Heimkino-Tipp: „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ (1970)

Es ist wahrlich nicht leicht, bei den zahlreichen Filmen, die das Duo Spencer/Hill gemeinsam produziert hat, den Überblick zu behalten. Erschwerend kommt hinzu, dass einige ihrer größten Erfolge in mehreren Versionen, teilweise unter verschiedenen Titeln existieren – inklusive veränderter Synchronisation. Ging es in ihren ersten Werken noch relativ ernst zu, so änderte sich das Mitte der 1970er-Jahre dank der Beteiligung von Synchronmeister Rainer Brandt (für die Dialogregie) sowie Thomas Danneberg (als neue feste Stimme von Terence Hill): die absichtlich flapsige Übersetzung bzw. die Verwendung des „Schnodderdeutsch“, das den Akteuren witzige Kommentare in den Mund legte, hatte maßgeblichen Anteil am Erfolg der Spencer/Hill-Filme in Deutschland. So wurden anschließend ältere Werke des Duos nachvertont und noch einmal im Kino gezeigt. Aus „„Gott vergibt … Django nie!“ wurde „Zwei vom Affen gebissen“, aus „Hügel der blutigen Stiefel“ nun „Zwei hau'n auf den Putz“.

„Die rechte und die linke Hand des Teufels“ allerdings ist eine Besonderheit: Entstanden 1970, kurz nachdem die „Italowestern“-Welle bereits abgeklungen war und kaum noch Interesse an den brutalen Konfrontationen zweitklassiger „Django“-Imitate bestand, wagte dieser Film erstmals die Vermischung des „Italowestern“-Stils mit Humor, setzte der Gewaltdarstellung amüsante, harmlose Prügeleien entgegen und ließ die sympathischen(!) Protagonisten verbal aufeinander losgehen. Das alles war zwar noch weit entfernt von den Blödeleien späterer Spencer/Hill-Werke, ihr komödiantisches Potenzial jedoch schon unübersehbar.

Die Geschichte: Der müde Joe (Hill) landet in einem kleinen Städtchen im Wilden Westen, in dem sein Bruder, genannt „der Kleine“ (Spencer), den Sheriff mimt. Was keiner der Bewohner weiß: Ihr Sheriff ist in Wahrheit ein Dieb, der hier auf seine Mitstreiter wartet, um das „nächste große Ding“ vorzubereiten. Den echten Gesetzeshüter hat er unterwegs außer Gefecht gesetzt und lässt es sich nun an dessen Stelle gutgehen. Eher unfreiwillig legt er sich daher mit einem ansässigen Major an, der ein paar friedlichen Siedlern das Leben schwer macht. Mit Joe an seiner Seite nimmt er sich den hochnäsigen Gockel und seine Bande schließlich zur Brust.

Realisiert mit Langzeitpartner Enzo Barboni (= E.B. Clucher) als Regisseur und Drehbuchautor, vereint „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ bereits alle Zutaten, die die Spencer/Hill-Späße in den folgenden Jahren so erfolgreich machen sollten. Allerdings hält der Film während seiner gesamten Laufzeit (immerhin fast zwei Stunden) stets die Balance zwischen klassischem Humor und satirischen Überzeichnungen des Western-Genres. Dazu trägt auch die weniger auf laute Lacher ausgerichtete (Original-)Synchronisation bei, die den Inhalt ohne die Brandt’schen Ausschmückungen wiedergibt. Wie unterschiedlich sich das auf die Wirkung des gesamten Streifens auswirken kann, zeigt ein Trailer im Bonusmaterial der Blu-ray, der erst nachträglich von Thomas Danneberg synchronisiert wurde.

Der große Erfolg des Films zog ein Jahr später die nicht minder gelungene Fortsetzung „Vier Fäuste für ein Halleluja“ (siehe Rezension HIER) nach sich, die Spencer und Hill endgültig zu Superstars machte. „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ jedoch bleibt künstlerisch betrachtet der wichtigere Teil von beiden, da hierbei noch die Genresatire im Vordergrund steht, die Action sich der Geschichte unterordnet und auch die Gegner charakterlich mehr sind, als ‚nur‘ bedauernswerte Prügelknaben.

Die Blu-ray überzeugt mit drei verschiedenen Sprachfassungen (deutsch – Hill wird von Hartmut Reck gesprochen –, englisch, italienisch), deutschen Untertiteln sowie erfreulichen Extras: Einer alternativen Schlusssequenz, zahlreichen Trailern zum Film, einer umfangreichen Artworkgalerie und einem Bildvergleich vor/nach der Restauration. Wer schnell ist, erhält zudem in der Erstauflage ein wie immer informatives Booklet mit Hintergrundinformationen zur Entstehung. Ein gelungenes Paket!

