Heimkino-Tipp: „Branded to Kill“ (1967)

Außer Kurosawa, Kitano und Miyazaki (Studio Ghibli) sieht es mit meiner japanischen Filmbildung erschreckenderweise ziemlich mau aus. Regisseur Seijun Suzuki? Nie gehört. Dabei zählen seine stylischen Werke offenbar mit zum Außergewöhnlichsten, was das japanische Kino hervorgebracht hat. Sein Actiondrama „Branded to Kill“ ist der beste Beweis dafür.

Entstanden 1967 als Teil seines Vertrages mit dem Studioriesen „Nikkatsu“, sollte ihm dieser Film eine unfreiwillige zehnjährige Arbeitspause bescheren. In höchstem Maße unzufrieden mit Suzukis Arbeiten, ließ sich Studiopräsident Kyūsaku Hori gar zu folgender Aussage hinreißen:

„Suzuki makes incomprehensible films. Suzuki does not follow the company's orders. Suzuki's films are unprofitable and it costs 60 million yen to make one. Suzuki can no longer make films anywhere. He should quit. Suzuki should open a noodle shop or something instead.“ (Zitiert nach: http://en.wikipedia.org/wiki/Branded_to_Kill).

In den 1980er-Jahren vom westlichen Publikum (wieder-)entdeckt, gilt das Werk inzwischen als Kultklassiker und zählt unter anderen Jim Jarmusch und – kaum überraschend – Quentin Tarantino zu seinen Fans.

Aber was ist es, das „Branded to Kill“ so bemerkenswert macht? Inszeniert in schwarz-weiß (nur ein weiterer Versuch des Filmstudios, Suzukis Kreativität zu bändigen), verquirlt der Streifen Einflüsse des Film noir mit dem Stil der Nouvelle Vague, ist sexuell überladen und aggressiv, spart nicht an Gewalt und stellt den Plot zugunsten seiner Optik in den Hintergrund. Einen zusätzlichen, verwirrenden Kick erhält die Handlung dank des unerwarteten, spontanen und manchmal auch konzeptlos wirkenden Schnitts, was dem Film vollends die reale Ebene entzieht und ihn beinahe wie eine Genre-Satire wirken lässt.

Im Mittelpunkt steht der undurchsichtige Hanada (Jô Shishido), der drittbeste Killer der japanischen Unterwelt. Mit seinem neuen Auftrag, dem ihn die mysteriöse Schönheit Misako (Mari Annu) vermittelt, hofft er, endlich zur Nummer eins seines Metiers werden zu können. Dummerweise misslingt sein Mordanschlag auf einen ausländischen Geschäftsmann, hingegen verliert eine Passantin ihr Leben. Fortan steht Hanada selbst auf der Abschussliste seines Bosses und muss sich nicht nur seiner verräterischen Gattin (Mariko Ogawa) erwehren, sondern ebenso dem „Killer No.1“ (Kôji Nanbara), der nun ebenfalls hinter ihm her ist.

„Branded to Kill“ verlangt seinen Zuschauern einiges ab: Sei es die ganz und gar entfesselte Umsetzung, die daraus resultierenden, nicht immer nachvollziehbaren Verhaltensweisen der Figuren, oder die so modern anmutende Zeigefreudigkeit der weiblichen Protagonistinnen. Völlig amoralisch und in keiner einzigen Szene bestrebt, Sympathiepunkte beim Publikum zu sammeln, ist dieser 90-Minüter eine cineastische Achterbahnfahrt, die mich in ihrer Radikalität umgehauen hat. Ein überaus seltsames Vergnügen.

Nach diversen DVD-Auflagen erscheint „Branded to Kill“ nun erstmals auf Blu-ray. Neben Trailern sind im Bonusmaterial noch sehr interessante Interviews, u.a. mit dem Regisseur und dem Hauptdarsteller zu finden. Der Film selbst liegt (wie auch bei seiner TV-Ausstrahlung) im japanischen Original mit optionalen deutschen Untertiteln vor. Darüber hinaus ist dieser Edition ein informatives Booklet mit vielerlei Hintergrundinformationen zur Entstehungsgeschichte sowie zur historischen Einordnung beigelegt. „Branded to Kill“ erscheint bei Rapid Eye Movies/Al!ve AG und seit 7. November erhältlich.

