013)

Runde zwei der „Expendables Oscar-Edition“: Laut(er), lustig(er), steril(er) geht es zu, wenn Quatschkopp Malkovich Malkovich einmal mehr nach Kräften versucht, das lustlose Spiel seines Kollegen Bruce Willis zu kaschieren. Hilfe bekommen sie diesmal von Catherine Zeta-Jones und Anthony Hopkins, die jedoch auch nicht verhindern können, dass „R.E.D. 2“ zwar unterhaltsam, aber überaus herzlos daherkommt.

Erschienen in „ad rem“ am 4. September 2013 (Bild: © 2013 Concorde Filmverleih GmbH).

Heimkino-Tipp: „Roland Emmerich Collection“

Bevor der gebürtige Stuttgarter Roland Emmerich Bombastwerke wie „Independence Day“, „The Day After Tomorrow“, „2012“ oder, aktuell, „White House Down“ verzapfte, probte er bereits mit kleineren Budgets das große Kino. Drei seiner Frühwerke erscheinen nun „digitally remastered“ in einer Sammelbox.

Schon als Student an der Hochschule für Fernsehen und Film München sorgte der Schwabe anno 1984 mit dem Science-Fiction-Streifen „Das Arche Noah Prinzip“ für Aufsehen: Statt der üblichen 20.000 DM, die ein Abschlussfilm zu jener Zeit gewöhnlich kostete, investierte Emmerich stolze 1,2 Millionen DM, größtenteils von Investoren bereitgestellt. Der Erfolg war beachtlich und auch künstlerisch erhielt der Film mit einer Einladung zu den Filmfestspielen Berlin Anerkennung. Wohl auch, da sein Erstling eindrucksvoll bewies, dass gute Tricktechnik ‚Made in Germany‘ möglich ist.

Seine folgenden drei Werke, die die vorliegende „Roland Emmerich Collection“ nun präsentiert, sind ebenso allesamt mehr oder weniger dem SciFi-Genre zuzuordnen. Obwohl mittels Besetzung, Ausstattung und Umsetzung eindeutig auf ein amerikanisches Publikum zugeschnitten, realisierte Emmerich „Joey“, „Hollywood Monster“ und „Moon 44“ hauptsächlich noch in Deutschland, bevor er dann 1992 mit „Universal Soldier“ endgültig nach Amerika übersiedelte. Insofern ist diese Veröffentlichung in dieser Form tatsächlich gerechtfertigt, bietet sie Interessierten doch Gelegenheit, die künstlerische Genesis des scherzhaft (aber huldigend) oft „Spielbergle“ genannten Emmerich zu verfolgen.

„Joey“ (1985):

Der neunjährige Joey (Joshua Morrell) hat seinen Vater verloren und lebt nun allein mit seiner Mutter Laura (Eva Kryll) in einer amerikanischen Kleinstadt. Eines Tages entdeckt der telekinetisch begabte Junge nicht nur ein Spielzeugtelefon, mit dem er seinen toten Vater kontaktieren kann, sondern auch eine alte Bauchrednerpuppe. Diese führt jedoch ein gefährliches Eigenleben und bringt Joey, seine Familie und seine Schulkameraden bald in große Gefahr.

Der zwischen albernem Kinderfilm und teilweise sehr gruseligem Fantasyabenteuer angesiedelte „Joey“ lässt in fast jeder Szene Emmerichs Begeisterung für „E.T.“, „Star Wars“ und etliche andere zeitgenössische Hollywood-Blockbuster erkennen. Fast könnte man Emmerich sogar dreisten Ideenklau vorwerfen, so unverblümt bedient er sich seinen cineastischen Vorbildern. Dem Mangel an Logik und einigen bösen Schnitzern beim Schnitt stehen jedoch beeindruckende Spezialeffekte gegenüber, die man einem (west-)deutschen Film 1985 wohl kaum zugetraut hätte.