Die Blu-ray „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ erscheint bei 3L Vertriebs GmbH & Co. KG und ist ab 19. September erhältlich. (Packshot: © 3L)

TV-Tipp: „Weissensee“ – Staffel zwei (2013)

Bereits seit März auf DVD erhältlich, strahlt Das Erste ab Dienstag (17.09., 20.15 Uhr) nun endlich auch die zweite Staffel der sehenswerten Serie im Fernsehen aus. Eine ausführliche Besprechung dazu findet sich HIER.

Kinokurzkritik: „R.E.D. 2“ (Kinostart: 12. September 2013)

Runde zwei der „Expendables Oscar-Edition“: Laut(er), lustig(er), steril(er) geht es zu, wenn Quatschkopp Malkovich Malkovich einmal mehr nach Kräften versucht, das lustlose Spiel seines Kollegen Bruce Willis zu kaschieren. Hilfe bekommen sie diesmal von Catherine Zeta-Jones und Anthony Hopkins, die jedoch auch nicht verhindern können, dass „R.E.D. 2“ zwar unterhaltsam, aber überaus herzlos daherkommt.

Erschienen in „ad rem“ am 4. September 2013 (Bild: © 2013 Concorde Filmverleih GmbH).

Heimkino-Tipp: „Roland Emmerich Collection“

Bevor der gebürtige Stuttgarter Roland Emmerich Bombastwerke wie „Independence Day“, „The Day After Tomorrow“, „2012“ oder, aktuell, „White House Down“ verzapfte, probte er bereits mit kleineren Budgets das große Kino. Drei seiner Frühwerke erscheinen nun „digitally remastered“ in einer Sammelbox.

Schon als Student an der Hochschule für Fernsehen und Film München sorgte der Schwabe anno 1984 mit dem Science-Fiction-Streifen „Das Arche Noah Prinzip“ für Aufsehen: Statt der üblichen 20.000 DM, die ein Abschlussfilm zu jener Zeit gewöhnlich kostete, investierte Emmerich stolze 1,2 Millionen DM, größtenteils von Investoren bereitgestellt. Der Erfolg war beachtlich und auch künstlerisch erhielt der Film mit einer Einladung zu den Filmfestspielen Berlin Anerkennung. Wohl auch, da sein Erstling eindrucksvoll bewies, dass gute Tricktechnik ‚Made in Germany‘ möglich ist.

Seine folgenden drei Werke, die die vorliegende „Roland Emmerich Collection“ nun präsentiert, sind ebenso allesamt mehr oder weniger dem SciFi-Genre zuzuordnen. Obwohl mittels Besetzung, Ausstattung und Umsetzung eindeutig auf ein amerikanisches Publikum zugeschnitten, realisierte Emmerich „Joey“, „Hollywood Monster“ und „Moon 44“ hauptsächlich noch in Deutschland, bevor er dann 1992 mit „Universal Soldier“ endgültig nach Amerika übersiedelte. Insofern ist diese Veröffentlichung in dieser Form tatsächlich gerechtfertigt, bietet sie Interessierten doch Gelegenheit, die künstlerische Genesis des scherzhaft (aber huldigend) oft „Spielbergle“ genannten Emmerich zu verfolgen.

„Joey“ (1985):

Der neunjährige Joey (Joshua Morrell) hat seinen Vater verloren und lebt nun allein mit seiner Mutter Laura (Eva Kryll) in einer amerikanischen Kleinstadt. Eines Tages entdeckt der telekinetisch begabte Junge nicht nur ein Spielzeugtelefon, mit dem er seinen toten Vater kontaktieren kann, sondern auch eine alte Bauchrednerpuppe. Diese führt jedoch ein gefährliches Eigenleben und bringt Joey, seine Familie und seine Schulkameraden bald in große Gefahr.

Der zwischen albernem Kinderfilm und teilweise sehr gruseligem Fantasyabenteuer angesiedelte „Joey“ lässt in fast jeder Szene Emmerichs Begeisterung für „E.T.“, „Star Wars“ und etliche andere zeitgenössische Hollywood-Blockbuster erkennen. Fast könnte man Emmerich sogar dreisten Ideenklau vorwerfen, so unverblümt bedient er sich seinen cineastischen Vorbildern. Dem Mangel an Logik und einigen bösen Schnitzern beim Schnitt stehen jedoch beeindruckende Spezialeffekte gegenüber, die man einem (west-)deutschen Film 1985 wohl kaum zugetraut hätte.

