Oh Man(n)
Keine eigenen Kinder, keine fordernde Beziehung, keine Verpflichtungen; dazu ein Job auf der immersonnigen Insel Fuerteventura und hin und wieder ein zwangloser One-Night-Stand – der Tennislehrer Tom (Sam Riley) lebt im Paradies. Auch wenn die Hotelanlage, in der er tätig ist, schon etwas heruntergekommen ist und die ewig gleichen inhaltsleeren Gespräche langweilen, die er mit den Touristen führen muss, die ihn für ein paar Tennisstunden buchen: Tom kann machen, was er will und muss sich um nichts sorgen.
Ein wenig unerwartete Abwechslung kehrt jedoch ein, als ihn die hübsche Anne (Stacy Martin) bittet, ihrem siebenjährigen Sohn (Dylan Torrell) ein paar Trainingseinheiten zu geben. Dessen Vater Dave (Jack Farthing) entpuppt sich schnell als ständig nörgelnder Ehemann ohne Feingefühl, der Toms Lebensstil beneidet. Eines Abends überredet Dave seinen neuen ‚besten Kumpel‛, ihn mit in eine Diskothek zu nehmen, wo er sich sogleich an die weiblichen Gäste ranmacht. Am nächsten Morgen aber ist Dave unauffindbar. Die Polizei sorgt sich zunächst wenig, kommt es doch immer wieder vor, dass betrunkene Touristen nach einer durchzechten Nacht erst einmal verschwunden bleiben, nur um später wieder reumütig zu ihren Familien zurückzukehren. Bei Dave geschieht dies allerdings nicht – und Anne verstrickt sich beim polizeilichen Verhör zunehmend in Widersprüche.
Der 1978 im westfälischen Hagen geborene Regisseur und Drehbuchautor Jan-Ole Gerster hat ein talentiertes Händchen dafür, in seinen meist ruhig gehaltenen Filmen („Oh Boy“, „Lara“) mittels Atmosphäre und Unausgesprochenem einen immensen Sog zu erzeugen, mit dem er sein Publikum zu fesseln vermag. Angesiedelt irgendwo zwischen Familiendrama und Thriller, ist „Islands“ gleichzeitig das Porträt eines einsamen Mannes, der in einer (scheinbar) perfekten Welt durch Interaktion mit einer dysfunktionalen Familie nicht nur aus seiner Lethargie hinaus, sondern ebenso in einen Kriminalfall hineingezogen wird, der ihn sukzessive in Schwierigkeiten bringt.
Mit Anleihen bei Hitchcock und immer wieder angedeuteten falschen Fährten verweigert sich „Islands“ jedoch einer konkreten Genre-Zuordnung und ‚plätschert‘ (im positiven Sinne!) dahin, stets mit der Frage spielend: Hat die mysteriöse Schönheit ihren Gatten ermordet? Oder deuten wir, das Publikum, ebenso wie Tom und die Ermittler nur ihr Verhalten falsch? An einem so schönen Ort kann doch nicht ein so hässliches Verbrechen geschehen!
Denn ja, Gerster und sein Kameramann Juan Sarmiento G. nutzen Fuerteventuras Schönheit maximal aus und lullen ihre Zuschauer damit regelrecht ein. Agieren dann auch noch zwei so ansehnliche und wunderbar nuanciert spielende Darsteller vor der Kamera wie Sam Riley und Stacy Martin, ist es schlicht ein Genuss, dieser alle Sinne verführenden Geschichte zu folgen.
Die DVD/Blu-ray bietet den Film in englischer Original- sowie deutscher Synchronsprachfassung. Deutsche Untertitel sind optional zuschaltbar. Als Bonus gibt es Interviews, unkommentierte Aufnahmen vom Dreh und Trailer. „Islands“ erscheint bei Leonine Studios und ist seit 19. September 2025 auch digital erhältlich. (Packshot + stills: © Leonine)