Heimkino-Tipp: „Mister & Pete gegen den Rest der Welt“ (2013)

Misshandlung, unzureichende Fürsorge und Vernachlässigung von Kindern sind weltweit auftretende Tatsachen, die zugleich traurig wie wütend machen. Jedes dieser Themen für sich allein schon eine Herausforderung für einen Film. Regisseur George Tillman Jr. („Men of Honor“; „Notorious B.I.G.“) versucht es gleich mit allen auf einmal und präsentiert mit „Mister & Pete gegen den Rest der Welt“ („The Inevitable Defeat of Mister & Pete“) ein gutes Drama, das jedoch an seinen Ambitionen scheitert.

Im Mittelpunkt steht der 13-jährige Mister (Skylan Brooks), der in Brooklyn aufwächst und eines Tages die Verhaftung seiner alleinerziehenden, drogensüchtigen Mutter (Jennifer Hudson) miterleben muss. Mit einem (fast) leeren Kühlschrank, nur wenigen Cents in der Tasche und dem neunjährigen Nachbarsjungen Pete (Ethan Dizon) im Schlepptau, ist es nun an Mister, den Alltag zu überstehen, bis seine Mom zurückkehrt. Als er erfährt, dass sie nach ihrer Haftentlassung absichtlich nicht nach Hause kommt, beginnt für die beiden Jungs ein harter Überlebenskampf im Ghetto.

Eines vorweg: Die Darstellerleistungen aller Beteiligten sind über jeden Zweifel erhaben. Neben Profis wie Hudson, Jeffrey Wright, Adewale Akinnuoye-Agbaje und Anthony Mackie sind es vor allem die zwei kleinen Helden, die verzaubern und die von Brooks und Dizon – beide übrigens schon mit Erfahrung vor der Kamera – mit Herzblut verkörpert werden.

Nun liegt es mir fern, Tillman Jr. und seinem Drehbuchautor Michael Starrbury zu unterstellen, eine unglaubwürdige Geschichte kreiert zu haben. Leider gibt es ja auch in unseren Gefilden immer wieder erschreckende Berichte über zerrüttete Familien und Kinderschicksale, die von unterbesetzten Sozialstationen und Jugendämtern übersehen wurden. Nichtsdestotrotz: Das konstante Ausgrenzen von Verwandten, Freunden und Geschwistern aus der Handlung wirkt ein wenig zu gewollt, um die Geschichte zum gewünschten, mit moralischem Zuckerguss überzogenen Ziel zu steuern. Da genügt es eben auch nicht, eine hübsche Ex-Nachbarin (Jordin Sparks) in günstigen Momenten als gute Fee einzuführen, nur um sie am Ende sang- und klanglos verschwinden zu lassen.

Stattdessen hält die Story immer neue Hürden (Diebstahl, Prügeleien) und Grausamkeiten (Andeutung von Pädophilie, Erkrankung) für die Kids bereit, die in ihrer schieren Ansammlung der Glaubwürdigkeit kaum zuträglich sind. Kommen dann noch eindimensionale Figuren wie der dauercholerische indische Ladenverkäufer hinzu, nützt der schönste Alicia-Keys-Street-Soundtrack nichts, um den Film von seiner Künstlichkeit zu befreien.

„Mister & Pete gegen den Rest der Welt“ ist ein beeindruckend gespieltes Sozialdrama, das seine lobenswerte Message über den Wert von Freundschaft, Charakterstärke und der Akzeptanz von fremder Hilfe in ein übergroßes Konstrukt voller Emotionen packt, die den Film letztendlich erdrücken.

Die DVD/Blu-ray präsentiert den Film in deutsch synchronisierter und original englischer Sprachfassung. Untertitel sind leider keine vorhanden. Als Bonus gibt es einen Audiokommentar von Regisseur und Darstellern, gelöschte Szenen, ein paar Kurzclips von den Drehvorbereitungen sowie Trailer. „Mister & Pete gegen den Rest der Welt“ erscheint bei Paragon Movies / Edel Germany und ist seit dem 29. August erhältlich. (Packshot: Paragon Movies / Edel Germany)

... im Nachgang: „Gone Girl“ (Kinostart: 2. Oktober 2014)

David Fincher macht das, was er als Filmemacher besser als viele andere kann: Er dreht einen Thriller. Der ist so gut, dass wir uns beim Kinokalender Dresden diesmal kein Streitgespräch sondern eine doppelte Lobeshymne gestatteten. Nachzulesen HIER.