„Hollywood Monster“ (1987):

Die WG-Kumpel Warren (Jason Lively) und Fred (Tim McDaniel) träumen von einer erfolgreichen Filmkarriere. Das dafür dringend benötige Kleingeld erhoffen sie sich von einer Erbschaft, die Warren ausgezahlt werden soll. Doch statt eines Geldbündels erhält er nur einen Koffer, in dem sich unter anderem eine alte Uhr befindet. Dieser entsteigt eines Nachts der Geist eines Butlers, der vor vielen Jahren Warrens reichem Großvater diente. Gejagt von einem skrupellosen Filmproduzenten, machen sich die Jungs zusammen mit ihrem neuen Mitstreiter schließlich auf die Suche nach dem versteckten, scheinbar vergessenen Vermögen.

Hüpfte Emmerich mit „Joey“ bereits munter zwischen den Genres umher, so setzt „Hollywood Monster“ diesbezüglich noch einen drauf. Wiederum mit ganz ansehnlichen – aber heute natürlich veralteten – Special Effects versehen, schwankt die Actionkomödie zwischen Blödelfilm, Business-Satire und, abermals, „E.T.“-Huldigung. Ernst nehmen sollte man die ganze Chose nicht, qualitativ bewegt sich Emmerich hier aber auch lediglich im Mittelmaß.

„Moon 44“ (1990):

Im Jahr 2038 sind die Menschen auf Rohstoffquellen fremder Monde angewiesen. Nach einigen verheerenden Angriffen eines konkurrierenden Unternehmens, sendet die „Galactic Mining Corp.“ den Agenten Felix Stone (Michael Paré) auf Moon 44, um das Verschwinden einiger wertvoller Fördermaschinen zu untersuchen und einen möglichen weiteren Angriff abzuwenden.

Absicht oder Zufall? Nach Spielberg und Lucas ließ sich Emmerich für „Moon 44“ ganz offensichtlich von Ridley Scotts „Alien“ und „Blade Runner“ inspirieren. Deren Spannungslevel erreicht er zwar nicht, auch wird die an sich einfache Geschichte unnötig verkompliziert. Dennoch wird hier mehr noch als bei den beiden Vorgängerfilmen deutlich, dass Emmerich ein gutes Auge für inszenatorische Finessen besitzt, selbst wenn die Budgetgrenzen offensichtlich sind. Fun Fact am Rande: Den Soundtrack steuerte Joel Goldsmith, Sohn des legendären Filmkomponisten Jerry Goldsmith („Planet der Affen“, „Chinatown“, „Alien“), bei. Ähnlichkeiten zur Musik der „Rambo“-Filme sind unüberhörbar.

Die Kollektion:

Die Box an sich bietet sowohl Positives als auch Negatives: Zwar liegen alle drei Filme in ihrer ungekürzten Form vor, allerdings nur „Moon 44“ auch in mehreren Sprachfassungen. Die beiden früheren Werke bieten lediglich eine deutsche Tonspur, haben dafür als Extra aber noch die jeweils kürzeren „US-Fassungen“ mit an Bord. Diese gibt es wiederum nur auf Englisch, erfreulicherweise mit optionalen deutschen Untertiteln.

Das Bild der Filme schwankt auf allen drei Blu-rays zwischen ‚toll‘ und ‚okay‘, wobei die zwei US-Versionen weder anamorph noch in überarbeiteter Qualität vorliegen (einen umfangreichen Überblick über die Unterschiede der einzelnen Versionen bietet die Seite schnittberichte.com).

Fazit:

Obwohl teilweise schon mit besserer Ausstattung einzeln erschienen, bietet die Box nun erstmals auch in HD-Qualität einen umfangreichen Überblick über das frühe Schaffen Emmerichs. Die Filme mögen nicht zu den großen Klassikern gehören, für unterhaltsame Stunden im Sofakino eignen sie sich jedoch allemal. Die im Bonusmaterial zu findende Dokumentation „Roland Emmerich – Eine Hollywood-Karriere“ ist zudem ein informatives Goodie mit einigen amüsanten Anekdoten, die seinen Werdegang bis 1997 („Godzilla“) abdeckt. Sie verstärkt den Eindruck, dass Emmerich sicherlich nie der große Geschichtenerzähler war. Sein Talent fürs große Effektekino hingegen ist unbestreitbar. Kann man mögen, muss man aber nicht.

Die DVD/Blu-ray „Roland Emmerich Collection“ (je 3 Discs) erscheint bei universum film und ist ab 6. September erhältlich (Packshot: © Universum Film).

.. im Nachgang: „The Bling Ring“ (Kinostart: 15.08.2013)

Sofia Coppolas („Lost in Translation“) neuer Film über diebische Kids, die Hollywood-Promis beklauen, bietet nicht nur interessante Einblicke in die Villa von Paris Hilton, sondern auch viel Streitpotenzial. Nachzulesen HIER.

(Bild: © TOBIS Film)