Heimkino-Tipp: „Ballerina“ (2025)

Girl on Fire

Als 2014 „John Wick“ erstmals über die Kinoleinwände rannte und dabei unzählige Bösewichte zerpflügte, kicherte ich noch über die lächerliche Prämisse, dass ein Mann aufgrund des Todes seines kleinen Hundes derart Amok läuft. Doch da die Geschichte ohnehin nur als Vorwand für großartig inszenierte Konfrontationen diente, um Genre-Fans zu begeistern, war dieses Manko schnell vergessen. Zumal auch die drei Fortsetzungen die Ernsthaftigkeit und – zumindest teilweise – beeindruckende Gestaltung der Actionsequenzen fortführten. Inhaltlich war da zwar spätestens nach Teil zwo nix mehr zu holen, aber der Erfolg ließ nicht nach und bereitete so die Bühne für einen Serienableger („The Continental“, u.a. mit Mel Gibson) und nun „Ballerina“, eine Art halb-Prequel, das eine weitere Killerin in den Mittelpunkt stellt, die im John-Wick-Universum ihrem blutigen Handwerk nachgeht.

Verkörpert wird diese Ein-Frau-Armee von Ana de Armas, die sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich sowohl im Programmkino- („Blond“, „Eden“) als auch Blockbuster-Bereich („Blade Runner 2049“, „Knives Out“, „James Bond: Keine Zeit zu sterben“) an die Spitze von Hollywood gespielt hat und zu Recht als eines der momentan größten Talente gilt.

Eve (de Armas) wächst nach der Ermordung ihres Vaters unter der Obhut der Verbrecherorganisation ‚Ruska Roma‘ auf, wo sie zu einer Killerin ausgebildet wird. Obwohl es ihr untersagt wird, nutzt sie ihre dort erlernten Fähigkeiten später dafür, die Mörder ihres Papas zu jagen, die scheinbar im Auftrag eines konkurrierenden Syndikats und dessen Boss (Gabriel Byrne) handelten. Dass dieser Alleingang ihrer Chefin (Anjelica Huston) einen ungewollten Bandenkrieg beschert, juckt Eve zunächst wenig – bis ihr selbst ein Kollege auf den Hals gehetzt wird: John Wick (Keanu Reeves).

Glaubt mensch den diversen Berichten zu den Dreharbeiten, war die Geburt von „Ballerina“ keine einfache: Die von Regisseur Len Wiseman („Stirb langsam 4.0“) eingereichte Schnittfassung fand zunächst keinen guten Anklang, sodass Chad Stahelski, Regisseur und Produzent der vorherigen vier „John Wick“-Filme mit Reeves in der Hauptrolle, einen Großteil der Actionszenen noch einmal selbst nachdrehte und der Film schließlich erst ein Jahr später als ursprünglich geplant fertiggestellt wurde.

Das Ergebnis: „Ballerina“ fügt sich qualitativ nahtlos in die etablierte Filmreihe ein, präsentiert eine charismatische Hauptdarstellerin, eine blattdünne Story, eine coole Optik – und viel viel Action. Im Gegensatz zu „John Wick 4“ diesmal auch wieder ideenreicher was die Locations und vor allem die ‚Hilfsmittel‘ angeht, die die miteinander Kämpfenden nutzen. Höhepunkt: ein Duell, bei dem nicht mit Pistolen, Gewehren, Schwertern oder Messern aufeinander losgegangen wird, sondern mit Flammenwerfern! Trotz des Wissens um digitale Hilfsmittel, die in der heutigen Zeit inzwischen Standard sind, ist dieser Kampf unübersehbar hauptsächlich mit Stuntleuten realisiert worden und nichts weniger als spektakulär.

Ohne „Ballerina“ nur darauf reduzieren zu wollen: Wenn es – neben der Umbesetzung des Hauptcharakters von Mann zu Frau – einen Grund gibt, diesen Film zu schauen, dann ist es dieses Finale. Alles drumherum ist „John Wick“ as usual, von hoher Qualität und unterhaltsam, aber inhaltlich substanzlos. Doch genau das ist es, was die Filmreihe zwar schlicht, aber doch so reizvoll macht: Die Konzentration auf (größtenteils) handgemachte Action, tolle Stunts und einem angenehmen ‚old school‘-Gefühl bei den Zuschauern, die mit übertriebenen, wenig glaubhaften Actionproduktionen wie „Fast & Furious“ oder zuletzt „The Gray Man“ nicht viel anfangen können.

Die 4K UHD/Blu-ray/DVD bietet den Film in englischer Original- sowie deutscher Synchronsprachfassung. Deutsche Untertitel sind optional verfügbar. Als Bonus gibt es diverse Minidokus zu verschiedenen Aspekten der Produktion, gelöschte Szenen und Trailer. „Ballerina: From the World of John Wick“ erscheint bei Leonine Studios und ist seit 26. September 2025 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Leonine)