(Teaser-Plakat: © 2014 Twentieth Century Fox)

Heimkino-Tipp: „Sharknado 2“ (2014)

Der bescheidene Erfolg des Blödsinns „Sharknado“ im vergangenen Jahr macht’s möglich: 2014 dürfen sich Ian Ziering alias Fin und Tara Reid als sein Schätzchen April wieder fliegenden Haien erwehren, die diesmal über New York niedergehen. Die Hoffnung, dass Regisseur Anthony C. Ferrante im zweiten Durchgang nun tatsächlich das versprochene amüsante Trashfest liefert, welches Teil eins sträflich schuldig blieb, wird allerdings auch diesmal nicht erfüllt.

Wen wundert’s, stammt „Sharknado 2: The Second One“ doch ebenso aus der „The Asylum“-Schmiede. Über deren Unzulänglichkeiten beim Versuch, einfachste Unterhaltung mit beschränkten technischen und finanziellen Mitteln zu kreieren, hatte ich mich bereits bei der Besprechung des ersten Teils ausgelassen (Rezension siehe HIER). Statt aber zumindest die „Kinderkrankheiten“ der Inszenierung – fehlendes Timing, Ironie, Tempo – zu beheben, schlägt Ferrante von Minute eins an in dieselbe Kerbe und macht sich nicht einmal die Mühe, seine Darsteller halbwegs anzuleiten. Das Ergebnis: Keiner weiß, in welche Richtung er rennen oder blicken soll und der ohnehin ständig nervös umherschwenkende Kameramann (wie im Vorgänger Ben Demaree) hat keine Ahnung, wo er draufhalten soll.

Ärgerlich ist diese ganze Chose vor allem deshalb, da bei der Namensgebung diverser Charaktere fleißig Referenzen zu anderen Komödien (z.B. „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“, 1980) eingebaut und zudem sogar einige Gastrollen mit Darstellern daraus besetzt worden sind. Doch auch hier: Statt diese Momente gebührend zu zelebrieren, schneidet Ferrante andere Szenen dazwischen, die keinerlei Bedeutung für die handelnden Figuren oder das Verständnis der „Geschichte“ haben.

Apropos: Die Story beschränkt sich darauf, den Helden aus Teil eins, Fin, dabei zuzusehen, wie er durch die Stadt hetzt, um seine Familie vor dem Sturm zu retten. Ab und an fliegt ein Hai vorbei (was für ein seltsamer Halbsatz!), den Fin natürlich plattmacht, während andere ein Körperteil abgebissen kriegen. Zumindest darf man das vermuten, zu sehen ist größtenteils natürlich nichts.

Ergo: Auch „Sharknado 2“ bleibt dem unsäglichen „The Asylum“-Prinzip und -Stil treu, enttäuscht selbst im Rahmen des Genres seine Zuschauer und bestätigt erneut, dass die Produktionsfirma keinerlei Ambitionen hegt, dies jemals zum Besseren zu ändern (Teil drei ist angeblich schon in Vorbereitung).

P.S.: „Sharknado 2“ wird voraussichtlich am 22.11. auf Tele 5 ausgestrahlt.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung. Untertitel sind nicht vorhanden. Das Bonusmaterial enthält Trailer, Making of sowie verpatzte Szenen. Zusätzlich gibt es eine Blu-ray mit dem Film in einer 3D-Variante. „Sharknado 2: The Second One“ erscheint bei Indigo und ist seit 10. November erhältlich (Packshot: © Indigo).

Heimkino-Tipp: „Mauern der Gewalt“ (2013)

Dass ein Knastaufenthalt selten eine entspannte Sache ist, haben schon etliche Filme thematisiert. Ob psychische Belastungen für die Insassen und ihre Bewacher, die ständige Angst vor Übergriffen oder der Wunsch nach Flucht: aus allen möglichen Blickwinkeln ist das Leben hinter Gittern bereits filmisch verarbeitet worden. Warum sich also diesem Thema erneut widmen? Was kann eine Produktion aus dem Jahr 2013 Neues beisteuern, ohne mit endlosen Wiederholungen bereits bekannter Konflikte zu langweilen?

