Heimkino-Tipp: „Wrong Turn: The Foundation“ (2021)

Reichs(wald)bürger

Wer in Kindertagen das Grimm’sche Märchen „Hänsel und Gretel“ kennengelernt hat, weiß, dass einsam im Wald lebenden Personen oftmals besser mit Vorsicht zu begegnen ist. Spätestens seit den 1970er-Jahren, als Werke wie „Texas Chainsaw Massacre“ begannen, die Kinoleinwände dieser Welt blutrot zu färben, ist diese Weisheit auch im Horrorfilmbereich angekommen – und wird seither unerlässlich im wahrsten Sinne des Wortes ausgeschlachtet.

Im Jahre 2003 begeisterte ein Streifen namens „Wrong Turn“ trotz inhaltlicher Vorhersehbarkeit die Fans dieses sogenannten Backwoods-Genres dank solider Schauspielleistungen (u.a. Eliza Dushku, bekannt aus der Serie „Buffy“, und Desmond Harrington, „Dexter“) und deftiger Splattereffekte aus dem legendären Stan-Winston-Studios. Der kleine filmische Fiesling kam so gut an, dass bis 2014 fünf minderwertige Fortsetzungen folgten, die jedoch außer Blut und Gedärm nichts Substanzielles zu bieten haben. Nun folgt mit „Wrong Turn: The Foundation“ ein quasi-Remake des ersten Teils. Oder ist es doch eher ein Spin-Off? Ein Reboot? Ein simpler Titelklau, um Fans der Reihe zu ködern? Wahrscheinlich all das. Immerhin verpflichtete man für das Drehbuch den Autor des Originals, Alan B. McElroy. Ansonsten blieb außer der Prämisse – Jugendliche aus der Stadt verirren sich im amerikanischen Hinterland und lernen ganz besondere Einheimische kennen – nicht viel übrig.

Positiv hervorzuheben ist der Fokus auf einen spannenden Storyaufbau statt einer simplen Aneinanderreihung von brutalen Körperteilentfernungen. Auch bekommen die Täter nun mehr Screentime und dürfen sich so etwas wie eine Rechtfertigung für ihr Tun andichten, wobei mensch sich als Zuschauer bei einigen der angeführten, ähh, „Argumente“ an die verquere Logik von Reichsbürgern und Konsorten erinnert fühlt. All das dient hier schlussendlich zwar auch nur als schwache Grundlage für eine blutige Menschenjagd. Allerdings kann das Skript vor allem zum Ende hin mit ein paar netten Wendungen aufwarten, die das Ganze temporeich vorantreiben. Von den Schauspielern (u.a. Charlotte Vega, Adain Bradley) fällt zumindest niemand im negativen Sinne aus der Rolle, doch ist gerade dem alten Hasen Matthew Modine („Full Metal Jacket“) die darstellerische Unterforderung anzumerken.

So bietet „Wrong Turn: The Foundation“ letztendlich solide Genrekost auf bewährten Terrain (haha!) und kann problemlos ohne Vorwissen aus den vorherigen Teilen konsumiert werden. Ein Snack für zwischendurch sozusagen, um noch einen weiteren unnötigen Wortwitz einzufügen. Schmeckt okay, stillt den Appetit und ist spätestens bei der nächsten Mahlzeit wieder vergessen.

Die Blu-ray/DVD bietet den Film u.a. in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie optionale deutsche Untertitel für Hörgeschädigte. Als Extras gibt es ein Making of, gelöschte Szenen und einen Audiokommentar. „Wrong Turn: The Foundation“ erscheint bei Constantin Film und ist seit 22. Juli 2021 erhältlich. (Packshot: © Constantin Film)