„Hollywood Monster“ (1987):

Die WG-Kumpel Warren (Jason Lively) und Fred (Tim McDaniel) träumen von einer erfolgreichen Filmkarriere. Das dafür dringend benötige Kleingeld erhoffen sie sich von einer Erbschaft, die Warren ausgezahlt werden soll. Doch statt eines Geldbündels erhält er nur einen Koffer, in dem sich unter anderem eine alte Uhr befindet. Dieser entsteigt eines Nachts der Geist eines Butlers, der vor vielen Jahren Warrens reichem Großvater diente. Gejagt von einem skrupellosen Filmproduzenten, machen sich die Jungs zusammen mit ihrem neuen Mitstreiter schließlich auf die Suche nach dem versteckten, scheinbar vergessenen Vermögen.

Hüpfte Emmerich mit „Joey“ bereits munter zwischen den Genres umher, so setzt „Hollywood Monster“ diesbezüglich noch einen drauf. Wiederum mit ganz ansehnlichen – aber heute natürlich veralteten – Special Effects versehen, schwankt die Actionkomödie zwischen Blödelfilm, Business-Satire und, abermals, „E.T.“-Huldigung. Ernst nehmen sollte man die ganze Chose nicht, qualitativ bewegt sich Emmerich hier aber auch lediglich im Mittelmaß.

„Moon 44“ (1990):

Im Jahr 2038 sind die Menschen auf Rohstoffquellen fremder Monde angewiesen. Nach einigen verheerenden Angriffen eines konkurrierenden Unternehmens, sendet die „Galactic Mining Corp.“ den Agenten Felix Stone (Michael Paré) auf Moon 44, um das Verschwinden einiger wertvoller Fördermaschinen zu untersuchen und einen möglichen weiteren Angriff abzuwenden.

Absicht oder Zufall? Nach Spielberg und Lucas ließ sich Emmerich für „Moon 44“ ganz offensichtlich von Ridley Scotts „Alien“ und „Blade Runner“ inspirieren. Deren Spannungslevel erreicht er zwar nicht, auch wird die an sich einfache Geschichte unnötig verkompliziert. Dennoch wird hier mehr noch als bei den beiden Vorgängerfilmen deutlich, dass Emmerich ein gutes Auge für inszenatorische Finessen besitzt, selbst wenn die Budgetgrenzen offensichtlich sind. Fun Fact am Rande: Den Soundtrack steuerte Joel Goldsmith, Sohn des legendären Filmkomponisten Jerry Goldsmith („Planet der Affen“, „Chinatown“, „Alien“), bei. Ähnlichkeiten zur Musik der „Rambo“-Filme sind unüberhörbar.

Die Kollektion:

Die Box an sich bietet sowohl Positives als auch Negatives: Zwar liegen alle drei Filme in ihrer ungekürzten Form vor, allerdings nur „Moon 44“ auch in mehreren Sprachfassungen. Die beiden früheren Werke bieten lediglich eine deutsche Tonspur, haben dafür als Extra aber noch die jeweils kürzeren „US-Fassungen“ mit an Bord. Diese gibt es wiederum nur auf Englisch, erfreulicherweise mit optionalen deutschen Untertiteln.

Das Bild der Filme schwankt auf allen drei Blu-rays zwischen ‚toll‘ und ‚okay‘, wobei die zwei US-Versionen weder anamorph noch in überarbeiteter Qualität vorliegen (einen umfangreichen Überblick über die Unterschiede der einzelnen Versionen bietet die Seite schnittberichte.com).

Fazit:

Obwohl teilweise schon mit besserer Ausstattung einzeln erschienen, bietet die Box nun erstmals auch in HD-Qualität einen umfangreichen Überblick über das frühe Schaffen Emmerichs. Die Filme mögen nicht zu den großen Klassikern gehören, für unterhaltsame Stunden im Sofakino eignen sie sich jedoch allemal. Die im Bonusmaterial zu findende Dokumentation „Roland Emmerich – Eine Hollywood-Karriere“ ist zudem ein informatives Goodie mit einigen amüsanten Anekdoten, die seinen Werdegang bis 1997 („Godzilla“) abdeckt. Sie verstärkt den Eindruck, dass Emmerich sicherlich nie der große Geschichtenerzähler war. Sein Talent fürs große Effektekino hingegen ist unbestreitbar. Kann man mögen, muss man aber nicht.

Die DVD/Blu-ray „Roland Emmerich Collection“ (je 3 Discs) erscheint bei universum film und ist ab 6. September erhältlich (Packshot: © Universum Film).