Eine befriedigende Antwort auf diese Fragen bieten David Mackenzies („Young Adam“, Hallam Foe“) bedrückendes Drama „Mauern der Gewalt“. Es schildert die ersten Wochen der langen Haftstrafe des 19-jährigen Eric (Jack O’Connell), der zu Beginn vom Jugendgefängnis in eine Haftanstalt für Erwachsene übergeben wird (der Originaltitel „Starred Up“ nimmt darauf Bezug). Schon kurz nach seiner Ankunft legt sich der aggressive Bursche mit anderen Häftlingen an, provoziert die Aufsichtskräfte und quittiert jedes Hilfsangebot anderer mit Gewalt. Nur bei einer Person wird er stets kleinlaut: Neville (Ben Mendelsohn) ist ein lebenslang Einsitzender, wird von allen Seiten respektiert – und ist Erics Vater. Er versucht, seinem Sohn, den er kaum kennt, die Regeln des Hauses und die zu beachtende Hackordnung im Gefängnis näherzubringen, scheitert jedoch ebenso am Unwillen seines Jungen, sich anzupassen. Ein Verhalten, das nicht folgenlos bleibt.

Es wirkt schon beinahe ironisch, dass Eric und Neville den Nachnamen Love tragen, legen sie doch beide nur selten ein „liebevolles“ Verhalten an den Tag. Eine bemerkenswerte Figurenpaarung, die von den hervorragenden Schauspielern O‘Connell und Mendelsohn mit ungeheurer Präsenz, Undurchschaubarkeit und Energie verkörpert wird: Während der Nachwuchs mit bloßer Muskelkraft seine Ziele durchzusetzen versucht, benötigt sein Vater nur einen Blick, um selbst Zwei-Meter-Männer in ihre Schranken zu weisen. Gleichzeitig verzweifelt er an der schier unlösbaren Aufgabe, seinem eigen Fleisch und Blut ein besseres, gefahrloses Leben zu ermöglichen. Schauspieler Mendelsohn knüpft dabei mit seinem differenzierten Spiel mühelos an seine Glanzleistungen in „The Place Beyond The Pines“ und „Killing Them Softly“ an, und empfiehlt sich einmal mehr als einer der bemerkenswertesten Darsteller seiner Zeit.

Was „Mauern der Gewalt“ neben dieser ungewöhnlichen Vater-Sohn-Geschichte so packend macht, ist die permanent mögliche „Explosionsgefahr“ aller Charaktere. Selten ist die ständige Anspannung, die einem solchen Ort innewohnt, derart präzise veranschaulicht und auf den Zuschauer übertragen worden. Die täglichen Abläufe sind nüchtern, beinahe dokumentarisch eingefangen und geben so einen sehr realen Eindruck vom Leben in Haft. Gleichzeitig stellt der Film die Frage nach den Möglichkeiten einer Resozialisierung von Wiederholungstätern und den Maßnahmen, die ergriffen werden sollten, um solche Menschen einerseits zu bändigen, andererseits zu bestrafen. Regisseur Mackenzies Entscheidung, als Protagonisten – ähnlich wie in Tim Robbins‘ Todesstrafen-Drama „Dead Man Walking“ – einen Unsympathen zu wählen, erschwert eine einfache Antwort darauf, die „Mauern der Gewalt“ (glücklicherweise!) selbst nicht zu geben vermag.

Eine hartes, unbequemes Drama, herausragend und beängstigend glaubhaft gespielt, das zudem zu Diskussionen anregt und dem Kanon der „Knastfilme“ einen würdigen neuen Kandidaten hinzufügt.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Extras sind ein unkommentierter Blick hinter die Kulissen der Dreharbeiten, Promo-Interviews sowie Trailer vorhanden. „Mauern der Gewalt“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite) und ist seit 28. Oktober erhältlich. (Packshot + Filmstills: © Ascot Elite)

Heimkino-Tipp: „Inbred“ (2011)

Wie sehr sich innerhalb wenige Jahre Sehgewohnheiten ändern können und wie schnell vormals Inakzeptables gesellschaftlich anerkannt und geduldet wird, zeigt sich besonders deutlich in der Filmkunst. So sind beispielsweise Werke wie „The Texas Chainsaw Massacre“ (1974) oder „Robocop“ (1987) nach Jahren der Indizierung inzwischen frei erhältlich und genießen auch außerhalb der Schmuddelecke hohes Ansehen bei Cineasten und Kritikern. Nun sollte der hier vorgestellte „Inbred“ qualitativ nicht unbedingt mit diesen Klassikern gleichgestellt werden, mindestens eine Gemeinsamkeit aber ist trotzdem zu finden: Denn auch „Inbred“ wurde der Makel des quasi-Verbots, welches er seit seiner Erstveröffentlichung mit sich trug, genommen und der Film ist nun – zumindest in Deutschland – erstmals ohne besondere Hürden käuflich erwerbbar. Überraschend vor allem deshalb, da Alex Chandons Fun-Splatter auf diese Entscheidung nicht traurige 20 Jahre warten musste, sondern lediglich wenige Monate.

Bereits im April 2013 besprach ich „Inbred“ auf diesem Blog (siehe HIER) und kam zu dem Schluss, dass die damals veröffentlichte, um mehr als vier Minuten gekürzte Version für Genrefans ein absolutes No-go darstellt. Während das Cover mit Aussagen wie „Wenn andere Horrorfilme zur Seite schwenken, zoomt ‚Inbred‘ noch ein Stück näher heran.“ prahlte, konnte man beim Anschauen der DVD/Blu-ray nur erahnen, was auf dem Bildschirm eigentlich passiert: „Für einen Film, dessen Hauptaugenmerk auf den (hier fehlenden) Splattereffekten liegt, ein Todesurteil.“ Ein Lob somit an dieser Stelle an den Rechteinhaber MAD DIMENSION, der es sich nicht nehmen ließen, „Inbred“ zum wiederholten Male bei der FSK vorzulegen – und siehe da, im dritten (und letztmöglichen) Anlauf erhielt der Schocker endlich seine Freigabe in ungeschnittener Form.

Die Story bleibt freilich unverändert: Eine Gruppe junger Problemkids fährt mit zwei Sozialarbeitern in die britische Pampa, um dort an einem Wochenende gutes Benehmen und Teamgeist zu erlernen. Nachdem zunächst das Navi im Auto ausfällt und später die Mobiltelefone als Erziehungsmaßnahme eingezogen werden, landen die Sechs in einem abgelegenen Dorf und legen sich sogleich mit den Eingeborenen an. Die fackeln nicht lang, sperren die Krawallmacher in ein Verließ und holen sie anschließend nacheinander einzeln wieder ab, um sie auf einer „Showbühne“ niederzumetzeln. Wenn es einigen Opfern dennoch gelingt zu entkommen, ist die neue Freiheit natürlich nur von kurzer Dauer, da die umliegenden Wälder und Äcker erwartungsgemäß mit allerhand Fallen bestückt sind.

Über den Sinn dieser „Handlung“ und die inhaltlichen Defizite habe ich mich bereits in der vorherigen Rezension zu „Inbred“ ausgelassen, daher seien hier nur die „neu zu entdeckenden“ Szenen angesprochen: Die bieten endlich das, was die amüsante Tagline auf dem Filmplakat verspricht: „They came in peace. They left in pieces.“ Blutige Splattereinlagen, oftmals derb, häufig übertrieben, immer brutal. Allerdings derart „over the top“ inszeniert, dass kein Zweifel daran besteht, wie satirisch die ganze Chose gemeint ist. Wenn das Showpublikum beispielsweise vor der Zweckentfremdung eines Schlauchs voller stinkender Jauche gebeten wird, seine 3D-Schutzbrillen aufzusetzen, ist das schon ein ziemlich deutlicher Kommentar (sprich: ein Gleichnis) zum derzeitigen Trend bei Hollywood-Großproduktionen, sein Publikum mit unnötigem Blödsinn wie 3D abzuzocken. Zugegeben, Subtilität sieht anders aus, witzig ist es trotzdem.

Ergo: Mit den wieder eingefügten Gore-Szenen eignet sich „Inbred“ gut für einen anspruchs- und spannungslosen, aber durchaus unterhaltsamen Filmabend unter Genre-Fans.

Die neue DVD/Blu-ray (wahlweise mit den Cover-Ergänzungen „Director’s Cut“ oder „uncut“) bietet den ungekürzten Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie endlich auch (deutsche) Untertitel. Als Bonus sind Trailer beigefügt. „Inbred – Uncut Edition“ erscheint bei Mad Dimension/AL!VE AG und ist seit 31. Oktober erhältlich. (Packshot: © Mad Dimension/AL!VE AG)